Erscheint ganz bald: Alles für alle. Revolution als Commonisierung.
Ungefähr vier Jahre nach Beginn unseres Diskussionsprozesses über ein Buchprojekt zu Transformation ist das Buch jetzt in Druck und wird im Laufe des Monats erscheinen. Im Corona-Lockdown 2020 begannen Simon Sutterlütti, Stefan Meretz, Jan-Hendrik Cropp, Alice von Franz, Indigo Drau und ich uns in regelmäßigen Online-Diskussionen mit den Lücken der Keimformtheorie zu beschäftigen und diese durch einen stärkeren Fokus auf soziale Bewegungen und Kämpfe zu füllen. Im Herbst 2020 veröffentlichten wir hier einen ersten Zwischenstand. Geschrieben haben das Buch dann letztendlich Indigo und ich, immer wieder auch begleitet von Diskussionen und inhaltlichem Austausch mit dem Rest der Gruppe und darüber hinaus. Es erscheint nun im Laufe des Monats beim Schmetterling Verlag, wo es auch schon vorbestellt werden kann. Dort finden sich außerdem auch schon eine Leseprobe sowie das Inhaltsverzeichnis.
Im Ankündigungstext heißt es:
Die sich zuspitzende Klimakrise macht es deutlich wie noch nie: Wir müssen die Notbremse ziehen. Wir müssen raus aus dem Kapitalismus! Doch je klarer diese Erkenntnis, desto auswegloser erscheint unsere Situation. Denn bisherige Wege, den Kapitalismus über den Staat zu bändigen oder zu überwinden, sind gescheitert. Deshalb sucht dieses Buch nach neuen Wegen in eine solidarische Gesellschaft. Bei Commons, in denen bereits heute selbstorganisiert jenseits von Markt und Staat Bedürfnisse verhandelt und befriedigt werden. Bei sozialen Bewegungen, die das Bestehende in Frage stellen und solidarische Beziehungen aufbauen. Und bei alltäglichen Kämpfen in Betrieben, Stadtteilen und Küchen, in denen Menschen sich dagegen auflehnen, dass ihr Leben von Kapital und Patriarchat bestimmt wird. Doch oft zerschellen diese Ansätze an der Totalität des Kapitalismus, in dem nicht Alles für Alle gilt, sondern Alle für die Kapitalakkumulation. Was bedeutet es also, Revolution nicht als Eroberung der Macht, sondern als Commonisierung der Welt zu begreifen?
Für Anfragen für Buchvorstellungen und ähnliches sind Indigo und ich erreichbar unter der E-Mail-Adresse alles-fuer-alle[at]riseup.net
Argumentativ mit einer nicht vorhandenen menschengemachten Klimakrise zu beginnen, scheint mir in etwa genau so klug zu sein wie nach allen Erkenntnissen, die wir über die Jahre 2020 bis 2023 haben, von einer Pandemie zu sprechen. Unfassbar, dass herrschaftskritische Menschen derartigen Nonsems kolportierten. Interessant ist auch, dass „alles für alle“ fast so klingt wie „own nothing and be happy“ vom WEF (Agenda 2030).
Das „nicht vorhandenen“ ist vielleicht der Irrtum in deinem Kommentar, und im Übrigen liegt doch die Gestaltung der Argumentationskette, also auch deren Beginn bei den Autor*innen – hauptsache die Ergebnisse und Erkenntnisse sind schlüssig und hilfreich!
Wenn man den Inhalt des Buches wirklich zur Kenntnis nimmt – ich komme niemals auf die Idee, es sei „own nothing and be happy“ gemeint!
Das System, bestehend aus globaler Wirtschaft und Finanzsystem, vervollkommnet sich permanent und automatisch. Ein Zeichen dieser Perfektionierung ist, dass es die Bildung in eine Form gebracht hat, in der junge Menschen für den Einsatz in Wirtschaft und Finanzwesen getrimmt werden, denen jedoch jegliches Verständnis für die gesellschaftlichen Zusammenhänge in unserer heutigen Zeit fehlt.
Letzten September am Klimatag betreute ich den XR-Stand vor dem Brandenburger Tor mit. Gegenüber war die Tribüne für FFF aufgebaut. Ich konnte eine tolle und bestimmt nicht billige Musikshow für die jungen Menschen beobachten. Alles war perfekt inszeniert und alle jungen Leute hatten extrem viel Spaß. Es war für mich offensichtlich, dass das System die FFF-Bewegung übernommen hat, unterstützt von den „Scientists for Future“ (zu beobachten mit „Mütze und Schärpe“ mit Klimastreifen), die ja oft auch Funktionen in wirtschaftsnahen Einrichtungen ausüben.
Diese Art der Manipulation benutzt auch der WEF, indem sie Slogans, die überhaupt nicht richtig durchdacht sind, für ihre Argumentation für einen „Great reset“ missbrauchen. Ida Auken träumte wahrscheinlich tatsächlich mit ihren zitierten Worten von Commons, aber der Hintergedanke vom WEF ist natürlich eine komplette kapitalistische Dienstleistungswirtschaft.
Dies stellt das eigentliche Problem dar, welches wir nicht erkennen, solange wir uns in unserer Blase befinden. Das Wirtschafts- und Finanzsystem vervollkommnet sich ohne uns. Es geht ja hauptsächlich um Wachstum und zunehmend schafft es dieses System, dieses Wachstum durch Kriege, die unsere Politiker seit einiger Zeit als Notwendigkeit erachten (Waffenproduktion und Wiederaufbau), oder durch die Reparatur von umfangreichen Klimaschäden zu generieren. Oder durch einen Schuldenerlass für den globalen Süden, um dort eine riesige schlummernde Kaufkraft zu wecken. Der IMF prognostiziert nicht zufällig bis 2028 eine Zunahme des weltweiten Bruttoinlandsproduktes von über 20 Prozent (IMF 2023/statista.com).
Wenn wir dieses System stoppen wollen, wenn wir wirklich die Notbremse ziehen wollen, dann muss es von außen, schnell und weltweit erfolgen.
Eine augenblickliche Erhöhung des globalen Anteils an freiwilliger Arbeit von zur Zeit 40 Prozent* auf 100 Prozent würde das schaffen. Alle Initiativen müssten den Menschen weltweit die folgende Logik vermitteln: Bei 100 Prozent freiwilliger Arbeit fallen in der Wirtschaft keine Kosten an. Deshalb können alle Waren und Dienstleistungen kostenlos abgegeben werden und wir brauchen freilich keine Bezahlung mehr. Das Finanzsystem ist dann überflüssig und löst sich auf.
Im ersten Moment würde sich in der vom Finanzsystem befreiten Wirtschaft nichts ändern denn den hergestellten Waren ist es vollkommen egal, ob sie durch bezahlte oder durch freiwillige Arbeit produziert werden. Aber die Eigenschaft der Ware als Geschenk führt dazu, dass innerhalb kurzer Zeit nur noch das produziert wird, was die Menschen wirklich für ein glückliches und zufriedenes Leben benötigen. Die Wirtschaft kann nach Belieben schrumpfen, weil sie sich nicht mehr in der Zange des Finanzsystems befindet. Es bedeutet auch, dass es dann keine Schranken mehr gibt für den Zugang zu Nahrung, Obdach und medizinischer Versorgung. Denken wir speziell an die Flüchtlinge und die zunehmende Arbeitslosigkeit.
Es bedeutet, dass dann alles, was wir uns unter Commonismus vorstellen, von alleine passieren kann.
Das hier beschriebene Buch „Alles für alle“ sowie auch „Kapitalismus aufheben“ sind insofern sehr wichtig, weil dort beschrieben wird, wie sich unsere Welt nach der Abkoppelung des Finanzsystems von der Wirtschaft entwickeln wird.
Eberhard Licht
Weiterführende Erläuterungen unter https://LetUsBe.One
* World Giving Index der Charities Aid Foundation