Schlagwort: wikipedia

Wikipedia bald nicht mehr werbefrei?

Wikizine meldet: Anlässlich der aktuellen Spendenkampagne wurde zeitweilig auf allen Wikimedia-Projekten das Logo eines Großsponsors eingeblendet. Das führte zu einigen Kontroversen, die Logo-Befürworter haben sich wohl weitgehend durchgesetzt. Die Haltung des Wikipedia-Mitgründers und „benviolent dictators“ Jimbo Wales zu dem Thema ist schon lange, dass er bereit wäre, Werbung zu akzeptieren, sofern es der Verbreitung freien Wissens nützt. Die Community war bisher immer eher gegen Werbung eingestellt. Ändert sich das jetzt?

Wikia-Suchmaschine: Hype oder Hoffnungsträger?

War es das „Winterloch“, oder wie kam es, dass Jimmy Wales, einer der Wikipedia-Gründer, mit seiner Geschäftsidee einer Suchmaschine, bei der die Nutzer/innen statt (wie bei Google) Algorithmen die gefundenen Seiten bewerten und damit ihr Ranking bestimmen, in jüngster Zeit so einige Furore machte?

Mit der Wikipedia hat das Projekt jedenfalls nichts zu tun, und wirklich neu ist die Idee auch nicht, wie Kurt Jansson, der Vorsitzende des deutschen Wikipedia-Vereins (und nebenbei Co-Gründer des Freie-Gesellschaft-Wiki) klarstellt:

(mehr …)

Die Wikipedia ist besser als ihr Ruf

Im der aktuellen First Monday ist ein Artikel über Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit der Wikipedia erschienen: An empirical examination of Wikipedia’s credibilit. Das interessante (wenn auch nicht wirklich überraschende) Ergebnis:

  1. Die Zuverlässigkeit der Wikipedia ist hoch – Expert/innen fanden jeweils nur wenige Fehler.
  2. Die Wikipedia ist besser als ihr Ruf – Leser/innen ohne einschlägige Erfahrung hielten Artikel tendenziell für weniger glaubwürdig als Expert/innen aus dem jeweiligen Fachgebiet.

Aus dem Abstract:

This short study examines Wikipedia’s credibility by asking 258 research staff with a response rate of 21 percent, to read an article and assess its credibility, the credibility of its author and the credibility of Wikipedia as a whole. Staff were either given an article in their own expert domain or a random article. No difference was found between the two group in terms of their perceived credibility of Wikipedia or of the articles’ authors, but a difference was found in the credibility of the articles — the experts found Wikipedia’s articles to be more credible than the non–experts. This suggests that the accuracy of Wikipedia is high. However, the results should not be seen as support for Wikipedia as a totally reliable resource as, according to the experts, 13 percent of the articles contain mistakes.

Der Autor warnt allerdings, dass die unterschiedlichen Einschätzungen der Glaubwürdigkeit nur mit 90% Wahrscheinlichkeit signifikant sind (nicht mit 95%, was üblicherweise der höchste Standard ist) und man diese Ergebnisse in größeren Studien überprüfen sollte. Und die Tatsache, dass in 13 Prozent der Artikel Fehler gefunden wurden, zeigt natürlich, dass ein „gesundes Misstrauen” gegenüber Informationen, die man nicht beurteilen kann, durchaus angebracht ist – aber das gilt nicht nur für die Wikipedia, sondern generell.

Hoffentlich ist er der Presse nicht gelungen, den Ruf der Wikipedia mit den regelmäßig hochkochenden Skandälchen dauerhaft anzukratzen. Verdient hätte sie das, wie sich hier auch wieder zeigt, nicht.

Interview mit Jaron Lanier im Spiegel

Der Spiegel hat (für zwei Wochen kostenlos) ein Interview mit Jaron_Lanier im Netz, mit kritischen Bemerkungen zur „Weisheit der Massen“:

Lanier: Die schlimmste ist der Glaube an die sogenannte Weisheit der Massen, die im Internet ihre Vollendung finde.

… Mir bereitet die Vision Sorgen, nur das große Ganze, das Kollektiv sei real und wichtig – nicht aber der einzelne Mensch. Das war der Fehler in allen totalitären Ideologien, vom Nazi-Regime über Pol Pot bis zu den Islamisten.
… Schnell wird der Einzelne Opfer des Mobs; die Gefahr von Wiki-Lynchjustiz halte ich für sehr real. In der Wikipedia-Welt bestimmen jene die Wahrheit, die am stärksten besessen sind. Dahinter steckt der Narzissmus all dieser kleinen Jungs, die der Welt ihren Stempel aufdrücken wollen, ihre Initialen an die Mauer sprayen, aber gleichzeitig zu feige sind, ihr Gesicht zu zeigen.

Bemerkenswert finde ich Laniers Idee von „Digitaler Eingeschlossenheit:“ :

Leider durchlaufen digitale Strukturen, im Gegensatz zur menschlichen Kultur, keine Evolution. Sie werden gleichsam eingeschlossen.

Nehmen Sie die Geschichte von Midi. Das ist ein technischer Standard, wie der Computer Musik beschreibt. Den hat vor 25 Jahren mein Freund Dave Smith entwickelt, als Wochenendprojekt, gedacht dafür, zwei Synthesizer miteinander zu verbinden. Aber wie es so geht, wurde es der universale Standard für musikalische Klänge. Der steckt auch in Ihren Handys und lässt sie klingeln. Praktisch jeder Musiker findet Midi unangemessen, es gab endlose Kongresse, die es überarbeiten wollten. Aber das geht nun nicht mehr.

Midi ist einer der Gründe dafür, dass sich unsere Musik heute so mechanisch anhört: Club-Music, HipHop und so weiter – das ist genau das, was Midi gut kann. Viele meiner Kollegen in der Computerwelt wollen die antievolutionären Eigenschaften digitaler Techniken nicht wahrhaben. Sie erliegen dem Trugschluss, Computersysteme entwickelten sich und Software würde besser und besser.

Seine Ideen das ganze besser zu machen scheinen mir allerdings kaum Richtungsweisend:

Ich würde eine Technik erfinden, wie man im Internet unmittelbar mit Inhalten Geld einnehmen kann. Das wäre für viele Menschen der Anreiz, anspruchsvolle Dinge im Internet zu veranstalten und zu veröffentlichen. Sofort gäbe es eine Fülle unterschiedlichster ernstzunehmender Stimmen – und dem Kollektivismus wäre die Grundlage entzogen.

Einen weiterer Kommentar dazu findet sich auch bei commonspage.