Das neue Open Source Jahrbuch ist da

Vor ein paar Tagen ist das neue Open Source Jahrbuch erschienen. Das Buch gibt es zum Komplett-Download als PDF; wer den Autor- bzw. Herausgeber/innen oder den eigenen Augen etwas gutes tun will, kann aber auch die gedruckte Version bestellen. Außerdem gibt es eine Übersichtsseite mit Titeln und Abstract der einzelnen Artikel, über die die Artikel jeweils auch separat downloadbar sind. Insgesamt sind es 49 Artikel — wow, eine Menge Stoff 🙂

Zu den Autoren gehört Richard Stallman, der — nach dem Titel zu urteilen –, allerdings nur mit seiner üblichen Litanei aufwartet: „Why ‚Open Source‘ Misses the Point of Free Software“ („Warum ‚Open Source‘ das Wesentliche von ‚Freier Software‘ verdeckt“). Schade, wär interessant gewesen, mal wieder was Neues vom ihm zu lesen…

Aus der keimförmigeren Ecke ist zumindest Franz Nahrada vertreten, mit einem Artikel über „Piazze telematiche, Video Bridges, Open Coops – der mühsame Weg zu den Globalen Dörfern“.

Hab mir das Buch jedenfalls mal runtergeladen und werd demnächst mal anfangen, zu schmökern 🙂

Piccoletto – ein Bilderbuch

PiccolettoPiccoletto, ein Kinderbuch von Renato Rascel (Italien 1960), schildert den Weihnachtsabend des Schornsteinfegers Piccoletto. Wunderschöne Bilder, stark stilisiert, ein wenig an konstruktivistische oder neusachliche Malerei erinnernd, nichtsdestoweniger sehr kindgerechte, klar erkennbare Figuren. Die Farben sind matt getönt, von einer eher dezenten Buntheit.

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BUKO macht Netze?

BUKO-Kongress 2007Die Bundeskoordination Internationalismus (BUKO) veranstaltet ihren 30. Kongress unter dem Motto »macht#netze« (Leipzig, 6.-9.4.07). Irritierenderweise hat der Kongress nichts mit dem »Netz aller Netze« zu tun. Irgendwie ist die internationalistische Bewegung noch nicht mal bei Web 1.0 angekommen — so scheint es.

Der Kongress versteht sich als Vorbereitung zu den Protesten gegen den G8-Gipfel im Sommer. Die nächste Irritation besteht darin, dass mit dem sogenannten »geistigen Eigentum« eines der zentralen offiziellen G8-Themen nicht im Kongressprogramm vorkommt. Gerade hier bestünde die Chance, von der Fixierung auf eine »widerständige Praxis« zu einer »konstitutiven Praxis« zu kommen.

Semantisches Wiki

Nach der kollektiven Sammlung von Inhalten in relativ flachen Wiki-Strukturen sind semantische Wikis der logisch nächste Entwicklungsschritt. Die Idee ist relativ einfach: Statt einfach Inhalte in eine Wikiseite einzutippen, die die Nutzer/innen verstehen, werden einzelne Informationen in spezieller Weise „markiert“ — so dass Maschinen diese auslesen und verarbeiten können.

Solche Informationsanhänge (denglisch auch: Annotationen) können auch nachträglich zu Wiki-Inhalten hinzugefügt werden. Ein Beispiel sind die Relationen im CoForum, die die Beziehungen von Seiten definieren. Ein anderes, prominenteres Projekt ist das Semantic MediaWiki, das — wie der Name schon sagt — das Mediawiki um semantische Eigenschaften erweitert. Mediawiki ist u.a. die Basis der Wikipedia. Daher sind die Anforderungen an die Benutzbarkeit und Performance sehr hoch (vgl. Tuning für die Wikipedia).

In einem Interview mit der (kommerziellen) Semantic Web School Wien erläutern die Entwickler des Semantic MediaWiki Markus Krötzsch und Denny Vrandecic die Ziele des Projekts.

Architecture goes creative commons

Architektonische Designs sind natürlich wie geschaffen für offenes Teilen über Computernetze. Und diese Tendenz wird mit zunehmender Nutzung von computerbasierten Designwerkzeugen nur noch deutlicher werden. Technische Hindernisse existieren allerdings immernoch: Wer Architekten kennt, weiss wie sehr die auf hochaufgelöste graphische Repräsentationen abfahren. Und die sind datenintensiver als Texte, sei es als Wikipedia Artikel oder als Quellcode einer Anwendung. Kulturelle Barrieren gegenüber dem freien Teilen der kreativen Einfälle sind innerhalb der Architektenprofession ein weiteres schwerwiegendes Problem. Irgendein Äquivalent zur Hacker-Ethik der Freien Software fehlt hier vollkommen.

Sowohl die technischen als auch die kulturellen Hindernisse versucht seit heute das open architecture network auszuräumen (noch im beta Betrieb, bisher nur Screenshots der Tools). Das ist eine Implementation eines „open-share“ Mechanismus für alle, die mit Architektur zu tun haben. Viele der dort gesammelten Designs adressieren die sog. Dritte Welt und Fragen der Nachhaltigkeit. Getragen wird das von der non-profit Gruppe architecture for humanity, die sich beim Wiederaufbau nach Katrina und dem Tsunami in Indonesien einen Namen gemacht hat. Ein Interview mit den GründerInnen gibts bei Wired.

Man mag von den dort zugrundegelegten CC Lizenzen halten was man will, eine spannende Initiative ist das m.E. allemal und ich werde sie allen meinen Architektkollegen nahelegen.

Elsevier akzeptiert Open Access

Auch die Global Player sind irgendwann dran: Elsevier, einer großen proprietären Wissenschaftsverlage, akzeptiert die erstmals das Einstellen in einem Open-Access-Archiv — sechs Monate nachdem der Artikel als Druckfassung erschien. Diese Vereinbarung schlossen das Howard Hughes Medical Institute und Elsevier für das PubMed Central Archiv mit Wirkung ab September 2007.

Elsevier hat mit seiner aggressiven Preispolitik — »Die Journalbranche hat Gewinnraten wie der Waffen- und Drogenhandel« (Gerhard Fröhlich, Universität Linz, vgl. Freie Netze – Freies Wissen) — nicht nur die Zeitschriftenkrise im Bibliothekswesen mit verursacht, sondern sich selbst auch das erste kleine Sargnägelchen zurechtgehämmert: Der Weg zu Open Access Global ist vorgezeichnet — auch wenn er noch weit ist.

Reblogged from Science Commons Blog.

Hintergrundartikel 1: Die Farbenlehre des Open Access

Hintergrundartikel 2: The Access/Impact Problem and the Green and Gold Roads to Open Access

Streifzug-Review 6: »Wikipedia in der Krise«

Politik, ein Ding der UnmöglichkeitDie sechste Ausgabe der Kolumne »Immaterial World« der Wiener Zeitschrift »Streifzüge« hatte Wikipedia zum Thema. Einige echte oder inszenierte Krisen hatten die bekannte Online-Enzyklopädie in Verruf gebracht. In der Kolumne plädierte ich dafür, das Neue der besonderen Produktionsweise der Wikipedia jenseits von Verwertungslogik und Demokratie in all ihrer Widersprüchlichkeit zu verstehen, zu verteidigen und zu verallgemeinern. Denn:

»Das Neue ist nicht nur einfach das Nicht-Alte. Ein Neues wird sich nur durchsetzen, wenn es die Lebensbedürfnisse der Menschen besser als das Alte erfüllen kann. Danach ist zu suchen.«

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Webanwendungen und GPL

Es wurde schon viel geredet vom Trend zu immer mehr Webanwendungen, langsam – mit zunehmenden Breitbandanschlüssen – zeigt sich aber, dass etwas draus werden könnte. Ich möchte eine selten thematisierte Folge dieses Trends thematisieren: Die GPL wird ausgehebelt.

Der Sinn der GPL liegt darin, dass Software, die einmal frei war auch weiterhin frei bleibt, dass unterscheidet sie und andere copyleft-Lizenzen von anderer Freier Software. Die Regel ist ganz einfach: Die GPL erlaubt ausdrücklich das Modifizieren der Software, unter der Bedingung, dass bei einem Vertrieb der Sourcecode der modifizierten Software mit weitergegeben werden muss, so dass auch andere von den Modifikationen profitieren können.

Im Fall einer Anwendung, die blos übers Web im Browser abgewandelt wird, funktioniert das leider nicht mehr, weil gar kein Vertrieb mehr stattfindet. Ich kann also eine Serversoftware, die unter GPL steht verändern und auch im Zweifel Millionen von Leuten sie übers Web benutzen lassen, ohne den veränderten Sourcecode freigeben zu müssen. Je mehr nun aber Webanwendungen zunehmen umso drängender wird dieses Problem der GPL.

Zur Zeit wird in einem umfassenden Communityprozeß (selber eine Webanwendung) eine neue Version der GPL erarbeitet. Leider bietet auch diese neue Version keinen Schutz vor einem solchen Mißbrauch, es ist auch fraglich ob sich dass rechtlich überhaupt machen lässt. Was also tun?

Buch »Freie Netze. Freies Wissen.«

Neben Vilnius trägt Linz im Jahr 2009 den Titel Kulturhauptstadt Europas. Linz, Stätte des Prix Ars Electronica, ist prädestiniert, sich mit den Freien Bewegungen auseinanderzusetzen. Und das ist bereits geschehen, das Ergebnis liegt nun als Buch vor — selbstverständlich unter einer Creative Commons Lizenz. Zwei Zitate auf der Buchrückseite stehen prägnant für den Inhalt:

»Die Bewegung für Freie Software ist eine Bewegung für Menschenrechte und für soziale Veränderung.« (Richard Stallman)

»Es gibt keine Kunst, die nicht wiederverwendet.« (Lawrence Lessig)

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Contentklau, was ist das?

Willkommen im Zeitalter des Remix! Was Stefan Weber das Google-Copy-Paste-Syndrom nennt, ist und wird für die Generation, die mit dem Netz aufgewachsen ist, selbstverständlicher Alltag. Doch der Medienwissenschaftler wundert sich:

»Rätselhaft ist … das beängstigende Ignorieren des Plagiats- und Contentklau-Problems in zahlreichen Debatten zur freien Informationskultur im Netz … Eine neue Ära der Netzkritik wäre hier dringend erforderlich.«

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