Kategorie: Praxis-Reflexionen

Commoning als strukturelle Solidarität

In der Zeitschrift „Außerschulische Bildung“ erschien in der Nummer 1/2020 ein Beitrag von mir über

Neue Formen von Solidarität und Solidarisierung

Solidarität wird hochgelobt und häufig praktiziert. Sie kommt als Anrufung – und kann allzu leicht ignoriert werden. Sie bezieht sich auf Gemeinschaften, deren Gemeinsames jeweils Anderes ausgrenzen kann. Wie kann Solidarität trotz der Freiwilligkeit verallgemeinert werden und strukturelle Grundlagen bekommen? Das Commoning erweist sich als eine verallgemeinerbare Praxis, die alle Ansprüche von Solidarität enthält und sie als Extra-Veranstaltung für Hilfsbedürftige überflüssig macht.

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Die Keimformen in der Pandemie

Seit zwei Wochen leben wir in Deutschland nun in einem Ausnahmezustand, in Ländern, in denen die Pandemie schon früher ausgebrochen ist, noch länger. Das öffentliche Leben ist weitgehend heruntergefahren, um die Ausbreitung von Covid19 zu verhindern. Einiges ist dazu bereits auch aus linker Perspektive geschrieben worden, einen guten Überblick bietet der Blog Solidarisch gegen Corona. Aus „unserer“ Sichtweise, der der Commons und der Keimformtheorie ist es bisher allerdings noch relativ ruhig, lediglich auf dem CommonsBlog ist ein Text von Jacques Paysan erschienen, der vor allem die biologisch-virologischen Grundlagen erklärt und erläutert warum es sinnvoll ist, sich an die Hygienerichtlinien zu halten. Zudem sind die Auswirkungen zu spüren, es müssen Treffen ausfallen oder auf Videochat verlegt werden, aber offenbar haben einige Leute auch mehr Zeit und schreiben und kommentieren jetzt häufiger hier auf Keimform. Mit diesem Beitrag will ich versuchen, mit ein paar vorläufigen Gedanken auf die gesellschaftlichen Dimensionen der Pandemie einzugehen bzw. vor allem auf die Spielräume transformatorischer Bestrebungen, in der Hoffnung dass darüber noch mehr debattiert wird.

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Vortrag: Rätekommunismus, Commonismus und die Frage nach der Überwindung des Staates

Räteversammlung 1918, Deutschland

Zeit: Do, 23.1., 19 Uhr; Ort: OM 10, Großer Saal, Göttingen; FB-VA: https://www.facebook.com/events/771269823359526/; Simon Sutterlütti referiert

Das Thema Utopie ist wieder auf der Agenda. Klimakrise, globale Ausbeutung und Rechtsruck stellen die Frage nach einer Alternative zu Kapitalismus und Realsozialismus. Die Antworten der (radikalen)Linken sind nur ansatzweise vorhanden. Von Rätekommunist*innen wird daher eine »Verständigung über die Grundzüge der klassenlosen Gesellschaft« eingefordert (1). Früher schien es für viele Marxist*innen klar, dass eine staatliche Struktur Informationen bündeln und Entscheidungen fällen sollte. Nach historischen Pleiten und radikalisierter Staatskritik stellt sich nun erneut die Frage, wie Besonderes und Allgemeines zu vermitteln sind. Was kann an die Stelle des Staates treten? Rätestrukturen? Schlagen diese Räte nur Entscheidungen vor oder benötigen sie eine Institution, diese Vorschläge gesellschaftlich durchzusetzen – und wäre diese nicht quasi-staatlich? Ist der Commonismus eine Alternative zum Rätekommunismus? Existieren andere emanzipatorische Alternativen jenseits von Staat und Markt? Was können die Ansätze voneinander lernen?

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Mustersprache vs. Kategoriale Utopie

Wie die Muster des Commoning und die kategoriale Utopie zusammengehören

Beim CI Herbsttreffen in Hiddinghausen gab es eine Diskussion verschiedener Sichtweisen auf die Commons als Teil einer gesellschaftlichen Transformation zu einer freien Gesellschaft. Diese haben mich zu ein paar Gedanken zum Verhältnis zwischen den Ansätzen von Silke Helfrich und David Bollier zu einer Mustersprache des Commoning und von Simon Sutterlütti und Stefan Meretz zu einer kategorialen Utopie veranlasst. (Helfrich/Bollier: Frei Fair und Lebendig-Die Macht der Commons und Stefan Meretz, Simon Sutterlütti: Kapitalismus aufheben).

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Wie verhindern wir die Klimakatastrophe?

Mein Eindruck der ganzen Diskussion ums Klima ist, dass sich tatsächlich fast niemand ernsthaft der Problematik stellt. Es gibt viele Varianten der Verdrängung des Problems und die Klimaleugner sind nur die offensichtlichste davon und alle haben sie durchaus einen rationalen Kern. Ich finde diese Haltungen bis weit in die Klimagerechtigkeitsbewegung hinein und würde auch niemals behaupten, dass ich frei davon bin.
Ok, um zu erklären was ich meine, möchte ich erst einmal ein paar Voraussetzungen setzen mit denen ich im folgenden operieren werde. Die lassen sich meiner Meinung nach alle sehr gut begründen, aber das werde ich im Rahmen dieses Artikels nicht tun:

  1. Wenn alles so weiter läuft wie bisher also mit halbherzigen Klimaschutzmaßnahmen steuern wir auf eine Welt zu in der sämtliche Kippunkte des Klimasystem gerissen werden. Das bedeutet eine Welt in der nur noch ca. 1 Milliarden Menschen ernährt werden können und nicht wie heute 11.
  2. Die ersten Folgen der Klimakrise sind bereits zu spüren. Schon jetzt sterben Menschen. Die ersten extrem drastischen Folgen dieses Worst-Case-Szenario werden wir noch erleben und bereits unsere Kinder werden einen Großteil der Wucht zu spüren bekommen.
  3. Um dieses Worst-Case-Szenario zu verhindern muss die Zunahme von CO2-Äquivalenten in der Atmosphäre (CO2e) sofort gestoppt werden und in vergleichsweise kurzer Zeit reduziert und innerhalb von wenigen Jahren auf Null gebracht werden. Ich leg mich jetzt hier nicht auf Jahres- oder Gradzahlen fest, das ist im wesentlichen Statistik. Wichtig ist nur: Je schneller das geht um so größer ist die Chance das Worst-Case-Szenario zu verhindern.
  4. Es gibt keine Möglichkeit BIP-Wachstum global und langfristig von den CO2e zu entkoppeln.
  5. Das Pariser Klimaabkommen hat sicherlich viele Schwächen und ist alles andere als perfekt, aber die Zielrichtung ist schon im Prinzip richtig. Diese Ziele einzuhalten ist also Mindestvoraussetzung jeder Lösung des Problems.

Wenn man diese Voraussetzungen annimmt, dann folgt daraus außerdem direkt für jede denkbare Lösung des Problems:

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Gesellschaft nach dem Geld – Den Commonismus simulieren

Annette, Stefan und ich sind ja in diesem großartigen Projekt ‚Gesellschaft nach dem Geld‘ tätig, indem wir mit tollen Leuten (es macht wirklich sehr viel Spaß 🙂 ) versuchen den Commonismus mathematisch mit Agency Based Modelling (ABM) zu simulieren. Das ist etwas seltsam, aber auch sehr spannend. Bei der Soziologiekonferenz „The Great Transformation“ konnnten wir unser Projekt vorstellen. Hier findet ihr nun alle Vorträge und Folien. Die von Stefan pack ich nochmal extra hier rein:

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Klima, Kapitalismus und der Generalstreik, der alles verändert

In folgendem Text versuche ich das Verhältnis von Klima und Kapitalismus zu bestimmen, welches in der Klimabewegung viel diskutiert wird. Prinzipiell ist es möglich, innerhalb des Kapitalismus das Schlimmste der Klimakatastrophe1 abzuwenden, wenn der Druck von sozialen Bewegungen (z.B. durch einen Generalstreik) groß genug ist. Ökologisch nachhaltig wird der Kapitalismus dadurch jedoch noch nicht. Aber das gute ist: Strategien, die für unmittelbare Verbesserungen kämpfen und solche, die auf eine Überwindung des Kapitalismus zielen, müssen sich nicht widersprechen, sondern können einander ergänzen.

Anfang August durfte ich beim Fridays for Future Sommerkongress in Dortmund einen Vortrag zur Einführung in die Kapitalismuskritik halten und mit den Teilnehmer*innen über das Verhältnis von Kapitalismus und Klimawandel diskutieren. Ich habe mich sehr gefreut, dass so viele Leute Interesse an dem Thema hatten und wir auch viel über die commonistische Inklusionsgesellschaft2 als Alternative zum Kapitalismus gesprochen haben. Ebenfalls schön fand ich, dass sehr unterschiedliche Menschen da waren und miteinander diskutiert haben: Es gab sowohl Leute, die klar antikapitalistisch waren, als auch solche, die den Markt für einen guten Verteilungsmechanismus hielten. Viele waren auch unentschieden, aber motiviert sich mit der Fragestellung auseinanderzusetzen. Allgemein hatte ich in der Diskussion wie auch in Gesprächen danach den Eindruck, dass die Frage, wie sich Fridays for Future zum Kapitalismus stellt, innerhalb der Bewegung zur Zeit viel diskutiert wird. Eine positive Entwicklung!

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Droht das Aussterben der Menschheit durch die Klimakrise?

Die Klimakrise ist endlich in aller Munde. Das ist gut. Greta Thunbergs „I want you to Panic“ ist genau der Richtige Aufruf. Die Folgen der Klimakrise werden schon jetzt schwer beherrschbar sein. Selbst wenn die Klimaziele von Paris eingehalten werden sollten – wonach es gerade ganz und gar nicht aussieht – werden die Folgen verheerend sein. Schon jetzt sterben Menschen wegen der Klimakrise. Dazu kommen mindestens zwei weitere dramatische ökologische Krisen: Das Artensterben und der Verlust von landwirtschaftlich nutzbarem Boden. Alle drei Krisen können sich gegenseitig verstärken. Wenn das ungebremst so weiter geht, werden vermutlich Milliarden von Menschen sterben und in der Folge könnte auch unsere Zivilisation an ein Ende kommen. Dazu gibt es durchaus wissenschaftlich fundierte Hinweise. Zusätzlich liest und hört man aber immer mal wieder die Warnung vom „Aussterben der Menschheit“. Ich war neugierig: Stimmt das? Ist da was dran? Kann das wirklich sein?

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