Autor: Benni Bärmann

Freie Software in Venezuela

Vielleicht mal als Gegenpol zu dem zuletzt von Thomas geposteten skeptischen Bericht aus Brasilien hier mal ein euphorischer Artikel von Telepolis über die Freie Software Szene in Venezuela:

Doch Samán ist kein Sozialdemokrat, er geht aufs Ganze: Freie Software ist für ihn keineswegs automatisch der Inbegriff für eine bessere Welt, SuSE und Novell (zwinkert er uns zu) sind doch ganz normale kapitalistische Firmen, die nur Microsofts Monopol brechen wollen. Was ihre Entwicklung angeht, müsse „Freie Software auch frei von Ausbeutung sein“. Er spricht von „sozialistischer Software“ und schlägt vor, diesen Gedanken als eine weitere einzufordernde Freiheit zu betrachten. Man darf wohl weiterhin gespannt auf Venezuela blicken – und beobachten, wie die Produktionsbedingungen für Open Source-Software dort demnächst aussehen.

Wikipedia vor neuen Herausforderungen

Telepolis hat einen Bericht über aktuelle organisatorische Probleme in der Wikipedia. Das Grundproblem ist wohl wie man eine sehr divergente Community mit der Idee einer NGO des Wissens unter einen Hut kriegt.
Anders als bei Freier Software, wo es oft einen Konflikt zwischen kommerziellen Interessen und Community gibt, gibt es hier einen Konflikt zwischen einem von Wales u.a. aufgestellten Anspruch der Menschheit etwas gutes zu tun und zu diesem Zweck eine schlagkräftige Organisation aufzubauen und eben sehr unterschiedlichen Kräften in einer weitläufigen und bunten Community.

Keimform mal anders

Telepolis bringt ein Interview mit Martin Sonneborn, Ex-Chefredakteur bei Titanic. Seine Sicht auf die Keimformfrage:

Die Titanic betreibt Medienkritik in der Form der Satire. Wie kamen Sie zu diesem Gewerbe?

Martin Sonneborn: Es gab kein Schlüsselerlebnis. Ich denke, das ist eine Charakterfrage. Man kann in fünferlei Weise mit diesem zunehmend irrer werdenden Gesellschaftssystem umgehen. Da ist der Weg in den bewaffneten Widerstand – heute eher antiquiert –, die Entwicklung zum Alkoholiker, die aktive Teilnahme am System oder die klassische Gesellschaftskritik. Und man kann versuchen, die Widersprüche in einem guten Witz aufzulösen, wofür ich mich entschieden habe.

Sudbury in Jena

In Jenas Uni gibt es einen Vortrag über Sudbury-Schulen. Pikant dabei: Veranstaltet wird das Ganze von der FDP-Parteistiftung, der Friedrich-Naumann-Stiftung. Meine These war ja schon immer, dass sich Keimformen (u.a.) dadurch auszeichnen müssen
mit der herrschenden liberalen Ideologie kompatibel zu sein (ohne sie deswegen komplett zu übernehmen). Es ist wie mit den frühen Bürgern, die durch die Aufträge der Fürsten groß wurden.

Wikipedia bald nicht mehr werbefrei?

Wikizine meldet: Anlässlich der aktuellen Spendenkampagne wurde zeitweilig auf allen Wikimedia-Projekten das Logo eines Großsponsors eingeblendet. Das führte zu einigen Kontroversen, die Logo-Befürworter haben sich wohl weitgehend durchgesetzt. Die Haltung des Wikipedia-Mitgründers und „benviolent dictators“ Jimbo Wales zu dem Thema ist schon lange, dass er bereit wäre, Werbung zu akzeptieren, sofern es der Verbreitung freien Wissens nützt. Die Community war bisher immer eher gegen Werbung eingestellt. Ändert sich das jetzt?