Schlagwort: grundeinkommen

Märkte für reale, aber nicht für „fiktive“ Waren wie Arbeitskraft und Land?

Reale Waren auf einem Marktplatz in Äthiopien (eigenes Foto) (Voriger Artikel: Vorüber­legungen)

Karl Polanyi weist darauf hin, dass es Ware­nmärkte in sehr vielen Gesell­schaf­ten gegeben hat, sich aber erst mit der Ver­brei­tung des Kapi­ta­lismus auch Märkte für fiktive Waren im großen Stil durchgesetzt hätten. Als „fiktive Waren“ bezeichnet er Arbeits­kraft, Boden und Geld, da sie nicht für den Verkauf produziert werden, auch wenn sie im Kapi­ta­lismus wie Waren gehandelt werden (Polanyi 1978, 108). Diese fiktiven Waren sind zu unter­scheiden von echten Waren (Real­waren), die in Betrieben oder von Einzel­produzen­tinnen für den Verkauf produziert werden.

Der Kapitalismus braucht augenscheinlich Märkte für fiktive Waren, während andere Gesellschaften weitgehend ohne diese auskamen. Eine zu untersuchende These ist somit, dass eine Gesellschaft, in der fiktive Waren nicht mehr (oder jedenfalls nicht in erster Linie) auf Märkten erhältlich sind, nicht mehr kapitalistisch wäre, selbst wenn es noch Märkte für Realwaren gäbe.

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Zwischen Hippiekultur und Revolution

pragerfruehling19[Repost aus dem Magazin prager frühling zum Schwerpunktthema der Commons]

Thesen der Redaktion des prager frühling zur Rückkehr der Commons

Comeback der Commons

Die Commons kommen zurück – als theoretisches Modell und als politische Praxis, dem Commoning. Die vergangenen Jahrhunderte wurden sie von rechten wie linken TheoretikerInnen für tot erklärt. Die politische Ökonomie marxistischer Prägung sah die Einhegung von Gemeineigentum als abgeschlossenen Prozess und als Voraussetzung für die Entstehung des kapitalistischen Privateigentums an Produktionsmitteln an. Mit den Einhegungen im Zuge der Industrialisierung stellte sich für MarxistInnen die Frage nach den Commons nicht mehr. Auf der anderen Seite prägte der Neomalthusianer Garrett Hardin mit der von ihm 1968 popularisierten katastrophischen Metapher der “Tragödie der Commons” für Jahrzehnte die Überzeugung, Commons seien naturnotwendig zum Scheitern verurteilt. Der Mensch als Homo oeconomicus und Nutzenmaximierer zerstöre zwangsläufig die Gemeingüter, weil er sie übernutzt.

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Commons und Grundeinkommen

pragerfruehling19[Repost aus dem Magazin prager frühling zum Schwerpunktthema der Commons]

Über die Vollendung der Commonsidee

von Ronald Blaschke

„Ein bedingungsloses Grundeinkommen etwa könnte die Rahmenbedingungen für Commons-Initiativen enorm verbessern. Und wenn man die Möglichkeiten der Commons schon mitbedenkt, dann könnte ein Grundeinkommen neben monetären auch nicht-monetäre Elemente wie Energie, Wohnraum oder Bildungsmöglichkeiten, Zugang zu Land oder Ähnliches enthalten. Eine deutliche Verkürzung der Arbeitszeit würde die Zeit, die für Selbstorganisation zur Verfügung steht, wesentlich erhöhen.“[1] Von Brigitte Kratzwald werden die bekannten Argumente für die Beförderung der Teilhabe an Aktivitäten jenseits der Lohnarbeit durch eine bedingungslose materielle Absicherung genannt. Diese Zusammenhänge wurden bereits 1982 von der unabhängigen Erwerbslosenbewegung in Deutschland in deutlich lohnarbeitskritischer und antipatriarchalischer Orientierung pointiert vorgetragen.[2] Auch in den Grundeinkommenskonzepten der BAG Grundeinkommen in und bei der Partei DIE LINKE fanden sie seit deren Gründung im Jahr 2005 Eingang.[3] Die in der Commons-Debatte übliche Verortung der Produktion und Nutzung der Commons jenseits von Markt und Staat ist nicht neu. Sie findet sich nicht nur in den Konzepten der Solidarischen Ökonomie, sondern auch in der deutschen Existenzgelddebatte vor 35 Jahren, in der spanischen Bewegung für eine „Grundeinkommen der Gleichen“ vor zehn Jahren[4] sowie in vielen aktuellen Grundeinkommenskonzepten.

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Die LINKE und die Commons

neues-deutschland[Erschienen in der Kolumne »Krisenstab« im Neuen Deutschland vom 21.7.2014]

Stefan Meretz über eine beginnende Freundschaft

Der »prager frühling«, die Zeitschrift der Emanzipatorischen Linken in der LINKEN, betätigt sich wieder einmal als Trüffelschwein. Die Commons sind das Leckerli, das sich die Redaktion vorgenommen hat. Wie hat sie es zubereitet? Schmeckt es?

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„Wo hört Nische auf und fängt Transformation an?“

Christina Kaindl, Caroline Rosenthal, Thomas Lohmeier und Christian Siefkes (zum Vergrößern klicken)[Repost aus dem Onlinemagazin prager frühling. Die sehr umfangreiche aktuelle Ausgabe ist ganz den Commons gewidmet.]

Gespräch mit Caroline Rosenthal, Christina Kaindl und Christian Siefkes

Über das emanzipatorische Potential von Commons und über deren Beschränkungen sprachen wir mit dem Programmier und Publizisten Christian Siefkes, der Psychologin Christina Kaindl sowie Caroline Rosenthal, von Rathausstern Lichtenberg. Die Bürgerinitiative will auf dem Gelände einer ehemaligen Polizeiwache in Berlin-Lichtenberg Wohnraum, einen Stadtteilgarten, Versammlungsräume, ein Nachbarschaftscafé und eine Kita schaffen.

prager frühling: Caroline, du engagierst dich, bei den Rathaussternen. Was ist euer Anliegen?

Caroline Rosenthal: Wir haben den Rathausstern als eine Art Statement, als ein Experiment geplant: Wir wollten ausprobieren, ob Menschen, die das nicht professionell machen, an einem Berliner Liegenschaftsvergabeverfahren teilnehmen können und in den angeblich verbesserten Vergabeverfahren auch wirklich eine Chance haben. Aber wir unterscheiden uns auch von klassischen Hausprojekten. Wir sind da ähnlich wie das Philosophikum …

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Garantiertes Grundeinkommen in Zypern?

Wenn neoliberale Präsidenten ein Grundeinkommen einführen wollen — wie kann das nur aussehen? Richtig: bedingungsvoll und bedürftigkeitsabhängig. Zyperns Präsident Anastasiades hat ein »garantiertes Grundeinkommen« für alle Bürger*innen ab Juni 2014 angekündigt. Übrigens in Absprache mit der Troika (PDF). Das Grundeinkommen solle ein »würdiges Leben unabhängig von Alter, Klasse oder beruflicher Situation« sicher stellen.

Diese Probleme sind mir spontan aufgestoßen: (mehr …)

André Gorz und die Wertkritik

Beim André-Gorz-Kongress am 15./16.2.2013 in Saarbrücken haben Franz Schandl und ich einen Kombi-Vortrag zum Thema »André Gorz und die Wertkritik. Die Aufhebung des Kapitalismus denken« gehalten. Franz Schandl untersuchte die »Antiökonomie bei André Gorz« (Audio: OGG, MP3), während ich mich dem Wissenskommunismus widmete. Hier mein Beitrag als Slidecast (Folien: PDF, ODP; Audio: OGG, MP3):

Meine Eindrücke vom Kongress

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Was kann ein »Jenseits des Wachstums« bedeuten?

Einleitungsworte beim Kongress »Jenseits des Wachstums?!«

Weltweit dominiert die kapitalistische Produktionsweise das Leben der Menschen. Sie unterliegt einem Drang und Zwang zum Wachstum, der sozial und ökologisch verheerend ist. Anders als historisch ältere Formen von Wirtschaft, die zum Teil Märkte inkludierten, ist die kapitalistische Produktionsweise wesentlich Marktwirtschaft. Sogar die Lebenszeit wird zur Ware.

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On the End of Money

[Es gibt auch eine deutschsprache Version des Artikels]

Franz Hörmann, professor at University of Economics in Vienna, has rocked the boat with his theses on the breakdown of the monetary system [1|2|3|4, in german]. The breakdown shall happen this year. And then? WienTV made an interview with Hörmann after a screening of the new movie Zeitgeist Moving Forward (with english subtitles):

What should one think about this?

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Vom Ende des Geldes

[There is also an english version of this article]

Franz Hörmann, Professor an der Wirtschaftsuni Wien, hat mit seinen Thesen vom Zusammenbruch des Währungssystems schon einigen Staub aufgewirbelt. Dieses Jahr soll’s passieren. Und dann? WienTV hat ein Interview mit Hörmann gemacht (im Anschluss an eine Veranstaltung zum Zeitgeist-Film Moving Forward):

Was ist davon zu halten?

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