Monat: Juni 2007

GPL v3 veröffentlicht

Das Update der mit Abstand wichtigsten Freie-Software-Lizenz ist fertig: Nach anderthalben Jahren Diskussion hat die FSF gestern die neue Version 3 der GPL veröffentlicht, die v.a. mehr Schutz vor DRM und Softwarepatenten bringen soll. Außerdem wurden die Kompatibität zu anderen Lizenzen und die internationale Rechtsicherheit verbessert. In einem ergänzenden Artikel wirbt Richard Stallman für den Umstieg auf die neue Version:

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Eigentum und Alternativen der Vergesellschaftung

Unter diesem Titel findet ein Workshop auf der Attac-Sommerakademie in Fulda statt. Aus der Ankündigung:

Mit der neoliberalen Ökonomie der Enteignung rückt die Eigentumsfrage wieder in den Blickpunkt der kapitalismuskritischen Linken. Jenseits einer in den letzten Jahren entwickelten Kritik von Inwertsetzung und Privatisierung geht es vermehrt um die positive Bestimmung alternativer Politiken in unterschiedlichen Feldern. Dies betrifft z.B. Eigentums- und Produktionsverhältnisse im Bereich digitaler Güter sowie die Kämpfe und Widersprüche der Freien-Software-Bewegungen, ebenso wie die Initiativen gegen die Privatisierung des Wohnens und ihre Suche nach öffentlichen Alternativen. Letztlich dreht es sich allgemeiner um Fragen der >Demokratisierung der Wirtschaft und Sozialisierung der Märkte< (Krätke).

Mit Benjamin Bärmann, Andrej H. und Michael Krätke
Moderation: Sabine Nuss
Uhrzeit: 17:00-18:30 Uhr, Samstag, 4.08.07

Tipps willkommen 😉

SpOn entdeckt Oekonux

Im gewohnt quengligen Ton schreibt SpiegelOnline über »Anarchie im Netz« — uh, ganz böse! Es ist der Bewerbungsartikel zum neuen Spiegel-Special-Heft mit dem Titel »Wir sind das Netz«. Der Spiegel bedient ja seit jeher eine Kombination aus Möchtegern-Intellektualismus und dumpfen Ressentiments. Mein Lehrer brachte das seinerzeit auf den Punkt: »Spiegel ist BILD für Intellektuelle«. Nur der Spiegel schafft diese Kombination:

»Raubkopieren ist zum Volkssport geworden. Doch was ist eine Kunst noch wert, die es überall umsonst gibt?« (aus dem Inhaltsverzeichnis von Spiegel-Spezial)

Der BILD-Proll will Kunst vom ALDI, der Intellele will Distinktionsgewinn vom Spiegel.

Im Netz grassiert nicht nur eine bedrohliche »Gratis-Kultur«, sondern SpOn sieht Kräfte am Werk, die »den globalisierten Kapitalismus ins Wanken … bringen«:

»Attac hat eine Arbeitsgruppe mit dem eher altdeutschen Namen „Wissensallmende und Freier Informationsfluss“ gegründet. Eine in Deutschland gegründete Gruppe namens Oekonux wirft die Frage auf, ob „freie Software bereits die Keimform einer künftigen, nicht kapitalistischen Gesellschaft ist“. Die Frage ist nicht so irre, wie sie klingt. Die ersten ernsthaften Versuche, bei der Software-Entwicklung vom traditionellen Urheberrechtsschutz abzuweichen, sind tatsächlich von der Idee getrieben, die Welt vom Microsoft-Kapitalismus zu befreien.«

Das ist nun echt zu viel der Ehre. Aber immerhin: Nach 8 Jahren Oekonux zu entdecken und dann nicht zum Irrsinn, Wahn oder Terrorismus zu erklären, ist eine Leistung. Aber ich hör‘ mal besser auf zu quengeln…

The Art of Free Cooperation

Bin gerade über dieses Buch von Christoph Spehr, Howard Rheingold, Brian Holmes ,  Trebor Scholz (Editor) und Geert Lovink (Editor) gestolpert:

Inspired by the collaborative models of the open-source software movement, Rosa Luxemburg Award-winning German writer Christoph Spehr, Howard Rheingold, Brian Holmes and the editors critique both the received capitalist and socialist methods of social integration, and elaborate a practical vision for a third alternative, one that promises to surmount the problems of inequality on the one hand and the lack of individual freedoms on the other. Part utopian intervention, part radical polemic and activist manual, The Art of Free Cooperation also includes a DVD with additional texts, highlights from an international “Free Cooperation” conference, and a feature-length film collage, narrated by Tony Conrad, illustrating the principles of Free Cooperation through the visual language of science fiction.

Hat das jemand gelesen und einen Kommentar dazu ?

Unikat und Universalgut

Christian warf diese interessante Frage auf:

»…wenn eine Firma mich (als professionellen Softwareentwickler) beauftragt, ihnen eine Software entwickeln, hat, obwohl ich die Software für sie entwickle, dafür jede Menge abstrakter Arbeit aufwende, und sie ihnen schließlich (ggf. inklusive aller Rechte) aushändige, trotzdem kein Tausch stattgefunden? Genauer gesagt, ob ein Tausch stattgefunden hat, soll ich daran festmachen, ob anschließlich die Software nur bei einem bestimmten Kunden eingesetzt wird (”Unikat”, meine abstrakte Arbeit bleibt werthaltig, Tausch hat stattgefunden) oder bei mehreren/vielen (”Universalgut”, meine abstrakte Arbeit scheint nun plötzlich wertlos zu geworden zu sein, wodurch kein Tausch mehr stattgefunden hat, weil ich meinem Auftraggeber keinen “Gegenwert” geliefert habe)??«

Vier Fragen stecken hier drin:

  1. Kann man abstrakte Arbeit aufwenden?
  2. Findet ein Tausch statt, wenn sich eine Firma eine Software entwickeln lässt?
  3. Unterscheiden sich Unikat und Universalgut hinsichtlich ihrer Werthaltigkeit?
  4. Was ist mit Zwischenformen von Unikat und Universalgut?

Der Reihe nach.

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Web 2.0: Kapitalismus reloaded?

Für den Moment nehme ich mal an, Stefan hätte Recht und Informationsgüter seien Universalgüter und diese ohne Wert und keine Waren.

Daraus den Untergang des Kapitalismus abzuleiten ist nun aber verfrüht, bekanntlich ist der sehr erfinderisch darin immer neue Dinge zu Waren zu machen. Den auch schon nicht mehr ganz so neuen Hype ums Web-2.0 könnte man womöglich als eine Antwort des Kapitalismus auf diese Informationsgüter-Sackgasse interpretieren. Wie das? Die Idee ist einfach, man macht nicht mehr die Informationsgüter selbst zu Waren – sondern einfach die sozialen Netzwerke, die sie erzeugen. Da wird ganz konventionell Plattenplatz vermietet, jedoch die User gebunden durch ihre Kontakte untereinander, so daß sie nicht mehr so ohne weiteres den Anbieter wechseln können (siehe den aktuellen Fall bei flickr).  Verwertet wird zudem noch Zeit der User, die in vielen Fällen als Freizeit wahrgenommen wird.

Natürlich gibt es auch da schon Freie Bestrebungen (siehe zB. Wikipedia, oder den gelungenen Aufstand bei digg), aber vieles von dem, was da passiert, passt zumindestens nicht mehr in das Raster der Universalgüter. Das Keimförmige ist also wohl nicht ausschliesslich über sowas wie Wertformanalyse identifizierbar, auch wenn das sicherlich nicht unwichtig ist.

Gorz über Universalgüter

André Gorz hat mit »Wissen, Wert und Kapital. Zur Kritik der Wissensökonomie« (Rotpunktverlag 2004) ein wichtiges Buch geschrieben, dass im wesentlichen in die gleiche Richtung zu argumentieren sucht, auf die es mir ankommt. Gorz unterscheidet Universalgüter und Allgemeingüter terminologisch noch nicht, inhaltlich ist die folgende Passage jedoch klar:

»Der Begriff des Wertes im ökonomischen Sinne als Tauschwert lässt sich nur auf Waren anwenden, das heißt auf Güter und für Dienstleistungen, die im Hinblick auf ihren Tausch produziert wurden. Was nicht durch menschliche Arbeit produziert ist sowie a fortiori was nicht produzierbar oder nicht tauschbar oder nicht für den Tausch bestimmt ist, hat keinen ökonomischen Wert. Das gilt … ebenso für Allgemeingüter die, wie etwa überliefertes Kulturgut, weder geteilt noch gegen andere ausgetauscht werden können. … (Sie) können allerdings beschlagnahmt werden. Es genügt, ihre Zugangsmöglichkeiten zu privatisieren, um Zugangsrechte erheben zu können. Auf diese Weise werden Allgemeingüter in Scheinwaren verwandelt, die den Verkäufern der Zugangsrechte eine Rente verschaffen.« (S. 33)

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Universalgüter

Schon länger angekündigt, ist es nun soweit: Die Beiträge zum umstrittenen Thema »Universalgüter« sind online. Warum umstritten?

Mit der Einführung des neuen Begriffes des Universalguts wird die These vertreten, dass diese besondere Güterart grundsätzlich »wertlos« sei — unabhängig davon, ob das Universalgut in privatisierter oder freier Form vorliegt. In Bezug auf ihre Wertlosigkeit unterscheidet sich etwa die Freie Software damit nicht von der proprietären. Beide können einen Preis haben, und wenn sich jemand findet, der den Preis zahlt, dann ist der Tausch wertmäßig nicht äquivalent.

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Eigentum und Freie Software

Einer meiner Blogbeiträge zum Open Source Jahrbuch hat mit einiger Verzögerung zu einer Diskussion auf der Oekonux-Liste geführt, ob die theoretische Fundierung der Freien-Software-Bewegung tatsächlich auf einem spezifisch kapitalistischen Eigentumsbegriff basiert oder nicht. Da es hier um den Kern der von Sabine Nuss geäußerten Kritik steht, dokumentiere ich hier einen längeren Beitrag von mir zu dieser Frage. Das macht es vielleicht für Leute, die Sabines Buch nicht kennen, leichter nachvollziehbar, was hier immer mal wieder erörtert wird.

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