Schlagwort: wissen

Was sind Commons? Infomaterial (nicht nur) für Schulen

Die Sparkassen unterhalten seit 1975 einen SchulService, um einen »Beitrag zur ökonomischen Grundbildung in den Schulen« zu leisten. Monatlich erscheinen Foliensätze samt Begleitmaterial für Lehrer_innen.

Im Dezember 2011 lautete das Thema »Was sind Gemeingüter?« Sichtlich steckt viel Arbeit in dem Material. Das Ergebnis ist eine ansprechend geschriebene Kurzreise von der Güterklassifikation der klassischen Ökonomie, über Elinor Ostrom bis zur Wissensallmende und dem Urheberrecht. Auf nur zwei Seiten. Alle Achtung! Ganz aktuell ist das Material allerdings nicht. Insbesondere dem Begleitmaterial (PDF) ist anzumerken, dass die Commons vor allem durch die verstaubte Brille des homo oeconomicus betrachtet werden.

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InkriTpedia

Es ist gut versteckt, aber Dank eines Hinweises von Annette habe ich sie gefunden — die InkriTpedia. Noch eine XYZpedia? Ja, aber eine ganz besondere:

InkriTpedia ist das Online-Wiki des seit 1994 unter dem Dach des Berliner Instituts für kritische Theorie (InkriT) erscheinenden Historisch-kritischen Wörterbuch des Marxismus (HKWM).

InkriTpedia ist tatsächlich durchaus eine inhaltliche Konkurrenz zur Wikipedia, die ja tatsächlich im Bereich der Gesellschaftswissenschaften ziemlich schwach ist. Und kein NPOV, kein neutraler Standpunkt, sondern ein parteiischer, aber durchaus ein pluraler. Naturgemäß passen mir folglich inhaltlich auch diese oder jene Einträge nicht. Aber das ist ok, zu Lernen gibt’s auf jeden Fall immer etwas.

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Guttenberg als Vorkämpfer für Freie Kultur?

Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester Freiherr von und zu GuttenbergIst Noch-Verteidigungsminister Guttenberg, dessen Doktorarbeit in einem in der Geschichte des Plagiats wohl ziemlich einzigartigen Umfang aus von anderen geschriebenen Texten zusammenkopiert wurde, ein engagierter Vorkämpfer gegen das „geistige Eigentum“ – und damit für Freie Kultur [EN]? Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man die GegenRede zum Fall Guttenberg des regelmäßig für den Gegenstandpunkt schreibenden marxistischen Professors Freerk Huisken liest.

Huisken nützt den „Fall Guttenberg“, um gegen geistiges Eigentum und die Privatisierung der Erkenntnis zu wettern. Beide verdienen Kritik, doch der „Fall Guttenberg“ hat damit nichts zu tun. So ist auch bei der Freien-Software- und Freien-Kultur-Bewegung, wo das „geistige Eigentum“ oft explizit zurückgewiesen wird, die Attribution, also die Anerkennung der Beiträge anderer, selbstverständlich und wird praktisch universell praktiziert. Bei den Creative-Commons-Lizenzen wird sie sogar von der Lizenz gefordert, bei Freier Software gehört sie einfach zum guten Ton. Zusammenarbeit unter Peers funktioniert auch nur so, denn wenn einer die Beiträge anderer als seine eigenen ausgeben würde, würde er die anderen mit Sicherheit verprellen.

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»It’s the internet, stupid«

»Es geht um’s Internet, du Pappnase« — so frech wird, frei übersetzt, den Teilnehmer_innen des LINKEN heute beginnenden Programmkonvents ein Papier (PDF) vor den Latz geknallt, und das ist auch bitter nötig. Denn in Sachen Netzpolitik ist die LINKE denkbar schwach aufgestellt. »DIE LINKE sollte mit ihrem Programm nicht im 20. Jahrhundert stehen bleiben« fordern, flehen, ja betteln die Autor_innen des Papiers. Ob’s hilft?

Acht Themenbereiche macht das Papier aus, zu denen die LINKE sich positionieren solle:

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»Auf dem Weg Richtung Wissenskommunismus«

… so lautet der Titel der Thesen der Redaktion des »prager frühling«, die wir nachstehend mit freundlicher Erlaubnis der Redaktion reposten (explizit unter keimform.de-Gemeinfreiheit). Hier können sie diskutiert werden.

Der Titel klingt ja ganz schön forsch. Halten die Thesen aber, was der Titel verspricht?

Was ist eure Meinung dazu?

Lest dazu auch »com.munismus.komm! Patente Sachen über Wissen, Arbeit und Eigentum«.

Hier nun die »Thesen der prager-frühling-Redaktion«. (mehr …)

com.munismus.komm! Patente Sachen über Wissen, Arbeit und Eigentum

Die Zeitschrift »prager frühling« ist inhaltlich mit der Emanzipatorischen Linken verbunden, der am wenigsten »traditionalistischen« Strömung in der Linkspartei. Redakteurin und Leitfigur ist die Bundestagsabgeordnete Katja Kipping. Das »Magazin für Freiheit und Sozialismus« (hm, ist Freiheit und Sozialismus tatsächlich additiv und nicht inklusiv?) führte mit Sabine Nuss und mir ein längeres Gespräch zum Thema Wissen, Produktionsweise und Keimform.

Das im folgenden veröffentlichte, gekürzte Gespräch repräsentiert ein gefühltes Fünftel von dem, was wir diskutiert hatten.

Here we go:
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»Lasst uns die Spielregeln ändern«

[Aus: »Oya – anders denken. anders leben«, Nr. 01/2010, PDF-Download, Lizenz]

Nachfolgend dokumentiert ist die etwas längere Abschrift des Gesprächs als die im Oya-Heft abgedruckte Version. Die komplette Fassung kann als Video ansehen und angehört werden.

Johannes Heimrath: Am liebsten würde ich unser Gespräch bei den großen globalen Gemeingütern wie Klima beginnen lassen – letztlich bei der Erde, die zweifelsfrei unser größtes Gemeingut ist –, und von dort in die Details gehen. Aber ich fürchte, da wir alle sehr persönlich mit dem Thema Gemeingüter verbunden sind, werden wir nicht so strukturiert vorgehen können.

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Copyleft — Wie sich die Welt an einem Freiheits-Virus infizierte

[Repost aus »Oya – anders denken. anders leben«, Nr. 01/2010, PDF-Download, Lizenz]

Von Lara Mallien

Wissen und das Licht haben viel ­gemeinsam: Wir sprechen von Erleuchtung, vom Geistesblitz, von erhellenden Einsichten. Das Licht wird nicht weniger, gleich, ob zehn oder tausend Menschen es zum Bräunen oder zum Gartenbau nutzen. Hier ­enden die Gemeinsamkeiten, denn das Wissen nimmt sogar zu, je mehr es geteilt wird, je mehr Wissende und Mitdenkende, Weiterdenkende es gibt. Wie die Freude ist auch das Wissen eines dieser geheimnisvollen Gemeingüter, die sich vermehren, wenn wir sie teilen.

Wissen und Erkenntnis teilen sich mit. Selbst wenn etwas unausgesprochen bleibt, liegt es auf seltsame Weise in der Luft. Auch bei großen ­Erfindungen ist das so: Die Glühbirne, die Nähmaschine, das Telefon – sie wurden von mehreren Menschen an mehreren Orten beinahe zeitgleich in die Welt gebracht. Streng genommen gehören noch viel mehr Menschen zu den Urhebern, denn jede Erfindung markiert nur die Spitze eines Eisbergs von Wissen, das unzählige Menschen in den Jahren zuvor zusammengetragen haben. Basiert nicht die Glühbirne auch auf dem alten Wissen der Glasbläser?

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Manifest der kulturellen Allmende

The Public Domain Manifesto

Entstanden im Rahmen des von der Europäischen Union geförderten thematischen Forschungsnetzwerks COMMUNIA.

Deutsche Fassung vom 26. Januar 2010. Übersetzung durch Christian Hufgard und Klaas Schmidt. Auch als Download in den Formaten PDF und ODT.

Le livre, comme livre, appartient à l’auteur, mais comme pensée, il appartient – le mot n’est pas trop vaste – au genre humain. Toutes les intelligences y ont droit. Si l’un des deux droits, le droit de l’écrivain et le droit de l’esprit humain, devait être sacrifié, ce serait, certes, le droit de l’écrivain, car l’intérêt public est notre préoccupation unique, et tous, je le déclare, doivent passer avant nous.
Victor Hugo, 1878: « Discours d’ouverture du Congrès littéraire international de 1878 ».

Our markets, our democracy, our science, our tradition of free speech, and our art all depend more heavily on a Public Domain of freely available material than they do on the informational material that is covered by property rights. The Public Domain is not some gummy residue left behind when all the good stuff has been covered by property law. The Public Domain is the place we quarry the building blocks of our culture. It is, in fact, the majority of our culture.
James Boyle, 2008: “The Public Domain”, p. 40f.

Einleitung

Kulturelle Allmende, wie wir sie verstehen, bedeutet Reichtum an freien Informationen und Wissen. Einen Reichtum, der nicht durch Urheberrechte oder sonstige Beschränkungen, welche den Zugang oder die Verwendung erschweren, belastet ist.

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Die neue Erzählung des 21. Jahrhunderts

Der Text entspricht inhaltlich einer englischsprachigen Rede, die die Autorin am 29.09.2009 zur Eröffnung des World Commons Forum in Salzburg gehalten hat. Erstabdruck in deutscher Fassung.

Gemeingüter? Was bitte?

Ein Schiff kreuzt von Hafen zu Hafen. Auf dem Oberdeck stehen Liegestühle, jedoch erheblich weniger als Passagiere. Während der ersten Tage der Kreuzfahrt wechseln die Stühle ständig ihre „Besitzer“. Sobald jemand aufsteht, gilt der Liegestuhl als frei; Badetücher oder sonstige Belegsymbole werden nicht erkannt. Die Regel ist einfach und der Situation angemessen: Freie Nutzung – für begrenzte Zeit! Auf diese Weise werden die wenigen Liegestühle nicht knapp.

Das entspricht einem Grundsatz gemeingüterorientierten Wirtschaftens und Lebens: Gebrauch? Ja! Missbrauch? Nein! Missbrauch meint hier sowohl Übernutzung als auch künstliche Verknappung.

Später kommen neue Passagiere an Bord. Die bis dahin gültige Ordnung bricht zusammen, denn Neuankömmlinge halten die Stühle füreinander frei und somit dauerhaft besetzt. Wer „nicht dazugehört“ hat das Nachsehen. So entstehen Konflikte um knapp gewordene Ressourcen (Liegeplätze) und die Reisequalität ist fortan für die meisten Gäste deutlich schlechter als zu Beginn der Fahrt. (basierend auf: H. Popitz, Phänomene der Macht)

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