Kategorie: Feindbeobachtung

Auf Reisen? Facebook muss zuhause bleiben!

Facebook muss zuhause bleibenWenn auch eher widerwillig, habe ich in letzter Zeit die proprietären sozialen Netzwerke Facebook und Google+ doch zumindest sporadisch genutzt. Allerdings habe ich feststellen müssen, dass das gar nicht immer geht. Ich bin derzeit nämlich auf Reisen in Südostasien unterwegs, und reisende Benutzer_innen sind zumindest bei Facebook offensichtlich nicht vorgesehen.

Es verweigert mir das Login gern mit der Meldung, ich würde mich von einem neuen Ort und unbekannten Gerät aus einloggen – tatsächlich verwende ich immer denselben Computer, aber Facebook erkennt ihn nicht wieder, weil ich alle Cookies beim Beenden von Firefox lösche. Um zu beweisen, dass ich ich bin, muss ich dann in der Regel Freund_innen auf Fotos identifizieren. (Nur manchmal, wenn es gut gelaunt ist, gibt sich Facebook stattdessen mit der Eingabe meines Geburtsdatums zufrieden.) Das Identifizieren ist schon deshalb nicht so leicht, weil die Fotos (anders als Facebook denkt) keineswegs immer die Person zeigen, die sie veröffentlicht hat. Zudem kenne ich nicht alle meine Facebook-Freund_innen aus „real life“ (anders als Facebook unterstellt/erwartet/hofft) und weiß deshalb nicht immer, wie sie aussehen.

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Wachstum bis zum nächsten Crash

Durch einen Artikel in der Jungle World bin ich auf dieses unfreiwillig ehrliche Wahlplakat der FDP aufmerksam gemacht worden. FDP-WahlplakatWachstum macht Morgen möglich. Wir halten Deutschland auf Wachstumskurs“ erklärt die FDP darin. Was den Parteistrategen entgangen zu sein scheint: Der kleine Junge grinst voller Vorfreude, weil er weiß, dass die gewagte Konstruktion des Großvaters gleich von sich aus zusammenkrachen wird oder er sie andernfalls durch Herausziehen eines der unteren Steine zum Einsturz bringen kann.

So zeigt das Bild, was die Partei selbst nicht kapieren kann: das Wachstum von heute ist stets die Grundlage für den Crash von morgen.

Garantiertes Grundeinkommen in Zypern?

Wenn neoliberale Präsidenten ein Grundeinkommen einführen wollen — wie kann das nur aussehen? Richtig: bedingungsvoll und bedürftigkeitsabhängig. Zyperns Präsident Anastasiades hat ein »garantiertes Grundeinkommen« für alle Bürger*innen ab Juni 2014 angekündigt. Übrigens in Absprache mit der Troika (PDF). Das Grundeinkommen solle ein »würdiges Leben unabhängig von Alter, Klasse oder beruflicher Situation« sicher stellen.

Diese Probleme sind mir spontan aufgestoßen: (mehr …)

Open Source against the Singularity

sfIch mag Podcasts. Letzte Woche habe ich die Chaosradio Folge 187 vom 28.02.2013 angehört. Unterhalten haben sich Joscha Bach, erdgeist und Holger Klein. Thema waren „Elektronengehirne“.

Natürlich ging es in der Sendung irgendwann auch um die Idee der technologischen Singularität (So ab Minute 53). Das ist z.B., wenn wir Computer bauen, „die so intelligent sind, dass sie selber intelligente Computer bauen können.“ Dann können wir diese Intelligenzen nicht mehr vorhersagen und sie übernehmen den Planeten. „Die Menschheit verhält sich zu denen wie Ameisen sich heute zum Menschen verhalten. Und irgendwann sind sie dann halt im Weg (die Menschen), wenn eine neue Straße gebaut werden muss.“ Joscha Bach sagt, dass wir zu dieser Frage heute überhaupt keine seriösen Aussagen treffen können, weil wir zu wenige Daten haben. Wir wissen aber auch nicht und können uns gar nicht sicher sein, ob es nicht vielleicht schon passiert ist! Und da wurde die Sendung sehr spannend.

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Solidarität mit Blockupy

Ich hab gerade folgende Mail an meine Freunde geschickt. Erst dachte ich mir, das Thema sei hier Off-Topic. Aber andererseits: Auch das Demonstrationsrecht sieht man plötzlich ganz anders, wenn man es nicht als vom Staat gnädig gewährt, sondern als gemeinsam gestaltetes Commons wahr nimmt.

Deswegen auch hier:

Liebe Freundinnen und Freunde,letzten Samstag war ich auf der Blockupy-Demo. Wie viele von euch sicherlich aus den Medien mitgekriegt haben, gab es da einen „unverhältnismäßigen Polizeieinsatz“, wie es jetzt oft heißt. Ich hab ziemlich viel davon vor Ort mitgekriegt, ohne zum Glück selbst verletzt worden zu sein. Im Internet kann man das alles inzwischen auch in vielfältigen Augenzeugenberichten, Fotos und Videos nachvollziehen. Es gab einen Aktionskonsens, dass keinerlei Eskalation von der Demonstration ausgehen sollte und an den haben sich auch alle gehalten, auch der angeblich so gefährliche antikapitalistische Block. Das hat die Polizei nicht daran gehindert, hunderte einzukesseln und zu Verletzen und Tausende zu stoppen.
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What is Happenning in Istanbul?

tear-gas-reutersReblogged: To my friends who live outside of Turkey:

I am writing to let you know what is going on in Istanbul for the last five days. I personally have to write this because most of the media sources are shut down by the government and the word of mouth and the internet are the only ways left for us to explain ourselves and call for help and support.

Four days ago a group of people most of whom did not belong to any specific organization or ideology got together in Istanbul’s Gezi Park. Among them there were many of my friends and students.  Their reason was simple: To prevent and protest the upcoming demolishing of the park for the sake of building yet another shopping mall at very center of the city. There are numerous shopping malls in Istanbul, at least one in every neighborhood! The tearing down of the trees was supposed to begin early Thursday morning. People went to the park with their blankets, books and children. They put their tents down and spent the night under the trees.  Early in the morning when the bulldozers started to pull the hundred-year-old trees out of the ground, they stood up against them to stop the operation.

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Crowdsourced Verfassung für Island geknickt

Was haben sich alle gefreut, als per Telefonbuch zufällig ausgewählte Isländische Bürger*innen ihre Ideen aufschrieben und ein gewählter Bürger*innen-Verfassungskonvent daraus eine Verfassung baute, die dann auch noch in einer Volksabstimmung mit Zweidrittel-Mehrheit angenommen wurde. Island, das Land, das mit Bankenkontrolle, Ressourcen-Commons, Direkter Demokratie u.a.m. ernsthaft Konsequenzen aus dem Bankencrash 2008 zog? Pustekuchen. Ein »demokratisches« Lehrstück — und kein Aprilscherz.

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Störerhaftung endlich knicken!

Die Störerhaftung ist eine beknackte deutsche Besonderheit, die dafür sorgt, dass es so gut wie keine freien WLANs mehr gibt. Störerhaftung heißt, dass der Anschlussinhaber für alles haftbar gemacht werden kann, was über den Anschluss geschieht. Die Störerhaftung ist die Grundlage für ein sehr spezielles Geschäftsmodell, das Abwahn(un)wesen. Das Freifunk-Projekt hat sich nun etwas schönes und praktisches einfallen lassen: Die Freedom-Fighter-Box gegen Störerhaftung und Abmahnwahn. Jürgen Neumann erklärt’s:

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Catastroika

Der durch Spenden finanzierte freie Film Catastroika (Website) zeigt, wie Privatisierung geht — von Russland über Chile und die Treuhand wird der Bogen bis zu Griechenland geschlagen, denn um Griechenland geht es. Und Griechenland ist nicht mehr zu retten, auch wenn jetzt wirklich alles verscherbelt wird, was noch in Staatshand liegt. Zu Wort kommen Slavoj Žižek, Naomi Klein, Luis Sepulveda, Ken Loach, Greg Palast, Dani Rodrik, Alex Callinicos, Ben Fine, Costas Douzinas, Dean Baker.

Was der Film nicht zeigt, ist, warum Privatisierung läuft. So erscheint Neoliberalismus als Ideologie von hintergründigen Drahtziehern, denen fehlinformierte Politiker_innen folgen. Diese Erklärung wird solange ausgerollt, bis den Autor_innen des Films bei der Frage nach der Alternative selbst mulmig wird: Nein, nein, zurück zu alten Verhältnissen der Staatsbetriebe wollten sie nicht. Sondern? Die Arbeiter_innen (»Werktätige« in den deutschen Untertiteln), die sollen die Betriebe kontrollieren. — Okay, aber was ändert das?

Der ideologische Kern der Parteien

Der Wahlkampf wirft ja schon wieder seine Schatten voraus, deshalb hier mal ein kleiner Service. Was unterscheidet die Parteien in ihrem tiefsten ideologischen Kern. Hier ist die Erklärung:

  • CDU/CSU: Arbeiten, weil Gott es so will.
  • SPD: Arbeiten, weil es der Chef so will.
  • FDP: Arbeiten, um andere für sich arbeiten zu lassen.
  • Grüne: Arbeiten für Mutter Erde.
  • LINKE: Arbeiten, weil es die ARGE will.
  • PIRATEN: Arbeiten, weil Du selbst es wollen sollst.

Zusammenfassend: Ihr dürft also die Art eurer Sklavenmoral wählen nächstes Jahr im Herbst. Viel Spaß.