Commonsverbünde – Zweiter Anlauf
Eine Idee für die Verbindung von commonsbasierten Projekten
zu einer gemeinsamen solidarisch-selbstorganisierten Ökonomie,
die das Mitmachen erleichtert und Demonetarisierung ermöglicht
Von Gunter Kramp (Basistext)
mit Luisa Kleine (Illustrationen)
und Nele Klemann (illustrierende Geschichten)
In Gedenken an Silke Helfrich, die zum Basistext mit intensiven Lektorat beigetragen hat.
Vorgeschichte
Im Nachgang eines von Gunter initiierten Workshops, der am 23. April 2016 in Hiddinghausen stattfand, haben Christian Siefkes und andere einen Text zu Commonsverbünden verfasst, der erfreulicherweise einige Resonanz gefunden und Menschen zu eigenen Gedanken inspiriert hat: http://keimform.de/2016/commonsverbuende/
Daraufhin kam es auch zu Kritik an der Idee der Commonsverbünde. Diese Kritik hat im wesentlichen zwei Stoßrichtungen:
- Das geht ja in Richtung autoritärer Planwirtschaft! Die Freiwilligkeit von Beiträgen der Beteiligten sowie die Autonomie der Projekte bleiben auf der Strecke.
- Bei Beibehaltung einer Autonomie der Teilprojekte sind diese zu wenig solidarisch miteinander verbunden. Damit führt die „Außenwirtschaftsproblematik“ (also die Tatsache, dass sich bezogen auf das Gesamtprojekt materieller und finanzieller Input und Output die Waage halten müssen) dazu, dass sich die Tauschlogik auch zwischen den Projekten durchsetzt.1
Beide Kritikansätze überzeugen nicht wirklich. Zusammen genommen zeigen sie sogar, dass der Begriff „Commonsverbünde“ in der Rezeption des Textes so sehr aufgeweitet wurde, dass er fast beliebige Formen der Vernetzung von Commons Projekten zu beschreiben scheint. Es ist zwar Kernpunkt der Kritik, wie diese Projekte im Rahmen eines Commonsverbundes interagieren sollten, die Interaktion wird aber von den KritikerInnen ganz unterschiedlich gedacht. Zum anderen befürchten ein und die selben KritikerInnen gleichzeitig, dass die Struktur zu eng integriert könnte und damit zentral und autoritär würde und dass sie zu lose integriert sein könnte und daher die Marktlogik in die inneren Beziehungen Eingang finden könne. Das Konzept wird damit quasi über seine extremsten denkbaren Varianten bzw. Entwicklungswege kritisiert, ohne zu begründen, ob diese wirklich zwingend auftreten müssen.
Daher möchten wir aus heutiger Sicht noch einmal präzisieren, wie wir uns Commonsverbünde vorstellen und auf welche Probleme sie eine Antwort bieten und auf welche nicht.
Vorausgeschickt sei, dass Commonsverbünde NICHT die einzige Art der Vernetzung unter Commons Projekten darstellen sollen. Daher führt die Kritik, dass sie kein geeignetes Instrument der gesellschaftlichen Vermittlung seien, um den Tausch (vollständig) zu ersetzen, meiner Meinung nach nicht weiter. Sie waren immer nur als ein Schritt auf einem Weg dorthin gedacht.
Insbesondere zur „vertikalen Zusammenarbeit“2 von Commonsprojekten (also zwischen Projekten die direkt für viele Menschen nutzbare Güter herstellen und solchen die deren Vorprodukte herstellen) hat Gunter einige Ideen, die aber nicht Gegenstand diese Textes sind.
Was verstehen wir ökonomisch unter einem Commonsverbund3?
Ein Commonsverbund ist ein lokaler4 Zusammenschluss von Commonsprojekten auch in unterschiedlichen Wirtschaftsbereichen. Das heißt die Produkte der Projekte unterscheiden sich mehr oder weniger grundlegend, bedienen Bedürfnisse aus unterschiedlichen Lebensbereichen oder ergänzen sich sinnvoll, wie z.B. bei mehreren Hausprojekten, die zusammen eine ausreichende Vielfalt und Menge an Wohnraum bereitstellen können. Zur Veranschaulichung (die immer eine Vereinfachung ist), wählen wir einen Zusammenschluss aus drei Projekten: 1. einem Hausprojekt, 2. einer Solawi und 3. einer selbstverwalteten, von einem Elternverein getragene Kita5. Wenn diese Projekte räumlich nahe beieinander liegen ist wahrscheinlich, dass die NutzerInnengruppen sich überschneiden wie in Abbildung 1 gezeigt. Das ist eine Situation die sich in vielen alternativ geprägten Stadtteilen jetzt schon vorfinden lässt.
In einem Commonsverbund interagieren diese Projekte nun nicht beliebig miteinander, sondern schließen sich zusammen, um für ihre Nutzer*innen einen Synergieeffekt zu erzielen, der es ermöglicht mit begrenztem Alltagsaufwand die Bedürfnisse aller drei Lebensbereiche selbstorganisiert zu befriedigen. Das wird durch eine „Metamitgliedschaft“ und vor allem gemeinsame Organisations- und Finanzierungsstrukturen erreicht. Das heißt alle Mitglieder der drei Projekte sind Mitglied im Commonsverbund, aber nicht separat Mitglied in jedem der Projekte. Sie haben aber die Freiheit sich zu entscheiden von welchem der Projekte sie Leistungen Nutzen wollen und wo sie insbesondere durch Tätigkeit beitragen wollen. Dazu später mehr.
Die Basis, das einzelne Projekt
Allen Projekten gemeinsam ist, dass sie zur Produktion menschliche Tätigkeit (T, in den Grafiken als Hand dargestellt), Geldbeiträge (B, Münzen in den Grafiken), Investitionsmittel (I – auch das ist Geld, wird aber nicht „verbraucht“, in den Grafiken durch einen Kreditvertrag symbolisiert), sowie gegen diese ggf. austauschbare Vorprodukte oder Produktionsmittel (D – wie Dinge z.B. Maschinen, Baustoffe, Rohstoffe u.ä., in der Grafik als Werkzeuge dargestellt) brauchen.6 Den hier idealisiert gedachten Einzelprojekten sei das vorher schon bewusst gewesen. Das heißt, sie hätten prinzipiell auch ohne Zusammenschluss zu einem Verbund die Möglichkeit, sich die benötigten Ressourcen nach dem Prinzip des freien Beitragens zu beschaffen. Beispielsweise über Beitragsrunden für Beiträge, Kapitaleinlagen und auch Tätigkeitsstunden, wie z.B. bei der Solawi Marburg bereits realisiert.
Für alle drei Bedarfe der Projekte ist ein sich aus der jeweiligen Planung ergebender Haushaltsplan aufzustellen. Da eine Tätigkeitsstunde oder ein materielles Vorprodukt im Gegensatz zu Geld nicht direkt gegen andere Beiträge/Produkte austauschbar ist, wären geeignete Mittel wie Tätigkeits- und Materialvermittlungsplattformen als Ergänzung zu den eigentlichen Bieterunden sicher sinnvoll, vielleicht auch notwendig. Das würde der Verbund über eine gemeinsame Softwareplattform erleichtern. Beitragsrunden für Tätigkeit würden dann nur dazu dienen, die prinzipielle, quantitative Sicherstellung der notwendigen Tätigkeitszeit abzuklären, im Sinne einer Selbstverpflichtung der Beteiligten. Die eigentliche Zuordnung der Aufgaben zu konkreten Personen ergibt sich z.B. über Anmeldungen zu Einzelterminen (z.B. Gemüseernte am Tag x) oder die Übernahme von Aufgaben über einen bestimmten Zeitraum (z.B. Pflege eines Verteilraumes der Solawi über ein Jahr). Ähnlich wie ich in einem Arbeitsvertrag einen gewissen Stundenumfang vereinbare und sich erst aus der Arbeitsorganisation ergibt, was ich wann genau tue.
Bei einer Beitragsrunde gibt es dann 3 Richtwerte, denn es werden von jedem Projektmitglied Geldbeiträge, Investitionsmittel und Tätigkeit geboten. In einem Projekt 1, das n Mitglieder hat mit einem Geldbeitragsbedarf B1, einem Investitionsbedarf I1 sowie einem Tätigkeitsbedarf T1 errechnen sich die Richtwerte für die Beiträge7 wie folgt:
B1/n = B1R, I1/n = I1R , T1/n = T1R.
Für das zweite Projekt mit m Mitgliedern errechnen sich die Richtwerte so:
B2/m = B2R, I2/m = I2R , T2/m = T2R.
und ebenso beim dritten mit i Mitgliedern
B3/i = B3R, I3/i = I3R , T3/i = T3R.
Ein Richtwert für Dinge macht keinen Sinn, da diese nicht einheitlich quantifizierbar sind. Dinge könnten über Bedarfslisten gesucht und von denen die sie haben beigetragen werden. Auch hier gibt es einmalige Zuordnungen (z.B. eine Hacke wird gebraucht und jemand hat eine übrig) oder längerfristige (ein Verteilraum wird der Solawi kostenfrei zur Verfügung gestellt). Man kann davon ausgehen, dass die Projekte erst nach geldlos bereitgestellten materiellen Ressourcen suchen, bevor sie die Kosten dafür im Geldhaushalt einplanen. Und wer solche Ressourcen einbringt kann sich ja selbst überlegen ob das einen Einfluss auf ihre anderen Gebote haben soll.
Tätigkeit in den Projekten muss nicht grundsätzlich unbezahlt sein. Es kann und wird sinnvollerweise auch bezahlte Tätigkeit geben. Denn die Projekte sollen ja nicht nur ein Zusatz zu kapitalistischen Strukturen sein sondern diese ersetzen können. Menschen müssen also wenn sie viel ihrer Zeit ins Projekt stecken auch ganz oder teilweise damit ihren finanziellen Lebensunterhalt ermöglichen können. Entscheidend bei der Frage ob und wie viel Geld jemand vom Projekt bekommt sind die persönlichen Bedürfnisse. Die selbe Tätigkeit, die ein gut situierter Rentner eventuell gerne unbezahlt macht, muss bei einem anderen Menschen mitunter durch Bezahlung ermöglicht werden. Auch die Höhe des Geldbedarfs mag unterschiedlich sein, je nach persönlicher Situation und auch davon welche Materiellen Leistungen der Verbund den Menschen bereits bereitstellen kann. Wie viel Geld die Menschen erhalten sollte eine Frage von Bedürfnissen sein, und sich nicht danach richten, was die entsprechenden Tätigkeiten außerhalb kosten würden. Natürlich wäre bei der Frage nach „fairer“ Entlohnung für eine bestimmte Tätigkeit, ein Vergleich zur kapitalistischen Außenwelt nicht ungewöhnlich. Es kann aber erwartet werden, dass sich trotzdem ein Aushandlungsprozess ergibt, der viele Aspekte und Beteiligte einbezieht und keine Marktkonkurrenz reproduziert. So entstehende Bedürfnislöhne sind bei einigen Solawis durchaus schon Praxis. Im Gegensatz zum Preisvergleich beim Kauf einzelner Produkte setzt sich hier die Marktlogik nicht hinter dem Rücken der Beteiligten durch. Vielmehr wird sie von den Beteiligten aktiv und bewusst in den gemeinsamen Prozess geholt. Sie wird diskutierbar, und es wird möglich, ihr etwas entgegen zu setzen. Es besteht in einem solchen Projekt gleichzeitig die Möglichkeit und und Notwendigkeit der Bewusstseinsbildung zu solchen Fragen. So kann zum Beispiel diskutiert werden, ob die Buchhaltung und Öffentlichkeitsarbeit wirklich pro Stunde höher bezahlt werden sollte als die Tätigkeit in der Gärtnerei.
Wenn eine Bezahlung vorgesehen ist, muss sie natürlich auch im Geldhaushalt eingeplant werden. Gleiches gilt für andere Produktionsvoraussetzungen. Etwas, was zur Produktion gebraucht wird, kann meist mit Geld oder ohne Geld bereitgestellt werden. Eine Solawi kann zum Beispiel fast ganz ohne bezahlte Tätigkeit auskommen wenn alle gemeinsam gärtnern, sie kann aber auch fast vollständig auf bezahlte Tätigkeit setzen. Wie in den Projekten beigetragen wird, ist also teilweise oder ganz gegeneinander austauschbar.
Damit gibt es natürlich auf der Ebene der Haushaltsplanung des Projekts einen direkten Zusammenhang v.a. zwischen Tätigkeit und finanziellen Beiträgen. Kommen nicht genug (unbezahlte) Tätigkeitszusagen zusammen, muss mehr Geld beigetragen werden um die Projektziele zu erreichen. Dieser Zusammenhang lässt sich auch in Formeln des Haushaltsplanes abbilden. Wird z.B. nicht genug Tätigkeit geboten, muss ggf. in der nächsten Bieterunde der finanzielle Richtwert erhöht werden.
Für das einzelne Mitglied gibt es aber keine Verrechnung zwischen Geld und Tätigkeit. JedeR kann nach je eigenen Möglichkeiten in allen Bereichen beitragen.
Als ökonomische Funktionseinheit lässt sich ein Projekt, zum Beispiel eine Solawi so darstellen:
Das Projekt erzeugt ein materielles Produkt oder eine Dienstleistung P sowie Geldeinkommen G (in der Grafik Geldscheine) für die im Projekt bezahlt Tätigen. Wie in Abbildung 2 gut zu erkennen, gibt es verschiedene Möglichkeiten mit dem Projekt zu interagieren:
- JoJo, Flo, Margot sowie Emil und Noa bekommen von dem Projekt nur Produkte P und tragen dazu mit finanziellen Beiträgen B, Tätigkeit T oder Investitonsmitteln I sowie eventuell durch die Bereitstellung von Dingen bei.
- Peter bekommt nicht nur Produkte sondern auch Geld für seinen Lebensunterhalt. In dem Fall macht es normalerweise8 keinen Sinn gleichzeitig finanzielle Beiträge zu leisten, da sonst nur Geld im Kreis fließen würde. Dadurch entstünde unnötiger Buchhaltungsaufwand und je nach den genauen Umständen auch zusätzliche Steuern und Abgaben.
- Milan ist für das Projekt tätig und bekommt Geld für seinen Lebensunterhalt aber nutzt die Produkte selbst nicht weil er in einer Hausgemeinschaft wohnt die selbst ganz viel Gemüse anbaut.
- Yildiz findet die Solawi sehr cool. Obwohl sie weit weg wohnt hat sie deshalb Geld was sie gerade übrig hat der Solawi als Kredit für Investitionen zur Verfügung gestellt.
Die Versorgung des Verbundes mit Ressourcen
Betrachten wir nun unseren Beispielverbund aus den drei Projekten – 1. Kita, 2. Solawi und 3. Wohnprojekt – ist zunächst einmal interessant, wie die erforderlichen Beiträge zusammen kommen. Daher skizziere ich hier einen denkbaren Ablauf.
Sobald bekannt ist wie viele Menschen die Projekte Nutzen wollen sind, sind auch die variablen Kosten in den Haushaltsplänen der einzelnen Projekte bestimmbar. Damit ist deren jeweiliger Bedarf an Beiträgen Bx, Investitionen Ix und Tätigkeitsstunden Tx bestimmbar.
Der finanzielle Beitragsbedarf des Verbundes ergibt sich dann zu
Bges=B1+B2+B3,
die Investitions- und Tätigkeitsbedarfe addieren sich wie folgt:
Iges=I1+I2+I3,
Tges=T1+T2+T3.
Diese Gesamtbudgets müssen von allen Nutzer*innen zusammen gedeckt werden.
Die materiellen Bedarfe D (wobei Dges=D1 und D2 und D3.) können in einem ersten Schritt in einer Liste zusammengetragen werden, was sozusagen eine materielle Summe sichtbar macht.
Der Richtwert für die einzelne Nutzer*in ergibt sich als Summe der Richtwerte der Einzelprojekte an denen sich die Nutzer*in beteiligt. Wenn sich eine Person zum Beispiel an Projekt 1 und Projekt 2 beteiligt, ergibt sich deren Beitragsrichtwert zu:
BR12=BR1+BR2.
Das entspricht der Vorgehensweise bei sogenannten Netzwerk- oder Kooperations-Solawis. In einer Kooperationssolawi werden mehrere Betriebe, die unterschiedliche Produkte erzeugen von einer Verbrauchergemeinschaft getragen. Dabei wird das Budget der Solawi durch aufsummieren der Einzelbudgets der Betriebe erstellt und durch eine gemeinsame Beitragsrunde gedeckt. Nutzer*innen bekommen einen persönlichen Richtwert genannt, der sich daran orientiert welche Leistungen (Bausteine) der Teilprojekte sie nutzen wollen. Zum Beispiel kann es Gemüse, Milch, Eier und Fleisch geben, jeweils mit eigenen Richtwerten für die Beiträge pro Produktgruppe. Das Konzept wird also in der Praxis bereits angewandt und es funktioniert gut – allerdings bisher nur im Bereich der Lebensmittelversorgung.
Im sektorübergreifenden Commonsverbund (Abbildung 4) ergeben sich damit gegenüber den zuvor nicht am Verbund beteiligten Einzelprojekten (Abbildung 3) beträchtliche Veränderungen. Die ökonomischen Beziehungen sind in den beiden Abbildungen 3 und 4 exemplarisch an wenigen Menschen dargestellt und werden zwischen den beiden Abbildungen in Form von Geschichten illustriert. Die Nummerierung der Geschichten findet sich in den Grafiken in den umkreisten Zahlen wieder.
Was ändert sich für die Beteiligten durch den Commonsverbund?
1: Lisa
Lisa gärtnert richtig gerne. Sie ist schon länger bei der SoLaWi als Gärtnerin tätig. Sie bekommt von der SoLaWi Gemüse, und auch noch einen bedürfnisorientierten Geldbetrag für ihren Lebensunterhalt. Lisa hat der SoLaWi Werkzeuge geschenkt, die ihr Opa noch in der Garage stehen hatte. Außerdem hat sie auch Investitionsmittel in die Solawi eingebracht. Lisa hat früher nebenbei abends noch die Mitgliederverwaltung und die Buchhaltung gemacht – eigentlich war ihr das zu viel Bürokratie.
Seitdem es den Commonsverbund gibt bringt sie die Investitionsmittel auf Verbundebene ein. Lisa ist sehr froh, dass der Commonsverbund ihr die Mitgliederverwaltung jetzt abnimmt, und dass sie für die Buchhaltung und die Kommunikation mit den Mitgliedern die Softwareplattform des Commonsverbundes nutzen kann. Dabei bekommt sie auch von Tante Horst Unterstützung. Endlich kann sie mehr gärtnern und muss sich weniger mit Zahlen herumschlagen.
2: Tonia
Tonia betreut sehr gerne die Kinder in der Kita. Dort bekommt sie einen bedürfnisorientierten Geldbetrag für ihren Lebensunterhalt. Tonja bekommt auch Gemüse von der SoLaWi. Dafür hat sie einen Geldbeitrag an die SoLaWi gezahlt. Außerdem hat sie Geld geerbt, das sie bei der SolaWi als Investitionsmittel leihweise eingebracht hat.
Seitdem es den Commonsverbund gibt, gibt Tonja keinen Geldbeitrag mehr an die Solawi, und braucht damit weniger Geld von der Kita. Das geerbte Geld bringt sie als Investitionsmittel jetzt in den Verbund ein, so dass es allen Projekten im Investitionspool zur Verfügung steht.
3: Vera
Vera lebt im Hausprojekt, und hat dort mit Mietzahlungen nach ihren Möglichkeiten beigetragen. Außerdem betreut sie Kinder in der Kita. Dort bekommt sie einen bedürfnisorientierten Geldbetrag für ihren Lebensunterhalt. Davon bezahlt sie auch die Miete.
Seitdem es den Commonsverbund gibt bezahlt Vera keine Miete mehr, und braucht deswegen weniger Geld von der Kita, denn auf Verbundebene heben sich diese Geldflüsse eh auf. Vera hatte bisher noch keinen Kontakt zu Gesine und Ahmed. Die drei begegneten sich kürzlich bei der Beitragsrunde im Verbund, und sind über die CV-Social-Web-Plattform miteinander verbunden. Sie kennen sich jetzt, und verstehen sich gut. Vera bekommt Lust, Teil der GemÖk von Ahmed und Gesine zu werden.
4: Fritz
Fritz wohnt mit seinen Kindern Nox und Ramon im Hausprojekt, und die beiden gehen in die Kita. Fritz, Ramon und Nox bekommen Gemüse von der Solawi. Bisher hat Fritz drei einzelne Geldbeiträge an das Hausprojekt, die Kita und die SoLaWi bezahlt. Auch hat sich der Plenumstermin vom Hausprojekt oft mit dem Plenumstermin der Kita überschnitten. Sowas nervt Fritz. Ihm ist es wichtig, die Entscheidungsprozesse beider Projekte mitzubekommen.
Seitdem es den Commonsverbund gibt zahlt Fritz einen Beitrag an den Verbund. Er muss nur noch an einer Bieterunde auf Verbundebene teilnehmen. Das freut ihn, die Zeit verbringt er lieber mit Nox und Ramon. Seitdem es die CV-Plattform gibt, werden Termine für Plena aufeinander abgestimmt. Jetzt kann Fritz bei allen Entscheidungen dabei sein, wenn er möchte.
5: Franzi
Franzi und ihr Kind Bente wohnen im Hausprojekt. Franzi ist Zimmerin und baut richtig gerne. Sie baut das Dachgeschoss des Hauses aus, damit mehr Wohnraum entsteht. Franzi zahlt bisher keine Miete an das Hausprojekt, und bekommt dort einen bedürfnisorientierten Geldbetrag um den Lebensunterhalt für sich und Bente decken zu können. Von diesem Geld gab Franzi etwas an die Kita für Bentes Betreuung. Sie hat kein Vermögen, und gibt deshalb auch keine Investition in das Wohnprojekt.
Seitdem es den Commonsverbund gibt, gibt Franzi kein Geld mehr an die Kita, und braucht damit auch weniger Geld vom Hausprojekt.
6: Bernd
Bernd ist Teil der SoLaWi, und bekommt von dort sein Gemüse. Er hat eine hohe Rente, und hatte deshalb Lust, die SoLaWi auch mit einem hohen Geldbeitrag zu unterstützen. Er hat Freund*innen im Hausprojekt und ist dort immer mal wieder als Moderation eingesprungen, wenn es dort Konflikte gab. Konfliktbegleitung fasziniert ihn, und er hat das Gefühl, damit richtig gut beitragen zu können. Gerne würde er das noch mehr machen.
Seitdem es den Commonsverbund gibt ist Bernd für alle drei Projekte ansprechbar, wenn es Konflikte gibt. Auch den Geldbeitrag gibt er jetzt an den Commonsverbund.
7: Tante Horst
Tante Horst bekommt Gemüse von der SoLaWi. Dafür gibt sie einen Geldbeitrag in die SoLaWi. Sie ist Steuerberaterin. Die wenigsten machen so was gerne, aber Tante Horst hat ein Faible für Zahlen. Zumindest, wenn sie damit Projekte unterstützen kann, die sie wichtig findet und in die sie sich eingebunden fühlt. Deshalb hat Tante Host früher schon im Hausprojekt in der Verwaltung beigetragen. Sie hat vom Hausprojekt dafür Geld bekommen. Zum Großteil arbeitet sie noch extern als Steuerberaterin – das würde sie gerne irgendwann aufhören.
Seitdem es den Commonsverbund gibt trägt Tante Horst in der Verwaltung vom Commonsverbund bei. Damit fühlt sie sich richtig wohl. Sie muss kein Geld mehr für das SoLaWi-Gemüse bezahlen, und nur noch sehr wenig extern arbeiten.
8: Gesine und Ahmed
Gesine und Ahmed sind zusammen mit anderen Menschen in einer gemeinsamen Einkommensökonomie (GemÖk). Die Menschen in der GemÖk bekommen Gemüse von der Solawi. Dafür trägt die GemÖk nach ihren Möglichkeiten mit Geld bei der SoLaWi bei. Gesine arbeitet außerhalb als Ärztin und bekommt dafür einen festen Lohn. Ahmed arbeitet in der Kita in der Kinderbetreuung. Er erhält dort einen Geldbetrag, der den Bedürfnissen der GemÖk entspricht, und auch Geld für das Gemüse beinhaltete.
Seitdem es den Commonsverbund gibt, erhalten die Menschen in der GemÖk Gemüse von der Solawi, ohne dafür Geld beizutragen. Ahmed und die GemÖk brauchen jetzt weniger Geld von der Kita.
9: Kita
Die Kita nutzt Räume des Wohnprojektes für die Kinderbetreuung. So sind viele Kinder auch nah an ihrem zu Hause. Bisher hat die Kita deshalb mit Geld beim Hausprojekt beigetragen. Außerdem hat die SoLaWi die Kita mit Essen beliefert. Auch an die SoLaWi hat die Kita einen Geldbeitrag für das Essen gegeben.
Seitdem es den Commonsverbund gibt, braucht die Kita keine Geldbeiträge mehr an das Wohnprojekt und auch nicht an die SoLaWi geben, denn alle werden ja zusammen durch die Bieterunde finanziert.
10: SoLaWi
Die SoLaWi hat im Hausprojekt einen Verteilort, so können viele Menschen, die eh in der SoLaWi sind das Essen in der Nähe abholen. Bisher hat die Solawi das Hausprojekt mit einem Geldbeitrag unterstützt. Die SoLaWi beliefert außerdem die Kita mit Gemüse. Die Kita hat der SoLaWi deshalb einen Geldbeitrag gegeben. Seitdem es den Commonsverbund gibt, fließt kein Geld mehr zwischen den Projekten.
Beiträge und Tätigkeit
Ein Unterschied zwischen Einzelprojekten und Commonsverbund liegt auf der Hand: Nicht mehr das Budget des Einzelprojektes muss gedeckt werden, sondern das Gesamtbudget. Dafür sind nun Beiträge, Investitionen und Tätigkeiten zu poolen. Die Nutzer*innen sind dadurch frei zu entscheiden, in welchem der Einzelprojekte sie Tätigkeiten beitragen wollen. Ich kann in der Solawi gärtnern während andere lieber im Hausprojekt renovieren helfen oder in der Kita mitwirken. Wahrscheinlich ist es notwendig, die Tätigkeitsgebote zumindest dahingehend zu spezifizieren in welchem Projekt ich mitwirke, damit klar wird ob sich in allen Projekten genug Tätige finden. Ich würde mich also z.B. bei der Beitragsrunde bereit erklären 3 Stunden pro Woche in der Gärtnerei mitzuhelfen oder einen Tag im Monat in der Kita bzw. eine entsprechende Jahresstundenzahl angeben. Wie in Solawis bereits erprobt können Social Media Onlineplattformen eingesetzt werden, weil sie sich nicht nur für Arbeitsverabredungen eignen, sondern auch Transparenz darüber schaffen wer sich wo engagiert und für was Ansprechpartner ist.9 Damit ist gegenüber dem Einzelprojekt eine weitergehende Arbeitsteilung möglich. Ich kann das beitragen, was ich gerne mache und auch das, was ich besser kann, z.B. Kinder betreuen statt mir beim Renovieren auf den Daumen zu hauen. Damit ergibt sich bereits ein größerer Freiraum für individuelle Demonetarisierung, für tätig sein statt Geld einnehmen und wieder zahlen.
Denkt man die Sache größer, gibt es auch mehr kollektive Möglichkeiten zur Demonetarisierung, nämlich immer dann, wenn der Input eines Projektes der Output eines anderen ist. Wenn also die Kita ihre Lebensmittel von der Solawi bezieht, muss dafür kein Geld mehr fließen. Ähnliches gilt, wenn die GärtnerInnen ihre Kinder in die Kita schicken wollen oder die Solawi im Hausprojekt einen Raum für Verarbeitung, Lagerung und Verteilung nutzt. Auch wenn dadurch der Geldbedarf nach Außen reduziert wird, hängt es von der Vereinbarung der Beteiligten ab, ob diese Produktflüsse zwischen den Projekten auch im Budget abgebildet werden sollen. Bezieht z.B. die Kita den Großteil ihrer Lebensmittel von der Solawi so mag es sinnvoll sein, dass in dem Richtwert für die Kitabeiträge auch ein Teil für diese Solawianteile enthalten ist. Vor allem wenn die Kitanutzerinnen überwiegend keine Solawi Mitglieder sind. Dieser Etatanteil fließt dann aber nicht an die Kita, sondern letztlich direkt über den Verbund als Beitrag an die Solawi. Anders gesagt: die Solawi stellt der Kita keine Rechnung, denn sie ist über den Verbund ja bereits bezahlt.10 Das mindert absolut den Geldbedarf von Menschen und/oder Projekten. Tendenziell nimmt der Geldbedarf ab, je größer der Verbund ist und je mehr Lebensbereiche er umfasst. Zusätzlich können sich Menschen die z.B. in Wohngruppen zusammen leben noch zu Wirtschaftsgemeinschaften (auch gemeinsame Ökonomie kurz gemÖK genannt) zusammenschließen. Das heißt, sie können ihre Einkünfte zusammenlegen und die Kosten gemeinsam bestreiten. So wie in der Geschichte von Ahmed und Gesine beschrieben ergeben sich damit weitere Möglichkeiten Geldflüsse zu minieren. Damit wäre im Kern des Commonsverbundes, also bei Menschen die an vielen Projekten teilnehmen eine Situation erreichbar, die in Kommunen mit gemeinsamer Ökonomie bereits existiert, aber mit fließenden Grenzen und damit geringerer Einstiegshürde. Die Beteiligten können schrittweise entscheiden, wie weit sie sich auf das Projekt einlassen wollen, niemand ist gezwungen sich an allen Projekten des Verbundes zu beteiligen.
Investitionen
Auch bei den Investitionsmitteln ergeben sich Synergien. Der Kreis derer, die Geld für Investitionen bereitstellen können, geliehen aber ggf. auch geschenkt, ist größer als der des einzelnen Projektes. Es entsteht quasi automatisch ein Kapitalpool: Da meist nicht alle Projekte gleichzeitig investieren werden, ist aufgrund der im Vergleich zum Einzelprojekt größeren Mitgliederzahl wahrscheinlicher, dass Investitionsmittel in ausreichender Höhe zusammenkommen. Zusätzlich können noch gemeinsame Rücklagen und Notfallposten im Haushalt eingeplant werden.
Damit bewirkt der Verbund eine Art gemeinsame Risikoabsicherung, obwohl die Projekte sinnvollerweise rechtlich unabhängig bleiben und lediglich über die Netzwerkstruktur verbunden sind. Dadurch bleibt die Autonomie der Einzelprojekte gewahrt. Der Zusammenschluss kann ihnen Freiräume lassen, auch Ein- und Austritte von ganzen Projekten sind denkbar. Bezüglich des in den Projekten gebundenen Vermögens ist zudem denkbar, dass die Verbundorganisation als Wächterinstitution auftritt. Darüber würde sichergestellt, dass die in den Projekten Tätigen und Nutzenden zwar weitgehend frei über die jeweiligen Projektressourcen verfügen können, ohne sie „verwerten“ zu dürfen.11 Die gemeinschaftliche Verfügung von Erzeuger*innen und Nutzer*innen über die Produktionsmittel würde auf diese Weise zusätzlich abgesichert. Es wäre aber ebenso denkbar und vielleicht auch ratsam, dass ein separates Metacommons12 diese Aufgabe übernimmt.
Nutzung der Produkte nach Bedarf
Da die Beiträge für die Projekte im Commonsverbund nach Selbsteinschätzung und ohne Zwang zusammenkommen, sind Geben und Nehmen bereits entkoppelt. Demzufolge macht es keinen Sinn, die Produkte mittels fester Vorgaben an die NutzerInnen zu verteilen. Je nachdem um was es sich handelt, können unterschiedliche Formen der Verteilung eingesetzt werden. Bei Kitaplatz oder Wohnraum geht es um längerfristige Nutzungen, die individuell abzusprechen sein werden. Bei Produkten von denen ich mehr oder weniger nehmen kann (wie Milch oder Kartoffeln), wird es eher um „Fair use“ als den Warenwert gehen. Solange genug da ist, kann ich so viel nehmen wie ich will, wenn die Gesamtmenge begrenzt ist braucht es soziale Regeln. Digital unterstützte Bestellsysteme sind für die Koordination sicher oft hilfreich, dienen aber nicht zur Abrechnung. Grundsätzlich gilt, mehr zu entnehmen bringt nicht zwingend mit sich, dass ich auch mehr beitragen muss. Aber ich muss meine Entnahme in für das Projekt verträglichen Grenzen halten. Damit Menschen sich diesbezüglich einschätzen können, sind Transparenz- und Feedback-Informationen sinnvoll: Wie viel wurde geliefert? Wie viel ist das im Schnitt pro Nutzer*in? Hat das Gemüse im Verteilort diese Woche gereicht oder ist etwas knapp geworden?
Entscheidungen über wirtschaftliche Fragen
Zu der Frage der Entscheidungen im Verbund, also der Gouvernance13 wie auch dem Commoning im engeren Sinne, also der Pflege der Gemeinschaftlichkeit wäre sicher noch viel zu sagen. Ich will mich in diesem Text jedoch auf die wirtschaftlichen Strukturen konzentrieren. Die Entscheidungen über die den Alltagsbetrieb betreffenden Fragen liegen immer bei den in dem jeweiligen Projekt Tätigen. Diese werden sicher versuchen die Bedürfnisse der Nutzer*innen einzubeziehen, denn niemand zwingt diese sich weiter am Projekt zu beteiligen. Aus den Erfahrungen der Solawis lässt sich sagen, dass es in Projekten die Menschen mit Verbrauchsgütern oder Dienstleistungen versorgen wahrscheinlich im Alltag wenig formale Mitentscheidungen der Nutzer*innen braucht. Eher wird wahrscheinlich über Umfragen oder ähnliches versucht Bedürfnisse zu erfassen. Grundlegende Fragen der Ausrichtung des Projekts werden in irgendeiner geeigneten Form mit den Nutzer*innen gemeinsam besprochen mit dem Ziel einen breiten Konsent herzustellen, dieses muss aber nicht über formale Versammlungen und Abstimmungen erfolgen, sondern kann in kleineren Gruppen passieren wo sich alle Treffen die sich für ein Thema interessieren. Über das Budget der jeweiligen Projekte wird hingegen nach Vorbereitung in Kleingruppen meist eine formale Abstimmung erfolgen.
In Wohnprojekten in denen Nutzer*innen und Tätige weitgehend Deckungsgleich sind wird es üblicherweise regelmäßige Treffen der BewohnerInnen geben. Für den Verbund sind deren Ergebnisse nur insoweit relevant wie Investitionen zum Beispiel in Umbauten und damit Kostenänderungen beschlossen werden.
Aus den Budgets der Einzelprojekte wird das Gesamtbudget des Verbundes zusammengestellt. Der Gesamtplan entsteht also nicht zentral, sondern als Vereinigung von Einzelplänen. Dabei ist es sicher gut, wenn sowohl die Planungsverantwortlichen der Projekte untereinander wie auch Vertreter*innen der Nutzer*innen in einem Koordinationskreis die einzelnen Pläne einem Peer-Review unterziehen bevor sie zusammengefasst als Basis für die Beitragsgebote dienen.
Rechtsform
Es wäre ebenso einen eigenen Artikel wert, die für einen Commons Verbund nötigen Rechtsformen näher zu untersuchen. Basierend auf den Erfahrungen der Kooperationssolawis, die meist als Vereine organisiert sind lässt sich sagen, dass sich diese Rechtsform eignet. Sie entspricht dem ideellen Charakter der Verbünde, bei denen kein Wirtschaften im kapitalistischen Sinne vorgesehen ist. Die Aufgabe eines solchen Prosument*innenvereins beschränkt sich auf die gemeinsame Willensbildung, gemeinschaftsfördernde ideelle Aktivitäten und das Einsammeln und Weiterleiten von Beiträgen an die Projekte, die tatsächlich re/produzieren14. Die Rechtsformen die Einzelprojekte im Verbund wiederum können sehr unterschiedlich sein. Allerdings sind Genossenschaften als Rechtsform im Verbund wahrscheinlich zu unflexibel, weil sie in Deutschland per Gesetz auf repräsentative Demokratie und klassische unternehmerische Tätigkeit festgelegt sind. Damit sind z.B. soziokratische oder andere basisdemokratische Strukturen in einer Genossenschaft nicht sauber in der Satzung abbildbar. Sie wären nur als soziale Praxis neben der formalen Rechtsstruktur denkbar – mit allen Gefahren, die das birgt und die schon bei vielen Alternativbetrieben negative Folgen gezeigt haben. Wegen des hohen Aufwandes käme wahrscheinlich auch nur eine Genossenschaft für den ganzen Verbund in Frage. Dies hätte u.a. ein zusätzliches Risiko für die Herausbildung autoritärer Strukturen zur Folge, da die Einzelprojekte dann nicht mehr rechtlich unabhängig wären.
Interne Konkurrenz ?
Innerhalb des Verbundes gibt es trotz der dezentralen Planungs- und Entscheidungsstruktur keine Marktbeziehungen unter den Projekten. Es gehört zum Konzept, dass Projekte Menschen mit Geld versorgen, um ihnen zu ermöglichen ihre Tätigkeit in das Projekt zu geben. Diese Menschen brauchen aber nur insoweit Geld, wie sie es für Bedürfnisse ausgeben wollen, die sie nicht im Verbund realisieren können. Denn warum sollte ich mir von einem Projekt Geld zahlen lassen um es dann wieder als Beitrag in den Verbund zu stecken? Solche Geldflüsse würden einfach entfallen. Ähnliches gilt, wenn ein Projekt Produkte für ein anderes bereitstellt: Entsprechende Zahlen werden im Gesamtplan doppelt, also als Einnahme und Ausgabe auftauchen und können daher einfach gekürzt werden. Sie haben nur für die haushaltspläne der Einzelprojekte und somit für die Richtwerte der Module eine Relevanz. So sollten die Richtwerte für die Kitanutzung auch die Kosten für den Raum im Hausprojekt abbilden. Denn es soll ja nicht dazu kommen, dass es so aussieht als müssten diese Kosten von den Bewohnerinnen getragen werden.
Es gibt auch keine Garantie dafür, dass Projekte unabhängig davon, wie sie wirtschaften, mitgetragen werden. Dabei wirkt aber nicht die Marktkonkurrenz um den günstigsten Preis, sondern entscheidend ist die Akzeptanz der Nutzer*innen und Beitragenden. Findet ein Projekt nicht genug Nutzer*innen ist klar, dass es nicht bedürfnisgerecht tätig ist. Etwas komplizierter wird es mit einer Budgetunterdeckung, die immer erst mal eine Budgetunterdeckung des Gesamtbudgets darstellt. Allein aus den finanziellen Geboten lässt sich daher nicht ableiten, welches der beteiligten Projekt nach Meinung der Nutzer*innen zu aufwendig ist. Aber das ist ja auch nicht notwendig, denn es geht ja eben darum die Funktion der Marktpreissignale des Kapitalismus durch eine andere Art der Kommunikation zu ersetzen. Informationstechnisch gesprochen ist eine direkte Kommunikation „breitbandiger“ als reine Preissignale. Es können also potentiell alle relevanten Aspekte mit einbezogen werden: Umweltauswirkungen, gesellschaftliche und individuelle Bedürfnisse. In Form von Diskussionen, Kommentaren, Vorschlägen und ähnlichen wird sich in der Regel schnell klären wo der Schuh drückt. Eine multiperspektivische inhaltliche Auseinandersetzung über die vielfältigen Aspekte der Re-/Produktion ersetzt eindimensionale Marktpreissignale. Dementsprechend wir das Ergebnis nicht betriebswirtschaftliche Effizienz sein, sondern Bedürfnisgerechtigkeit. Wenn es zum Beispiel in einem Verbund einen einen fachlich hochqualifiziert und sehr effizient arbeitenden arbeitenden Gemüsebaubetrieb gäbe, dazu aber noch weitere Menschen Lust am gemeinsamen Gärtnern haben und eine Solawi betreiben die fast ein Gemeinschaftsgarten ist, so steht das nicht gegeneinander. Denn solange das gemeinsame Gärtnern an sich ein Bedürfnis ist, werden die Menschen in diesem Bereich gerne mehr Zeit aufbringen als aus einer Sicht betriebswirtschaftlicher Effizienz nötig wäre. Dabei stünden die Produkte beider Gartenprojekte allen daran beteiligten Menschen zur Verfügung und es würde sich niemand fragen, ob die einen oder die anderen Tomaten billiger wären. Wahrscheinlich ist natürlich, dass es zu Absprachen kommt und z.B. Anbaupläne aufeinander abgestimmt werden, so dass allen Bedürfnissen optimal entsprochen werden kann.
Externe Konkurrenz ?
Wie auch bei der solidarischen Landwirtschaft ist ein Kern des Konzeptes, dass die Beteiligten ihre Produkte nicht klassisch auf dem Markt anbieten. Die Nutzer*innen entscheiden sich vielmehr dafür ein Projekt zu unterstützen, das sie mit dem versorgt, das sie haben wollen. Es geht somit nicht mehr um spontane Kaufentscheidungen, die zwangsläufig (zeit-)effizient sein müssen. Daher müssen auch die Informationen nicht so reduziert werden wie im Handel üblich. Statt Kurzinformationen wie „Bio-Tomaten aus Deutschland für 5,99 €/kg“ in Sekunden, maximal Minuten in Entscheidungen umzusetzen können sich Menschen wirklich mit den Herstellungsbedingungen ihrer Lebensmittel befassen. Wenn ich mich mit den Projekten an denen ich mich beteilige wohl fühle, und wenn die Beiträge für mich und alle anderen zusammen leistbar sind, dann stellt sich nicht mehr die Frage, ob ich das materielle Ergebnis „woanders billiger“ bekäme. Trotzdem gibt es natürlich einen Vergleich mit der Welt da draußen. Wenn ich Bedürfnisse nicht befriedigen kann, die mir wichtig sind und andere in der Gesellschaft können das, dann werde ich mich tendenziell weg von diesen Commons-Projekten orientieren. Es gibt also durchaus einen guten Grund, weder Geld, noch Zeit und Energie zu verschwenden, aber – und das ist entscheidend – es gibt eben keinen Zwang zur betriebswirtschaftlichen Optimierung. Die Ziele und Wirkungen von Commons-Verbünden sind vieldimensional. Erst aus deren Gesamtschau ergibt sich, ob die Beteiligung an einen Commons Verbund für Menschen stimmig ist. In mancherlei Hinsicht wird das Wirtschaften in einem solchen Verbund leichter sein als für die Einzelprojekte. Denn in manchen Bereichen kommt es durch geringeren Arbeitsdruck oder die Internalisierung externer ökologischer Kosten (z.B. Landwirtschaft) zwangsläufig zu einer Kostensteigerung gegenüber Anbietern welche ausbeuterisch und naturschädigend wirtschaften.15 Dort, wo leistungslose Renditen erzielbar sind, wie z.B. im Immobilienbereich, sind in Commons Projekten oft Beitragshöhen möglich die weit unter dem Marktdurchschnitt liegen. In einem Verbund kann sich beides ausgleichen, so dass die Kosten für Wohnen und Essen dann z.B. wieder im Durchschnitt liegen. Und dieses Wirtschaften spaltet nicht: auch die, die weniger haben sind gleichberechtigt beteiligt.
Dazu kommt ein Effizienzvorteil, der sich überhaupt erst durch den Zusammenschluss im Verbund einstellt: Dieser Vorteil ist empirisch bei bestehenden Kommuneprojekten nachweisbar: Durch die interne, arbeitsteilige aber weitgehend geld- und arbeitszwangsfreie Zusammenarbeit entsteht nicht nur ein verminderter Geldbedarf. Sondern es gibt für diesen Anteil der Re-/Produktion auch keinen besteuerbaren Leistungstausch und keine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen. Der Effizienznachteil, den kleine kollektive Betriebe gegenüber kapitalistisch optimierten Betrieben haben, wird dadurch zumindest ausgeglichen. Daher neigen Kommuneprojekte meist dazu so viel wie möglich in Eigenarbeit zu erledigen.
Geben und Nehmen sind nicht völlig entkoppelt. Und das ist gut so!
Bei einem Commons Verbund sind ebenso wie bei einer solidarischen Landwirtschaft Geben und Nehmen nicht völlig entkoppelt. Das entspricht zwar nicht der reinen Utopie einer freien Gesellschaft, in der alle Beiträge einem Bedürfnis zum Beitragen entspringen sollten und alle unabhängig von ihren Beiträgen nehmen können sollen, was sie brauchen16. Es gibt aber im Commons Verbund eine relativ schwache Kopplung zwischen Geben und Nehmen, analog zu dem von Silke Helfrich benannten Muster „Gegenseitigkeit behutsam ausüben“ (Engl: practice gentle reciprocity)“17.
Zur Freiwilligkeit des Gebens gehört auch eine Mitentscheidung über die Nutzung meiner Beiträge. Daraus ergibt sich, dass es zwar Bedürfnislöhne für die einzelnen Tätigkeiten und freie, bedarfsorientierte Entnahme der Produkte geben kann, das Projekt kann aber logischerweise kein bedingungsloses Grundeinkommen für alle und keine geschenkten Produkte für alle anbieten. Die Realisierung einer grundlegenden Versorgung für alle als Menschenrecht unabhängig von Beiträgen ist und bleibt eine gesellschaftliche Aufgabe.
Anmerkungen
1 So z.B. in Simon Sutterlütti, Stefan Mertz; „Die gute Nachricht: Wir haben den Wald gefunden, die Schlechte: Es ist Mordor“; unveröffentlicht, ausführlicher in Simon Sutterlütti, Stefan Mertz; Kapitalismus Aufheben, Kapitel 7 https://commonism.us/download/
2 Im ursprünglichen Commons Verbünde Artikel http://keimform.de/2016/commonsverbuende/ wurde der Begriff „vertikale Zusammenarbeit“ nicht in der üblichen Bedeutung des Wortes verwendet: Unter anderem fehlt eine engere Abstimmung zwischen Projekten, die unterschiedliche Lebensbereiche abdecken („vertikale Zusammenarbeit“). Horizontale Zusammenarbeit wurde hingegen korrekt verwendet. In unserem Text ist mit vertikaler Zusammenarbeit wie in den Wirtschaftswissenschaften üblich die Zusammenarbeit entlang der Lieferkette, also bezüglich der Herstellung von Vorprodukten gemeint. Siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Vertikale_Integration.
3 Bezüglich anderer Aspekte wie Entscheidungsfindung bzw. Governance und dem Sozialen Miteinander, also Commoning im engeren Sinne, müsste das noch einmal näher betrachtet werden. Das Hauptthema ist hier zunächst vor allem die Ökonomie.
4 Im Text von Christian Siefkes ist die Rede von bis zu 300.000 Menschen in einem Commonsverbund, das entspricht nicht unserer Vorstellung. Uns geht es eher um eine Dimension von maximal einigen 1000 Menschen. Das schließt nicht aus, dass diese Verbünde und die in ihnen organisierten Projekte selbst zusätzlich Teil größerer Commons-Zusammenhänge sein könnten. Beispielsweise wäre es sinnvoll, dass die Solawi Mitglied im Netzwerk Solidarische Landwirtschaft ist und zudem in einer Regionalgruppe mit anderen Solawis der Region. Das ist aber unabhängig vom Commonsverbund zu denken. Ein Denkproblem bei Commons-Vernetzung wird dabei deutlich: Auch wenn Stefan Meretz netzwerktheoretisch immer wieder erwähnt, dass es nicht so zu denken ist, fallen wir gerne auf die Idee herein, dass Vernetzung zwischen Projekten hierarchisch bzw. baumförmig sein muss, jedes Basisprojekt also mit genau einem „Dachprojekt“ verbunden ist. Diese Denkblockade sollten wir überwinden.
5 Das diese in Deutschland trotzdem nach entsprechender Zulassung im wesentlichen aus Steuermitteln finanziert werden würde, sei hier mal vernachlässigt. Das würde eine entsprechende Vernetzung aber auch nicht ausschließen, nur wäre dann der Bedarf der Kita an Mitteln die von den NutzerInnen bereitgestellt werden entsprechend geringer, dafür die Dichte an zu beachtenden Vorschriften höher.
6 Eine weitere Ressource und Produkt ist natürlich auch immer Wissen, Kultur, Software, u.ä. Da es sich dabei aber um sogenannte ‚nicht rivale‘ Güter handelt, wird hier nicht näher darauf eingegangen, weil davon ausgegangen werden kann, dass sie ohnehin frei zugänglich sind beziehungsweise gemacht werden können. Das heißt natürlich nicht, dass die an deren Herstellung Beteiligten kein Geld bräuchten. Insofern können sich Projekte natürlich auch entscheiden, nichtmaterielle Vorprodukte gemeinschaftsbasiert zu erzeugen und dafür die entsprechenden Ressourcen einzuplanen. Beratung beispielsweise würde hier entweder unter Tätigkeit fallen (sofern sie unbezahlt erbracht wird) oder unter Geldbedarf (sofern sie bezahlt wird), so wie das bei alle anderen Tätigkeiten im Commonsverbund auch zu sehen ist. Zahlungen an ein freie Software Projekt dessen Produkte eingesetzt werden in den Etat eingeplant werden oder Mitglieder des Verbundes arbeiten daran direkt mit.
7 In wieweit Richtwerte für Beiträge überhaupt erforderlich und sinnvoll sind ist eine andere Diskussion. Hier werden sie verwendet, weil sie klarmachen ,wie die Finanzierung des Verbundes funktioniert. . Wenn Projekte sich entschließen keine Richtwerte anzugeben, sondern nur die bereits erreichte Haushaltsdeckung zu kommunizieren wie das etwa beim Crowdfunding üblich ist, stellt das prinzipiell auch für einen Commonsverbund kein Problem dar. Es wird aber möglicherweise gerade in einem solchen Verbund während der Anfangsphase hilfreich sein, wenn die Beteiligten den Aufwand, welcher auf die von ihnen genutzten Produkte entfällt, auch einschätzen können. Je nach dem, an welchen und wie vielen Projekten ich mich beteilige, wird das sehr unterschiedlich sein. Ich sehe an dieser Stelle die ausschließende Wirkung unklarer Strukturen (die oft Unsicherheitsgefühle auslösen) problematischer als die Ausschlusswirkung eines Richtwertes, der Menschen eventuell das Gefühl gibt nicht genug beitragen zu können.
8 Manchmal gibt es auch gute Gründe doch gleichzeitig Geldbeiträge an ein Projekt zu geben, das einem gleichzeitig Geld für eine Tätigkeit zahlt. Das wäre aber eher Thema für eine Steuer- und Rechtsberatung. Es lohnt auf alle Fälle für neue Projekte sich zu solchen Themen mit älteren Projekten wie z.B. der Kommune Niederkaufungen oder länger bestehenden Solawis auszutauschen.
9 Mit Social Media Plattform ist hier natürlich eine interne gemeint die auf Freier Software basiert und Datenautonomie bietet, nicht eine werbefinanzierte Datenkrake wie Facebook und Co. Sie könnte aber durchaus ein Metacommons sein, muss also nicht nur für den einzelnen Verbund da sein sondern könnte wie die wechange Plattform von einer größeren Bewegung getragen sein.
10 Auch hier gilt allerdings das in der vorherigen Anmerkung gesagte. Wenn z.B. die Fördermittel für die Kita auch von einem Nachweis der Lebensmittelkosten abhängen gibt es Gründe intern eine Rechnung zu stellen.
11 siehe Matthias Neuling: Auf fremden Pfaden-Rechtsformen für Alternative Betriebe, Dissertation, Stattbuch-Vlg. Berlin 1985
Kurzfassung unter http://www.kj.nomos.de/fileadmin/kj/doc/1986/19863Neuling_S_309.pdf
12 Als Metacommons werden Commons Projekte bezeichnet, deren Mitglieder und NutzerInnen nicht primär Einzelpersonen sind sondern andere Commons Projekte. Man könnte sie in einer genossenschaftlichen Tradition auch als Dachgenossenschaften verstehen.
13 Durch gemeinsame Mitglieder miteinander verbundene Kreise wie in der Soziokratie sind vermutlich eine geeignete Struktur, um in einem solchen Verbund Entscheidungen zu treffen. Die Mitglieder dieser Kreise können sich durch Selbstauswahl, Wahl, Mitgliedschaft in einem Tätigkeitskollektiv oder anders ergeben. Dabei muss unter den Projekten im Verbund noch nicht mal einheitlich vorgegangen werden. Wichtig ist nur, dass die Vernetzung der Projekte nicht zentral gedacht werden muss. Projekte können sich jeweils anhand gemeinsamer Themen vernetzen, eine klassische „Leitungsebene“ wird nicht benötigt.
14 Für die Eintragungsfähigkeit solcher „Unternehmenszusammenschlüsse“ als eingetragener Idealverein können die häufig vorkommenden Vereine von Einzelhändlern in einem Einkaufzentrum nutzen oder einer Innenstadt juristisch als Beispiel dienen.
15 Auch das muss keine Zwangsläufigkeit sein, sondern verweist auf die Notwendigkeit politischen Engagements für einen Gesamtgesellschaftlichen Wandel – in diesem Fall für die Umgestaltung der Agrarförderpolitik zugunsten einer Förderung solcher Betriebe, die mehr gesellschaftlichen Nutzen als Schaden stiften.
16 Auch für eine Utopie von freier Gesellschaft ist diskutierbar, ob das dort für alle Bedürfnisse so sein wird. Denn das würde bedingen, dass diejenigen, die für die Befriedigung dieser Bedürfnisse tätig werden gewillt sind, ihre Ergebnisse allen gänzlich frei zur Verfügung zu stellen. Das wird nicht immer der Fall sein. So wäre ich zwar gewillt, zur Versorgung aller mit Grundnahrungsmitteln beizutragen, unabhängig davon, ob ich die Leute mag oder was sie gesellschaftlich beitragen. Für die Versorgung mit Delikatessen würde ich mich hingegen wohl eher nur für Menschen engagieren, die ich schätze und deren Engagement mir angemessen erscheint. Das ist nicht quantitativ zu fassen: Wenn jemand aufgrund von Krankheit nichts beitragen kann mag das auch OK sein. Wenn ich mich aber ausgenutzt fühle werde ich gerade in der freien Gesellschaft mein Engagement einstellen.
17 Silke Helfrich, David Bollier (2019):; Frei, fair und lebendig, die Macht der Commons; Kapitel 4:Soziales Miteinander; S.103
Hallo Gunter. Ich bin das jetzt im Zug und beim Frühstück durchgegangen und habe auch schon ein wenig mit TWA darüber diskutiert. Da es echt viel Text ist, habe ich versucht das für mich zusammenzufassen. Kannst du als Gesprächsgrundlage sagen, ob die Zusammenfassung es in etwa trifft?
Verschiedene gemeinschaftsgetragene Projekte, insbesondere aus dem Bereich CSX, aber auch z.B. Hausprojekte, schließen sich zu einem Verbund zusammen. Der Zusammenschluss ermöglicht 1. eine zentrale Buchhaltung und damit geringeren Buchhaltungsaufwand für die einzelnen Projekte, ermöglicht 2. ein unkompliziertes Teilen von Dingen und ermöglicht 3. die Verwandlung von Waren- bzw. Geldströmen zwischen diesen Projekten in Naturalbeziehungen bzw. geteilte Care-Tätigkeit. Schließen sich die Projekte zu einem Verbund zusammen, zahlen die Nutzer:innen ihren bisherigen Beitrag nicht länger an ein bestimmtes Projekt, sondern an den Verbund und wer zuvor Mitglied bei mehreren Projekten war, ist es dann nur noch bei diesem einen Verbund/Verein. Auch für Nutzer:innen vereinfacht das die private Buchhaltung und da die Organisation über einen einzigen Verbund läuft, sollte für diejenigen, die zuvor Mitglied bei verschiedenen Projekten waren, auch der insgesamte (Zeit-)Aufwand zur Mitbestimmung sinken, während die Vielfalt an Tätigkeiten, durch welche Nutzer:innen beitragen können, tendenziell wächst. Besonders auch daher ist es für Nutzer:innen sinnvoll, im Bedarfsfall weitere Leistungen aus dem Verbund zu beziehen und sich entsprechend mehr einzubringen (durch Tätigkeit, Geld oder Investition). An Projekten Beteiligte haben genauso die Möglichkeit sich gegenseitig auszuhelfen bzw. sich vielfältig einzubringen, ohne, dass dabei typische Gedanken im Bereich des Ausgleichs von Nehmen und Geben sinnvoll erscheinen, da sie im selben Verbund sind und ökonomisch zusammenhängen. Ein Mehraufwand entsteht durch die Koordination der Projektbudgets und der Projektplanungen, da sich aber alles innerhalb des Verbundes bewegt werden insbesondere auch Steuern gespart.
Habe ich etwas Wesentliches vergessen bzw. etwas falsch interpretiert?
Ich denke das trifft es schon so ungefähr. Ich persönlich würde mehr betonen, dass es damit leichter möglich wird in einer großen Gruppe arbeitsteilig aber ohne Tauschlogik und gegenseitige Verrechung zusammenzuarbeit, also die Demonetarisierung.
Okay, aber wenn es ansonsten halbwegs stimmt, freu ich mich schonmal 😉
Ich finde ohne wenn und aber, dass das ein total stimmiger und sinnvoller Ansatz und kann das total unterstützen. Besonders auch, weil es so aus der kommunitären Praxis kommt und sich mit realen Problem auseinandersetzt – also jetzt nicht irgendwie ein utopisches Gebilde ist.
Beim darüber-nachdenken ist mir besonders auch aufgefallen, dass Wohnprojekte für mich nicht wirklich stimmig hinein passen. Du ziehst oft Vergleiche zur SoLaWi und baust so auf diesen Bieterrunden etc. auf – und überhaupt ist ja immer die Rede von den Nutzer:innen, die mitarbeiten oder nur je nach Bedarf/Lebensverhältnis nehmen/beitragen/investieren – das ist für mich alles im Bereich community-supported-irgendwas gedacht und macht darin total Sinn. Aber ein Hausprojekt ist ja eigentlich nicht community-supported. Ein Hausprojekt kann von einer SoLaWi Gemüse beziehen, Bewohner:innen können ihre Kinder in gemeinschaftsgetragene Kitas schicken, Handwerker:innen können im Hausprojekt Dinge reparieren, aber so im größeren Sinne hat eine Community kein unbedingtes Interesse ein Hausprojekt zu fördern. Wenn ich mich recht erinnere, beschreibst du ja auch an einer Stelle, dass Hausprojekte nochmal eine Besonderheit haben.
Meine Frage ist, ob es wirklich Sinn macht, Hausprojekte in diesem Verbund/Verein wirklich einzuschließen, wenn die Zugehörigkeit des Hausprojektes im Verbund für die Community eigentlich keinen wirklichen Sinn macht und die Organisation dadurch eher komplizierter als einfacher wird. Und ich mein jetzt wirklich ein ‚Hausprojekt‘ und nicht ein ‚Haus‘, das ja als Ding ein Vermögen des Vereins sein kann, in denen Projekt-Mitglieder z.B. leben können.
Würde man das Hausprojekt aus der Überlegung herauslassen, würde ich diesen Verbundgedanken ganz klar im Bereich des CSX lokalisieren. Und natürlich nicht als CSX, sondern eben eine bestimmte Möglichkeit lokal ansässige CSX zu verbinden, um eine höhere Reichweite und Wirksamkeit zu erreichen. Ich glaube, das würde es einfacher machen zu verstehen, was mit dem Konzept erreicht werden soll, es würde hierdurch diese Demonetarisierung vorantreiben und (das finde ich entscheident), es gäbe eine klare Zielgruppe, die angesprochen werden kann, um das Konzept zeitnah auch wirklich umzusetzen.
Und CSX ist ja wirklich nichts Commons-fremdes. Tatsächlich ist ja das erste Commons-Beispiel, von dem wir im nicht-digitalen Bereich ständig reden, ja SoLaWi. Ich fände es total konsequent, das in die Richtung zu schärfen und sehe da wirkliches Potential zur Umsetzung.
Wie siehst du das?
Dazu mag ich zweierlei sagen:
1) Das ganze Konzept könnte auch CSX Verbünde heißen, denn hier geht es sehr um das durch gemeinsame Beiträge finanziert werden, auch wenn das Gemeingut als Basis bei mir mitgedacht ist. CSX legt halt den Schwerpunkt eher auf das Beitragsmodell (leider teilweise auch ohne Bieterunden) und weniger auf die Eigentums- und Verfügungsfragen die bei Commons eher zentraler sind. Genaugenommen geht CSX auch ohne Commons bei einem gemeinschaftsgetragenen Unternehmen in Privateigentum wo die Nutzerinnen keine wirkliche Gemeinschaft bilden sondern es eher einen Crowdfundingcharakter hat. Und Commons gibt es ohne CSX z.B. bei gemeinsam verwalteten und gepflegten Ressourcen die nur zur Selbstversorgung oder individuellen marktorientierten Geschäftstätigkeit genutzt werden.
2) Das Hausprojekt ist hier nur scheinbar ein Fremdkörper und gehört unbedingt rein. Einerseits scheint es nur so unterschiedlich weil es traditionell nicht als „produktives Unternehmen“ gesehen wird. Andererseits ist es mir wichtig, dass ein Wohnprojekt sehr wohl gemeinschaftsgetragen also CSX ist, nämlich von seinen Nutzerinnen und ggf. investierendem Umfeld. Denkt man alles Wirtschaften als Re-/Produktion wie ich das tue passt das sehr gut rein. Und es macht auch keine zusätzlichen Probleme die Häuser da dabei zu haben, im Gegenteil, es ermöglicht eben auch hier eine Kürzung von Geldflüssen und somit Demonetarisierung in höherem Maße, denn Wohnkosten sind ja ein beträchtlicher Teil der Lebenshaltungskosten. It’s not a bug but a feature…
Okay, cool – danke für die Antworten, finde ich auch schlüssig.
Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, ist eine Bedingung für Commons-Verbünde dann – irgendwie natürlich – auch, dass es sich bei jedem beteiligten Projekt auch um ein Commons handelt – andernfalls würde es ja spätestens schwierig werden, wenn sich zu einem Verein mit z.B. soziokratischen Strukturen zusammengeschlossen wird. Und das ist total sinnvoll, aber das sind natürlich auch anspruchsvolle Voraussetzungen.
Siehst du gerade eben schon konkrete Möglichkeiten, wo ein solcher Commons-Verbund umgesetzt werden könnte? Oder müssten erst bessere Bedingungen dafür geschaffen werden?
Um das umzusetzen müsste es in einer Region mehrere Projekte geben die über freie Beiträge ihren Bedarf decken. Das gibt es wahrscheinlich schon. Und dann müssten die Menschen eben sich auf so ein Experiment einlassen, wobei ich sie gerne mit Beratung begleiten würde. Von vorne herein als Idee mitgedacht ist das Konzept bei der Fuchsmühle https://fuchsmühle.org/fuchsmuehle/ bzw. dem daraus entstehenden Projektnetzwerk. Da bin ich in gutem Kontakt und meine Mitautorinnen sind ja dort aktiv.
Danke erstmal an die Autor*Innen für diesen neuen Aufschlag bzgl. Commonsverbünde. Ich habe schon lange gespannt darauf gewartet und der Artikel hat mich beim Lesen motiviert wieder mehr in diese Richtung aktiv zu werden. Dennoch habe ich ein paar kritische Anmerkungen:
„Entmonetarisierung“ durch Commonverbünde nur bei Ausdehnung
Mir erschließen sich einige Argumente nicht mit denen begründet wird, dass Commonsverbünde eine echte Entmonetarisierung voran treiben. Entmonetarisierung möchte ich hier so verstanden wissen, dass Menschen mehr Bedürfnisse ohne Geld befriedigen können als vor der Bildung des Commons-Verbundes. Im Text wird folgendes Beispiel für Entmonetarisierung genutzt:
„Wenn also die Kita ihre Lebensmittel von der Solawi bezieht, muss dafür kein Geld mehr fließen.“
Das erschließt sich mir schlicht nicht. Wenn eine SoLaWi einen nicht unwesentlichen Teil ihrer Produktion an eine Kita liefert dann muss diese dafür auch einen entsprechend hohen „Richtwert“ an „BTID“ zur Verfügung stellen. Vor allem aber wahrscheinlich B also monetäre Beiträge weil nicht viel TID zur Verfügung steht. Entweder müssen diese von der Kita kommen oder aber im Verbund gedacht als höhere Beiträge an den Verbund von jenen die ihre Kinder in die Kita schicken. Entmonetarisierung sehe ich hier also nicht.
Insgesamt habe ich das Gefühl das im Text „Entmonetarisierung“ schlicht als „es fließt weniger Geld“ verstanden wird. Das ist aber ein wesentlicher Unterschied zu: „Es wird in der Summe von allen Einzelpersonen und Projekten im Verbund weniger Geld benötigt um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen“. Rein mathematisch bringt ein Verbund keine Vorteile in diesem Sinne. Zwar stimmt es das Geldflüsse die sonst hin und wieder zurück fließen entfallen können. Das ändert aber nichts an der „Summe“.
Die Möglichkeiten der Entmonetarisierung im o.g. emanzipatorischen Sinne enstehen m.M. nach immer nur dann wenn ein neuer Produktionsbereich / ein neues Projekt dem Verbund beitritt. Lediglich die Ausdehnung der „Commons-Sphäre“ funktioniert in diesem Sinne „entmonetarisierend“.
Problematische „Charity“ auch für das funktionieren von Commonsverbünden wesentlich
Auch den Argumenten bzgl. des Nicht-Aufkommens von „interner“ bzw. „externen Konkurrenz“ kann ich nicht recht folgen.
Bzgl. externer Konkurrenz ist zu sagen das eine Internalisierung von Kosten die im Kapitalismus externalisiert werden können, immer zu Mehrkosten und daher einem höheren Projekt-Gesamtbudget führen; egal ob Commons-Verbund oder einzelnes Commons-Projekt. Das gleiche gilt wenn Commons-Projekte oder Commons-Verbünde Lohn-Ungleichheiten im Alleingang ausgleichen wollen; also z.B. unterbezahlten GärtnerInnen und ErzieherInnen ein angemessenes z.B. doppelt so hohes Gehalt wie branchenüblich zahlen wollen.
Denkbar wäre nun, dass aus Projekten im Commons-Verbund die im Kapitalismus „leistungslose Renditen“ erzielen, diese vormaligen Renditen an Projekte im Verbund umverteilt werden, die eine Internalisierung vollziehen wollen. Dies ist aber zumeist sicher nicht gewollt, weil Hausprojekte durch das Wegkürzen der „leistungslose Rendite“ lieber die Miete reduzieren (hierdurch geschieht dann übrigens eine echte „Entmonetarisierung“).
In der Summe werden aber „Produkte“ aus Commons-Projekten wie auch Commons-Verbünden „teurer“ sein als auf dem kapitalistischen Markt. Sollen die Projekte weiterhin inklusionslogisch mit freien Beiträgen funktionieren braucht es „Gönner*Innen“ im Projekt die deutlich über dem Durchschnitt in allen Bereichen beitragen. Egal ob dies im Bereich B, T, I oder D ist; es werden zumeist ökonomisch und deshalb zeitlich, monetär und proprietär, priviligierte Individuen sein die diesen Unterschied machen.
Ein Argument wäre nun zu sagen das Commons-Verbünde mehr von solchen „Gönner*Innenn“ anziehen. Am Problem, dass Commons auf diese Art von Charity angewiesen sind, ändert dies aber nicht. Siehe zu dieser Problematik auch mein Artikel:
https://keimform.de/2015/solidarische-landwirtschaft-charity-und-unbezahlte-arbeit/
Bezüglich interner Konkurrenz macht es nur Sinn von einer Situation aus zu gehen, in der in einem Commons-Verbund bei den Beitragsrunden allgemein eine Mangelsituation herrscht; also nicht genügend Beiträge zusammen kommen. In dieser Situation gibt es eigentlich nur zwei mögliche Lösungswege: Entweder mehr Charity oder Einsparung von „Kosten“. (Charity kann im übrigens auch bedeuten reiche Leute arbeiten umsonst im SoLaWi-Projekt mit Gemeinschaftsgarten-Charakter weil sie nicht lohnarbeiten müssen). Kommt die Charity nicht zu Stande muss doch auf „betriebswirtschaftliche Effizienz“ zurück gegriffen werden. Oder aber die Mitglieder der Verbundes kneifen die Arschbacken zusammen und geben eben mehr Geld in den Verbund mit der Konsequenz in ihrem „Außenkonsum“ sparen zu müssen.
Pikant wird es im Text besonders an einer Stelle die man (vielleicht auf gemeine Art und Weise?) so verstehen könnte, als dass eine falsch verstandene „Entmonetarisierung“-Argumentation den Hang zur „Charity-Logik“ offenbart. So heißt es:
„Durch die interne, arbeitsteilige aber weitgehend geld- und arbeitszwangsfreie Zusammenarbeit entsteht nicht nur ein verminderter Geldbedarf. Sondern es gibt für diesen Anteil der Re-/Produktion auch keinen besteuerbaren Leistungstausch und keine sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungen. Der Effizienznachteil, den kleine kollektive Betriebe gegenüber kapitalistisch optimierten Betrieben haben, wird dadurch zumindest ausgeglichen.“
Man könnte hier fast einen kapitalistischen Libertarismus hinein deuten. Staatliche Solidarsysteme sollen, durch die Vermeidung von Steuern und Sozialversicherungspflicht, unterlaufen werden, obwohl diese Systeme in den jetzigen gesellschaftlichen Verhältnissen die einzigen gesamtgesellschaftlichen Mechanismen sind, die Reiche zumindest teilweise zwingen können ihren Reichtum abzugeben um ihn anschließend umzuverteilen.
Sicher ist dies nicht so gemeint. Aber es zeigt wie begrenzt nicht-verallgemeinerte Commons-Verbünde sind bei dem Ziel „die Realisierung einer grundlegenden Versorgung für alle als Menschenrecht unabhängig von Beiträgen“ gesellschaftlich her zu stellen.
Interpersonale Begrenztheit auch von Commons-Verbünden
Die von Simon und Stefan kritisierte Beschränktheit von Commons und damit auch Commons-Verbünden auf den interpersonalen Raum zeigt sich auch bei der Auswahl der Beispiele in diesem Text:
Ein Hausprojekt ist, ähnlich wie Marcus oben schon angedeutet hat, ein Spezialfall. Der einmalige Einsatz einer Investition führt durch das Abschöpfen der „leistungslosen Rendite“ zu einem ökonomischen Selbstläufer. Die Probleme komplexer Produktionsweisen tauchen hier nicht auf.
Darüber warum Commons vor allem in der Landwirtschaft, also der Urproduktion, über SoLaWis stark verbreitet sind wurde schon viel geschrieben: Zur Erzeugung des Endprodukts braucht es keine arbeitsteilige Produktion, Technik ist nicht Vorraussetzung sondern kann durch Handarbeit ersetzt werden (mit dem unerwünschten Effekt der Zunahme von „externer Konkurrenz“ siehe oben), es gibt eine überschaubaren Zusammenhang von Konsumierenden und Produzierenden.
Die Kita ist ein immaterieller (Re)-Produktionsbereich der unter aktuellen Verhältnissen zusätzlich noch zu großen Teilen staatlich finanziert wird. Kosten entstehen vor allem im Bereich Lohn. „Produktionsmittel“ braucht es kaum. Nicht-monetäre Beiträge sind dadurch einfacher leistbar (siehe Kinderladen-Bewegung). Der personelle Rahmen ist sehr unmittelbar, direkt und überschaubar.
Basierend auf diesen Projekten, lässt sich die Funktionsweise eines Commons-Verbunds gut illustrieren, da hier weniger Widersprüche und Komplexitäten auftauchen. Und sicher: Wohnen, Essen, Reproduktionsarbeit. Wenn es hier anders laufen würde wäre schon sehr viel gewonnen!
Dennoch: Wird die Idee und die mögliche Ausweitung von Commons-Verbünden transpersonal, gesellschaftlich und auf komplexe (Re)-Produktionsweisen angewandt stellen sich andere Frage die auch mit Aneignung des gesellschaftlichen Reichtums und sozialen Kämpfen zu tun haben.
Diese Aspekte tauchen im obigen Artikel folgerichtig nicht auf. Die einzige Form in der „Aneignung“ hier gedacht wird ist jene durch „Kauf“ über „Investitionen“. Stellt man sich die Frage der Skalierbarkeit ist es unwahrscheinlich das wir den Kapitalismus „aufkaufen“ werden können (im übrigen wieder eine Idee die an das Charity-Problem anknüpft; denn fürs Aufkaufen brauche wir mal wieder wen? Die reichen „Gönner*Innen“). Wollen wir Aneignung auch jenseits des Staats, brauchen wir die Aneigung von Produktionsmitteln und die Überführung dieser in transpersonale Commons-Verbünde. Wie dies geschehen kann beantwortet der Artikel leider nicht.
Bedürfnisorientierung als Problem aller commonistischer Projekte
Abschließend würden mich eure Gedanken dazu interessieren wie Commons-Verbünde bei dieser Problematik ggf. weiterhelfen könnten:
https://keimform.de/2020/beduerfnisse-in-der-commonistische-transformation/
Hallo Jan,
danke für deinen Ausführlichen Kommentar und die vielen Fragen die er aufwirft. Die Lassen sich auf alle Fälle nicht so einfach hier beantworten sondern wären es Wert einen neuen Text zu schreiben. Ich nehme die mal zum Anlass einen Workshop dazu beim Commons Institut treffen vom 5-8.5.22 zu machen wo wir anhand deines Kommentars und der von Dir genannten Texte hoffentlich eine schöne Diskussion haben werden. Und vielleicht entsteht daraus ja ein weiterer Text. Ich würde mich auch über persönlichen Austausch dazu freuen, du weißt ja wie du mich erreichen kannst.