Schlagwort: ökologie

Selbstorganisierte Fülle

Beitragen statt tauschen[This article is also available in English.]

Angeregt durch meine Erfahrung der letzten Jahre und durch Überlegungen, die ich in meiner englischsprachigen Serie „The Earth’s the Limit“ (Teil 1, Teil 2) niedergelegt habe, habe ich meine Überlegungen zu einer möglichen künftigen Peer-Ökonomie weiterentwickelt. Anders als früher gehe ich nicht mehr von der Notwendigkeit einer Kopplung zwischen Geben und Nehmen aus. Der wichtigste Grund dafür ist, dass ich nicht mehr im menschlichen Tun, sondern in der Endlichkeit der natürlichen Ressourcen die kritische Grenze sehe, mit der jede emanzipatorische Gesellschaft wird umgehen müssen.

Meine Ideen für ein solches „entkoppeltes“ Modell einer verallgemeinerten Peer-Produktion habe ich erstmals am 5. Mai in einem Vortrag in Fulda dargestellt; seit Anfang letzter Woche folgten mehrere Vorträge in Baden-Württemberg. Dieser Beitrag dokumentiert meine Vortragsfolien (in Form eines Handouts); in näherer Zukunft hoffe ich auch eine verschriftlichte Version des Vortrags vorlegen zu können. Ich hoffe, dass das Handout schon einige Anregungen geben kann, wie es ohne Kopplung von Geben und Nehmen (und natürlich ohne Zwang oder Geld) gehen kann.

Selbstorganisierte Fülle

Gemeingüter und Peer-Produktion als Grundlagen einer nichtkapitalistischen Gesellschaft

Das Internet als Ort der Fülle

Zwei Auffassungen von Fülle:

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The Earth’s the Limit (2): Peak Oil—Peak Energy?

[First part]

During the last years, humanity has consumed about 500 exajoules of energy per year (an exajoule is a million million megajoules, or 1018 joules). As usual, levels of energy consumption vary strongly from country to country. While the average consumption per person is about 70 GJ (gigajoules), the inhabitants of Bangladesh, Eritrea, and Senegal use less than 10 GJ on average.

At the other extreme, the inhabitants of the United Arab Emirates and Iceland use 450–500 GJ per year, while per-capita usage in the small emirate of Qatar is a whopping 900 GJ. Germany uses about 180 GJ per person—more than twice the global average. Other Middle European countries are similar, while the United States and Canada use twice as much (330–350 GJ).

Is it realistic that in the future, everybody will reach the consumption level of Germany or the USA, or even more? (mehr …)

The Earth’s the Limit (1)

The vision of post-scarcity is a popular but controversial meme in the debates of peer production. Post-scarcity envisions a world where everything is free as in free beer, where no payment or accounting is requirement for anything you use. Post-scarcity ideas usually rely very strongly on advanced technology, postulating that almost everything can be automated—or at least, everything that’s not fun and pleasant to do. Post-scarcity theorists also believe that advanced technology can provide enough natural resources and enough energy in order to satisfy everyone’s needs and wishes, possibly through extracting resources from space or through speculative future technologies such as nuclear fusion power.

A weak form of post-scarcity thinking is present in one of the founding documents of the free software movement, Richard Stallman’s GNU Manifesto (“weak” because there are still necessary tasks that are neither fun nor automated away):

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Commons: Strategische Perspektive oder Rettung des Kapitalismus?

BUKO-Seminar, 12.-14.2.2010 in Kassel

In den vergangenen Jahren erlebt das Konzept der Commons (Gemeingüter, Allmende, Das Gemeinsame, …) eine Renaissance. Von der Global Marshall Plan Foundation bis hin zum Weltsozialforum wird in der Wiederentdeckung, Erhaltung und Weiterentwicklung der Commons die Möglichkeit gesehen, die Welt gerechter zu gestalten und die ökologische und ökonomische Krise zu überwinden. Zuletzt wurde sogar ein halber Wirtschaftsnobelpreis für die Commonsforschung an Elinor Ostrom vergeben. Gleichzeitig werden die Commons im Krisenprozess selbst massiv angegriffen (Klimakrise, Privatisierung, Überfischung, Überwachung und Zensur, …).

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Piraten-Wirtschaft: Ideologiefreie Ideologie

Piraten-LogoNachdem ich so nett eingeladen worden bin, das Wirtschaftsprogramm der sächsischen Piraten zu kommentieren, will ich dem auch gerne nachkommen. Die Kritik, die folgt, sei als konstruktive Kritik verstanden — auch wenn sie recht deutlich ausfällt. Wir können alle nur von einander lernen 🙂

Zunächst mal meine dicke Anerkennung dafür, dass sich die sächsischen Piraten sich trauen — können sie doch ahnen, dass sie ein vermintes Feld betreten. Das Bemühen, auf keine Mine zu treten, ist dem Entwurf anzumerken. Dadurch entsteht bei mir aber auch der Eindruck, dass sie lieber am Feldrand stehen bleiben und über die vielen Minen schauen, als den Schritt aufs Feld zu wagen. Verständlich.
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André Gorz: Auswege aus dem Kapitalismus

André Gorz: Auswege aus dem KapitalismusKurz vor seinem Freitod hat André Gorz ein Buch zusammengestellt, das kürzlich erschienen ist und als eine Botschaft an die Nachwelt gelesen werden kann. Das Buch enthält die beiden Linien, die für André Gorz immer wichtiger wurden: Ökologie und Wissen. In klarer Sprache zeigt er auf, dass sich der Kapitalismus seine eigene Basis — die Verwertung von Arbeit — unterm Hintern wegrationalisiert. Gleichzeitig zerstört der kapitalistische Wachstumszwang seine stofflichen Grundlagen. Als Ausweg sieht André Gorz einen Wissenskommunismus, dessen erste Anzeichen er in der Freien Software beobachtet.

Die taz hat eine lesbare Rezension des neuen Buches veröffentlicht, und in der 3SAT-Sendung »Kulturzeit« ist ein längerer Beitrag gesendet worden (siehe unten). Dort allerdings kommt eine Passage vor, die André Gorz nicht zugeschrieben werden kann: Regionales Geld sei ein Ausweg, weil es den Zins überwinde. Tatsächlich schreibt André Gorz von einer »Ökonomie der Unentgeltlichkeit«, die eigentlich eine »Antiökonomie« sei, und von der Freien Software als deren »Keimform«. Wie hieraus eine Zinskritik nach Gesellscher Manier abgeleitet werden kann, bleibt das Geheimnis der Autor_innen des Beitrags.

Turbokolonialismus

Es ist immer noch mal viel schlimmer, als man denkt: In dem Artikel über den Kauf von halb Madagaskar durch Daewoo im CommonsBlog wird am Ende auf den GRAIN-Report verwiesen. Darin geht es um eine »Art von neuem Landraub«. In der Tat. Klaus Pedersen, Autor des Buches »Naturschutz und Profit«, hat in der »jungen Welt« von heute das Thema unter der Überschrift »Turbokolonialismus« aufgegriffen:

Wegen der zunehmenden Erderwärmung kaufen oder pachten Regierungen Agrargebiete in ärmeren Ländern zur Absicherung der Ernährungsbasis. Unternehmen machen einen Spekulationsmarkt daraus

Hier verbindet sich also Klima- und Ökonomiekatastrophe. Die Vorbereitung für den Krieg um die Nahrungsmittelgrundlagen und für die nächste Spekulationsblase läuft heute, die Commons werden enteignet.

The Marcin & Keimform Dialogue

Die Debatte über die Möglichkeit und Unmöglichkeit von Peer Ökonomie gewinnt eine neue Facette. Marcin Jakubowski hat mich vor wenigen Tagen bezüglich einer Kampagne „1000 True Fans – 1000 Global Villages “ kontaktiert, die der Arbeit von Open Source Ecology eine neue Schlagkraft geben soll. Darin lädt er zu einer aktiven monetären Unterstützung von 10 Euro oder 10 Dollar pro Monat ein, um das Global Village Construction Set replizierbar zu machen. Er lädt auch dazu ein, dass sich Repräsentanten der Open Source und Peer-to-Peer Kultur gemeinsam hinter diesen Projektvorschlag stellen. Dafür soll der Entwicklungsplan von Open Source Ecology wesentliche Fortschritte auf Gebieten bringen, die bis jetzt noch nicht wirklich tief – oder noch gar nicht – berührt wurden, um eine tragfähige Struktur der in sich kreislaufmässig verbundenen Technologien einer lokalen solidarischen Ökonomie sichtbar zu machen. Open Source Ecology möchte sich in vier Kernbereichen engagieren und noch zu spezifizierende Entwicklungsziele vorlegen:

1. Dezentrale Fabrikation:

We are talking about FabLab delivering the promise of Bergmann’s Personal Fabricator – except for real.That means high skill and open source equipment, coupled with global design. The promise is producing any tool in a hardware store, any piece of electronics and elecromechanical equipment. You go to the hardware store today. All items there could be produced, realistically and cost-effectively – with FabLab – delivering the promise of Gandhi’s mass production by production by the masses.

2. Ökologische Materialien auf Basis systematischer Phytochemie:

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Crashkurs Krise

Norbert Trenkle eröffnete das diesjährige Krisis-Seminar zum Thema »Crashkurs – Finanzmarktkrise, Peak Oil und die Grenzen der Warengesellschaft« mit dem ironischen Hinweis, dass das Seminar nicht wegen des aktuellen Finanzmarkt-Crashes stattfände (und auch nicht umgekehrt!), sondern dass das Seminar schon länger geplant sei. So sei es zwar passend, aber doch zufällig, sich mitten im Crash zu treffen. Grundsätzlich gehe man zwar von einer tiefgreifenden Krise aus, doch die Verlaufsform sei eben nicht vorherzusagen.
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Utopistik

Immanuel Wallerstein, UtopistikIch habe gerade das kleine Büchlein „Utopistik“ von Immanuel Wallerstein gelesen. Der Untertitel „historische Alternativen des 21. Jahrhunderts“ klingt natürlich für uns vielversprechend. Die Analyseseite ist auch sehr interessant, seine Vorschläge für die „historischen Alternativen“ fallen dagegen aber stark ab. Ok, das Buch stammt auch schon von 1998, vielleicht ist in den letzten zehn Jahren halt doch einfach auch schon eine ganze Menge passiert wovon Wallerstein keine Ahnung haben konnte.

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