Schlagwort: postoperaismus

Die Debatte um Commons und Gemeingüter

Das Denknetz aus Zürich hat seinen aktuellen Infobrief (PDF-Download) zum Thema der Gemeingüter herausgegeben. Wer sich in die Commons-Debatte reindenken will, findet in dem Infobrief ein ausgezeichneten Überblick. Das sind die Themen:

I. Einleitung: Die politische und historische Dimension der Commons-Debatte

II. Definition: Was sind Commons?

III. Die Debatte um Commons

  • Freie Softwareproduktion als commonsbasierte Peer-Produktion
  • Spezialfall oder generalisierbares Modell zum „Commonismus“
  • Das „Gemeinsame“ in der Theorie des Postoperaismus
  • Die Debatte um geistiges Eigentum und Urheberrechte
  • Gemeingüter als Steigbügelhalter des Kapitalismus?

IV. Diverses

Commons, Common Wealth, Commonismus

Die Zeitschrift »Wildcat« hat in ihrer Nr. 88 das Thema »Commons« als Schwerpunkt. Ist schon wieder ein paar Monate her, es lohnt sich aber dennoch, in die Artikel zu schauen.

Der Artikel »Heiße Kartoffel« leitet mit einem Überblick den Schwerpunkt ein. Darin findet sich u.a. diese Kritik:

Theoretisch…machen die open source-Aktivisten mit ihrer Unterscheidung von Informationen und anderen Waren einen klassischen Fehler: sie unterstellen, dass das Eigentum an materiellen Gütern kein den Gütern äußerliches soziales Verhältnis ist, sondern ihrer »Natur« entspreche. Eigentum ist ein Verhältnis zwischen Menschen, nicht zwischen Dingen und Menschen. Es hat den gleichen ausschließenden Charakter, egal ob es um materielle oder immaterielle Güter geht. Aber ist das ein Kardinalfehler, der geradezu den »Erfolg« der open source-Bewegung erklärt?

Die Kritik ist nur zu unterstreichen — nur machen das die »open source-Aktivisten« tatsächlich (mal abgesehen vom gleichmachenden »die«)? Also ich habe es explizit so noch nicht gehört. Mir scheint es eher generell so zu sein, dass bei denjenigen, die überhaupt über das »Eigentum« nachdenken, dieses nicht als soziales Verhältnis begriffen, sondern fälschlicher Weise als Verhältnis zwischen Menschen und Dingen angesehen wird. Insofern ist die Kritik berechtigt, hat nur nicht notwendig mit »Open Source« zu tun, was gar noch ihren Erfolg begründe.

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Peer-to-peer und das Subjekt

[Eine Übersetzung eines Ausschnitts des Artikels »Peer to peer Production in the Software and Hardware communities, and the Subject« von Phoebe Moore]

Abstract: »Wissenschaftler_innen der Medien-Ökologie — was Fuller als »Medien-Ökologie« (2005) bezeichnet hat — interessieren sich dafür, wie reale soziale Veränderungen  im Zeitalter der digitalen Medien möglich und warum sie in der Tat auch notwendig sind. Hinterfragt man die hierarchischen Strukturen in den Arrangements von Alltag und Produktion und die dominanten Formen der Interaktivität, die sich historisch uni-direktional und grundlegend beschränkt herausbildeten, so ist die Bewegung der Peer-to-Peer-Produktion ein Beispiel für die Art der Medien-Ökologie, die »tiefgreifende« soziale Änderungen verspricht — sowohl in mentaler wie in struktureller Hinsicht. Stellen die vernetzten Commons, die aus der Peer-to-Peer-Produktion im Bereich der Freien Software hervorgingen, sowie die Ökologie der produktiven und künstlerischen Zusammenarbeit darin, eine stabile Bedrohung für den Kapitalismus dar? Dieser Artikel befasst sich mit dieser Frage.«

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Moores Law und die Vermessung der Maßlosigkeit

Der Kapitalismus ist eine maßlose Veranstaltung. Der sich selbst verwertende Wert kennt keine Grenze. Das ist ja eines seiner großen Probleme. Denn dem entgegen stehen ja die menschlichen Bedürfnisse, die immer endlich sind. Der Kapitalismus misst dabei alles in seiner Maßlosigkeit. Nur was Wert hat, hat eine Existenzberechtigung. Menschliche Bedürfnisse verhalten sich genau umgekehrt: Sie haben immer Maß, sind aber nie zu messen. Zumindestens nicht vollständig. Kein menschliches Bedürfnis geht in seiner Meßbarkeit auf. Es mag sein, dass ich soundsoviel Wasser, soundsoviel Kalorien und soundsoviel Vitamine am Tag brauche zum Leben, aber das beschreibt niemals vollständig und qualitativ mein Bedürfnis nach Essen. Der Kapitalismus ist also die Vermessung der Maßlosigkeit, aber die menschlichen Bedürfnisse haben ein unmeßbares Maß.

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Es geht ums Ganze — aber jenseits des Kapitalismus wird nicht gedacht

Bekanntlich waren Stefan, Benni und ich von Freitag bis Sonntag auf dem „No way out?“-Kongress des „…ums Ganze!“-Bündnis ins Frankfurt am Main, zu dem es hier auch schon im Vorfeld einige Diskussionen gegeben hatte. Hier meine Eindrücke.

Das Fragezeichen im Titel („No way out?“) wurde auf dem Kongress selbst gelegentlich vergessen, was durchaus symptomatisch für die Inhalte stand, wie man sehen wird. Gemäß Kongress-Untertitel sollten aktuelle kapitalismuskritische Theorien von „(Post-)Operaismus“ bis „Wertkritik“ reflektiert und auf ihre Anwendbarkeit für linke Praxis überprüft werden — tatsächlich ließen sich auch die meisten Referent/innen mehr oder weniger klar einer dieser beiden Strömungen zuordnen. Erfreulicherweise war der Kongress (anscheinend auch für die Veranstalter/innen) überraschend gut besucht, mit mehreren hundert überwiegend jungen Teilnehmer/innen, wohl hauptsächlich aus dem Antifa-Spektrum. Schön war es auch, nette Leute wie etwa Uli Frank und Juli zu treffen 🙂

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Die Ums-Ganze! Kongress-Dokumentation

Ums-Ganze!-KongressSo, hier ist sie nun, die Audio-Dokumentation vom Ums-Ganze!-Kongress. Ich habe alle Podiumsdiskussionen aufgenommen, jedoch keine Workshops. Die Qualität der einzelnen ReferentInnen-Beiträge ist meistens gut, die Qualität der bloß per Raum-Mikro aufgenommenen Diskussionen meistens mies. Die Audio-Dateien werden bei archive.org gehostet, der Titel linkt jeweils zu der entsprechenden archive.org-Seite der Veranstaltung. Dort gibt’s dann verschiedene Download-Formate (OGG, MP3 oder MP3 im ZIP-Archiv) sowie Audio-Streaming. — Have a lot of fun!

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Der Ums Ganze!-Kongress

Ums Ganze! Kongress (Foto: Indymedia, CC-BYSA)Der »No way out? – Ums Ganze!-Kongress« ist beendet. Laut Indymedia-Bericht waren »bis zu 600 TeilnehmerInnen« dabei. Nette Formulierung, aber es war wirklich brechend voll. So viele (vor allem junge) Leute hätte ich nicht erwartet. Die Stimmung war gut, das Interesse und die Aufmerksamkeit bei den Veranstaltungen waren groß. — Ok, einen längeren Erfahrungsbericht kann, wer mag, als Kommentar notieren:-)

Ich habe (fast) alle Vorträge mitgeschnitten und werde diese nach Bearbeitung hier veröffentlichen. Noch diese Woche — versprochen. Stay tuned.

Ums Ganze und ein Abstract

Ja, es geht mir ums Ganze, darunter mache ich es nicht. Ich bin zum gleichnamigen Kongress eingeladen worden, also passe ich da wohl hin. Nun gab es einige Hakeleien im Vorfeld, die es mir nicht gerade leicht machen, mich auf meinen Beitrag vorzubereiten. Dazu gehört die nun als Kompromiss gefundene Themensetzung »Immaterielle Arbeit und Ware Wissen«. Das sind zwei zusammengeklatschte Themen, die erstmal nur sehr vermittelt miteinander zu tun haben.

Also stelle ich mich der Aufgabe, eine inhaltliche Vermittelung herzustellen. Dazu habe ich eine Skizze, ein Abstract. Das ist eigentlich unlesbar, weil so dicht geschrieben, dass Mensch schon sehr tief in der Diskussion drin stecken muss, um dem folgen zu können. Ich stelle also in Rechnung, dass Ausstehende das für völlig unverstehbares Zeug halten. Sorry. Trotzdem, hier isses.

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Ums Ganze — oder Sandkasten?

Inzwischen befürchte ich ja fast, dass der »Ums-Ganze«-Kongress (7.-9.12.2007 in Frankfurt/M., vgl. Kongress-Website) nicht viel Neues bringen wird, sondern darin besteht, sich Alt(bekannt)es jeweils gegenseitig nur noch mal vorzustellen. Jede/r hat so ihre Position, und für die Emanzipation ist nicht die Praxis maßgeblich, sondern dass die eigene richtige Position sich im Raum der Gedanken durchsetzt.

Das muss ich jetzt auch persönlich erleben als jemand der zum Thema »Ware Wissen« als Teilnehmer eingeladen wurde. Ich habe mich entschieden, folgenden Brief- bzw. Mailwechsel öffentlich zu machen — auch, weil ich schlicht keine Reaktion auf meine Einwände erhielt. Aber lest selbst.

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Tier werden, Schwarz werden, Frau werden.

Schwarz werden, Tier werden, Frau werden.So lautet der Titel eines Buches von Gabriel Kuhn. Der Untertitel lautet „Eine Einführung in die politische Philosophie des Poststrukturalismus“. „Post was?“ Wer so reagiert sollte vielleicht dieses Buch lesen. Ebenso kann man es allen empfehlen, die ihre Vorurteile – oder meinetwegen auch lange gepflegte Urteile – mal hinterfragen wollen. Meiner Meinung nach kann es nämlich keine halbwegs zeitgemäße Theorie geben, die die wesentlichen Erkenntnisse des Poststrukturalismus ignoriert. Man muß sie vielleicht nicht teilen, aber sollte dann zumindestens gut begründen können, warum man diesen Weg der Philosophie nicht teilt. Viele von den landläufig kursierenden Einschätzungen („Beliebigkeit“, „wirr“, …) halten dieser kompakten Einführung jedenfalls nicht stand.

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