Principles AKUT/Grundsätze AKUT
[Deutsch weiter unten]
AKUT was founded. These are its principles:
The Association Critique Utopia Transformation (AKUT) develops possibilities for a society free of domination and deals with the ways to get there. At the moment we are working in three fields: joint theoretical work on utopia and transformation, educational work (brochures, videos, conferences, workshops) and strategic debates.
Our members come from commons contexts, social movements, left groups and organizations, among others. As a learning and research space, we want to gather knowledge and thoughts; not only in discussion among ourselves, but also in exchange and networking with other emancipatory actors. We also want to share the results of these processes with others (e.g. in the form of educational materials).
We ourselves refer to the following principles:
Principles
1. We are committed to a liberated society, for which we must abolish all relations of domination, competition and exploitation, such as patriarchy, racism, class, pressure to perform and destruction of nature. These are mutually conditional and mutually reinforcing, so the various struggles against them must combine and develop a fundamentally different form of society.
2. Such a form of society can only be beyond the market economy, because it produces and intensifies the problems mentioned above. Even the state cannot sufficiently or even reasonably contain the market economy in a social-ecological way, but is itself dependent on a functioning capital valorization. Therefore, we do not place our hope in a strong state, but in an overcoming of domination by market and state.
3. We advocate a solidary-ecological society beyond wage labor, commodities, money and the logic of exchange, in which individual giving and taking are no longer structurally coupled. This society distributes material wealth neither according to work performance, nor according to structures of domination such as class, gender or race, but according to needs. Thus, people contribute to society without coercion according to their motivation and needs. Instead of the exclusion through private property, the collective disposal of our living conditions in social self-organization takes place. Hereby we locate ourselves especially in the traditions of anti-authoritarian communists, anarchists, commons and care movements.
4. We do not believe that social forms such as state or market socialism are suitable concepts to shape the transition to such a society. In them, with state, money economy, wage labor and the separation of production and reproduction, essential problems of capitalism remain. Also on the basis of historical experience, we believe it is necessary to develop other transformation strategies.
5. Instead, we envision the overcoming of capitalism as a combination of three moments: First, strong emancipatory social movements; second, the building of solidarity structures and commons that contain the new re/production mode in seed form; and third, the seizing of historical opportunities in a point of crisis for emancipatory change. In these occasions, a mass appropriation of the re/production means can take place and social mediation can be fundamentally changed. This process involves personal and collective processes of change, and must take place globally, if not simultaneously.
Assoziation Kritik Utopie Transformation (AKUT)
Die Assoziation Kritik Utopie Transformation (AKUT) erarbeitet Möglichkeiten einer herrschaftsfreien Gesellschaft und beschäftigt sich mit den Wegen dorthin. Momentan befassen wir uns damit in drei Feldern: gemeinsame Theoriearbeit zu Utopie und Transformation, Bildungsarbeit (Broschüren, Videos, Tagungen, Workshops) und Strategiedebatten.
Unsere Mitglieder kommen u.a. aus Commons-Zusammenhängen, sozialen Bewegungen, linken Gruppen und Organisationen. Als Lern- und Forschungsraum wollen wir Wissen und Gedanken zusammentragen; nicht nur in der Diskussion untereinander, sondern auch im Austausch und durch Vernetzung mit anderen emanzipatorischen Akteur*innen. Ergebnisse dieser Prozesse wollen wir auch (z.B. in Form von Bildungsmaterialien) mit anderen teilen.
Wir selbst beziehen uns dabei auf folgende Grundsätze:
Grundsätze
1. Wir setzen uns für eine befreite Gesellschaft ein, für die wir alle Herrschafts-, Konkurrenz- und Ausbeutungsverhältnisse, wie Patriarchat, Rassismus, Klassen, Leistungszwang und Naturzerstörung abschaffen müssen. Diese bedingen und verstärken sich gegenseitig, deshalb müssen sich die verschiedenen Kämpfe dagegen miteinander verbinden und eine grundlegend andere Gesellschaftsform entwickeln.
2. Eine solche Gesellschaftsform kann nur jenseits der Marktwirtschaft liegen, denn diese produziert und verstärkt genannte Probleme. Auch der Staat kann die Marktwirtschaft nicht ausreichend oder gar vernünftig sozial-ökologisch einhegen, sondern ist selbst von einer funktionierenden Kapitalverwertung abhängig. Wir setzen unsere Hoffnung deshalb nicht auf einen starken Staat, sondern auf eine Überwindung von Herrschaft durch Markt und Staat.
3. Wir setzen uns für eine solidarisch-ökologische Gesellschaft jenseits von Lohnarbeit, Waren, Geld und Tauschlogik ein, wo individuelles Geben und Nehmen nicht mehr strukturell gekoppelt sind. Diese Gesellschaft verteilt den stofflichen Reichtum weder nach Arbeitsleistung, noch nach Herrschaftsstrukturen wie Klasse, Geschlecht oder Race, sondern nach Bedürfnissen. So tragen Menschen ohne Zwang entsprechend ihrer Motivation und ihren Bedürfnissen zur Gesellschaft bei. Anstelle des Ausschlusses durch das Privateigentum tritt die kollektive Verfügung über unsere Lebensbedingungen in gesellschaftlicher Selbstorganisation. Hiermit verorten wir uns insbesondere in den Traditionen von antiautoritären Kommunist*innen, Anarchist*innen, Commons- und Care-Bewegungen.
4. Wir glauben nicht, dass Gesellschaftsformen wie Staats- oder Marktsozialismus geeignete Konzepte sind, um den Übergang in eine solche Gesellschaft zu gestalten. In ihnen bleiben mit Staat, Geldwirtschaft, Lohnarbeit und der Trennung von Produktion und Reproduktion wesentliche Probleme des Kapitalismus bestehen. Auch aufgrund historischer Erfahrung halten wir es für notwendig, andere Transformationsstrategien zu entwickeln.
5. Stattdessen stellen wir uns die Überwindung des Kapitalismus als Verbindung von drei Momenten vor: Erstens starke emanzipatorische soziale Bewegungen, zweitens dem Aufbau von solidarischen Strukturen und Commons, die die neue Re/Produktionsweise in Keimform enthalten, und drittens dem Ergreifen krisenhaft zugespitzter historischer Gelegenheiten für emanzipatorische Änderungen. In diesen Gelegenheiten kann eine massenhafte Aneignung der Re/Produktionsmittel stattfinden und die gesellschaftliche Vermittlung grundlegend verändert werden. Dieser Prozess beinhaltet persönliche und kollektive Veränderungsprozesse, und muss – wenn auch nicht zeitgleich – global stattfinden.
Schön, dass der Gründungsprozess so fortschreitet. Eine Nachfrage zum vierten und fünften Grundsatz: Ohne Verfügung über politische, (quasi-)staatliche Macht ist es schwer vorstellbar, aus einer massenhaften Übernahme von Produktionsstätten und Räumen sozialer Reproduktion einen konsistenten Reproduktionskreislauf abzustimmen. Dafür wird aber nur ein kurzes Zeitfenster sein. Die Vorstellung, dass der Kapitalismus „auskooperiert“ werden könnte, scheint AKUT (aus meiner Sicht: einleuchtend) nicht zu teilen. Wie ist dann aber das Wachsen der Bewegung(en), die schon im Kapitalismus immer auch um Rahmenbedingungen kämpfen (Gestaltung von Strafrecht, betriebliche Demokratie, Sozialversicherung, globale Bewegungsfreiheit, Mieten, usw.) aus dem Transformationsprozess ausklammerbar? Wohl jede große (und deshalb sehr gemischte) soziale Bewegung kämpft auch um Reformen, zumindest Teile, die im Prozess nicht verloren werden dürfen (und dazu gebracht werden müssen, weiter zu wollen, klar). Kann dann der kapitalistische Staat aus der Transformation weggelassen werden? Kurz: Auf eine Ausfüllung des Prozesses bin ich sehr neugierig. Und dankbar, wenn ihr hierzu politisch Hilfreiches entwickelt. Brauchen würden wir, die Grundsätze 1-3 teilen, das dringend.
In der deutschen Version steht an einigen Stellen „original/orig.“. Auf welches „Original“ bezieht sich das?
@christian: das ist ein überbleibsel aus einer alten version glaub ich. wird bestimmt bald gefixt
@christian & benni: jap, danke sorry ist weg.
@matthias: Zu der Frage von politischer Macht gibt es glaub ich verschiedene Meinungen bei AKUT. Ich hab immer wieder polemischer vertreten, dass die Form massenhafter Aneignung und Abstimmung der Betriebe eine reale politische Allgemeinheit im Bruch konstituiert und so eine Form von politischer Zentralität schafft, indem die commonisierten/commonisierenden Betriebe sich auf tauschlogikfreiheit einigen – selbst wenn die dann gleich wieder verloren geht. Dies kann man aus alter Theorie als politische Macht deuten. Und zweitens bedarf es auch insofern eine „Eroberung der politischen Macht“ insofern das Militär, Polizei etc. zumindest nicht gegen die Betriebe vorgehen, im besten Fall diese sogar unterstützen. Stefan hält das für revisionistischen Traditionalismus 🙂
Und ja was du zu Reformen ansprichst auch Zustimmung. Ich finde das Verhältnis von reformistischer und revolutionärer Politik enorm kompliziert. Weil real kämpfen Menschen zuerst reformistisch und wir kämpfen da natürlich mit und betonen den revolutionären Strang, aber wie äußert sich dieser praktisch außer in einem „Aber wir müssen den Kapitalismus abschaffen“ und Commons aufbauen?
Zum ersten Punkt der „befreiten Gesellschaft“ – Ich denke der Begriff ist vollkommen ungeeignet, um emanzipatorische Gesellschaftstransformation neu zu denken. Mit ihm wird fälschlicherweise suggeriert, Geschichte würde irgendwann einen Endzustand erreichen. Diese Denkfigur verbleibt damit einerseits in einem problematischen teleologischen Fortschrittsglauben, der außerdem eurozentrisch ist. Andererseits impliziert sie die Vorstellung eines auf wundersame Weise hereinbrechenden Bruchs, nach welchem es keine weiteren anhaltenden Auseinandersetzungen um die Gestaltung der aus dem Vorhandenen herauszuschälenden neuen gesellschaftlichen Verhältnisse bedürfte.
„So tragen Menschen ohne Zwang entsprechend ihrer Motivation und ihren Bedürfnissen zur Gesellschaft bei.“
Bezieht sich „Bedürfnis“ hier auf das Bedürfnis beitragen zu können oder auf das Bedürfnis nach Produkten, Dienstleistungen, …? In letzterem Falle wäre nicht klar, ob die Distribution an Qualität oder Umfang des Beitragens gekoppelt ist.