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Das commonistische Internet

[Erschienen in: Utta Isop (2023, Hg.*). Lernen im Überwachungskapitalismus. Schulen und Universitäten für digitale Autonomie! Neu-Ulm: AG SPAK)]

Stellen wir uns vor, es sei vorbei mit dem Kapitalismus, der uns drangsalierte und überwachte. Wie sieht die neue Welt aus – heute, nach dem Kapitalismus – und wie das neue Internet? Und gab es damals in Zeiten des Überwachungskapitalismus nicht auch schon gute Ansätze, die heute für die Bedürfnisbefriedigung aller genutzt werden?

Für unsere Leser:innen in der Vergangenheit sei erklärt, wie die neue, die commonistische Gesellschaft funktioniert, denn das ist sie, eine auf Commons basierende und fortwährend Commons schaffende Gesellschaft. Heute weiß, nein, fühlt jedes Kind, was Commons sind, doch wie erkläre ich das den Menschen in der Vergangenheit, die davon keinen Plan haben? Vielleicht mit einer Analogie: wie die Ware, so die Commons.

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Die vierte Internet Revolution passiert jetzt

Dieser Artikel wurde geschrieben auf Anfrage von Leuten des Debattenblogs der IL. Da deren Mühlen etwas langsam mahlen und es um aktuelle Ereignisse geht, veröffentliche ich ihn schon mal hier. Dass nur als Erklärung vorne weg, weil die Zielgruppenansprache vielleicht ein bisschen off wirkt 😉

Bekanntlich rennt die Zeit im Internet schneller als anderswo. Was eben noch Gewissheit war, ist jetzt schon überholt. Ein Trend jagt den nächsten. Doch grob lässt dich die Geschichte des jungen Mediums in drei Phasen einteilen. Interessanterweise korrespondieren diese Umbrüche auch mit den historischen Umbrüchen, die mehr oder weniger gleichzeitig in der größeren Welt „draussen“ passierten.

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Ein Softwarekonzept für ununterbrochenes Commoning – Fähigkeiten, Qualifikation, Tätigkeitsgewichtung

Auf reiner Prozessebene kann das Ideal der hier beschriebenen Vermittlungsform zur effizienten Bedürfnisbefriedigung folgendermaßen ausgedrückt werden: Möglichst wenig Aufwand. Dieser ergibt sich aus möglichst wenigen unterschiedlichen Mitteln, die möglichst vielfältig verwendet werden können und möglichst lange haltbar sind. Weiter auch aus möglichst geringen Anforderungen an Fähigkeiten und Qualifikationen bei den Tätigkeiten, welche für die Herstellung und Erhaltung der Gesellschaft notwendig sind, damit möglichst viele Personen sich diesen annehmen, sprich: zuordnen können.

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Marx, Commons und Internet

Hier nachgereicht die Folien (PDF, ODP) und der Mitschnitt (OGG, MP3) meines Vortrags »Mit Marx, Commons und Internet zum Commonismus« in der Seminarreihe »Marx in the Age of Digital Capitalism« an der Uni Bonn vom 12.7.2016.

 

Hinweis: Die von mir im Vortrag am Schluss getätigte Gegenüberstellung von „Markt“, „Plan“ und „Stigmergie“ suggeriert, dass Stigmergie alternativ zu Markt und Plan stünde. Dem ist aber nicht so. Auch Markt und Plan kennen (wie jede gesellschaftliche Vermittlung) Stigmergie. Geldsysteme sind nicht zuletzt auch stigmergische Systeme. Mir geht es beim Stichwort „Stigmergie“ um eine commonistische Stigmergie – was genauer zu erläutern wäre (und im Vortrag nur ansatzweise geschieht). — Viele Kritiker*innen haben zu recht auf diesen Aspekt hingewiesen, vielen Dank!

Vortrag zu universellen Infrastrukturen auf dem OPENiT-Festival

OPENiT-Logo (zum Vergrößern klicken)Heute beginnt in Berlin-Kreuzberg das selbstorganisierte OPENiT-Festival, das Lars ja schon angekündigt hat. Auf dem Programm steht unter anderem eine interessante Vortragsreihe im Tee&Schokolade (Dresdner Str. 14).

Am Samstag 28.9.2013 um 16:30 bin ich selber dran mit einem Vortrag zu Universellen Infrastrukturen im virtuellen und materiellen Raum:

Das Internet ist in seinem Kern ein egalitäres, selbstorganisiertes „Netz von Netzen“. Wer sich an die offenen Protokolle hält, darf mitmachen, niemand muss andere um Erlaubnis fragen. Und das Netz ist selbstheilend: wenn eine Verbindung verschwindet, werden stattdessen andere genutzt. Im Vortrag soll es um die Frage gehen, ob sich nach diesen Prinzipien der dezentralen, offenen und selbstheilenden Selbstorganisation weitere Lebensbereiche organisieren lassen, etwa Energieversorgung, Mobilität, Ernährung? Neue computergesteuerte „Ausgabemedien“ wie 3D-Drucker, Lasercutter und CNC-Fräsen könnten hier helfen, doch es kommt auch auf Protokolle und soziale Interaktionen an.

Im Anschluss stellt Nikolay Georgiev die Open Source Ecology vor. Aber auch sonst gibt es viel zu entdecken!

Subversives Gelächter – Hacker, Ethik und der virtuelle Kampf gegen Repräsentation und Warenform

Das Argument, Nr. 297[Der folgende Artikel ist in der aktuellen Argument-Ausgabe 297 erschienen (Inhaltsverzeichnis). Auch als PDF verfügbar.]

Ein harter Schlag gegen die Spaßguerilla?

Anfang März 2012 wurden in England, Irland und den USA fünf junge Männer verhaftet, die in Verdacht stehen, der kurzlebigen Hackergruppe LulzSec angehört zu haben. Wie anschließend herauskam, hatte das FBI schon im vorigen Sommer den mutmaßlichen Leiter der Gruppe festgenommen, dies aber geheimgehalten. Dem FBI gelang es, den jungen New Yorker „umzudrehen“ – anscheinend mit der Drohung, er müsse sonst ins Gefängnis und seine Kinder würden im Waisenhaus landen –, sodass er bei der Enttarnung der weiteren Gruppenmitglieder half.

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Was die Marxistinnen sagen

(Crossposting: Dieser Text erscheint gleichzeitig bei Principien, wo er den dritten Teil einer Mini-Serie bildet. Der erste Teil ist nach der Diskussion, die ich im Anschluss mit einem freischaffenden Künstler führte, und in deren Verlauf ich meine Haltung revidiert habe, eigentlich obsolet. Im zweiten Teil argumentiere ich u.a. für eine bilaterale rhetorische Abrüstung: Wir sollten aufhören, von Teilen&Tauschen zu sprechen, wenn dafür die Gegenseite auf den Diebstahl-Vorwurf verzichtet. Er ist außerdem der Ausgangspunkt des folgenden Artikels.)

In der Diskussion um ACTA und das Urheberrecht haben die Progressiven einen argumentativen Sieg gegen die Konservativen errungen. Er hinterlässt aber einen bitteren Beigeschmack. Ja, er fühlt sich fast an wie eine Niederlage. Der Fortschritt soll die Künstlerinnen überflüssig machen? Ist das die Pointe? Sollten wir dann nicht doch besser beim konservativen Modell bleiben?

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Jetzt gegen ACTA

Nach SOPA/PIPA steht nun auf europäischer Ebene ACTA vor der Tür, das die Freiheit im Internet bedroht. Es kommt als »harmloses« Handelsabkommen daher, will aber neue »Standards gegen Produktpiraterie und Urheberrechtsverletzungen« etalieren. Das kennen wir schon.

»Die EU« ist gestern dem Vertrag beigetreten. Was immer das heißt, der Ratifizierungsprozess ist noch nicht abgeschlossen. Erst müssen noch das EU-Parlament und der Bundestag für D-Land zustimmen. Kampagnen gegen die Ratifizierung sind angelaufen: AVAAZ, Digitale Gesellschaft.