Monat: Dezember 2010

Mit der FAZ die Welt retten ;-)

Die Commons-Ideen sickern auch in die FAZ: »Was Sie sofort tun können: Zehn Empfehlungen«. Ohne dass Commons draufsteht. Und Cradle-to-Cradle wird auch nicht weiter erklärt. Aber erfrischend antipolitisch und selbst-aktiv-werdend sind die zehn Empfehlungen schon. Das ist doch mal was, von der FAZ: »Bilden Sie Labore der Zukunft und haben Sie Spaß dabei«!

Bis zum nächsten Jahr!

[gefunden bei Annette, auch bei Annette das hier]

Einschluss statt Ausschluss

[Vgl. dazu auch: »Which Commons Sense?«]

In der entwicklungspolitischen wie in der linken Szene ranken sich die Diskussionen oft entlang griffiger Begriffe. Nach Nachhaltigkeit, Neoliberalismus, Globalisierung und Multitude geht ein weiteres Zauberwort herum: die Commons. Und schon haben die Stars der Globalisierungskritik, Antonio Negri und Michael Hardt, mit „Common Wealth“ den Bestseller zur Debatte veröffentlicht (siehe iz3w 319).

Doch was sind die „Commons“ eigentlich? Sind dabei vor allem Gemeingüter wie Wasser und Boden gemeint, die allen gehören sollen? Geht es um frei verfügbare Dienstleistungen wie z.B. Freie Software oder Bildung für alle? Was ist am Gemeinschafts-Konzept der Commons kapitalismuskritisch, was nicht?

Einschluss statt Ausschluss — Commons jenseits des Kapitalismus

Von Stefan Meretz

Der Kapitalismus hat mit seinen Imperativen erfolgreich Handeln, Denken und Fühlen der Menschen besetzt – weltweit. Seine unerbittliche Logik gibt sich wie ein natürlicher Zusammenhang. So erscheint auch den kritischsten KritikerInnen »Wirtschaft« als das Selbstverständlichste von der Welt. Gleichzeitig ist der Kapitalismus in einer ökonomischen Krise, und auch seine Akzeptanz schwindet. Dies allerdings bedeutet nicht, dass seine Imperative zur Disposition stehen. Die scheinbar in Beton gegossene Unhinterfragbarkeit seiner grundlegenden Mechanismen wurde und wird immer wieder auch durch antikapitalistische Ansätze bestätigt. Alle Erzählungen sind erzählt und probiert: Die Linke in ihrem Lauf hält den Kapitalismus dennoch nicht auf.

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Culture Flatrate?

EN (DE unten) Felix Stadler writes:

»Free Culture, in its most basic notion, is about the resources and rights available to every individual to make a contribution of his or her choosing to culture (a distributed system of meaning) and to communicate the activities to anybody he or she wishes to. It is a transformative view of culture were the input and output of the productive process are not categorically distinct, implying that existing cultural artifacts and processes are part of the resources available to everyone.

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Vom Strike Bike zum Free Bike?

Montage des Strike BikeDieser Artikel knüpft an Stefans Überlegungen zum Ende des »Strike-Bike« an:

Die Strike Bike GmbH hat Insolvenz angemeldet. Das Strike-Bike war zunächst der Soli-Hit, aber mit Solidarität lässt sich auf Dauer kein kapitalistisches Geschäft aufrechterhalten.

Tatsächlich bedeutet Solidarität im Falle von Verkäufer/Kunde-Beziehungen ja ganz konkret: „die Kund/innen sind bereit, mehr zu zahlen, damit die Verkäufer/innen ihr selbstorganisiertes Produktionsmodell aufrechterhalten können.“ Wäre das nicht nötig, müsste man nicht von Solidarität reden, die Kund/innen würden dann schon aus pragmatischen Gründen (günstiges Preis-Leistungs-Verhältnis o.ä.) kommen und nicht nur aus Solidarität mit den Verkäufer/innen.

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Rezension »Suchmaschinen«

(Rezension erschienen in: »Das Argument«, Nr. 288/2010)

Gugerli, David, Suchmaschinen. Die Welt als Datenbank, Suhrkamp, Frankfurt/M 2009 (118 S., br., 10 €)

Eine Suchmaschine ist primär keine technische, sondern eine soziale Konstruktion, und als solche bewegt sie sich im Spannungsfeld konfligierender Interessen »zwischen jenen, die sie einsetzen wollen, und jenen, auf die sie angesetzt sind« (10). Ziel des Verf., Professor für Technikgeschichte an der ETH Zürich, ist es, »den Zusammenhang zwischen gesellschaftlicher und technischer Entwicklung herauszuarbeiten«, wozu er vier Fallbeispiele analysiert: die Fernsehshow »Was bin ich?« von Robert Lembke, die Sendung »Aktenzeichen XY« von Eduard Zimmermann, das Konzept der »Kybernetik der Polizei« des früheren BKA-Präsidenten Horst Herold und die Entwicklung einer allgemeinen Abfragesprache durch den Datenbanktheoretiker Edgar F. Codd.

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Verwaiste Werke in die Gemeinfreiheit!

Ein »verwaistes Werk« (engl.: orphan work) ist ein kulturelles Werk, dessen Urheber_in oder Rechtsinhaber_in nicht oder nur sehr schwer zu ermitteln ist. Wenn eine Urheber_in stirbt, gehen die Verwertungsrechte auf die Erben über. Wenn die jedoch ihrerseits das Zeitliche segnen, dann kann die Kette der Erben abreissen. Oder die Urheber_in macht sich sonstwo ein schönes Leben und vergisst ihr Werk. Folge: Das Werk ist verwaist.

Die Konsequenz ist, so James Boyle, dass die Mehrheit der kulturellen Güter nicht kommerziell verfügbar und wegen des Urheberrechts auch nicht unkommerziell verbreitbar sind. So bleibt etwa die Deutsche Digitale Bibliothek nur eine Alibiveranstaltung, wenn sie die verwaisten Werke nicht digitalisieren und in ihren Bestand aufnehmen darf.

Was geschieht nun mit den verwaisten Werken?

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Ende des »Strike-Bike«

War 2007 noch optimistisch von einer »Pilotfunktion« die Rede, die das erst besetzte und dann selbstverwaltete Fahrrad-Werk in Nordhausen erfüllen könne, so ist nun die Ernüchterung groß: Die Strike Bike GmbH hat Insolvenz angemeldet. Das Strike-Bike war zunächst der Soli-Hit, aber mit Solidarität lässt sich auf Dauer kein kapitalistisches Geschäft aufrechterhalten.

Die anarchosyndikalistische FAU hatte sich ziemlich in das Projekt reingehangen, doch zum Konkurs gibt’s jetzt kein Wort. Dabei täte eine Auswertung jetzt Not. Also gibt’s ersatzweise einige Überlegungen von mir.

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Ten Theses About Global Commons Movement

[Diesen Artikel gibt es auch auf deutsch]

The International Commons Conference (ICC) which took place from Oct 31 to Nov 2 2010 in Berlin, was a mirror of the global commons movement. I try to outline this state from my viewpoint in ten theses.

1. The global commons movement exists as an assemblage of movements spread around the globe beginning to become aware of its global and interrelated character. As a global movement it is still establishing its own self-confidence rather than being a coherent agent.

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