André Gorz und die Wertkritik

Beim André-Gorz-Kongress am 15./16.2.2013 in Saarbrücken haben Franz Schandl und ich einen Kombi-Vortrag zum Thema »André Gorz und die Wertkritik. Die Aufhebung des Kapitalismus denken« gehalten. Franz Schandl untersuchte die »Antiökonomie bei André Gorz« (Audio: OGG, MP3), während ich mich dem Wissenskommunismus widmete. Hier mein Beitrag als Slidecast (Folien: PDF, ODP; Audio: OGG, MP3):

Meine Eindrücke vom Kongress

Es handelte sich um einen 50Plus-Kongress, was auch seine Vorteile bot, gehörte ich auf diese Weise mit zu den »Jüngsten« (ein paar »ganz junge« gab’s schon auch noch). Wie vermutet, waren es vorwiegend Männer, die sich für André Gorz interessierten, unter den ca. 200 Teilnehmer*innen waren vielleicht 20% Frauen, noch weniger auf den Podien. Die Atmosphäre war durchgehend freundlich, irgendwie ging es ja auch um nichts. Ein schönes Wiedersehenstreffen, Erinnerungen an alte Zeiten wurden ausgetauscht.

André Gorz gibt es drei Mal. Grob kann man sein Schaffen in drei Perioden einteilen, in die philosophische, die ökosozialistisch-arbeitskritische und die wissenskommunistische Phase. Die meisten Diskutant*innen (nicht nur auf den Podien) kannten und erwähnten den André Gorz der Moralphilosophie und der Ökologie und Arbeitskritik, wobei die Arbeitskritik damals (in den 1980gern) wie heute als Abkehr vom Kommunismus missverstanden wurde. Der Gorz des Wissenskommunismus kam kaum vor (Françoise Gollain ist hier explizit auszunehmen), die Freie Softwarebewegung, für die sich Gorz brennend interessierte, wurde genau einmal erwähnt (nämlich von mir).

André Gorz blieb reichlich unaktualisiert ein Thema der eigenen Bearbeitung der Vergangenheit. Den meisten war der alterweise André Gorz zu radikal. So meinten zahlreiche Publikumsdiskutant*innen das Grundeinkommen noch und nöcher begründen zu müssen ohne sich damit auseinander zu setzen, warum André Gorz in seiner letzten Lebensphase darin keine emanzipatorische Perspektive mehr sehen konnte.

Erfreuliche Ausnahmen und neue Kontakte konnten diesen Gesamteindruck nur geringfügig korrigieren, waren dabei für mich aber umso wertvoller. So sollen, wenn alles gut geht, die Briefwechsel von André Gorz mit Franz Schandl und mir (2003-2007) in einem französischen Open-Access-Journal erscheinen — zweisprachig auf deutsch und französisch. Das bietet in jedem Fall Interessierten eine gute Möglichkeit sich über die letzte Denkphase im Leben von André Gorz zu informieren.

Außerdem hatten Franz Schandl und ich noch ein Interview mit einem Journalisten vom Saarländischen Rundfunk, das uns aber nicht so berauschend gut gelang. Na ja, mal sehn, ob Teile davon gesendet werden, ich werde es hier mitteilen.

Wie immer passieren die wichtigsten Dinge in den Pausen…

Ein Kommentar

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