Schlagwort: konflikte

Verteilte commonistische Planung

Aus: Thomas Stölner, Uwe H. Bittlingmayer, Gözde Okcu (2023, Hg.): Anarchistische Gesellschaftsentwürfe. Zwischen partizipatorischer Wirtschaft, herrschaftsfreier Vergesellschaftung und kollektiver Entscheidungsfindung. Münster: Unrast.

Von Stefan Meretz, Simon Sutterlütti

Einleitung

Aus dem 20. Jahrhundert könnte man lernen, dass die »sozialistische Übergangsgesellschaft« mehr als nur einige »Muttermale« (Karl Marx) des Kapitalismus trägt, sondern mit diesem eine gemeinsame Basis teilt: Warenproduktion, Lohnarbeit, Abspaltung der Care-Arbeit, Geld, Externalisierung und Exklusionslogik. Das große Versprechen gesellschaftlicher Planung, Befreiung von Privateigentum und bedürfnisorientierter Produktivkraftentwicklung musste auf der fortbestehenden kapitalistischen Basis von Ware, Wert, Arbeitszwang etc. scheitern. Auch die vielfältigen aktuellen Alternativkonzepte von mehr markt- bis zu eher staatssozialistischen Ansätzen sind weiterhin von vielen dieser Muttermale gekennzeichnet. Deswegen vertreten wir mit dem Commonismus eine mögliche Gesellschaft, die viele Impulse der Commons – als heutiger re/produktiver Praxis »jenseits von Markt und Staat« (Elinor Ostrom) – aufnimmt und gesellschaftlich verallgemeinert. Das sei im Folgenden skizziert (vgl. Sutterlütti/Meretz 2018, 2023), bevor wir in diesem Text den Schwerpunkt auf die Planungsfrage legen.

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Und was ist mit gewaltsamer Aneignung?

Ich halte keinen Vortrag zum Thema Commonismus in welchem nicht mal die Frage nach Gewalt kommt. Entweder nach dem Umgang mit zwischenmenschlicher Gewalt wie Mord, psychische Gewalt, etc. oder Gewalt zur Aneignung von Ressourcen. Dieser Text beschäftigt sich mit der zweiten Form von Gewaltfrage. Wir hatten die Frage ja auch schon bei unseren Theorie-Treffen und ich bin mit meinen (und unseren) Antworten dort und bei Vorträgen nur teilweise zufrieden. Mit diesem Dialog-Text laden ich dazu ein, über das Thema nochmal weiter nachzudenken. Lisa ist auch wieder dabei, aber diesmal ist die kritische Stimme Karsten: Have fun 🙂

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Commons-Diskurs: Konflikte in der Peer-Commons-Gesellschaft

commons-jvmus-200Eine siebenteilige Serie mit Fragen an den Artikel Grundrisse einer freien Gesellschaft. Bisher erschienen: Freie Gesellschaft, Individuum und Gesellschaft.

3. Konflikte in der Peer-Commons-Gesellschaft

Frage: Auch in einer nicht-kapitalistischen Gesellschaft wird es mannigfaltige Konflikte zwischen unterschiedlichen Interessengruppen geben. Siehst Du das ähnlich? Mit welchen Mechanismen werden dann diese Interessenkonflikte gelöst? Gibt es real existierende Ansätze, Beispiele für fruchtbare Wege der Konfliktbearbeitung?

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Commons-Diskurs: Freie Gesellschaft

commons-jvmus-200Ein Diskussionskreis in Hamburg hat meinen Artikel Grundrisse einer freien Gesellschaft diskutiert und dazu Fragen formuliert. Ich veröffentliche die Fragen zusammen mit meinen Antworten in einer Serie von 7 Artikeln. Folgende Links werden nach Erscheinen der Artikel aktiv:

  1. Commons-Diskurs: Freie Gesellschaft
  2. Commons-Diskurs: Individuum und Gesellschaft
  3. Commons-Diskurs: Konflikte in der Peer-Commons-Gesellschaft
  4. Commons-Diskurs: Abstimmungsprozesse
  5. Commons-Diskurs: Inklusion
  6. Commons-Diskurs: Stigmergie
  7. Commons-Diskurs: Übergang

Fragen und Anmerkungen zum Artikel „Grundrisse einer freien Gesellschaft“

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10 Prinzipien des Übergangs

Brückenbau in Berlin-MoabitImmer mehr Menschen wollen eine commonsbasierte Wirtschaftsweise, die uns von den Zwängen des Markts befreit. Freie Software, Freie Kultur, Wikipedia, Freie Hardware und und und: Beispiele für erfolgreiche Commons-Projekte gibt es viele, und täglich werden es mehr. Die commonsbasierte Produktionsweise existiert also schon, bildet aber bisher eine kleine Minderheit der gesamten Ökonomie. Unter welchen Umständen kann sie weiter wachsen? (mehr …)

Elemente einer künftigen Ethik: Auch die Mehrheit kann nicht alle binden

Ein Logo für die Menschenrechte (von Predrag Stakić, frei verwendbar, Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:HumanRightsLogo.svg)(Voriger Artikel: Die Natur gehört allen und niemandem)

In den westlichen Gesellschaften gilt heute die Demokratie als der allgemein empfehlenswerte Modus der gesellschaftlichen Entscheidungsfindung. Demokratie bedeutet, dass – zumindest in der Theorie – alle getroffenen Entscheidungen dem Willen der Mehrheit entsprechen. Nicht mehr als akzeptabel gilt es, dass ein Einzelner (Monarchie, Diktatur) oder eine Gruppe von Personen (Oligarchie) für alle bindende Entscheidungen treffen, ohne durch die Mehrheit legitimiert zu sein.

Dass der Wille der Mehrheit (über 50% der Personen, die ihre Meinung äußern) für alle verbindlich ist, wird dagegen weitgehend unhinterfragt akzeptiert. Allerdings nur generell, keineswegs in jedem Einzelfall. (mehr …)

Free Sources or Why Production No Longer Worries Us (Part 2)

Cover of the book containing the German version of this text[Part 1 / Diesen Artikel gibt es auch auf Deutsch.]

Meshes and Routes

Re/production used to be a burden which kept countless people busy for most of their lives. No longer. It has become a relatively easy and mostly pleasant affair, not least because of our reliance on mesh networks. Decentralized mesh networks allow everyone to participate. They are organized in ways that avoid asymmetric dependencies and ensure that nobody can acquire a specifically privileged position.

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Freie Quellen oder wie die Produktion zur Nebensache wurde (Teil 2)

Titelbild „Etwas fehlt“[Teil 1 / This article is also available in English.]

Maschen und Trassen

Dass die Re/produktion von einer Belastung, der zahllose Menschen einen Großteil ihres Lebens widmen mussten, heute zur relativ mühelosen und meist eher angenehmen Angelegenheit geworden ist, hat auch damit zu tun, dass wir wo möglich auf Maschennetze setzen. Maschennetze (mesh networks) sind dezentrale Netzwerke, die allen die Teilhabe ermöglichen und so organisiert sind, dass niemand in einseitige Abhängigkeit gerät und sich niemand eine besonders privilegierte Position verschaffen kann.

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Post-Kapitalistische Landwirtschaft und Commons

Die WirtschaftsnobelpreiWork16.sizedsträger*In Elinor Ostrom hat in ihren langjährigen Forschungen zu Commons sieben Regeln gefunden, die ein funktionierendes Commoning ausmachen. An dieser Stelle möchte ich an Hand dieser Kriterien unser Projekt einer post-kapitalistischen Landwirtschaft reflektieren. Als Common gelten in diesem Fall der Boden und die darauf produzierten Lebensmittel. Als Commoning die Gemeinschaft aus Gärtner*Innen-Kollektiv und Unterstützer*Innen-Kreis.

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„Post-Kapitalistische“ oder „Nicht-Kommerzielle“ Landwirtschaft?

Nicht-Kommerzielle KartoffelernteIm Umfeld der Projektwerkstatt auf Gegenseitig (PAG) trifft sich regelmäßig ein Kreis von Menschen aus verschiedene Projekte die sich dem nicht ganz klar definierten Konzept der „Nicht-Kommerzialität“ (NK) verbunden fühlen und sich auf diesen Treffen vernetzen und austauschen. Eins der bekanntesten Projekte aus diesem Umfeld ist wohl die „Nicht-Kommerzielle Landwirtschaft“ wie sie auf dem Karlshof bei Berlin von einer Hofgruppe und nach deren Scheitern von einer freien Assoziation von Menschen aus dem Karlshof-Umfeld organisiert wurde. Die Unterschiede diese Praxis zur vielfältig umgesetzten Community Supported Agriculture (CSA) bzw. Solidarischen Landwirtschaft werden dort immer wieder kontrovers diskutiert. Bei mir als Mitglied der CSA Freudenthal, einem solchen post-kapitalistischen Landwirtschafts-Experiment, regen diese kritischen Diskussionen immer wieder die Reflektion über das eigene Projekt an. Einige Aspekte dieser Kritik an unserem Projekt und meine Entgegnungen seien hier skizziert.

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