Kommunismus wird als universale Befreiung der Menschheit vom Kapitalismus beschrieben. Doch kann dem Kapitalismus, der sich nur durch unvorstellbare Gewalt global ausbreiten konnte, eine globale gewalt- und herrschaftsfreie Gesellschaft folgen? Einige Überlegungen zu einem partikulären Verständnis von Kommunismus.
Der Kapitalismus ist die erste gesellschaftliche Struktur, die sich auf dem gesamten Globus ausgebreitet hat. Folgt man Immanuel Wallersteins Argumentation der Weltsystemtheorie so liegt dies darin begründet, dass die kapitalistische Ökonomie nicht in ein Reich wie bspw. das Römische umgewandelt wurde. Bis heute ist sie in Nationen organisiert.1 Der Kapitalismus erscheint ideologisch als die natürliche und universelle Wirtschaftsform der Menschheit. Diesem Universalismus folgt die antikapitalistische Kritik im Internationalismus verschiedener marxistischer Strömungen oder in globalen Visionen utopischer Entwürfe postkapitalistischer Gesellschaften. Oft nicht explizit ausformuliert folgt dem Kapitalismus in der Vision eine globale kommunistische Gesellschaft.2
Hier stellt sich jedoch die Frage, ob dem kapitalistischen Universalismus, der nur durch unvorstellbare koloniale und imperiale Gewalt möglich geworden ist, eine universale befreite Gesellschaftsordnung folgen kann. Sollte die Antwort auf den gewaltförmigen kapitalistischen Universalismus nicht gerade ein partikulärer Kommunismus sein. Ich gehe hier den geschichtlichen Ursprüngen der Universalität der kommunistischen Idee nach: monotheistische Paradiesvorstellungen und christlicher Missionsgedanke. Und ich plädiere für eine partikuläre Version eines postkapitalistischen Gesellschaftsentwurfs und schlage eine mögliche Fassung dieser vor: Kommunismus als offene Interessengemeinschaft.