Ausgetauscht!
Eine Gesellschaft nach Bedürfnissen und Fähigkeiten kommt ohne Geld und sogar ganz ohne Tauschlogik aus, argumentiert Friederike Habermann in ihrem neuen Buch „Ausgetauscht! Warum gutes Leben für alle tauschlogikfrei sein muss“. Häufig komme es zu einem Bruch zwischen kapitalismuskritischen Analysen und ihren Transformationsperspektiven: Sie prangerten Entfremdung, Ausbeutung und/oder das Verstärken anderer Herrschaftsverhältnisse an, verblieben dann aber bei der Hoffnung, demokratische Bestrebungen könnten die Marktmechanismen aufheben. Doch warum sollte es einfacher sein, gegen diese zu wirken, als sie zu ersetzen? Das Buch argumentiert: Für eine tauschlogikfreie Gesellschaft einzutreten ist nicht naiv, sondern konsequent links, feministisch und zukunftsweisend.
Kategorien: Commons, Medientipp, Theorie
4. Januar 2019, 09:49 Uhr 21 Kommentare
Haben und Teilhaben
[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]
Menschen sichern ihre Existenz, indem sie ihre Lebensbedingungen herstellen. Sie tun dies jedoch in der Regel nicht ad hoc, also wenn sie aktuell etwas brauchen, sondern vorsorgend für den Fall, etwas in der Zukunft brauchen zu können. Wer etwas braucht, greift auf mehr oder weniger lange zuvor Produziertes zurück. Doch wem gehört dies Produzierte, wer verfügt darüber? Damit ist die Frage des Habens und des Teilhabens aufgeworfen.
Kategorien: Arbeit & Freiheit, Commons, Eigentumsfragen
10. Dezember 2018, 12:35 Uhr 1 Kommentar
Der Commonismus ist kein WG-Plenum (II)
Wider den Unmittelbarismus
Dieser Text ist eine Fortsetzung. Im ersten Text wurde versucht die grundlegenden Begriffe von Interpersonalität–Transpersonalität, Vermittlung und Gesellschaft zu entwickeln. In diesem Text soll die spezifische Qualität der commonistischen Vermittlung – dem Commoning – betrachtet werden.
12. September 2017, 07:45 Uhr 13 Kommentare
Kritisches zur Dunbar-Hürde
Die Dunbar-Hürde taucht immer wieder als Argument gegen die Möglichkeit einer geldfreien Vergesellschaftung auf. Was hat es damit auf sich?
Die Dunbar-Hürde wurde von Christian Siefkes eingeführt (nachzulesen zum Beispiel hier). Er bezieht sich dabei auf Robin Dunbar, nach dem die sogenannte Dunbar-Zahl benannt wurde. Wikipedia definiert sie so: Vollständigen Artikel lesen »
Kategorien: Theorie
8. August 2017, 13:45 Uhr 87 Kommentare
Gebrauchswert
[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]
Karl Marx hat in genialer Weise die kategoriale Struktur des Kapitalismus analysiert. Dennoch gibt es auch in seinem Werk deutliche Widersprüche, und einer ist die Verwendung des Begriffs Gebrauchswert. Einerseits definierte Marx Gebrauchswert als überhistorisch gültige Kategorie: „Gebrauchswerte bilden den stofflichen Inhalt des Reichtums, welches immer seine gesellschaftliche Form sei“, schrieb er gleich zu Beginn im Kapital.
Kategorien: Arbeit & Freiheit, Theorie
11. Juli 2017, 09:53 Uhr 23 Kommentare
Verteilung ohne Geld?
(Voriger Artikel: Das Geld, eine historische Anomalie?)
[Dieser Text entstand im Rahmen des von der Volkswagenstiftung geförderten Forschungsprojekts Die Gesellschaft nach dem Geld.]
Oft liegt Kritiken des geldbasierten Wirtschaftens die Vorstellung zugrunde, dass das, was früher möglich war, auch in Zukunft wieder funktionieren könnte. So erklärt Thomas Herzig (2011): „Zunächst einmal ist die geldlose Gesellschaft gar keine Utopie. Sie hat seit dem Erscheinen des Homo Sapiens vor ca. 160.000 Jahren die meiste Zeit nachhaltig funktioniert.“
Die Schwierigkeit einer solchen Vorstellung liegt darin, dass sie zum einen ungenau ist (wie wir gesehen haben, spielten Geld und Märkte in vielen früheren Gesellschaften zumindest eine gewisse Rolle), zum anderen von Voraussetzungen ausgeht, die sich von der heutigen Situation stark unterscheiden. Die Bevölkerungsdichte war früher sehr viel geringer. Zwar ist der Kapitalismus heute nicht in der Lage, sieben Milliarden Menschen „nachhaltig“ zu versorgen – vielen fehlt es am Nötigsten, während zugleich die Erde systematisch übernutzt wird. Jedoch brauchten frühere Gesellschaften, insbesondere die tatsächlich geldfreien Jäger-und-Sammler-Kulturen, ein Vielfaches der heute zur Verfügung stehenden Flächen pro Person. Da die sieben Milliarden nicht einfach verschwinden werden, ist ein direktes Zurück zu vorkapitalistischen Produktionsweisen schon deshalb undenkbar.
Kategorien: Reichtum & Knappheit, Theorie
27. Juni 2017, 07:14 Uhr 63 Kommentare
Text „Care-Revolution und Industrie 4.0“
[Text zu meinem Vortrag auf der Leipziger Tagung „Digitalisierung und soziale Verhältnisse im 21. Jahrhundert“ der Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen im Juni 2016, erschienen in: Dieter Janke, Jürgen Leibiger (Hrsg.), Digitale Revolution und soziale Verhältnisse im 21. Jahrhundert, Hamburg: VSA, S. 27-38]
Care-Revolution und Industrie 4.0
Die Dialektik von Produktivkraftentwicklung und Produktionsverhältnissen vom Kopf auf die Füße stellen
Was haben das Wickeln von Babys und das Konfigurieren von Robotern miteinander zu tun? Nein, es geht hier nicht um techno-utopistische Fantasien, nach denen letztere, die Roboter, bald ersteres übernehmen sollen. Und auch nicht darum zu behaupten, beide Tätigkeiten seien algorithmisch doch prinzipiell das Gleiche. Sondern es geht mir darum zu zeigen, dass Entwicklungen in zwei getrennten gesellschaftlichen Sphären, dem sogenannten Care-Bereich und dem sogenannten Produktionsbereich, überraschend ähnliche Tendenzen zeigen. Vollständigen Artikel lesen »
Kategorien: Commons, Freie Hardware, Freie Inhalte, Freie Software, Gender, Theorie
23. März 2017, 07:04 Uhr 2 Kommentare
Vermittlung
[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]
Vermittlung verbindet Unterschiedenes. Die Pole des Unterschiedenen sind Pole des Gleichen. Sonst wären sie Getrennte. Unterscheiden heißt somit, den Zusammenhang des Unterschiedenen als Vermittlung zu begreifen, Trennen heißt ihn aufzulösen. Manchmal ist die Trennung jedoch nur Schein dessen, was eigentlich nur unterschieden ist, also zusammengehört oder identisch ist. Das will ich am Beispiel von Individuum und Gesellschaft zeigen.
7. Dezember 2016, 12:34 Uhr Kommentieren
Commons-Diskurs: Inklusion
Eine siebenteilige Serie mit Fragen an den Artikel Grundrisse einer freien Gesellschaft. Bisher erschienen: Freie Gesellschaft, Individuum und Gesellschaft, Konflikte, Abstimmungsprozesse.
5. Inklusion
Frage: Wie wird in einer Peer-Commons-Gesellschaft sichergestellt, dass tatsächlich alle Menschen mit ihren Bedürfnissen inkludiert werden? Menschen neigen nun einmal dazu, auf die Bedürfnisse von Menschen, mit denen sie persönliche Beziehungen haben, mehr Rücksicht zu nehmen als auf die Bedürfnisse von Fremden, mit denen sie wenig Kontakt haben. Wie wird sichergestellt, dass nicht bestimmte Personengruppen systematisch benachteiligt werden?
9. Oktober 2016, 06:49 Uhr 7 Kommentare
Commons-Diskurs: Abstimmungsprozesse
Eine siebenteilige Serie mit Fragen an den Artikel Grundrisse einer freien Gesellschaft. Bisher erschienen: Freie Gesellschaft, Individuum und Gesellschaft, Konflikte.
4. Abstimmungsprozesse
Frage: Wie bringt man die Leute dazu, dass die Verabredungen in einem Commons-Netzwerk tatsächlich stattfinden?
Wie können Menschen in einem selbstorganisierten Projektgeflecht sich in nennenswertem Umfang dazu entschließen, ihre Bedürfnisse und die zu deren Erfüllung nötigen Tätigkeiten als ihren gemeinsamen wirklichen Lebensprozess einander in dem gewünschten Maße näher zu bringen? Dazu bedarf es Gesprächszeiten in kleinen und größeren Gruppen, die von Beteiligten getragen und lebendig gestaltet werden müssten. Menschen die sich im Kapitalismus groß geworden sind, wollen erfahrungsgemäß an den Zeiten dieser direkten menschlichen Verständigungsprozesse „sparen“. Wie können sie das überwinden?
Kategorien: Commons, Eigentumsfragen, Theorie
3. Oktober 2016, 06:56 Uhr 5 Kommentare