[Repost aus dem Magazin prager frühling zum Schwerpunktthema der Commons]
Die neue Welle der Enteignung
von Thore Prien
Krisengeschüttelt und selbstzerstörerisch macht sich der Kapitalismus am Boden zu schaffen. Seit einigen Jahren kommt es zu einem dramatischen Anstieg von Investitionen in das Ackerland der Staaten des globalen Südens (Zahlen und Fallbeispiele bei GRAIN und Farmlandgrab.org). Korruption, Mauschelei, Betrug und legale langjährige Pachtverträge erobern ganze Landstriche. Im Landgrabbing – das ist der Name, der sich für die Neuauflage des Scramble um Land durchgesetzt hat – befeuern sich dabei zwei Dimensionen der gegenwärtigen Krise wechselseitig: Erstens gibt es einen Überschuss an Kapital auf der Suche nach Verwertung, das nun entlegenste Winkel einnimmt. Ackerland wird zum buchstäblichen spatial fix (David Harvey) einer räumlich und zeitlich umhergeschobenen Überakkumulationskrise. Zweitens drängt die Aussicht auf weitere dramatische Verschärfungen der kapitalistischen Naturverhältnisse die Nahrungsmittelproduktion auf die global geteilte Problem-Agenda – und damit auf die Agenda von Finanzdienstleistern. (mehr …)