Commoning in der ZAD Rheinland

Vom 2.-22. August fand im rheinischen Braunkohlerevier, in den vom Tagebau Garzweiler II bedrohten Dörfer, das Festival „Kultur ohne Kohle“ statt, bei dem der Widerstand gegen die kapitalistische Zerstörung gefeiert, aber in zahlreichen Workshops und Podien auch viel inhaltlich diskutiert wurde: über die Klimakrise, über Kritik an Kapitalismus, Patriarchat und weißer Vorherrschaft, über Utopie und Transformation. In der aktuellen Folge des VLOGs vom Baumhausdorf Unser Aller Wald gibt es einen sehr schönen Einblick in das Commoning, also den Prozess der Selbstorganisation, der das Festival ermöglicht hat, in dem Menschen nach Bedürfnissen und Fähigkeiten aktiv geworden sind:

In Unser Aller Wald wurden zudem während der Kuloko Schilder angebracht, die die Namen der jeweiligen Baumhäuser erklären (die meisten sind nach Revolutionär*innen oder emanzipativ tätigen Menschen benannt). Beim „Tower“, einem dreistöckigen Baumhaus, das gewissermaßen das Zentrum des Baumhausdorfes bildet und auch über eine Treppe erreichbar ist, wäre eine solche Namenserklärung relativ banal gewesen, deshalb steht dort nun erklärt, was Commons sind und was das mit Unser Aller Wald zu tun hat:

Dieser Tower wie auch die weiteren Baumhäuser und Strukturen in diesem Wald sind Commons. Sie wurden in einem kollektiven Prozess gebaut, in dem Leute freiwillig und motiviert ohne direkte Gegenleistung beigetragen haben.

Was Commons auszeichnet ist, dass eine Community oder ein Netzwerk von Menschen gemeinsam über eine Ressource, sei sie materiell oder immateriell, verfügt und zu ihrer Produktion und Reproduktion beiträgt in einem hierarchiearmen, selbstorganisierten Prozess – dem Commoning. Weil es beim Commoning darum geht, Bedürfnisse zu befriedigen anstatt vermarktbare Waren herzustellen, und kollektiv unsere Lebensbedingungen zu gestalten anstatt direkter Herrschaft oder einer abstrakten Herrschaft des Marktes ausgeliefert zu sein, sehen wir darin auch eine Alternative zum Kapitalismus. Allerdings sind die heutigen Commons lediglich Keimformen einer solchen Alternative, ihr Potential kann sich noch nicht voll entfalten. So sind wir hier in Unser Aller Wald z.B. darauf angewiesen, dass wir Materialien zum Baumhausbau und andere Dinge kaufen oder gespendet bekommen, die nicht durch Commoning hergestellt wurden. So können wir hier zwar andere Logiken und Umgangsweisen erproben, aber diese Experimente bleiben beschränkt, bis nicht noch viel mehr Wälder, Fabriken und Häuser Commons werden und der Kapitalismus überwunden wird. Zu diesem Kampf wollen wir hier beitragen, denn wir denken nicht, dass sich die ökologische und soziale Krise innerhalb des Kapitalismus lösen lässt.

Diesen Herbst soll übrigens das Dorf Lützerath dem Tagebau weichen. Damit das nicht passiert, wurde die Region zu einer ZAD (Zone A Defendre, nach dem Vorbild ähnlicher Kämpfe in Frankreich) erklärt. Vom 29.9.-6.10. gibt es ein Anti-Rodungs-Skillshare und vom 29.10.-5.11. ein Anti-Abriss-Skillshare mit Unräumbar-Festival. Kommt vorbei, bleibt am besten den ganzen Herbst und verteidigt mit uns Lützerath, es gibt viele verschiedene Möglichkeiten sich einzubringen! Aktuelle Infos gibt es auf luetzerathlebt.info

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