Kategorie: Freie Software

»Maintainer wanted«

Was passiert eigentlich mit Freien Softwareprojekten, wenn es niemanden mehr gibt, der sich drum kümmert? Das ist genau die Frage von Unmaintained Free Software, einem Wiki zur Sammlung verwaister Projekte. Ziel ist es, neue Maintainer zu finden, unnötige Code-Forks und Doppelarbeit zu vermeiden und die Gründe zu dokumentieren, warum Projekte verwaisen.

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Powers and repositories – Ubuntu and Debian

Lars Risan, ein norwegischer Anthropologe hat sich auf die Suche danach gemacht, was FOSS Projekte zusammenhaelt – oder eben nicht. Ich habe seinen Text (14 Seiten, englisch) noch nicht ganz gelesen, er scheint mir aber relevant fuer alle, die FOSS als sozio-technisches Phaenomen besser verstehen wollen. Er weist darauf hin, dass charismatische Persoenlichkeiten (Maintainer) nur einen Teil des Zusammenhalts herstellen. Der andere ruehrt v.a. in grossen Projekten von der „buerokratischen“ Organisation (im Sinne Max Webers) durch Technologie: Repositories und verwandte Werkzeuge verhindern oder unterstuetzen Kooperation.

The Joy of Science

Bezugnehmend auf Stefans letzten Beitrag hier eine Fundsache: Zuska lehrt sich selbst „feministische Theorie und die Freude an der Wissenschaft“. Sie hat einen Lehrplan entwickelt und berichtet uns jede Woche von ihren Fortschritten.

Was hat das auf Keimform.de zu suchen? Davon abgesehen, dass ich das fuer eine charmante Idee halte, koennte das Wundern ueber die mangelnde Freude von Frauen an der Selbstentfaltung via FOSS ja vielleicht tiefer greifen.

In diesem Zusammenhang bin ich heute auf einen Beitrag auf der Mailingliste nettime gestossen, der fuer mich die tiefst moegliche Skepsis gegenueber freier Software als Keimform formuliert. Aber eins nach dem anderen. Der Autor schreibt:

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Mit FLOSS gegen die Yankies?

Und hier is der Report der „European Communities“ (wohl bezahlt von Europäischen Steuergeldern), der u.a. zu dem Schluss kommt, dass (ich zitiere:)

  • While the U.S. has the edge in terms of large FLOSS-related businesses, the greater individual contribution from Europe has led to an increasing number of globally successful European FLOSS small- and medium-sized enterprises (SMEs).

FLOSS hat hier also noch einen unerwünscht/erwünschten Verbündeten, nämlich „Europa“ (vs. die USA – ok ich übertreibe, aber was wären wir ohne Zuspitzungen…?).

»Open Source Dossier«

Ok, jetzt hat’s auch die bpb gemerkt: »Open Source ist zu einer weltweiten sozialen Bewegung geworden, die antritt, nach der Software nun auch Wissen und Kultur zu „befreien“« — auch wenn das »Befreien« nur mit spitzen Fingern angefasst wird. Das altbekannte staatliche Wechselspiel von Integration und Repression läuft eben auch bei dieser sozialen Bewegung. Der bpb kommt die Rolle des Integrators zu, die Repression überlässt man dem Justizministerium. Nun gut, das Lesen des neuen Dossiers lohnt natürlich trotzdem. Anscheinend hat die bpb Teilnehmer/innen nach der letzten Wizards-of-OS abgegriffen — und fertig ist das Dossier.

Bericht vom CCC

Der 23. Chaos Communication Congress ist gestern zu Ende gegangen. Im Bereich Freie Software gab es eher wenig neues:

Zu dem von Stefan vorab analysierten Vortrag „The Rise and Fall of Open Source“ konnte ich nicht, aber (wie ich von anderen gehört habe) scheint der Vortrag auch nicht so doll gewesen zu sein.

Über „The gift of sharing“ gibt es kaum positives zu berichten — leider war der gesamte Vortrag ähnlich inkohärent und seltsam („keep the flow going“) wie der Titel 🙁 . Wer wissen will, wie und warum Freie Software und Freie Kultur wirklich funktionieren, sollte lieber Yochai Benklers Analyse der Peer-Produktion lesen.

Sehr viel interessanter war „Freie Software — Eine Chance für Afrika?“

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100$-Laptop als Basis einer P2P Infrastruktur ?

Technology Review berichtet unter dem Titel „Die Philantropie-Maschine“ über die Initiative 100$-Laptop, die ich schon seit einiger Zeit gespannt beobachte. Die Idee damit zur Bildung armer Kinder beizutragen finde ich nicht spannend. Das Gerät könnte aber als Basis einer P2P-Infrastruktur für Alternativökonomie dienen. Sollte es wirklich in Produktion gehen, hätte es folgende Vorzüge:

  • relativ Preisgünstig
  • große Verbreitung, dadurch Standardisierung
  • läuft relativ unabhängig von käuflicher Energieversorgung (geringer Energieverbauch und von Menschen betriebener Generator)
  • kann sich mit anderen Einheiten vernetzen (WLan)

Damit könnten autonome Kommunikationsnetzwerke aufgebaut werden. In diesem Zusammenhang interessieren mich Projekte, die an asynchroner Kommunikationsinfrastruktur arbeiten. Kennt jemand irgendwas in dieser Richtung ?

FOSS-Fallstudien

Nah Soo Hoe hat eine interessante Sammlung von Fallstudien über den Einsatz Freier Software für die nachhaltige Entwicklung erstellt. Das Buch »Breaking Barriers« (PDF-Download) wurde von einer Reihe internationaler Organisationen von UNDP bis UNESCO unterstützt und ist unter CC-BY-Lizenz erschienen. Die Studien befassen sich mit Projekten in diesen Ländern: Südafrika, Burkina Faso, Malaysia, Indonesien, Indien, Sri Lanka, Fidschi, Bulgarien, Spanien, Kolumbien, Ecuador und Brasilien. Dabei habe ich gelernt, dass es ein weiteres OSCAR-Projekt gibt, das sich allerdings nicht mit der Konstruktion eines Autos, sondern mit der Identifikation und Kontrolle von Reis- und Weizenpflanzen [hoffentlich richtig übersetzt…] beschäftigt: Die Software wurde nicht nur für PCs, sondern explizit auch für Simputer entwickelt.

Freie Software für die Landwirtschaft

Von einer interessanten Dissertation berichtet Netzpolitik:

Die Landwirtschaft in den Entwicklungsregionen wird oft durch ländliche und abgelegene Situationen, Armut sowie geringes Bildungsniveau einhergehend mit einer hohen Rate von Analphabetismus charakterisiert. Vor diesem Hintergrund werden die theoretischen Rahmenbedingungen für die Anwendung von Free/Libre Open-Source-Software (FLOSS) in den Entwicklungsregionen aufgezeigt sowie die Herausforderungen analysiert.

Es wird aufgezeigt, dass mit Hilfe von FLOSS aktuelle Entwicklungsziele, insbesondere auch für die ländliche Entwicklung, unterstützt werden können. Exemplarische Beispiele dafür sind Verbesserung der Kommunikationsinfrastruktur, Schaffung von zusätzlichen Einkommensmöglichkeiten und Fernbildungsprogramme.

Die Dissertation wurde von Martin Voß geschrieben und an der Landwirtschaftlich-Gärtnerischen Fakultät der Humboldt-Universität in Berlin eingereicht.