Bitcoins – Währung mit Zukunft?
[Repost von Radio-Z, Lizenz CC-by-nc-sa]
Sind Alternativwährungen wie der Bitcoin die Währung der Zukunft. Können Zahlungsmittel stabil bleiben, die nur aus dem Glauben derer leben, die sie verwenden? Oder zeigt uns das neue Phänomen von Kunstwährungen wie Bitcoin, Litecoin und Ven nur, wie fragwürdig auch unser „richtiges“ staatlich kontrolliertes Geld ist?
Diesen Fragen gehen im Beitrag Michael Liebler und seine Gesprächspartner, der Wertkritiker Ernst Lohoff und der Bitcoin-Pionier Björn Gießler, nach. Noch zu Anfang des Jahres kannte ihn kaum jemand: den Bitcoin, eine digitale Kunstwährung, mit der man sicher und anonym via Internet bezahlen kann. Doch dann setzte ein regelrechter Boom ein. Der Kurs stieg und stieg.
Bitcoins werden nicht von einer zentralen Stelle ausgegeben und reguliert. Sie werden von einem Computernetzwerk in einem komplizierten Verfahren erschaffen. Die Energiemenge, die dabei verbraucht wird, hatte vor 2 Jahren noch die Größenordnung des Energieverbrauchs einer Stadt. Die Frage nach der ökologischen Vertretbarkeit ist eine der Fragen, denen der folgende Beitrag nachgeht (16:38 Min).
Bitcoins haben den Geburtsfehler dass sie konvertierbar sind und somit wie auch die diversen konvertierbaren Regionalwährungen letztlich in das bestehende System eingebunden sind. Ihr Wert wird also mit anderen Währungen verglichen – theoretisch auf einem absolut freien Markt und ohne staatliche Kontrolle. Also etwas für Spekulanten und Zocker, denen der Staat bei ihrem „Spiel“ immer ungelegen kommt.
Kompatibel mit Commons („jenseits von Markt und Staat“) sind sie nicht! Commons in der Idealform brauchen keinen Saat und keinen Markt also auch kein Geld – es gibt ja nicht zu tauschen weil alles nach Bedarf produziert wird. Von diesem Ideal sind wir aber noch sehr, sehr weit entfernt und auf noch lange Zeit wird es Tauschhandel geben. für den Tauschhandel war und ist die „Erfindung“ Geld aber genial.
In dem Beitrag behauptet E. Lohoff dass Geldschöpfung immer Kreditgewährung mit einem Versprechen/einer Hoffnung auf Mehrwert sei. (Dieser Mehrwert wird üblicherweise als Zins oder Ertrag bezeichnet.) Dem möchte ich widersprechen: Es gibt ein Geldsystem bei dem die Schöpfung genauso wie sonst aus dem Nichts passiert – mit dem Unterschied dass damit keine Hoffnung auf Mehrwert oder Zins verbunden ist. Die Geldschöpfung geschieht dabei laufend z. B. jeden Monat und ist nur abhängig von lebenden Personen. Es wir also pro Person pro Monat z.B. 3000 Gradido (Name dieses Geldes) geschöpft und zwar bedingungslos (wenn man von Bedingung „lebende Person“ absieht). Es ist praktisch ein bedingungsloses Grundeinkommen das problemlos „finanziert“ werden kann – da aus dem Nichts geschöpft. Dem Einwand dass damit ja eine ins endlos wachsende Geldmenge entstehen würde, wird wie folgt begegnet: In das Geld ist eine automatische Vergänglichkeit eingebaut – wenn es nicht verwendet wird, wird es weniger „wert“. Die Vergänglichkeit ist bei 50% übers Jahr (oder 5,6..% pro Monat). Die Geldmenge (pro lebender Person) hört damit in dem Moment auf zu wachsen, wenn die Vergänglichkeit gleich groß ist wie die neue Schöpfung. Dies ist dann der Fall wenn die 3000 Gradidos = 5,6…% der angewachsenen Geldmenge entspricht, also die Geldmenge pro Person ca 54.000 Gradidos ist. Der Geldverkehr kann bargeldlos erfolgen und die Schöpfung ist automatisiert und mit sehr, sehr geringen Energieaufwand verbunden.
Die 3000.- Gradidos werden nicht komplett an die einzelnen Personen ausbezahlt, sonder nur ein Drittel also 1000 G. pro Monat; der Rest geht an das Gmeinwesen. Das Gemeinwesen benutzt die 2000 G./person/Monat für die Finanzierung aller öffentlichen Aufgaben (ähnlich wie der Staat, aber viel umfangreicher z.B. kostenlose Kindergärten, Schulen, kostenloses (für den Einzelnen) Gesundheitswesen incl. Pflege etc.) Zudem fallen alle Steuern auf alle Einkommen weg. Dies bedeutet auch Wegfall von sehr vielen Verwaltungaufgaben, keine Buchführungspflichten mehr, keine Schwarzarbeit, keine weiteren Sozialleistungen (jedeR erhält ja das Grundeinkommen) keine Renten. Und trotzdem bleibt noch soviel übrig, dass endlich soviel was bisher aus „Geldmangel“ nicht erledigt werden konnte nun problemlos finanzierbar ist.
Dem Einwand, dass dann die Leute nichts mehr arbeiten würden setze ich entgegen: wieso hören heute die Leute nicht auf zu arbeiten sobald sie ihr „Grundeinkommen“ erarbeitet haben? Weil sich die Leute eben mehr gönnen wollen als sie mit ihrem „Grundeinkommen“ finanzieren können. Ebenso werden sich die Leute teils mehr, teils weniger zu ihren BGE hinzu verdienen wollen. Arbeitsmöglichkeiten wird es genügend beim Gemeinwesen geben (Schulen, Gesundheitswesen, öffentlicher Verkehr, Umweltschutz, Reparatur von Umweltschäden, Ausbau und Instandhaltung der öffentlichen Infrastruktur etc.)
Frage nun: wie kompatibel ist dieses vorgestellte System mit Commons? Es wird zwar weiterhin einen Markt geben und auch einen Staat (das Gemeinwesen) jedoch werden die sich ziemlich von dem unterscheiden was wir heute unter diesen Begriffen verstehen. Das Geld in Form von Kapital wird nicht mehr den Zwang haben sich zu vermehren. Und ausbeuten wird sich auch niemand mehr lassen müssen. Wenn jemand seine Arbeitskraft verkaufen wird, kann er/sie auf Augenhöhe mit dem „Arbeitskraftkäufer“ den Preis aushandeln. Das System kann schrittweise eingeführt werden (von einzelnen Staaten oder auch weltweit). Ideen dazu gibt es und auch Ideen wie die „Reichen“ in das System integriert werden können.
Sind Bitcoins eher mit Bargeld oder mit Giralgeld vergleichbar? Oder anders gefragt: Existiert jedes Bitcoin nur einmal oder mehrmals?
AFAIK existiert ein Bitcoin nur einmal. Die Menge ist begrenzt, das Mining wird immer schwieriger und nähert sich asymptotisch der Gesamtmenge an.
Die Vorstellung hier Geldhaufen dort Warenberg ist nicht totzukriegen. @Hermann Wick: wie ist denn der Gradido auf die Welt der Güter bezogen?
@ Franz Nahrada: Gradidos sind ein Tauschmittel – getauscht wird auf einem Markt. Also nur ein Schritt zu einer bedürfnisorientierten Produktion. Meiner Meinung nach aber ein wichtiger und richtiger Schritt, weil das Anhäufen von Reichtum in Form von Geldmittteln unterbunden wird (durch die Vergänglichkeit) und andererseits durch das bedingungslose, selbstgeschöpfte Grundeinkommen die Teilnahme an diesem Markt für jederman/frau möglich ist. Und weil eben niemand mehr gezwungen ist unnütze und die Umwelt belastende Güter herzustellen, werden diese sehr wahrscheinlich auch nicht mehr (im jetzigen Umfang) produziert werden. Kapital einzusetzen um mehr Kapital zu produzieren macht (fast) keinen Sinn mehr. Sinn macht die Produktion wirklich nachhaltiger Werte/Güter die ein „Gutes Leben“ ermöglichen.
Die Einführung des Gradido-Systems wird z.Z. in einem Gesellschaftsexperiment getestet: Die Teilnehmer schöpfen für sich momentan 100 Gradidos monatlich. Das ganze hängt natürlich vom Vertrauen ab, das die TeilnehmerInnen in das System setzen (dies ist ja aber im bestehenden Geldsystem nicht anders). Ich „bezahle“ z.Z. die Miete für meine Werkstatt zu 100% mit Gradidos (300 im Monat); 100 davon schöpfe ich selbst und 200 „verdiene“ ich durch Arbeiten die mit Gradidos „entlohnt“ werden. Es gibt also schon Menschen, die diesem neuen System vertrauen – wenn auch noch sehr wenige. Der Anfang ist aber gemacht!
Hallo erstmal,ich muss leider den im Artikel oben genannten Satz „…wie fragwürdig auch unser “richtiges” staatlich kontrolliertes Geld ist?“ korrigieren. Der Euro kann nicht staatlich reguliert sein, denn wir haben noch keine zentraleuropäische Regierung. Die führenden Weltwährungen werden nicht staatlich kontrolliert, sondern von den Zentral- bzw. den Notenbanken. Die Geldmenge wird dabei hauptsächlich von den Geschäftsbanken reguliert, wobei schon so mancher Kabarettist (Georg Schramm) seine Stellung im öffentlich rechtlichen Fernsehen verlor, der die folgende Wahrheit aussprach: Auch die Zentralbanken sind wie die Geschäftsbanken keine Körperschaften des öffentlichen Rechts, sondern Privatunternehmen. Ich wollte das nur mal klarstellen. Thanks for reading.