Kategorie: Feindbeobachtung

Lützerath verteidigen

© Marius Michusch. Das Bild darf für nichtkommerzielle Zwecke verwendet werden, solange der Urheber genannt und verlinkt wird.

Wie ihr ja wahrscheinlich schon mitbekommen habt, steht in den nächsten Tagen die Räumung des Dorfs Lützerath an, das dem Braunkohle-Bergbau, der wohl dreckigsten aller fossilen Technologien, zum Opfer fallen soll. Um das zu verhindern oder zumindest so schwer wie möglich zu machen, muss Lützerath jetzt verteidigt werden!

Der Kampf um Lützerath wird, mindestens für dieses Jahr und im deutschsprachigen Raum, absehbarerweise die wichtigste Auseinandersetzung zwischen Klimagerechtigkeitsbewegung vs. Profitmaximierung um jeden Preis werden.

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Die vierte Internet Revolution passiert jetzt

Dieser Artikel wurde geschrieben auf Anfrage von Leuten des Debattenblogs der IL. Da deren Mühlen etwas langsam mahlen und es um aktuelle Ereignisse geht, veröffentliche ich ihn schon mal hier. Dass nur als Erklärung vorne weg, weil die Zielgruppenansprache vielleicht ein bisschen off wirkt 😉

Bekanntlich rennt die Zeit im Internet schneller als anderswo. Was eben noch Gewissheit war, ist jetzt schon überholt. Ein Trend jagt den nächsten. Doch grob lässt dich die Geschichte des jungen Mediums in drei Phasen einteilen. Interessanterweise korrespondieren diese Umbrüche auch mit den historischen Umbrüchen, die mehr oder weniger gleichzeitig in der größeren Welt „draussen“ passierten.

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12.8.22, Köln: Soli-Party gegen Rechts – fällt aus!

Update: Leider fällt die Soli-Party aus! Zahlreiche Coronafälle im Orgateam und ein weiterer Ausfall zwangen nun zur Absage. Die Soli-Party soll bald nachgeholt werden.

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Unter dem Motto „Keinen Raum für rechtsextreme Weltbilder im aufklärerischem Gewand!“ findet am 12.8.22 ab 20 Uhr eine Soli-Party im Autonomen Zentrum Köln, Luxemburger Str. 93, 50939 Köln, statt. Eingeladen hat das Netzwerk Kritische Psychotherapie Köln/Bonn, das sich gerade in einem Rechtsstreit mit Martin Wendisch befindet, der ein Buch mit dem neugierig machenden Titel „Kritische Psychotherapie“ herausgegeben hat. Die Gruppe hat das Buch analysiert und kam zu dem Schluss: Das Buch propagiert in weiten Teilen rechtsextreme, strukturell antisemitische und antifeministische Weltbilder in einem aufklärerischen Gewand!

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Der Kapitalismus ist vorbei

Huihui, der Benni wieder mit seinen steilen Thesen. Aber bitte nicht gleich weg klicken. Hört mich an.

Was ist der Kapitalismus? Nun, ihr kennt alle den berühmten ersten Satz im Kapital: „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‚ungeheure Warensammlung‘, die einzelne Ware als seine Elementarform.“ Offensichtlich ist der Kapitalismus in diesem Sinne nicht vorbei. Noch immer sind die allermeisten unserer Güter durch Warenproduktion entstanden.
Aber im weiteren wird dann ja von Marx sehr viel über das „Wie“ gesprochen. Der zentrale Mechanismus ist dabei die Vermehrung von Geld (und Kapital) durch die Produktion von Waren. Die Waren werden produziert um das Kapital der Kapitalist*innen zu vermehren. Das ist, was die berühmte Formel G->W->G‘ meint. Daraus ergibt sich eine stetige Vermehrung des Kapitals und damit auch der Waren. Das zentrale für mein Argument dabei: Die Ressourcen fließen also in immer größerem Maße in die Warenproduktion bis sie schließlich die ganze Gesellschaft und schließlich den ganzen Planeten erfassen. Nur durch dieses „Wie“ ist der Kapitalismus anderen Gesellschaftsformen überlegen. Er hat einen eingebauten Expansionsmotor der stärker ist als der von anderen Gesellschaftsformen, weswegen die alle nach und nach weg konkurriert wurden. Mathematisch gesprochen: Der zentrale Vorteil des Kapitalismus ist also nicht seine Produktion, sondern die Steigerung der Produktion, sozusagen die erste Ableitung davon.

Meine These ist nun: Der Motor ist kaputt. Und zwar dauerhaft. Dass er immer mal gestottert hat, das kennen wir. Das sind die normalen Krisen, die er selbst hervor bingt. Doch bisher ist er noch jedes Mal gestärkt aus diesen Krisen hervorgegangen. Man nennt das dann manchmal „Kreative Zerstörung“ durch „lange Wellen“. Alte Produktionsweisen gehen unter und machen Platz für neuere, effektivere. Doch damit das passieren kann muss auch in der Krise dafür gesorgt sein, dass die gesellschaftlichen Ressourcen in die Warenproduktion fließen und nicht in irgendwas anderes. Ich meine nun: Das ist nicht mehr oder zumindest immer weniger der Fall.

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Commoning in der ZAD Rheinland

Vom 2.-22. August fand im rheinischen Braunkohlerevier, in den vom Tagebau Garzweiler II bedrohten Dörfer, das Festival „Kultur ohne Kohle“ statt, bei dem der Widerstand gegen die kapitalistische Zerstörung gefeiert, aber in zahlreichen Workshops und Podien auch viel inhaltlich diskutiert wurde: über die Klimakrise, über Kritik an Kapitalismus, Patriarchat und weißer Vorherrschaft, über Utopie und Transformation. In der aktuellen Folge des VLOGs vom Baumhausdorf Unser Aller Wald gibt es einen sehr schönen Einblick in das Commoning, also den Prozess der Selbstorganisation, der das Festival ermöglicht hat, in dem Menschen nach Bedürfnissen und Fähigkeiten aktiv geworden sind:

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Unser Aller Wald

In einem Wäldchen in der Nähe von Keyenberg ist das Baumhausdorf UnserAllerWald entstanden. Mit den Baumhäusern soll das Voranfressen der Braunkohlebagger blockiert werden, denn Keyenberg steht auf der Liste der sechs Dörfer, die zukünftig verschwinden sollen. Im Tagebau Garzweiler im rheinischen Braunkohlerevier will RWE noch bis 2038 Braunkohle fördern und verstromen, was Millionen Tonnen CO2 in die Atmosphäre entlässt und die Klimakatastrophe befeuert. UnserAllerWald ist jedoch nicht nur ein Widerstandsdorf, sondern auch ein Utopiedorf, denn für die Aktivistis ist klar, dass die Braunkohleverbrennung zu Profitzwecken nur ein Beispiel für die kapitalistische Verzehrung und Verheerung der Welt ist. Ihr Ziel ist es, eine Welt aufzubauen, in der es allen gut geht.

In einem Vlog berichten sie regelmäßig von Ihren Kämpfen, ihrem Alltag und ihren Träumen. Die erste Staffel lief in zehn Folgen vom September bis Dezember 2020. Sie zeigt den zunächst klandestinen Aufbau, die Öffentlichmachung und die Behauptung des Baumhüttendorfes. Nach der Winterpause ist die zweite Staffel jetzt angelaufen. Wer einsteigen möchte, kann mit diesem Überblicksvideo beginnen:

Warum ein staatlicher Sozialismus wahrscheinlich nicht ökologisch wird …

Ökosozialismus wird häufig als mögliche Alternative zum weitgehend unmöglichen grünen Kapitalismus gesehen. Aber gerade weil der gleichen Widerspruch von Tauschwert und Gebrauchswert den Staatssozialismus durchzieht, und weil er wie der Kapitalismus eine Arbeitsvergesellschaftung darstellt, halten wir dies für sehr unwahrscheinlich. Drei Dynamiken seien kurz benannt: 

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Kritik des (demokratischen) Staatsozialismus

Wenn nur soziale Gebilde beständen, denen die Gewaltsamkeit als Mittel unbekannt wäre, würde der Begriff »Staat« fortgefallen sein; dann wäre eingetreten, was man in diesem besonderen Sinn des Wortes als »Anarchie« bezeichnen würde.

(Weber 1919/1980: 822)

Ich bin immer wieder beunruhigt wieviel tolle Leute bei genaueren Nachfragen doch eher demokratischen Staatssozialismus wollen als die befreite Gesellschaft. Darum hier ein Ausschnitt aus dem nächsten Buch zur Kritik des (demokratischen) Staatssozialismus.

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Warum die Kopplung von Geben und Nehmen aufhören muss

[Erschienen bei Telepolis]

Corona zeigt uns die Verrücktheit unserer gesellschaftlichen Organisation. Und wie wir uns damit buchstäblich um unsere Existenz bringen

Wir halten Tauschen für eine der natürlichsten Sachen der Welt. Ist es aber nicht. Tauschen koppelt Geben und Nehmen aneinander. Du kriegst nur was, wenn du auch was gibst. In modern: Lege Geld auf den Tisch und du bekommst das Begehrte. Oder umgekehrt: Hier ist mein Geld, jetzt gib es mir. Das ist der Kern dessen, was wir als Marktwirtschaft kennen. Ist doch natürlich, oder? Tausch gibt es doch schon ewig? Geld ist eine tolle Erfindung zur Vereinfachung des Tausches? Markt ist eine Errungenschaft? Und überhaupt: Was soll daran schlimm sein? Schauen wir hin, was wir von Corona lernen können.

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Die Kraft und die Ohnmacht der Commons

Endlich wieder auf etwas hoffen zu können, ist bitter notwendig. Das Commons-Institut will Broschüren über die „Kraft des Commoning“ veröffentlichen. Warum jedoch habe ich dabei ein ungutes Gefühl? Was fehlt mir da? Der auch selbstkritische Rekurs auf die auch vorhandene Ohnmacht der Commons. Auf das, was sie gerade nicht schaffen. Ich will niemanden damit herunter ziehen, aber Illusionen haben noch nie gut getan und das Nachdenken über das Nicht-Schaffen schärft vielleicht auch den Blick auf die Hindernisse, die es beiseite zu schieben gilt, anstatt sie zu ignorieren.

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