Versuch einer poststrukturalistischen Polemik
– ein Appell –
[alle Texte der Broschüre „ich tausch nicht mehr – ich will mein Leben zurück“]
PROLOG: In den Wald hinein rufen
Ich habe noch nie erlebt, dass es so aus einem Wald herausschallte wie ich hineinrief. Für gewöhnlich kommt aus dem Wald immer dasselbe zu Brei gemischte Brummen. Also gilt das zugrunde liegende Sprichwort[1] nur, wenn es als Imperativ angewendet wird: Rufe so (und nur so) in den Wald, wie es ohnehin schon herausschalllt.
Jetzt will ich zwei ein bisschen widersprüchliche Dinge behaupten: Erstens ist es dann ziemlich ungefährlich, also irgendwie egal, anders zu rufen (es kommt ja doch im Mittel das Mittel heraus); und zweitens ist es ziemlich wichtig, individuell abzuweichen, bestenfalls: wenn Alle anders rufen.
Den Wald fand ich als Kind übrigens gar nicht immer schön: Monokulturen von geradstämmigen Kiefern, aus denen schon aufgrund dem der Pflanzung zugrunde liegenden, quadratischen Punktraster nur ganz bestimmte Brummgeräusche zurückkommen konnten. Es wird also auch ein bisschen darum gehen, wie der Wald überhaupt so aussieht.
PRÄAMBEL die Weißheit mit Löffeln…
Der Text ist als Polemik gemeint. Also werde ich die ganze Zeit mit großen Worten um mich schmeißen (Herrschaft, Gesellschaft, Welt, Kapitalismus, . . .) ohne sie irgendwie zu definieren. Darüber hinaus ist es nur ein sehr kleiner Blick und als Beispiel kommt so richtig nur Kapitalismus als Herrschaftsstruktur vor. Das ist eigentlich viel zu verkürzt und lässt die Verwobenheit verschiedener Herrschaftsmomente ziemlich außer Acht. Ich selbst bin männlich, weiß, aus wohlhabenden Verhältnissen, wohne in Gebieten mit guter Netzabdeckung und schreibe alles in allem aus einer Perspektive, in der der Fokus auf dem Identifizieren und Abgeben von Privilegien liegt.
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