Monat: Februar 2008

»Die Marx-Maschine«

RepRap version 1.0 Darwin (Foto: CharlesC, Lizenz: GFDL)Die Wochenzeitung »Freitag« hat in ihrer neuen Ausgabe einen Artikel über »Personal Fabricators«. Tenor: Nach den PCs sind jetzt die PFs dran, was heute noch teuer ist, wird morgen billig und allgegenwärtig sein. Was ich bislang nicht wusste, ist, dass der RepRap-Protagonist Adrian Bowyer eine explizit gesellschaftliche Zielsetzung mit PFs verbindet, die allerdings ein wenig altbacken daherkommt: »Eine sich selbst reproduzierende Rapid-Prototyping-Maschine wird ein revolutionäres Eigentum an den Produktionsmitteln durch das Proletariat ermöglichen — ohne den chaotischen und gefährlichen Revolutionskram«. Dass einige ein solcher Revolutionsautomatismus nervt, kann ich nachvollziehen.

WoW als Testplattform für die Peer-Economy

Ich bin ja gerade mal wieder etwas in World of Warcraft abgetaucht und verfolge die Diskussion hier deshalb zur Zeit etwas passiv. Aber einen Vorschlag von dort hätte ich hier einzubringen:

World of Warcraft bietet ja einen spielinternen Marktplatz, die sogenannten Auktionshäuser. Dort können Spieler Gegenstände, die sie im Spiel finden oder selber herstellen, an andere Spieler verkaufen oder versteigern. Meine Idee wäre es jetzt eine Alternative zu diesen Auktionshäusern zu bieten, die auf den Prinzipien der Peer-Economy basiert. Man könnte in dieser vielleicht etwas schräg anmutenden Spiel-Ökonomie einiges ausprobieren ohne schon wirklich etwas kaputt machen zu können. Man kann das Benutzerinterface des Spiels programmieren, so dass man ein eigenes Programm („Addon“ im WoW-Jargon) dort einbinden könnte.

(mehr …)

Wenn die EU dich fragt…

Piratenpartei lädt zur EU-Umfrage zum Urheberrecht einDa dachte ich mir, da kannst du doch mal mitmachen. Wenn die EU meine Meinung zum Urheberrecht wissen will, dann kann ich mich nicht verweigern. Ein wenig war ich durch die zarten Andeutungen in der Einladung der Piratenpartei (»teilweise schwer zu beantworten«, »Verwertungsindustrie … ihre Meinung in die Umfrage einfließen«) schon vorgewarnt, was ich aber dann präsentiert bekam, war schon ein starkes Stück. Es ist ein Musterbeispiel für die Manipulation von Umfragen.

Auf zum »Fragebogen zum Urheberrecht, DRM und kreative Online-Inhalte«

(mehr …)

Ohne Kampf kein Mampf?

Jüngst kommt eine neue Ausgabe der Zeitschrift »Exit« auf den Markt, in deren Editorial es heisst:

»Einen parallelen Versuch ähnlicher Art [wie John Holloway] haben Stefan Meretz und Ernst Lohoff in Krisis 31 vorgeführt. Die Szene, die damit bedient werden soll, ist die als „Ökonux“ firmierende Ideologisierung der „Freien Softwarebewegung“. Dort wird (etwas allgemeiner gefasst unter www.keimform.de) schon länger die Wunschidee vertreten, der Kapitalismus würde hinter dem Rücken seiner Subjekte „das Neue im Alten“ hervorbringen, das dann unverändert in die befreite Gesellschaft übernommen werden oder diese gar auf dem Wege einer kampflosen Ausbreitung herbeiführen könne.«

Damit ist in der Tat ein wichtiger Punkt angesprochen, nämlich der nach den Vorstellungen gesellschaftlicher Transformation. Dabei scheinen sich zwei Pole herauszukristallisieren: Einerseits die Vorstellung, eine Befreiung könne nur durch den bewussten Umsturz der alten Verhältnisse und rückstandlose Entfernung derselben geschehen; andererseits die Vorstellung, die alten Verhältnisse wachsen in neue Verhältnisse hinüber, befördert durch das mehr oder weniger bewusste Handeln der Menschen.

(mehr …)

Material peer production—Part 4: What Difference Does It Make?

'From Exchange to Contributions' Cover[Diesen Artikel gibt es noch nicht auf Deutsch. Wenn du dazu beitragen willst, das zu ändert, beteilige dich bitte an der Übersetzungs-Werkstatt.]

Previous part: Commons and Possession

We have seen that it is indeed possible to generalize peer production to material production in such a way that its essential traits—it is based on contributions, on free cooperation, and on commons and possession—are preserved. So far, peer production has been largely limited to the immaterial sphere of information goods, but this limitation is not essential and might sooner or later disappear.

At this point, the reader might be inclined to ask: So what? So we can either have an economy based on markets (a market economy, a.k.a. capitalism) or an economy based on peer production (a peer economy), but, in the end: what difference would it make?

(mehr …)

Material peer production—Part 3: Commons and Possession

Book Cover[Diesen Artikel gibt es noch nicht auf Deutsch. Wenn du dazu beitragen willst, das zu ändert, beteilige dich bitte an der Übersetzungs-Werkstatt.]

Previous part: Free Cooperation.

Peer production is based on commons and possession, not on property. As long as you use something (by yourself), there is no obvious difference between possession and property. The difference only becomes visible when you stop using it: your property still remains your property, allowing you to sell it to someone else (in return for money or some other equivalent). But possession is bound to usage—if you no longer need something, you cease possessing it and somebody else can start possessing it.

One issue where this becomes relevant is the question of long-term vs. short-term usage. When projects expect people to make contributions in order to get the things they want, there are cases where the length of usage should be taken into account. Otherwise, people who want to use something for a limited period of time would be put at a serious disadvantage, since they would have to contribute just as much as if they wanted to use it “forever.” When the expected “lifespan” of a good exceeds the expected time of usage by any given person, it might thus be appropriate to tie the required contributions to the length of usage, sharing the overall effort between all who use it over time. For example, a project or local association organizing housing for its members might prefer to require contributions for living in a house or apartment for a certain amount of time (instead of for living there forever), thus spreading the effort necessary for building and maintaining houses among all the people who live there over time.

The difference between property and possession is also relevant for the problem of resource allocation. In an economy where everything is based on commons and possession instead of property, it would not make sense to treat natural resources as property—to rely on buying and selling to allocate them. In fact, it would not even be possible: if nothing apart from resources is sold, how should those who lack them be able to buy them?

(mehr …)

Howard Rheingold über Keimformen

Howard Rheingold, der alte High-Tech-Hippie, spricht bei TED über Spieltheorie, die Tragik der Allmende, neue Formen der Kooperation und wie daraus eine neue Ökonomie mit neuem Wohlstand jenseits von Markt und Staat entstehen kann. Ein sehr prägnanter, kurzer Vortrag, der viel auf den Punkt bringt auch wenn er mit komischen Biologismen durchsetzt ist:

Brockhaus aus-kooperiert

Brockhaus-Lexikon (cc-by-sa-2.0 Jan van der Crabben)Das Literaturcafé sagt es sehr deutlich: »Wikipedia zerstört den gedruckten Brockhaus – 50 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze«. Gegen Wikipedia war kein Kraut gewachsen, auch nicht in der Qualität und schon gar nicht in der Quantität und Aktualität. Ein klassischer Fall von aus-kooperieren. Die verärgerten Reaktionen zeigen: Das darf nicht wahr sein, das Management ist schuld, normaler Medienwandel und so weiter.

Das ist Quatsch.

(mehr …)