Ein Softwarekonzept für ununterbrochenes Commoning – Fähigkeiten, Qualifikation, Tätigkeitsgewichtung

Auf reiner Prozessebene kann das Ideal der hier beschriebenen Vermittlungsform zur effizienten Bedürfnisbefriedigung folgendermaßen ausgedrückt werden: Möglichst wenig Aufwand. Dieser ergibt sich aus möglichst wenigen unterschiedlichen Mitteln, die möglichst vielfältig verwendet werden können und möglichst lange haltbar sind. Weiter auch aus möglichst geringen Anforderungen an Fähigkeiten und Qualifikationen bei den Tätigkeiten, welche für die Herstellung und Erhaltung der Gesellschaft notwendig sind, damit möglichst viele Personen sich diesen annehmen, sprich: zuordnen können.

Aber was sind diese Fähigkeiten überhaupt und was ist ihr Bezug zu den Bedürfnissen? Und wer kann sich welchen Tätigkeiten annehmen? Wie überhaupt können Bedürfnisse sinnvoll vermittelt werden, damit schließlich ein effizienter Gesamtprozess möglich wird? Und wenn die Qualität einer Tätigkeit sich nur auf ein einzelnes Bedürfnis bezieht, wie lässt sich herausstellen, welche Tätigkeiten für den Gesamtprozess sinnvoll sind? Dieser dritte Teil der Textreihe beantwortet die Fragen in ihrer Reihenfolge.

Eine Anmerkung noch zur Frage, ob „möglichst geringer Aufwand“ wirklich das Ideal sein sollte und nicht etwa „Tätigkeiten, die Lust bereiten“ o.ä.: Denken wir zurück an die Kritische Psychologie, dann besteht das Bedürfnis aus zwei Teilen: Dem unmittelbar erfahrbaren „sinnlich-vitalen Bedürfnis“ und dem „produktiven Bedürfnis“, welches nicht (!) das „Bedürfnis nach Arbeit“ ist, sondern das Bedürfnis zur Verfügung über den gesellschaftlichen Re-Produktionsprozess. Und über diese Verfügung, bzw. den Zugriff auf die Quellen der Bedürfnisbefriedigung, soll eine möglichst dauerhafte Befriedigung der sinnlich-vitalen Bedürfnisse hergestellt werden können. Tätigkeit hat damit nicht nur den Zweck sinnlich-vitale Bedürfnisse direkt zu befriedigen, sondern die Befriedigung sinnlich-vitaler Bedürfnisse dauerhaft abzusichern und je geringer der Aufwand zur Befriedigung eines bestimmten sinnlich-vitalen Bedürfnisses ist, desto tendenziell mehr solcher Bedürfnisse können insgesamt befriedigt werden bzw. desto höher ist die Sicherheit, dass diese Bedürfnisse dauerhaft befriedigt werden. Ob die jeweiligen Tätigkeiten dann „Spaß machen“ ist erstens zweitrangig, zweitens zu individuell verschieden und drittens ist das grundlegende Prinzip die Selbstzuordnung und wenn auch Tätigkeiten mit geringem Aufwand nahegelegt werden, entscheiden die Beteiligten selbst, welchen Tätigkeiten sie sich annehmen wollen. Es braucht hierfür keine allgemeinen „Lustindikator“ o.ä.

WICHTIGE ANMERKUNG: Bis zum Abschluss nach sieben oder acht Teilen ist die Textreihe im Wandel und wird besonders seit Mai 2020 vollständig neu erarbeitet und strukturiert. Dieser Text ist nicht länger aktuell!

Die neuesten Versionen der Texte finden sich als pdf/odt immer auf https://marcusmeindel.wordpress.com/ bzw. online im Discourse-Forum. Hier finden sich auch Einführungen zum Thema. Wenn du Interesse an einer Beteiligung am Projekt hast, kannst dich dort gerne auch vorstellen und einbringen.

Fähigkeiten (und komplexe Tätigkeitsmuster)

Im Gegensatz zur im nächsten Kapitel beschriebenen Qualifikation, sind Fähigkeiten auf Softwareebene keine Bedingungen, um bestimmte Tätigkeiten ausführen zu können. Die Definition von Fähigkeiten hilft vielmehr dabei, den Gesamtprozess übersichtlicher zu gestalten und die Selbstzuordnung zu vereinfachen.

Fähigkeiten werden dabei als Tätigkeiten verstanden, deren Ablauf verinnerlicht ist. Auf Softwareebene werden sie daher auch durch Tätigkeitsmuster definiert. Welche Tätigkeit dabei als verinnerlicht betrachtet wird, liegt ganz im Ermessen des jeweiligen Anwenders bzw. der jeweiligen Anwenderin. Diese Markierung als „verinnerlicht“ wird dabei in der sogenannten Bibliothek vorgenommen. In der Bibliothek werden dabei sämtliche Tätigkeitsmuster gespeichert, denen sich prinzipiell angenommen werden kann. Einerseits können diese manuell ausgewählt und dort abgespeichert werden, anderseits können sämtliche Tätigkeitsmuster automatisch dorthin übertragen werden, welchen sich mindestens einmal erfolgreich angenommen wurde.

Diese Bibliothek hat neben der Definition von Fähigkeiten noch eine weitere relevante Funktion: Tätigkeitsmuster können entsprechend markiert werden, ob ihnen gerne oder nicht gerne nachgegangen wird. Je nachdem kann die Person durch die Software benachrichtigt werden, sobald eine Tätigkeit in einem (lokalen) Commoning-Prozess ansteht, an welcher Interesse besteht oder sie wird, wenn überhaupt, erst benachrichtigt, wenn es für die Tätigkeit eine hohe Dringlichkeit gibt (→Tätigkeitsgewichtung). Neben der Möglichkeit, sich den Gesamtprozess des Commonings bzw. einzelne Commoning-Prozesse zu bestimmten Bedürfnisbefriedigungen anzusehen und sich entsprechend Tätigkeiten zuzuordnen, gibt es damit eine zweite Möglichkeit, sich in das Commoning einzubringen. Diese kann als halb-automatische Selbstzuordnung bezeichnet werden.

Auf Fähigkeiten können komplexe Tätigkeitsmuster aufbauen. Um das verständlich zu machen, wird wieder auf das veraltete, aus der marxschen Wertformanalyse entnommene Beispiel der Herstellung von Leinwand bzw. Leinengewebe zurückgegriffen. Immer noch gilt, dass durch das nicht-zeitgemäß gewählten Beispiel der Fokus auf die dahinterstehende Logik gelegt und damit keineswegs angedeutet werden soll, dass Commoning der heutigen Komplexität nicht standhält.

Die Herstellung eines Leinengewebes durch einen Webstuhl stark vereinfacht dargestellt (Die Anmerkungen in Klammern verweisen dabei auf nachfolgende Abbildung): Damit das Leinengarn (a) im Webstuhl verarbeitet werden kann, müssen die Fäden des Garns erst die gleiche Länge und die richtige Reihenfolge erhalten. Dafür wird es auf den Scherbaum (b) aufgespannt (Muster g). Das so bearbeitete Leinengarn wird schließlich als Kette (a) bezeichnet. Diese Kette wird schließlich auf den bisher unbespannten Webstuhl (b) gespannt (Muster f). Im Webprozess werden aus dieser Kette die vertikal verlaufenden Fäden des Gewebes entstehen. Ein weiteres Leinengarn (a) wird schließlich gemäß einer Leinwand-Bindungspatrone (b) durch die Litzen und Blätter des mit Kette bespannten Webstuhls (c) gestochen. Die Leinwand-Bindungspatrone gibt dabei vor, wie die Fäden durch den Webstuhl verlaufen müssen, damit am Ende das gewünschte Gewebemuster herauskommt (Muster e). Durch den damit vollständig bespannten Webstuhl (a) kann das Leinengewebe hergestellt werden (Muster d). Falls notwendig, wird die Leinwand-Bindungspatrone zuvor erst mit Hilfe eines Patronenpapiers (a) erstellt (Muster c).

Was bedeutet es, wenn das im letzten Teil der Textreihe verwendete Tätigkeitsmuster „Herstellung eines Leinengewebes durch (a) unbespannten Webstuhl, (b) Scherbaum, (c) Leinengarn und (d) Patronenpapier“ (T2b2 / Muster a) heißt? Es bedeutet, dass sämtliche gerade angerissenen Tätigkeiten im selben Muster enthalten sind. In der Grafik sind dabei die Tätigkeitsmuster d-g im komplexen Muster b zusammengefasst, aber erst Muster b ergibt zusammen mit Muster c die uns bereits bekannte Tätigkeit T2b2 bzw. Muster a. Ein komplexes Tätigkeitsmuster besteht damit ausschließlich aus der Kombination einfacher Tätigkeitsmuster. Es kommen darin keine neuen Informationen vor – es ist die Zusammenfassung der Informationen der untergeordneten Muster. Und falls neue Informationen doch notwendig sind, dann müssen diese in Form eines vorläufigen Tätigkeitsmusters angelegt werden, in welchem Resultat und Bedarf klar ersichtlich werden und für welches außerdem der Aufwand gesondert herausgestellt werden kann.

Hierzu eine kurze Anmerkung zum →Muster-Design: Dasselbe durch Resultat, Bedarf und Aufwand definierte Muster hat im besten Fall eine Vielzahl von unterschiedlichen Beschreibungen für denselben Prozess. Die Sprache ist dabei natürlich ein wesentlicher Punkt, aber genauso die Form der Darstellung (als Textbeschreibung, Video, etc.) oder etwa das Detailreichtum der Beschreibung. Gibt es etwa sehr knappe Beschreibungen von Mustern und sind diese entsprechend definiert, kann die Beschreibung eines komplexen Tätigkeitsmusters automatisch generiert werden, indem diese knappen Beschreibung aneinander gehängt werden.

Über Fähigkeiten werden Tätigkeiten also auf Softwareebene in kleinere Schritte geteilt bzw. werden einzelne Tätigkeiten zusammengefasst. Da prinzipiell jedes Tätigkeitsmuster als Fähigkeit markiert werden kann, kann sich prinzipiell auch jedem komplexen Tätigkeitsmuster zugeordnet werden. Vorausgesetzt ist hier jeweils, dass die definierten Qualifikationen der darin enthaltenen Tätigkeitsmuster gegeben sind. Die Definition von Fähigkeiten hilft dabei den Beteiligten den Gesamtprozess einerseits schneller erfassen und sich leichter einbringen zu können, anderseits den organisatorischen Aufwand zu minimieren, welcher mit der Selbstzuordnung zu vielen kleineren Tätigkeiten unbedingt zusammenhängt.

Da ein komplexes Tätigkeitsmuster lediglich eine Verschachtelung von einfacheren Tätigkeitsmustern ist, ist sowohl der Bedarf als auch Aufwand genau gleich. Der Aufwand eines komplexen Tätigkeitsmusters ist daher auch die Summe des Aufwandes der darin enthaltenen einfachen Tätigkeitsmuster. Und da ein Tätigkeitsmuster immer die eindeutige Beschreibung eines Prozesses ist, sind weiter auch die Tätigkeitsmuster, welche als dessen Fähigkeiten definiert sind, immer eindeutig. Tätigkeitsmuster M(a) aus dem Beispiel wird immer die in den Tätigkeitsmustern M(b) und M(c) beschriebenen Prozesse beinhalten, wie auch M(b) immer die in den Tätigkeitsmustern M(d-f) Prozesse beinhaltet. Einzelne Tätigkeitsmuster selbst können dagegen als Fähigkeiten in unterschiedlichen anderen Tätigkeitsmuster definiert sein.

Qualifikation

Während Fähigkeiten frei gesetzt werden können, braucht es bei der Qualifikation eine äußere Instanz, welche die Erlaubnis erteilt, sich bestimmten Tätigkeiten überhaupt annehmen zu dürfen. Notwendig kann das in unterschiedlichen Situationen sein: Eine Tätigkeit kann den Umgang mit sensibler Technik beinhalten, deren Beschädigung einen großen Aufwand zur Wiederinstandsetzung nach sich ziehen würde. Oder die Tätigkeit ist an sich nicht schwierig, aber beinhaltet gefährliche Chemikalien, welche bei fehlerhafter Handhabung zu erheblichen Gesundheitsproblemen führen können. Genauso sollte sichergestellt werden können, dass sich bei Tätigkeiten an Menschen – wie etwa in der Chirurgie oder der Erziehung – nur Personen mit dem notwendigen medizinischen oder pädagogischen Verständnis zuordnen können. Aber auch im Bereich der Produktion symbolischer Mittel kann es problematisch sein, wenn Personen sich Tätigkeiten zuordnen, welche ihre eigene Kompetenz überschreiten: Ein ganzer Commoning-Prozess kann aufgehalten werden, wenn etwa ein Programmierer sich selbst überschätzt und die Tätigkeit anderer Personen auf dessen Code aufbaut.

Die Definition von notwendigen Qualifikationen für Tätigkeitsmuster scheint daher unerlässlich, wirft aber Fragen auf, welche Autorität und welche Strukturen die Qualifikationen innerhalb einer Gesellschaftlichkeit von Gleichrangigen möglichst allgemeingültig zertifizieren können. Innerhalb dieser Softwarekonzept-Reihe sollen diese Fragen nicht beantwortet werden. Was auf Vermittlungsebene nur gesagt werden kann: Es ist möglich – und notwendig – bestimmte Tätigkeitsmuster mit einer allgemeingültigen Qualifikation als Voraussetzung dafür zu beschreiben. Auf Seite der Beteiligten muss es in diesem Fall eine Bibliothek von Qualifikationen geben, in welcher die eigenen Qualifikationen festgehalten sind. Auf Peer-Ebene (Peer: „Gleichrangige“) ist außerdem möglich, dass Beteiligte Anfragen zum Erlernen bestimmter Qualifikationen stellen und diese Anfragen durch Personen ausgelesen werden können, welche die Qualifikation besitzen und autorisiert sind – in welcher Weise auch immer – diese Qualifikation weiterzugeben.

Anmerkung: Eine ähnliche Bedingung um sich einer Tätigkeit annehmen zu können, kann eine bestimmte Personenzahl sein. So ist es etwa nicht möglich, eine Kette alleine auf einen Webstuhl aufzuspannen (Grafik: Muster f). Auch das sollte bei der Entwicklung der Software berücksichtigt werden, um einen sinnvollen Commoning-Prozess zu gewährleisten.

Tätigkeitsgewichtung

Eine beteiligte Person hat tendenziell eine Vielzahl an Handlungsmöglichkeiten, wie sie sich in das ununterbrochene Commoning einbringen kann. Und je mehr Fähigkeiten sie angegeben hat und je mehr Qualifikationen sie besitzt, desto mehr Möglichkeiten ergeben sich für sie. Über die Qualität einer Tätigkeit lässt sich weiter zwar feststellen, wie sinnvoll eine Tätigkeit zur Befriedigung eines einzelnen Bedürfnisses ist, allerdings nicht, wie sinnvoll eine Tätigkeit für den Gesamtprozess ist. Der Indikator hierfür ist das Gewicht einer Tätigkeit.

Um sich dem Gewicht anzunähern, muss zuerst die Vermittlung von Bedürfnissen näher betrachtet werden. Damit Commoning-Prozesse überhaupt angestoßen werden, braucht es zuerst vermittelte Bedürfnisse und jeder Anwender und jede Anwenderin kann unterschiedlich viele solcher Bedürfnisse vermitteln. Nur, weil ein Bedürfnis vermittelt wurde, heißt es aber noch nicht, dass sich jemand diesem Bedürfnis auch annehmen wird – das ist Vor- und Nachteil einer Gesellschaftlichkeit ohne strukturellem Zwang. Wichtig bei der Vermittlung von Bedürfnissen ist allerdings eine Fairness zwischen den Gesellschaftsteilnehmern. Das heißt, eine Person, welche versucht möglichst viele Bedürfnisse zu vermitteln, sollte keinen Vorteil gegenüber einer Person haben, welche sehr bewusst angibt, was sie braucht. Und das heißt auch, dass Personen, die für andere tätig sind, auch tendenziell etwas zurückbekommen – das also durch das Einbringen in das Commoning eine gewisse Sicherheit zur Absicherung der eigenen Lebensbedingungen entsteht. Diese Koppelung zwischen Beteiligung und individuellen Vorteil wird über die Transformationsvariable, kurz: Trava, hergestellt. Die Trava wird in weiteren Teilen der Textreihe sowohl näher vorgestellt als auch offen diskutiert. Sie ist dabei das gesamte Gewicht, welche eine Person auf ihre einzelnen Bedürfnisse verteilen kann.

Drei Bedürfnisse werden vermittelt. Die Trava ist 150., welche zu 20/60/20% auf die Bedürfnisse verteilt wird.

Folgend wird als Bedürfnisgewichtung der Teil der Software bezeichnet, in welchem Beteiligte ihre angegebenen Bedürfnisse verschieden priorisieren können. Durch diese Gewichtung wird bestimmt, welche dieser vermittelten Bedürfnisse einer Person besonders wichtig sind. Das heißt, wenn eine Anwenderin vier Bedürfnisse vermittelt hat, können diese entweder gleichermaßen mit 25% gewichtet sein, oder die Beteiligte hebt etwa ein Bedürfnis mit 40% hervor, was eine Abwertung der anderen drei Bedürfnisse auf 20% des insgesamt verteilbaren Gewichtes mit sich bringt.

Von dem Bedürfnis ab wird dieses Gewicht auf sämtliche Tätigkeiten des Commoning-Prozesses verteilt. Das Gewicht der einzelnen Tätigkeiten innerhalb des Commoning-Prozesses wird dabei durch ihren Anteil am gesamten Aufwand bestimmt. Angenommen also das Gewicht eines bestimmten Bedürfnisses wäre 100 und die Konfiguration besteht aus nur drei Tätigkeitsmustern, welche mit einem Aufwand von 50 (T1), 150 (T1a1) und 200 (T1b1) beschrieben sind. Der Aufwand insgesamt beträgt also 400. Die Gewichtung der einzelnen Tätigkeiten wäre dementsprechend: 12,5, 37,5 und 50.

Soweit bestimmt sich also das Gewicht einer Tätigkeit durch ihr Verhältnis zu den anderen Tätigkeiten im selben Prozess. Weiter aber schließlich noch durch Anzahl bzw. das Gewicht anderer Bedürfnisse, welche auf dieselbe Tätigkeit verweisen. Denn selbstverständlich können einzelne Tätigkeiten den Bedarf von Tätigkeiten verschiedener Commoning-Prozesse decken: Das ist die Essenz des ununterbrochenen Commonings. Hierbei muss allerdings unterschieden werden, ob sämtlicher Bedarf gedeckt wird, indem die Tätigkeit einmal ausgeführt wird oder ob der gesamte Bedarf nur durch die kontinuierliche Ausführung der Tätigkeit gedeckt wird. Das heißt angenommen bei verschiedenen Commoning-Prozessen kommt es zu einem Bedarf nach einer bestimmten wissenschaftlichen Forschung, dann kann sämtlicher Bedarf durch ein und dieselbe Forschung gedeckt werden. Wenn dagegen in verschiedenen Commoning-Prozessen ein Bedarf nach demselben Typ Schrauben entsteht, dann kann dieser Bedarf nur durch wiederholte, kontinuierliche Tätigkeit gedeckt werden. In diesem Fall ist es für Beteiligte sowohl relevant zu wissen, welches Gewicht die Tätigkeit für die Deckung eines Bedarfes hat, als auch welches Gewicht die Tätigkeit hat, wenn durch die kontinuierliche Ausführung sämtliche darauf verweisende Bedarfe gedeckt werden. Bei einer kontinuierlichen Tätigkeit braucht es dabei die Funktion, dass bei der Selbstzuordnung angegeben werden kann, welchen Bedarfen sich insgesamt angenommen wird.

Die Software ist eine Vermittlungsform, welche Selbstorganisation unterstützen soll. Trotzdem gibt es in ihr einen bestimmten Fluss, einen roten Faden, welchem nicht gefolgt werden muss, der aber sowohl bestimmte Tätigkeiten (→ Konfigurationsprozess) als auch eine bestimmte Verteilung nahelegt. Bei einer kontinuierlichen Tätigkeit wird dabei nahegelegt, dass das erste Resultat der Tätigkeit zuerst den Commoning-Prozess unterstützt, welcher das höchste Gewicht hat und von da ab jeweils an den Nächsthöchsten verteilt wird. Ein hohes Gewicht eines Prozesses ist schließlich ein Indiz dafür, dass die entsprechenden Tätigkeiten verhältnismäßig sinnvoll zur Herstellung und Erhaltung der gemeinsamen Lebensbedingungen sind. Wie bereits gesagt, wird die Reihenfolge der Verteilung aber nur nahegelegt und wird durch die Personen, welche die Tätigkeit ausführen, selbst festgelegt. Wenn eine andere Reihenfolge der Verteilung für diese sinnvoll erscheint – ein Grund wäre etwa, dass bei einer höher gewichteten Tätigkeit noch weitere notwendige Mittel fehlen und diese auch nicht zeitnah bereitgestellt werden -, dann kann diese Reihenfolge selbstverständlich geändert werden. Wichtig ist hier die einfache Möglichkeit einer Kommunikation zwischen den Personen, welche durch ihre Tätigkeiten in Zusammenhang stehen.

Der gemeinsame Bedarf des türkis und gelb markierten Bedürfnisses ist der Gleiche und muss durch kontinuierliche Ausführung (kont.) gedeckt werden. Es wird dabei nahegelegt, dass das erste Resultat der Tätigkeit an die Tätigkeit des gelben Prozesses verteilt wird, da das entsprechende Bedürfnis ein höheres Gewicht hat. Der gemeinsame Bedarf des gelb und grün markierten Bedürfnisses ist derselbe und wird durch dieselbe Tätigkeit gedeckt. Zur Vereinfachung wird hier vom Aufwand der jeweiligen Tätigkeiten abgesehen.

Abschließend

Im Konzept werden Möglichkeiten angedacht und Vorschläge vermittelt, welche oft diskutierbar sind. Möglicherweise bessere Ideen zum Gewicht u.ä. können jederzeit in den Kommentaren oder unsreer Discourse-Instanz diskutiert werden: https://meta.allmende.io/c/transcomm/

Sämtliche Icons entstammen dem noun-project (thenounproject.com) und unterliegen einer Creative Commons Namensnennung Lizenz (CC-BY). Verwendet wurden „linen“ von Rineesh, „thread“ von Anton und „weave“ von Claire Jones. Vielen Dank.

4 Kommentare

Einen Kommentar hinzufügen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von keimform.de

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen