Artikel vom März 2015
Geht dem Kapitalismus die Arbeit aus? (Teil 2)
[Teil 1]
Entwicklung nach geschätzter Arbeitsproduktivität gewichtet
Lohoff und Trenkle (2012: 98ff) weisen in diesem Kontext darauf hin, dass produktive Arbeiter in Niedriglohnländern pro Kopf tendenziell weniger Wert produzieren als in Hochlohnländern, weil sie zumeist nicht auf dem „Stand der Technik“ produzieren, also mehr als die gesellschaftlich nötige Arbeitszeit leisten. Vielleicht lagert ein Unternehmen seine Produktion nach Asien oder Osteuropa aus und beschäftigt anschließend dreimal so viele Angestellte pro Einzelstück wie vorher, zahlt aber unterm Strich aufgrund der geringeren Lohnkosten und des Einsatzes von weniger konstantem Kapital weniger als zuvor. Dann ist der Wert seiner Waren dadurch nicht gestiegen, auch wenn in jede Ware mehr Arbeitszeit einfließt als zuvor.
Kategorien: Arbeit & Freiheit, Feindbeobachtung, Theorie
26. März 2015, 08:19 Uhr 20 Kommentare
Geht dem Kapitalismus die Arbeit aus? (Teil 1)
Eine erste empirische Annäherung
In den an Karl Marx orientierten Theorien gibt es einige, die als wertkritisch bezeichnet werden können, weil sie das Kernproblem des Kapitalismus nicht lediglich in der Aufteilung des Mehrwerts sehen, sondern in der Tatsache, dass der Wert vermittelndes Moment des Produktionsprozesses ist. Daraus ergibt sich, dass eine Wert- und Warenproduktion „unter sozialistischen Vorzeichen“ (wie sie etwa in der DDR angestrebt wurde) als unmöglich erkannt wird. Ein konsequenter Bruch mit dem Kapitalismus würde vielmehr auch die Aufhebung der Wertform – und des Geldes als seiner allgemeinsten Form – erfordern.
Jenseits dieser Gemeinsamkeit gibt es unterschiedliche Einschätzungen dazu, was die „Zukunftsfähigkeit“ des Kapitalismus angeht. Lohoff und Trenkle (2012) sehen ihn in einem unauflösbaren Widerspruch gefangen, indem die Dynamik der Produktivkraftentwicklung ihm mehr und mehr seine essenzielle Grundlage entzieht, nämlich die Verwertung menschlicher Arbeit. Heinrich (2007) dagegen sieht trotz zyklischer Krisenhaftigkeit „Tendenzen zur Ausdehnung […] des Kapitalismus, die noch längst nicht an ihr Ende gekommen sind.“
Kategorien: Arbeit & Freiheit, Feindbeobachtung, Theorie
23. März 2015, 07:50 Uhr 67 Kommentare
Forum freie Lastenräder
Gemeinschaftlich genutzte Lastenräder liegen im Trend: Seit Anfang 2014 haben sich im deutschsprachigen Raum bereits 30 Initiativen (Stand: Frühling 2015) gebildet, die “freie Lastenrad”-Projekte planen oder bereits betreiben. Die Veranstaltung Forum freie Lastenräder will am 20. Juni 2015 erstmals Initiativen aus ganz Deutschland in Köln zusammenbringen — mit einem Beitrag “Lastenräder als Commons” von mir.
Ein “freies Lastenrad” Vollständigen Artikel lesen »
Kategorien: Commons, Freie Hardware, Soziale Netzwerke
17. März 2015, 19:28 Uhr 1 Kommentar
Göttingen: Vortrag zu Transformation und Keimformen
Am kommenden Donnerstag, dem 19. März 2015 halte ich einen Diskussionsvortrag zum Thema Keimformen des Neuen – wie eine nichtkapitalistische Re/Produktionsweise in die Welt kommen und wie sie aussehen könnte. Der Vortrag findet im Rahmen der Veranstaltungsreihe Transformatorische Praxis der Gruppe 180° statt. Hier der Ankündigungstext:
Der Kapitalismus reformiert und verändert sich ständig, bleibt sich dabei aber immer treu: Ziel allen kapitalistischen Wirtschaftens ist der Profit. Eine nichtkapitalistische Re/Produktionsweise muss ein anderes Ziel haben. Produziert wird hier, um Bedürfnisse zu befriedigen, wobei die Bedürfnisse aller gleichermaßen ernst genommen werden. Vollständigen Artikel lesen »
Kategorien: Arbeit & Freiheit, Termine
13. März 2015, 08:10 Uhr 2 Kommentare
Elemente einer künftigen Ethik: Auch die Mehrheit kann nicht alle binden
(Voriger Artikel: Die Natur gehört allen und niemandem)
In den westlichen Gesellschaften gilt heute die Demokratie als der allgemein empfehlenswerte Modus der gesellschaftlichen Entscheidungsfindung. Demokratie bedeutet, dass – zumindest in der Theorie – alle getroffenen Entscheidungen dem Willen der Mehrheit entsprechen. Nicht mehr als akzeptabel gilt es, dass ein Einzelner (Monarchie, Diktatur) oder eine Gruppe von Personen (Oligarchie) für alle bindende Entscheidungen treffen, ohne durch die Mehrheit legitimiert zu sein.
Dass der Wille der Mehrheit (über 50% der Personen, die ihre Meinung äußern) für alle verbindlich ist, wird dagegen weitgehend unhinterfragt akzeptiert. Allerdings nur generell, keineswegs in jedem Einzelfall. Vollständigen Artikel lesen »
Kategorien: Arbeit & Freiheit, Theorie
1. März 2015, 07:51 Uhr 6 Kommentare