Schlagwort: wertkritik

Streifzug-Review 9: »Copyright & Copyriot«

Aufkleber »Politik ist der demokratische Vollzug der Unfreiheit«In der neunten Ausgabe der Kolumne »Immaterial World« der Wiener Zeitschrift »Streifzüge« geht es um das Buch »Copyright & Copyriot« von Sabine Nuss. Neben viel Löblichem habe ich eine doch ziemlich grundsätzliche Kritik an dem Inhalt formuliert. Eine kurze Rekapitulation und eine weiter gespannte Reflexion über das Denken.

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Ohne Kampf kein Mampf?

Jüngst kommt eine neue Ausgabe der Zeitschrift »Exit« auf den Markt, in deren Editorial es heisst:

»Einen parallelen Versuch ähnlicher Art [wie John Holloway] haben Stefan Meretz und Ernst Lohoff in Krisis 31 vorgeführt. Die Szene, die damit bedient werden soll, ist die als „Ökonux“ firmierende Ideologisierung der „Freien Softwarebewegung“. Dort wird (etwas allgemeiner gefasst unter www.keimform.de) schon länger die Wunschidee vertreten, der Kapitalismus würde hinter dem Rücken seiner Subjekte „das Neue im Alten“ hervorbringen, das dann unverändert in die befreite Gesellschaft übernommen werden oder diese gar auf dem Wege einer kampflosen Ausbreitung herbeiführen könne.«

Damit ist in der Tat ein wichtiger Punkt angesprochen, nämlich der nach den Vorstellungen gesellschaftlicher Transformation. Dabei scheinen sich zwei Pole herauszukristallisieren: Einerseits die Vorstellung, eine Befreiung könne nur durch den bewussten Umsturz der alten Verhältnisse und rückstandlose Entfernung derselben geschehen; andererseits die Vorstellung, die alten Verhältnisse wachsen in neue Verhältnisse hinüber, befördert durch das mehr oder weniger bewusste Handeln der Menschen.

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Es geht ums Ganze — aber jenseits des Kapitalismus wird nicht gedacht

Bekanntlich waren Stefan, Benni und ich von Freitag bis Sonntag auf dem „No way out?“-Kongress des „…ums Ganze!“-Bündnis ins Frankfurt am Main, zu dem es hier auch schon im Vorfeld einige Diskussionen gegeben hatte. Hier meine Eindrücke.

Das Fragezeichen im Titel („No way out?“) wurde auf dem Kongress selbst gelegentlich vergessen, was durchaus symptomatisch für die Inhalte stand, wie man sehen wird. Gemäß Kongress-Untertitel sollten aktuelle kapitalismuskritische Theorien von „(Post-)Operaismus“ bis „Wertkritik“ reflektiert und auf ihre Anwendbarkeit für linke Praxis überprüft werden — tatsächlich ließen sich auch die meisten Referent/innen mehr oder weniger klar einer dieser beiden Strömungen zuordnen. Erfreulicherweise war der Kongress (anscheinend auch für die Veranstalter/innen) überraschend gut besucht, mit mehreren hundert überwiegend jungen Teilnehmer/innen, wohl hauptsächlich aus dem Antifa-Spektrum. Schön war es auch, nette Leute wie etwa Uli Frank und Juli zu treffen 🙂

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Die Ums-Ganze! Kongress-Dokumentation

Ums-Ganze!-KongressSo, hier ist sie nun, die Audio-Dokumentation vom Ums-Ganze!-Kongress. Ich habe alle Podiumsdiskussionen aufgenommen, jedoch keine Workshops. Die Qualität der einzelnen ReferentInnen-Beiträge ist meistens gut, die Qualität der bloß per Raum-Mikro aufgenommenen Diskussionen meistens mies. Die Audio-Dateien werden bei archive.org gehostet, der Titel linkt jeweils zu der entsprechenden archive.org-Seite der Veranstaltung. Dort gibt’s dann verschiedene Download-Formate (OGG, MP3 oder MP3 im ZIP-Archiv) sowie Audio-Streaming. — Have a lot of fun!

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Der Ums Ganze!-Kongress

Ums Ganze! Kongress (Foto: Indymedia, CC-BYSA)Der »No way out? – Ums Ganze!-Kongress« ist beendet. Laut Indymedia-Bericht waren »bis zu 600 TeilnehmerInnen« dabei. Nette Formulierung, aber es war wirklich brechend voll. So viele (vor allem junge) Leute hätte ich nicht erwartet. Die Stimmung war gut, das Interesse und die Aufmerksamkeit bei den Veranstaltungen waren groß. — Ok, einen längeren Erfahrungsbericht kann, wer mag, als Kommentar notieren:-)

Ich habe (fast) alle Vorträge mitgeschnitten und werde diese nach Bearbeitung hier veröffentlichen. Noch diese Woche — versprochen. Stay tuned.

Kritik und Keimform braucht Dialektik

Hegel und MarxMarx hätte ohne Hegel die »Kritik der politischen Ökonomie« — so der Untertitel des »Kapital« — nicht schreiben können. Zu Lebzeiten hat sich Marx stets von Hegel abgesetzt, hat solche häufig zitierten Phrasen wie »vom Kopf auf die Füsse stellen« geprägt. Damit war für viele nachfolgende Generationen der Fall klar: Marx war der »Materialist«, Hegel der »Idealist«, Marx wollte »die Welt verändern«, Hegel nur »interpretieren«, Marx war der reifere Denker, Hegel der frühere und damit unreifere Philosoph. Kurz: Mit Hegel zu beschäftigen lohnt nicht, lieber gleich den Marx nehmen — oder keinen von beiden.

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Ums Ganze und ein Abstract

Ja, es geht mir ums Ganze, darunter mache ich es nicht. Ich bin zum gleichnamigen Kongress eingeladen worden, also passe ich da wohl hin. Nun gab es einige Hakeleien im Vorfeld, die es mir nicht gerade leicht machen, mich auf meinen Beitrag vorzubereiten. Dazu gehört die nun als Kompromiss gefundene Themensetzung »Immaterielle Arbeit und Ware Wissen«. Das sind zwei zusammengeklatschte Themen, die erstmal nur sehr vermittelt miteinander zu tun haben.

Also stelle ich mich der Aufgabe, eine inhaltliche Vermittelung herzustellen. Dazu habe ich eine Skizze, ein Abstract. Das ist eigentlich unlesbar, weil so dicht geschrieben, dass Mensch schon sehr tief in der Diskussion drin stecken muss, um dem folgen zu können. Ich stelle also in Rechnung, dass Ausstehende das für völlig unverstehbares Zeug halten. Sorry. Trotzdem, hier isses.

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André Gorz aus dem Nachlass

André Gorz, zu dessen kürzlichen Tod Stefan ja schon einen Beitrag schrieb, hatte einen langjährigen Briefwechsel mit Franz Schandel und Andreas Exner von den Streifzügen. Diese haben jetzt Auszüge daraus veröffentlicht. Die sind sehr interessant und einige Passagen sind inbesondere für unsere Keimformproblematik interessant. Diese gebe ich hier mal als Auszüge der Auszüge wieder:

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Ums Ganze — oder Sandkasten?

Inzwischen befürchte ich ja fast, dass der »Ums-Ganze«-Kongress (7.-9.12.2007 in Frankfurt/M., vgl. Kongress-Website) nicht viel Neues bringen wird, sondern darin besteht, sich Alt(bekannt)es jeweils gegenseitig nur noch mal vorzustellen. Jede/r hat so ihre Position, und für die Emanzipation ist nicht die Praxis maßgeblich, sondern dass die eigene richtige Position sich im Raum der Gedanken durchsetzt.

Das muss ich jetzt auch persönlich erleben als jemand der zum Thema »Ware Wissen« als Teilnehmer eingeladen wurde. Ich habe mich entschieden, folgenden Brief- bzw. Mailwechsel öffentlich zu machen — auch, weil ich schlicht keine Reaktion auf meine Einwände erhielt. Aber lest selbst.

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