Schlagwort: Marx

Der Kapitalismus ist vorbei

Huihui, der Benni wieder mit seinen steilen Thesen. Aber bitte nicht gleich weg klicken. Hört mich an.

Was ist der Kapitalismus? Nun, ihr kennt alle den berühmten ersten Satz im Kapital: „Der Reichtum der Gesellschaften, in welchen kapitalistische Produktionsweise herrscht, erscheint als eine ‚ungeheure Warensammlung‘, die einzelne Ware als seine Elementarform.“ Offensichtlich ist der Kapitalismus in diesem Sinne nicht vorbei. Noch immer sind die allermeisten unserer Güter durch Warenproduktion entstanden.
Aber im weiteren wird dann ja von Marx sehr viel über das „Wie“ gesprochen. Der zentrale Mechanismus ist dabei die Vermehrung von Geld (und Kapital) durch die Produktion von Waren. Die Waren werden produziert um das Kapital der Kapitalist*innen zu vermehren. Das ist, was die berühmte Formel G->W->G‘ meint. Daraus ergibt sich eine stetige Vermehrung des Kapitals und damit auch der Waren. Das zentrale für mein Argument dabei: Die Ressourcen fließen also in immer größerem Maße in die Warenproduktion bis sie schließlich die ganze Gesellschaft und schließlich den ganzen Planeten erfassen. Nur durch dieses „Wie“ ist der Kapitalismus anderen Gesellschaftsformen überlegen. Er hat einen eingebauten Expansionsmotor der stärker ist als der von anderen Gesellschaftsformen, weswegen die alle nach und nach weg konkurriert wurden. Mathematisch gesprochen: Der zentrale Vorteil des Kapitalismus ist also nicht seine Produktion, sondern die Steigerung der Produktion, sozusagen die erste Ableitung davon.

Meine These ist nun: Der Motor ist kaputt. Und zwar dauerhaft. Dass er immer mal gestottert hat, das kennen wir. Das sind die normalen Krisen, die er selbst hervor bingt. Doch bisher ist er noch jedes Mal gestärkt aus diesen Krisen hervorgegangen. Man nennt das dann manchmal „Kreative Zerstörung“ durch „lange Wellen“. Alte Produktionsweisen gehen unter und machen Platz für neuere, effektivere. Doch damit das passieren kann muss auch in der Krise dafür gesorgt sein, dass die gesellschaftlichen Ressourcen in die Warenproduktion fließen und nicht in irgendwas anderes. Ich meine nun: Das ist nicht mehr oder zumindest immer weniger der Fall.

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Marx Darstellungslogik (III): Formkritik und genetische Darstellung

Für Heinrich ist der Ausschluss des GW als Verbindung für den Tausch „Strategie“, „wie die Tauschgleichung analysiert werden soll, ob man den Motiven der Handelnden Priorität einräumt […] oder ob man zuerst die Formen untersucht, innerhalb deren überhaupt Handlungen stattfinden und sich Motive bilden“ verrät den methodischen Blick (Heinrich 2016, S. 68). Im ersten Kapitel wird nicht nur von Kapital und Geld abstrahiert, sondern ebenfalls von den Menschen, es geht nur um die „gesellschaftliche Beziehung der Arbeitsprodukte zueinander“, es zeigt sich dann, dass die handelnden Menschen die „Hervorbringen des allgemeinen Äquivalents nur [unbewusst] vollstrecken, was die Analyse der ihnen unbewussten Strukturen ergeben hat“ (Wolf 2008, S. 45f). Damit wird auch davon abstrahiert, dass es schlussendlich nur die Menschen sein können welche das allgemeine Äquivalent und den Tausch durch ihre Handlungen herstellen können.

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Marx Darstellungslogik (II): Ressentiment gegen die Zirkulation

Eichler stellt fest: „Man kann generell konstatieren, dass in Marx‘ Werk ein Spannungsverhältnis zwischen der Bedeutung der Produktions- und der Bedeutung der Zirkulationssphäre existiert“ (Eichler 2015, S. 177). Obwohl wir Marx schon aus den Grundrissen dadurch kennen, dass er den Vorrang der Produktion vor Konsumtion, Distribution und Austausch feststellt, und immer und immer wieder die Produktion als das Bestimmende bezeichnet (Wo würden sonst so Begriff wie Produktionsweise herkommen?), sehe ich selbst bei den allgemeinen Begründungen weshalb Produktion vorranging ist eine falsche Vereindeutigung:

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Marx Darstellungslogik im Kapital (I)

Ich halte mich nicht für einen großen Marxkenner, aber letztes Semester hab ich für die Uni ein Essay geschrieben zu ein paar Fragen wie Marx eigentlich im Kapital vorgeht. Mich haben dabei ein paar Sachen immer gewurmt bspw. weshalb er mit der Ware anfängt und weshalb der Übergang von Geld zu Kapital so unzureichend ist. Diesen Fragen bin ich da etwas nachgegangen. Kein Anspruch auf tiefe marxologische Einsichten, aber vielleicht findet ihr ja was spannend. Hier Teil 1.

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