Corona Blues
[Kolumne Immaterial World in der Wiener Zeitschrift Streifzüge]
Nach der ersten Welle ist das Virus zurück, und nichts hat sich verändert. Das Virus lehrt uns, in welch absurden Verhältnissen wir leben. Es zeigt uns erneut, wie der Kapitalismus den Zusammenhang von zweierlei Leben zerreißt: Gesundheit oder Existenzsicherung. Die gesundheitliche Sicherung von Leben verlangt, die Wirtschaft runterzufahren, weil wir die physischen Kontakte minimieren müssen. Nur wenn die Ansteckungsrate niedrig ist, kann das Gesundheitssystem die Flut der schweren Erkrankungen bewältigen und Leben retten. Gleichzeitig gefährdet genau das weltweit die Existenz von Milliarden von Menschen, weil sie ihre Geldeinnahmen verlieren. Eben weil die Wirtschaft in vielen Bereichen nicht mehr läuft. Die UNO spricht von drohenden Hungersnöten „biblischen Ausmaßes“ in Ländern des Südens, weil die Menschen sich ihr Essen nicht mehr kaufen können.
Der Kapitalismus trennt nicht nur die Produzent*innen voneinander, er trennt auch die Produktion von der Verteilung. Sie unterliegen unterschiedlichen Logiken. Die Produktion hat (auch) die Bedürfnisse im Auge, und eigentlich wäre es recht einfach, den Bedürftigen, also letztlich allen, das Hergestellte zu geben. Es ist ja da. Doch so geht das nicht, denn es verletzt die Kopplung von Geben und Nehmen, von Leistung und Gegenleistung. Also gibt es zusätzlich zum Hergestellten noch etwas, das es für die Bedürfnisbefriedigung eigentlich nicht braucht: einen Preis. Der ist nämlich erforderlich, damit das Hergestellte in die Verteilung, also zu den Menschen kommt, sprich: auf dem Tausch-, also Kaufweg erworben werden kann.
Zum Erwerb brauche ich Geld, denn ohne Geld kein Kauf. Das Mittel dazu, das Geld, bekomme ich, wenn ich anderen etwas verkaufe, und sei es mich selbst als Arbeitskraft. Was für ein Aufwand, nur weil wir Geben und Nehmen strikt aneinander koppeln! Der ganze Tausch-Geld-Markt-Aufwand ist ein riesiger Umweg. Nur wer erfolgreich verkauft, darf mitmachen und seine Existenz erhalten. Alle anderen müssen auf Wohltäter hoffen, auf den Staat oder milde Gaben. Oder sie verhungern eben.
Wir fahren also zum gesundheitlichen Schutz des Lebens die Wirtschaft teilweise runter und bedrohen damit die ökonomische Existenz von Menschen, also am Ende auch das Leben. Leben gegen Leben, und die ersten fangen schon an, in utilitaristischer Manier die Leben gegeneinander aufzurechnen. Welches Leben ist mehr wert und verdient (!) es, erhalten zu bleiben?
Ist es ein verrückter Gedanke, das Tauschen einfach sein und uns alle gut leben zu lassen? Nun, nicht der Gedanke ist verrückt, sondern die Sache, die er ausspricht. Es ist verrückt, dass eigentlich alles da ist, was wir brauchen, wir nur nicht rankommen, weil wir es aus Geldmangel nicht kaufen können. Weil wir ohne Geld aus dem Erpressungsdrama des Tausches herausfallen. Weil unsere Existenz stets eine ökonomische ist oder sie ist keine. Wir haben alles und beginnen uns zu fragen, wen wir zuerst opfern, die Kranken und Schwachen oder die aus der daniederliegenden Wirtschaft Herausgefallenen? Dass wir zu dieser Frage gezwungen sind, das ist verrückt.
Spielen wir einmal kurz durch, was wäre, wenn wir das Tauschen sein ließen, wenn wir aufhörten, uns gegenseitig zu Leistung und Gegenleistung zu erpressen – und Corona wäre da. Wir würden vermutlich genauso Schutzmaßnahmen ergreifen, wir würden Teile der Produktion stilllegen, würden Hygienemaßnahmen vorsehen. Und wir würden dafür sorgen, dass die lebensrelevanten Bereiche weiterlaufen, die Krankenhäuser wie die Nahrungsmittelherstellung und wichtige Infrastrukturen. Wir könnten Corona ohne die Angst, am Ende vor dem Nichts zu stehen, aussitzen. Nicht schön, weil vieles nicht mehr geht, aber von der Entscheidung, was nicht mehr geht, hängt die grundsätzliche Existenzsicherung nicht ab. Denn niemand muss mehr einen Umweg gehen, um die lebensrelevanten Dinge zu bekommen. Sie sind da und könnten genommen werden. Die Existenz wäre keine ökonomische mehr, sie könnte eine menschliche werden.
Nun gibt es den Einwand, dass die Dinge, die verteilt werden wollen, auch von irgendwem hergestellt werden müssen. Stimmt. Bekämen die Herstellenden kein Geld mehr, so geht das Argument weiter, würden sie das Herstellen lassen. Doch warum das? Zunächst ist es tatsächlich so, dass die wechselseitige Erpressung auf diese Weise funktioniert. Fällt sie weg, so der Schluss, ließen alle den Hammer, die Nähnadel und das Kind stehen und liegen. Aber wäre das wirklich so? Warum sollten Menschen für etwas, das sinnlos geworden ist – das Geld als Tauschmittel – weiterarbeiten, wenn sie alles Nötige auch ohne Geld bekommen könnten? Wenn sie es für den Konsum nicht mehr brauchen, warum sollten sie es in der Produktion haben wollen?
Fällt die Erpressung weg, kommt die bohrende Nachfrage: Würden die Menschen das, was wir alle brauchen, freiwillig herstellen? Könnten wir uns vorstellen, dass die Verantwortung, die wir jetzt in Corona-Zeiten verstärkt füreinander empfinden, zum Grundzug unseres Handelns wird? Dass wir nicht nur in Ausnahmezeiten, die notwendigen Dinge tun? Ja, dass wir sie sogar gerne tun, weil sie uns gegenseitig zugutekommen?
Wir sehen, dass die Solidarität, die wir in der ersten Corona-Welle noch so deutlich wahrnahmen, jetzt an den Rändern bröckelt. Irrwitzige Verschwörungstheorien oder auch nur das kleinliche individuell-bornierte Verhalten hebeln die kollektive Verantwortung aus. Das liegt daran, dass in exklusionistischen Verhältnissen Solidarität stets mühevoll gegen die Nahelegungen errungen werden muss und nicht aus den sozialen Strukturen hervorgeht. Doch eine strukturell-allgemeine Inklusion gibt es nur ohne Tausch, Markt und Staat.
Gewiss, die gesellschaftliche Organisation müsste sich gewaltig ändern. Aber das ist ohnehin nötig, denn wir können auch aus anderen Gründen nicht so weitermachen wir bisher. Würden wir Tausch, Geld und Markt sein lassen, gäbe es eine Reihe von positiven Nebeneffekten. Der Wachstumszwang würde entfallen, weil der Treiber der Geldvermehrung weg wäre. Das würde dem Klima gut tun, die Umweltzerstörung reduzieren und die Artenvielfalt bewahren. Wir könnten den Kapitalismus ziehen lassen und uns vom Stress erholen, den er uns schon so lange bereitet.
Vermutlich weil sie schnell reagiert haben und damit auch den ökonomischen Schaden begrenzen konnten. Plus weil der Staat einsprang. Das spricht nicht gegen mein Argument, IMHO.
@stefan: Ich denke doch.
Kapitalismus ist nicht nur Markt und Firmen und Konkurrenz sondern auch ein ideeler Gesamtkapitalist. Ohne den gäbe es keinen Kapitalismus. Genau für solche Situationen ist der da. Offensichtlich kann man das dann aber eben besser oder schlechter machen. Also ist das Versagen hier kein allgemeines des Kapitalismus sondern eines der konkreten Regierungen. _Wenn_ dann aber der Gesamtkapitalist versagt hat, dann nimmt das konkrete Versagen im Folgenden natürlich kapitalistische Formen an. Das hast Du gut beschrieben, aber es begründet eben nicht, dass der Kapitalismus als Ganzes nicht mit Pandemien umgehen könnte und wir ihn deswegen loswerden müssen.
Moin Stefan, Moin Benni,
interessanter Text, wenn auch die Gedanken nicht wirklich neu sind.
@Stefan Du beschreibst (oder wünschst dir) ein Ideal, das so nur in den Köpfen diverser Menschen existiert. Und nie die Grundlage einer real existierenden Gesellschaft war. Von den Ur-Christen / Ur-Kommunisten vielleicht abgesehen.
Warum nicht? Aus meiner Sicht weil Mensch (wie auch jedes andere Herdentier) für eine Leistung auch ein Äquivalent, eine Belohnung erwartet. Diese Belohnung muß nicht Geld sein, auch der Tausch Ware gegen Ware, Leistung gegen Leistung (ich jage, du pflanzt) kann ein Prinzip sein. Das alles hat auch viel mit der (allzu) menschlichen Sicht auf Eigentum zu tun.
Was heute aus meiner Sicht fehlt, ist der gemeinschaftliche Teil, die Allmende. Also der Teil der gesellschaftlichen Wertschöpfung, der eben keinen Markt- und Tauschprinzipien unterliegen darf. Sondern allen „gehört“ und von allen gleichberechtigt genutzt werden kann. Wie die alte Dorfwiese auf der jeder Bauer sein Vieh weiden durfte.
Voraussetzung dafür ist der sorgfältige Umgang mit der Allmende und das gleichberechtigte Begegnen/Kommunizieren aller Beteiligten. Was sich im Spätkapitalismus doch eher schwierig darstellt. Stell dir vor, das deutsche Gesundheitswesen würde allen gehören und jede/r könnte z.B. per Volksentscheid darüber mitbestimmen.
@Benni
„Ideeler Gesamtkapitalist“??? Was stellst du dir darunter vor?
Den menschlichen, sozialen Unternehmer? Ja den gibt es. Vereinzelt.
In den meisten Fällen ist doch der heutige „Kapitalist“ kein Mensch, sondern eine Organisation (Wem sag ich das?). Also gestreutes Eigentum und gestreute Verantwortung. Und je mehr ich Beides streue, um so weniger Eigentum und Verantwortung hängt am Einzelnen. Das gilt für Unternehmen ebenso wie für den Staat. Ein Minister kann eine richtig gute Idee haben, wenn seine Beamten diese Idee nicht mittragen, ist er verloren.
Wer also, ganz naiv und ehrlich gefragt, ist dein „ideeler Gesamtkapitalist“?
Schöne Grüße zum vierten Advent
Ralf
Oh Mann, kann mir altem IT-ler mal einer erklären, wie ich dieser Kommentarfunktion einen Zeilenumbruch hinkriege? 🙂
@Ralf: „ideeler Gesamtkapitalist“ ist eine Bezeichnung für die Aufgabe des Staates im Kapitalismus. Siehe zB hier: http://www.wirtschaftslexikon.co/d/gesamtkapitalist-ideeller/gesamtkapitalist-ideeller.htm
Am Anfang einer Seuche mag der Rettungsgedanke im Vordergrund stehen. Spätestens wenn sich eine Seuche zur Epidemie oder gar Pandemie ausweitet, tritt im Kaptialismus der ökonomisch rechnende Verstand auf den Plan. Von der Kanzlerin bis zur Krankenschwester wird gerechnet. Nichts fürchtet ein Politiker im Kapitalismus mehr als Arbeitslose, weil der Staat dann weniger Steuern einnimmt und mit sozialen Unruhen zu rechnen ist. Ich hätte dann noch eine naiv-konkrete Frage an Stefan. Wie könnten in einer Welt ohne Geld und Waren Produkte „umgetauscht“ werden? Ich stelle mir gerade vor, ich hätte von einem Commons ein x-beliebiges Produkt erhalten und das gefiele mir nicht mehr. Im Kapitalismus hätte ich es einfach innerhalb von vier Wochen zurückgeschickt an den Hersteller. Würde es in einer Gesellschaft ohne Geld für solche Fälle so etwas wie den Ebay-Kleinanzeigen-Tauschmarkt geben?
@Ralf: Mach einfach eine Leerzeile, um einen neuen Absatz zu beginnen, das ist normalerweise das beste Strukturierungselement. Solltest du doch einmal einen Zeilenumbruch ohne neuen Absatz wünschen, kannst du direkt HTML schreiben, also <br> (du hattest stattdessen </br> geschrieben, das ist aber kein gültiges HTML). Ich habe deine Kommentare nachbearbeitet.
@Christian: Danke fürs Editieren und die Erläuterung. Sieht schon viel besser aus.@Benni: Danke für die Erklärung. Meine Marx-Kenntnisse sind offenbar noch löcheriger als mein HTML-Wissen. :)@Christoph: Ich bin zwar nicht Stefan, dennoch habe ich eie Idee zu deiner Frage.<br>Es gibt heute schon gemeinschaftlich organisierte Ansätze für Produkte, die Mensch nicht mehr benötigt, nicht mehr haben will. Werkstätten für Re- und Upcycling, Reparaturen und ähnliches. Auch Vereine, die z.B. ältere PC/Laptop u.ä. Geräte aufarbeiten und an bedürftige Familien weitergeben. Sicher sind das Ansätze, welche meist aus dem Gedanken entstehen, etwas gegen die Schäden kapitalistischer Wirtschaft tun zu wollen. Doch haben sich daraus inzwischen auch kreative Ideen zur Gestaltung neuer Wertschöpfungsketten entwickelt. Nunmehr getragen vom Gedanken, das jede „Sache“ ihren Wert hat. Dieser Wert kann sich ändern, aber nicht verloren gehen. So das durch die Wertveränderung etwas Neues/Anderes entstehen kann.Das alles ist noch keine gesellschaftlich relevante Bewegung. Aber, aus meiner Sicht, ein Ansatz. Schönen Abend nochRalf
Hm, das mit der Leerzeile für einen neuen Absatz klappt leider auch nicht so richtig. *kramt tief in seinem HTML-Gedächtnis* 🙂
@Benni: Das mit dem ideellen Gesamtkap (GK), der es besser oder schlechter machen kann, hab ich ja selbst genannt. Ist klar. Nur folgt daraus nicht, dass mein Kernargument hinfällig wäre. Es ist völlig unabhängig vom Handeln des GK: Weil Geben und Nehmen aneinander gekoppelt sind, die menschliche Existenz also nicht individuell „bedingungslos“ ist, sondern unter der Bedingung der individuellen Leistungsfähigkeit steht, kommt es zu dem beschriebenen unauflösbaren Gegensatz von „Gesundheit“ und „Existenz“. Diesen Gegensatz kann der GK (der ja von Funktionieren der Einzelkapitale abhängt) zwar abmildern, aber nicht abschaffen. Es ist übrigens der gleiche Gegensatz, der uns mit der Klimakatastrophe auf dem Tisch liegt.
@Ralf: Wenn du schreibst, dass eine andere Gesellschaft nicht möglich sei, „weil Mensch (wie auch jedes andere Herdentier) für eine Leistung auch ein Äquivalent, eine Belohnung erwartet“, dann liest sich das für mich wie eine Naturalisierung gesellschaftlicher Verhältnisse.
Tatsächlich sehe ich auch einen unhintergehbaren Zusammenhang von Beiträgen („Leistung“) und Nutzungen („Belohnung“), jedoch nur auf gesellschaftlicher Ebene: Das, was genutzt wird, muss auch gemacht werden. Doch individuell oder kollektiv muss diese Kopplung nicht gelten, das ist ein Spezifikum, das der Kapitalismus in einer besonders klaren Weise verkörpert.
@stefan:
Es gibt diesen Gegensatz halt nicht in diesem konkreten Fall. Allgemein Theoretisch magst Du Recht haben aber im konkreten Corona-Fall leidet die Wirtschaft dann besonders, wenn die Gesundheit besonders leidet. Das sagen übrigens auch alle Wirtschaftswissenschaftler und sogar Industrieverbände. Die einzigen, die das nicht sagen sind die Branchen, die besonders stark leiden. Und auf die zu hören und auf andere nicht ist kein Versagen des Kapitalismus sondern der Politik.
Corona Blues und Utopia
Wenn ich lese, dass die reichen Nationen, die nur 14% der Weltbevölkerung ausmachen, sich aber 53% der Impfdosen gesichert haben und dass die USA, Japan und die EU eine Aufhebung des Patentrechtes blockieren (Antrag von Indien und Südafrika und über 100 anderen Unterstützerstaaten an die WHO) und Corona hilft, dass einige Firmen Rekordumsätze machen, während das Gros pleite geht, dann brauche ich mich doch nicht zu Fragen, was Kapitalismus mit Corona zu tun hat.
Allerdings muss ich zugeben, dass es in meiner geldlosen Utopie auch Coronaviren und vielleicht auch Pandemien geben würde: Aber an jeder Ecke gibt es Schnelltest, sodass die Menschen ihren Kontakt zueinander jederzeit bestimmen und sich entsprechend verhalten und schützen können. Es wird massenhaft Schutzkleidung und Beatmungsgeräte produziert. Und die Leute lassen sich massenhaft ausbilden, diese auch zu bedienen. Warum? Und jetzt bin ich ganz bei Dir, Stefan. Weil es nämlich in meinem „Utopia“ auch kein Geld, kein Tauschverhältnis, kein Preis oder Markt mehr gibt. Die Menschen nehmen sich, was sie brauchen und produzieren, was sie können bzw. wo sie Lust und Zeit zu haben. Und wenn ich mir keine Sorgen um die Miete, die Versicherung etc. machen muß oder stundenlang vor Förderunsanträgen sitzen muß, warum sollte ich dann nicht in einer Maskenfabrik „arbeiten“ oder mich in die Bedienung von Beatmungsgeräten einweisen lassen? Und sieht in einer geldlosen Gesellschaft die Forschung auch nicht ganz anders aus? Ohne Angst, dass die Konkurrenz zuerst auf dem Markt ist und wg. Patentrecht das große Geld macht? Werden dann nicht Impfstoffe und Arzneien viel früher und allumfassender zur Verfügung stehen? Und da es in „Utopia“ eben nicht die Entscheidung „wirtschaftlicher Ruin oder Gesundheit“ gibt, sei noch die These formuliert, dass in einer geldlosen Gesellschaft, wo die Grundbedürfnisse der Menschen befriedigt werden, vermutlich weniger Menschen an Corona erkranken bzw. der Krankheitsverlauf weniger kritisch ist.
Begründung: Seit nunmehr fast einem Jahr haben wir es doch ständig mit der Angst zu tun. Wenn es nicht das wirtschaftliche ist (reicht das Kurzarbeiter*innengeld, die Soforthilfen, muß ich Insolvenz anmelden, Kredit aufnehmen etc.?) ist es das Psychische. „Dank“ der ständigen „Rekord-Wasserstandsmeldungen“ von Infektionen, Toten, überfüllten Krankenhäuser und Krematorien leben wir doch in einem ständigen Stresslevel: Wen kann ich wie treffen, der kleinste Husten, habe ich mich angesteckt und bei einem positiven Test, wen habe ich angesteckt und werde ich jetzt sterben und dann auch noch ohne Kontakt zu meinen Lieben? Damit will ich hinführen auf die anerkannte Weisheit in der Medizin, dass psychische Faktoren das Immunsystem des Körpers beeinflussen und Stress und Ängste mehr in Richtung Schwächung als Stärkung des körpereigenen Immunsystems gehen. Mit der Aufhebung des Tauschprinzips ist in Utopia auch das Leistungs-und Konkurrenzprinzip abgeschaff; d.h. alte oder kranke Menschen gehören nicht zum „alten Eisen“, müssen nicht ausgesondert werden und auf ihren Tod warten. Und vermutlich hat der Tod und das Altern in einer von Leistung und Konkurrenz befreiten Gesellschaft, wo alle menschen glücklicher und zufriedener leben als heute auch eine weniger angsteinflössende Wirkung als es heute der Fall ist…
@Benni:
Damit bestätigst du meine Aussage. Du sprichst die Ebene eines (potenziellen) GK an, dessen Perspektive Wiwis und Kapitalverbände zwar einnehmen, aber nicht umsetzen können. Sie können die Logik nicht überschreiten. Mehr als Appelle sind nicht drin.
Die Fakten nennt @Lucki: Aus GK-Sicht müsste jetzt „eigentlich“ zwecks günstiger Generika-Produktion das Patentrecht eingeschränkt oder aufgehoben und die verfügbaren Dosen weltweit gleichmäßig verteilt werden. Stattdessen gibt es Impfnationalismus der reichen Länder, dem eine verschärfte „Grenzen-dicht“-Politik folgen wird, so meine Befürchtung, damit die geimpfte „eigene Bevölkerung“ vor den ungeimpften und potenziell coronaverseuchten Armen geschützt bleibt. Ob China als „vernünftiger Welt-GK“ hier einspringen kann?
Interessant mit Blick auf das Klimathema finde ich die Frage, ob sich ein nichtstaatlicher GK herausbilden kann, der Entscheidungen im Gesamtinteresse durchsetzt. Den Staat (oder die Staaten) als wirksamen GK sehe ich gerade nicht.
@Stefan:
ok, jetzt kann ich Dir komplett nicht mehr folgen. Unsere Unterhaltung in den letzten Kommentaren aus meiner Sicht zusammengefasst:
Okeee?
@Benni: … denn du bringst die Ebene eines ideellen Gesamtkapitalisten
ins Spiel. Nur von einem GK kann der Gegensatz von Gesundheit und Profit
überbrückt werden. – Wo kannst du mir hier nicht folgen?
@stefan: Der IGK soll doch gerade dafür sorgen, dass Profit gesellschaftlich möglich ist und dass tut er in diesem Fall am effektivsten in dem er die Gesundheit achtet. Also gibt es in diesem Fall keinen Widerspruch zwischen Profit und Gesundheit gesamtgesellschaftlich betrachtet. Für einzelne Firmen oder Branchen mag es den geben, aber nicht für den Kapitalismus als ganzes.