Wikia-Suchmaschine: Hype oder Hoffnungsträger?

War es das „Winterloch“, oder wie kam es, dass Jimmy Wales, einer der Wikipedia-Gründer, mit seiner Geschäftsidee einer Suchmaschine, bei der die Nutzer/innen statt (wie bei Google) Algorithmen die gefundenen Seiten bewerten und damit ihr Ranking bestimmen, in jüngster Zeit so einige Furore machte?

Mit der Wikipedia hat das Projekt jedenfalls nichts zu tun, und wirklich neu ist die Idee auch nicht, wie Kurt Jansson, der Vorsitzende des deutschen Wikipedia-Vereins (und nebenbei Co-Gründer des Freie-Gesellschaft-Wiki) klarstellt:

Unter dem Namen „Wikiasari“ wird zurzeit in vielen Medien über ein Projekt von Jimbo Wales, dem Initiator des Wikipedia-Projektes, berichtet. Zum ersten Mal hörte ich davon 2002, damals noch unter dem Titel „3apes“. Später hieß es „Wikia“, was dann aber zu dem Namen von Herrn Wales Wiki-Hosting-Service wurde. Der Name „Wikiasari“ ist eigentlich auch veraltet, aktuell wird die Projekt-Plattform als „Wikia Search“ bezeichnet. […]

Entgegen vielen Medienberichten wird das Projekt nicht unter dem Dach der Wikimedia Foundation, die ja die Wikipedia und weitere freie Wiki-Projekte betreibt, aufgebaut. Wie der Name schon andeutet, ist es ein Projekt von Jimbo Wales Firma Wikia, die ja in letzter Zeit einige größere Finanzspritzen von Investoren erhalten hat.

Anders als bei Wikipedia & Co. wird es sich bei Wikia Search auch um kein echtes Community-Projekt handeln, bei dem eine Gruppe von Leuten gemeinsam etwas erarbeitet, das dann auch allen gehört. Laut Spiegel Online klingt es mehr nach dem berüchtigten AAL (Andere arbeiten lassen) Prinzip des „Web 2.0“, bei dem viele arbeiten und einige wenige gut Geld damit verdienen wollen:

Anders als Wikipedia ist Wikiasari allerdings nicht als Non-Profit-Unternehmen geplant. Durch Werbung soll Wikiasari richtig Geld in die Kasse bringen.

Auch Netzpolitik sieht die Sache kritisch:

Abgesehen davon war die Idee nicht wirklich neu, den menschlichen Faktor in die Bewertung von Suchergebnissen einzubeziehen. Nicht nur deshalb hat Yahoo beispielsweise del.icio.us gekauft, um genau diesen Faktor zu bekommen. Allerdings hat Yahoo damit anscheinend so einige Probleme bei der Integration.

Trotzdem sollte man das Projekt IMHO nicht vorzeitig abschreiben. Eine Bewertung von Webseiten durch die Community würde jedenfalls eine etwas andere Perspektive der Qualitätsbewertung bringen als Googles PageRank-Algorithmus. Sie wäre zwar ebenfalls für Spam anfällig, aber auf eine andere Weise, bei der sich vielleicht leichter Lösungen finden lassen würden.

Und womöglich kann man ja Wales noch dazu überreden, den Index der Suchmaschine frei zugänglich zu machen… 🙂

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