Autor: Wilfried Jannack

Nehmen, Geben, Opfern

Besprechung eines Abschnitts aus dem Buch von Georges Duby (1977): Krieger und Bauern. Die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft im frühen Mittelalter, Frankfurt am Main: Syndikat, dort: Nehmen, Geben, Opfern (S. 52 -60).

Den Text habe ich vor ein paar Jahren für mich zusammengefasst und möchte ihn nun gerne teilen.

Duby steht in der Tradition der Historikerschule Annales (Marc Bloch, Febvre, Braudel, Pirenne, Ariès, LeGoff, …). Er geht der Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft im frühen Mittelalter nach. Das ist die vorkapitalistische Periode, in der kapitalistische Keimformen noch nicht vorkommen.

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Eske Bockelmann: Das Geld

Früchte des Zorns“ – Anfang der 30er Jahre von John Steinbeck geschrieben –, das sind die von den Farmern in der Großen Depression nach 1929 gepflückten Früchte Kaliforniens, die vernichtet werden, da sie keinen Markt finden, weil sie zu teuer sind und sich nicht in Geld verwandeln lassen. Diese Farmer haben einen entbehrungsreichen Treck vom armen mittleren Westen ins reiche Kalifornien hinter sich, um nun zu sehen, wie hier die üppige Obsternte verbrannt, der Reichtum vernichtet wird. „Wo der Zorn reift, sind auch seine Früchte nicht gefeit vor dem passenden Petroleum und gibt es hochgerüstete Wächter stärker als die, die solche Früchte ernten wollten. Das Leid, das Verbrechen, die Katastrophe, sie dauern an. Diese Welt, diese schöne Welt – nur ohne Geld kann sie überleben“ (354), schreibt Bockelmann.

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Kritik an Christian Siefkes „Produktivkraft als Versprechen“ – Teil III

Der Kapitalismus muß akkumulieren, da er anderweitig in der Krise steckt. Jeder Gleichgewichtszustand ist ein Krisenzustand, der in der dynamischen Wirtschaft nur zum Zusammenbruch oder zu neuem Aufstieg führen kann. Jede Gleichgewichtslage widerspricht damit der kapitalistischen Wirklichkeit und kann sich nie auf diese selbst beziehen, sondern höchstens auf eine methodische Annahme, um besondere Eigenarten des dynamischen Wirtschaftsablaufs herauszuschälen. (Paul Mattick)[1]

Wirtschaftswachstum und kapitalistischer Luxuskonsum

Siefkes untersucht, ob das von ihm festgestellte gegenseitige Aufschaukeln der beiden Abteilungen realistisch sei, wenn er den Kapitalist*innen-Konsum absolut konstant hält: „Im beschriebenen Szenario, in dem nur Pm und ALm[2] wachsen können, kommt es zu einem Patt“ (Siefkes (2016): 6). Der Prozess komme von selber ins Stocken. Mit antizipierter Überproduktion erklärt Siefkes, „was wir heute beobachten: Große Mengen ungebundenes Kapital sind global auf der verzweifelten Suche nach aussichtsreichen Investitionsmög­lichkeiten, die sich aber kaum finden“ (ebd.: 6). Anders formuliert: Unterkonsumtion/Überproduktion führen zu Überakkumulation. (mehr …)

Kritik an Christian Siefkes „Produktivkraft als Versprechen“ – Teil II

Man vergesse aber nicht, daß dieser beständige Wechsel der Produktions­weise „ebenso beständig unterbrochen wird ‚durch Ruhepunkte und bloß quantitative Aus­dehnung auf gegebner technischer Grundlage‘, durch ‚Zwi­schenpausen, worin die Akkumulation als bloße Erweiterung der Produk­tion… wirkt‘.[1]

Und eben für solche ‚Zwischenpausen‘ gelten die Reproduktionsschemata des II. Bandes, die die Möglichkeit der erweiterten Reproduktion durch die gegenseitige Anpassung der Produktions- und der Konsumtionsmittelindust­rien, und damit auch die Möglichkeit der Realisierung des Mehrwerts erwei­sen. All das konnte aber ge­zeigt werden, ohne daß es nötig gewesen wäre, auch den Faktor des technischen Fortschritts, der sich in der Erhöhung der Kapitalzusammensetzung und der Mehr­wertrate ausdrückt, in die Analyse des II. Bandes miteinzuschließen. (Roman Rosdolsky)[2]

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Kritik an Christian Siefkes‘ „Produktivkraft als Versprechen“ – Teil I

Alles spricht dafür, daß Marx selbst nie die Absicht hatte, über die Gestalt, die die Reproduktionsschemata im II. Band des Kapital erhielten, hinauszu­gehen, und daß es daher sinnlos ist, von ihnen mehr zu erwarten, als sie leis­ten können. (Roman Rosdolsky)[1]

Christian Siefkes (2018) kritisiert in Zur Kritik der Aufhebungs- und Keimformtheorie[2] bestimmte Kapitel in Kapitalismus aufheben von Simon Sutterlütti und Stefan Meretz[3]. Dabei spielen Krisentheorien eine Rolle. Siefkes verweist auf seinen PROKLA-Artikel Produktivkraft als Versprechen[4].

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