Dmytri Kleiner, Mitgründer der Firma Telekommunisten und aufgetreten als Kritiker von Creative Commons, hat für das Mute-Magazin einen Aufsatz verfasst, in dem er seinen theoretischen Ansatz darstellt. Die nachfolgende Übersetzung stammt von mir, Fehler gehen auf meinen Deckel. Eine inhaltliche Diskussion des Aufsatzes folgt gibt es hier.
Schlagwort: wert
Unikat und Universalgut
Christian warf diese interessante Frage auf:
»…wenn eine Firma mich (als professionellen Softwareentwickler) beauftragt, ihnen eine Software entwickeln, hat, obwohl ich die Software für sie entwickle, dafür jede Menge abstrakter Arbeit aufwende, und sie ihnen schließlich (ggf. inklusive aller Rechte) aushändige, trotzdem kein Tausch stattgefunden? Genauer gesagt, ob ein Tausch stattgefunden hat, soll ich daran festmachen, ob anschließlich die Software nur bei einem bestimmten Kunden eingesetzt wird (”Unikat”, meine abstrakte Arbeit bleibt werthaltig, Tausch hat stattgefunden) oder bei mehreren/vielen (”Universalgut”, meine abstrakte Arbeit scheint nun plötzlich wertlos zu geworden zu sein, wodurch kein Tausch mehr stattgefunden hat, weil ich meinem Auftraggeber keinen “Gegenwert” geliefert habe)??«
Vier Fragen stecken hier drin:
- Kann man abstrakte Arbeit aufwenden?
- Findet ein Tausch statt, wenn sich eine Firma eine Software entwickeln lässt?
- Unterscheiden sich Unikat und Universalgut hinsichtlich ihrer Werthaltigkeit?
- Was ist mit Zwischenformen von Unikat und Universalgut?
Der Reihe nach.
Gorz über Universalgüter
André Gorz hat mit »Wissen, Wert und Kapital. Zur Kritik der Wissensökonomie« (Rotpunktverlag 2004) ein wichtiges Buch geschrieben, dass im wesentlichen in die gleiche Richtung zu argumentieren sucht, auf die es mir ankommt. Gorz unterscheidet Universalgüter und Allgemeingüter terminologisch noch nicht, inhaltlich ist die folgende Passage jedoch klar:
»Der Begriff des Wertes im ökonomischen Sinne als Tauschwert lässt sich nur auf Waren anwenden, das heißt auf Güter und für Dienstleistungen, die im Hinblick auf ihren Tausch produziert wurden. Was nicht durch menschliche Arbeit produziert ist sowie a fortiori was nicht produzierbar oder nicht tauschbar oder nicht für den Tausch bestimmt ist, hat keinen ökonomischen Wert. Das gilt … ebenso für Allgemeingüter die, wie etwa überliefertes Kulturgut, weder geteilt noch gegen andere ausgetauscht werden können. … (Sie) können allerdings beschlagnahmt werden. Es genügt, ihre Zugangsmöglichkeiten zu privatisieren, um Zugangsrechte erheben zu können. Auf diese Weise werden Allgemeingüter in Scheinwaren verwandelt, die den Verkäufern der Zugangsrechte eine Rente verschaffen.« (S. 33)
Universalgüter
Schon länger angekündigt, ist es nun soweit: Die Beiträge zum umstrittenen Thema »Universalgüter« sind online. Warum umstritten?
Mit der Einführung des neuen Begriffes des Universalguts wird die These vertreten, dass diese besondere Güterart grundsätzlich »wertlos« sei — unabhängig davon, ob das Universalgut in privatisierter oder freier Form vorliegt. In Bezug auf ihre Wertlosigkeit unterscheidet sich etwa die Freie Software damit nicht von der proprietären. Beide können einen Preis haben, und wenn sich jemand findet, der den Preis zahlt, dann ist der Tausch wertmäßig nicht äquivalent.
Airbus fliegt auf Open Source
Ist es gut oder schlecht, wenn »Open Source jetzt noch kommerzieller« wird, wie Benni berichtete? Kommt drauf an ist wie immer die richtige Antwort;-) Was bedeutet es, wenn Airbus jetzt ihre sicherheitskritischen Systeme als Copyleft-Software entwickelt? Warum machen die das? Die Antwort steht am Ende des heise-open-Artikels: Weil die Entwicklung in einem Copyleft-Konsortium billiger, nachhaltiger und unabhängiger ist.
Polit-ökonomisch reformuliert heisst das: Das Kapital muss seine produktive Substanz »entwerten«, um weiter als Kapital existieren zu können. Auf der »sachlichen« Seite werden dabei Freie Produkte (ganz im Sinne der vier Freiheiten) geschaffen – diese Kommerzialisierung lass ich mir gefallen. Hat da jemand »Kommunismus der Sachen« gerufen?
Wertfrei im Alltag. Heute: Kleinkindbetreuung
Wo Stefan schon eine Artikelserie macht, kann ich ja schlecht hinten an stehen. Deswegen jetzt auch eine von mir: Ich habe mir vorgenommen über meine Erfahrungen mit wertfreien Alternativen in ganz normalen Alltagssituationen zu schreiben. Davon gibt es mehr, als man so auf den ersten Blick vielleicht vermutet. Meistens gibt es auch eine wertförmig organisierte Alternative und ich versuche dann die Vor- und Nachteile beider Lösungen herauszuarbeiten und suche schliesslich nach Möglichkeiten die wertfreie Alternative zu fördern. Natürlich ist auch jedeR eingeladen selber eigene Erfahrungen beizusteuern im Rahmen dieser Reihe.
Als erstes möchte ich über meine Erfahrungen mit Betreuung für meinen Sohn schreiben.