Kategorie: Lernen

Online Kurs zu Wikipedia an der Harvard Business School

Naechste Woche unterrichte ich hier an der NTNU einen Kurs zu dem Zusammenhang zwischen Aenderungen in der zeitgenoessischen Wissensproduktion und neueren IuK Technologien. Wikipedia ist hier zentral. Das liegt zum einen daran, dass immer mehr Hausarbeiten sich auf Wikipedia beziehen um ihre Behauptungen zu untermauern. Anders als andere Lehrende habe ich da nichts dagegen, die Studierenden sollen aber wissen, was sie tun. Zum anderen ist Wikipedia ein Kristallisationspunkt fuer wichtige Fragen der kollektiven Wissensproduktion ohne Zugangsbarrieren. Das zeigen Karim R. Lakhani (MIT) und Andrew McAfee (Harvard Business School) sehr schoen in diesem Online-Kurs, den sie unter der GFDL veroeffentlicht haben. Ausser dem Kurs selbst, der nochmal Wikipedias Geschichte erzaehlt und ausfuehrlich die Debatte ueber das Loeschen von Artikeln darstellt, ist fuer uns hier vielleicht zweierlei interessant: Zum einen, dass zu diesem Thema ueberhaupt auf diese Weise an der Harvard Business School, einer der Schmieden fuer die zukuenftige oekonomische Elite, unterrichtet wird. Zum anderen wie Lakhani auf seinem Blog die Wahl der GFDL anstatt einer CC-Lizenz begruendet:

The wikipedia is under GFDL – and the case has a lot of source material from it – so we decided to keep it under GFDL.

Der Lizenzvirus funktioniert.

Training, Motivation, Gender

Die Januarausgabe von Spektrum der Wissenschaft hat „Genies“ zu ihrem Titelthema. Nach Myriaden von Artikeln zur bedeutenden Rolle der Gene und von „Begabung“ räumt der Artikel „Wie Genies denken“ prägnant mit dem ganzen Begabungsunfug auf: Erwerb von Expertise durch intensives Training plus Motivation seien wesentlich. Aber was hat das mit »Gender« zu tun?
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Sudbury in Jena

In Jenas Uni gibt es einen Vortrag über Sudbury-Schulen. Pikant dabei: Veranstaltet wird das Ganze von der FDP-Parteistiftung, der Friedrich-Naumann-Stiftung. Meine These war ja schon immer, dass sich Keimformen (u.a.) dadurch auszeichnen müssen
mit der herrschenden liberalen Ideologie kompatibel zu sein (ohne sie deswegen komplett zu übernehmen). Es ist wie mit den frühen Bürgern, die durch die Aufträge der Fürsten groß wurden.

Selbstentfaltendes Konfliktlösen bei Kleinkindern

dscf0223_ausschnitt_am_kleinsten.jpgIch schrieb ja hier schon letztens, dass öfter ein gleichaltriger Nachbarsjunge bei mir und meinem 2-jährigen Sohn zu Besuch ist. Wie das in dem Alter halt so ist, muß es dann halt manchmal unbedingt der grüne Bagger sein und die Kompromißfähigkeiten sind da erstmal recht eingeschränkt.

Der übliche Umgang der Erwachsenen mit diesem Thema ist von viel „Lass dass!“ und „Gib das zurück!“, „Nein, das tut man nicht!“ begleitet und selten besonders erfolgreich. Ich hatte mir eigentlich immer vorgenommen so nicht mit Lino umzugehen, sondern eine gleichberechtigte, respektvolle Beziehung im Sinne gegenseitiger Selbstentfaltung zu leben. Doch: „Was tun?“ (Wie Lenin sagen würde) Ich war zunächst ziemlich ratlos.

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Macht, Wahnsinn und Struktur

Dank einem Hinweis von Christine bin ich auf folgendes gestoßen: Leute aus Köln haben ein sehr interessantes Planspiel durchgeführt. Ausgehend von Focaultscher Theorie über die Konstruktion von Normaität und Wahnsinn haben sie einen Tag in einer Psychatrie nachgestellt. Die „Patienten“ wussten nichts davon, haben aber nach kurzer Eingewöhnung prima mitgespielt:
http://www.uni-koeln.de/ew-fak/konstrukt/texte/download/psychiatriespiel.pdf

Fundamentalistischer Heimunterricht

Bei Telepolis ein bisschen Gegengift für alle, die glauben, dass es eine gute Idee wäre, ausgerechnet den Eltern zu überlassen, was und wie ihre Kinder lernen (und nicht der Gesellschaft – heutzutage zugegebenermaßen mehr schlecht als recht durch den Staat repräsentiert – und/oder den Kindern selbst):

Für den Hausunterricht entscheiden sich Eltern vor allem, um ihre Kinder fern von den Schulen zu halten, in denen sie um ihre Sicherheit fürchten und Sorge haben, dass sie an Drogen kommen oder unter den Druck von Mitschülern geraten. Fast ebenso oft werden religiöse oder moralische Gründe genannt. 72% der Eltern gaben an, ihre Entscheidung für den Hausunterricht sei aufgrund des Wunsches entstanden, religiöse und moralische Lehren zu vermitteln. Sexualität oder Keuschheit spielt bei den Fundamentalisten natürlich auch eine große Rolle. Man sorgt sich nicht nur, dass die Jugendlichen von ihren Altersgenossen verführt, sondern womöglich auch noch homosexuell werden könnten. […]

Nachdem die Fundamentalisten es mitunter nicht erreichen, im Unterricht etwa die Evolutionstheorie durch den Kreationismus bzw. Intelligent Design zu ergänzen oder gar zu ersetzen, könnte der Drang zum Ausstieg aus der Schule noch stärker werden. Lehrbücher für Biologie, die beispielsweise vom Beka Verlag für den Heimunterricht angeboten werden, sind denn auch ideologisch auf Bibeltreue getrimmt.

Tja, dagegen ist die Schule dann wirklich das kleinere Übel…

Kollektive Intelligenz

Telepolis bringt einen interessanten Artkel zum Themenfeld Science-Fiction, Entscheidungsfindung, Schwarmintelligenz. Da steckt einiges drinn, z.B. folgende Erkenntnis über die Unmöglichkeit der Entscheidungsfindung mittels des besseren Arguments:

„Jeweils vor und nach der Diskussion gaben die Teilnehmer ihre Meinungen einzeln und anonym zu Protokoll. Das Resultat: In fast jeder Gruppe vertraten die Diskutanten am Ende radikalere Positionen als zuvor.“

Unerzogen!

Es gibt eine neue Website mit zugehöriger Mailingliste die sich den Themen Unschooling, Antipädagogik und Nicht-Erziehung verschrieben hat. Sie ist entstanden in dem Experiment einer Familie, die beschlossen hat nicht mehr zu erziehen. Gerade die Mailingliste finde ich sehr spannend, weil da lauter Leute mit ähnlichen Gedanken aus ihrer Praxis mit ihren Kindern erzählen (aber Vorsicht: zur Zeit Extremtraffic).