Schlagwort: politische ökonomie

Der alte Marx und die Probleme des Kapitalismus

In einem seiner letzten Artikel hat Stefan den jungen Karl Marx lobend zitiert:

Marx geht hier von einem “menschlichen Wesen” aus, das unter den Bedingungen der Privatproduktion nicht zur Geltung kommen kann und dadurch sich selbst fremd werde. In der Entfremdung sieht Marx den Antrieb für die Aufhebung des (frühen) Kapitalismus.

Der alte MarxSpäter hat Marx diese frühe Auffassung als idealistisch und idealisierend kritisiert (und damit immer auch normalisierend – wie geht man mit Menschen um, die dem postulierten “menschlichen Wesen” nicht entsprechen oder entsprechen wollen?). In seinen späteren Texten hat Marx es deshalb konsequent vermieden, überhaupt mit irgendwelchen Annahmen über ein “menschlichen Wesen” zu argumentieren (abgesehen von tautologischen Annahmen wie dass Menschen so leben möchten, wie sie leben möchten, oder dass sie möglichst wenig von dem tun wollen, was sie nicht tun wollen).

Stefan kritisiert, dass dieser Verzicht auf ein postuliertes Menschenbild dazu führt, dass nicht mehr klar wird, warum man den Kapitalismus überhaupt überwinden solle. Eine positive “Quelle der Veränderung” könne “nur die entfaltete Individualität des Menschen sein”, die es (gemäß dem angenommenen Menschenbild) genießen, gemeinsam für andere zu produzieren und dabei deren Bedürfnisse zu befriedigen, wie das bei der freiwilligen Entwicklung Freier Software der Fall ist. Wenn es darum gehen soll, andere zu überzeugen, hat diese Argumentation allerdings einen doppelten Haken.

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Karl Marx über Freie Software

Karl Marx 1939 (Bild: public domain)Was Karl Marx vor mehr als 160 Jahren gedacht hat, wird zum Teil erst heute Realität. So auch die folgende Passage von 1844 über »Freie Software« und »Selbstentfaltung«, die Marx »individuelle Lebensäußerung« nennt (Bild rechts: Karl Marx mit 21 Jahren):

Gesetzt wir hätten als Menschen Freie Software hergestellt: Jeder von uns hätte in seiner Softwareentwicklung sich selbst und den anderen doppelt bejaht.

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»Copyfarleft — a Critique« published

Mute-MagazineMy draft paper »Copyfarleft — a Critique« has been extensively improved by Mute-Magazine (thanx, Ben!), and has now been published online. Teaser:

In July last year Mute published Dmytri Kleiner’s critique of copyright and it’s ‚radical‘ copyleft alternative, presenting a reformist programme based on Ricardo’s ‚iron law of wages‘. But Marx demolished this analysis 140 years ago, argues Stefan Meretz. Time for FLOSS to catch up?

Read the full text here.

Long Cycles – Zwischenstand

Joshau S. Goldstein, Long Cycles - Prosperity and War in the Modern AgeIm Rahmen meiner Forschungen zum Informationskapitalismus bin ich drüber gestolpert, dass ich mich eigentlich mal mit den diversen Theorien über sogenannte „lange Wellen“ befassen müsste. Letztens hat mich dann hier ein hilfreicher Kommentar auf die Spur eines schon etwas älteren (1988) Buches von Joshua S. Goldstein gebracht: „Long Cycles – Prosperity and War in the Modern Age“. Leider hat mich lange der hohe Preis von einer Lektüre abgehalten obwohl mich eine vielversprechende Rezension noch neugieriger gemacht hat. Kurz nachdem ich dann das Buch so billig wie verranzt in einem Antiquariat in Amsterdam gekauft hatte, stelle ich jetzt fest, dass es schon längst vom Autor ins Netz gestellt wurde. Naja, dicke Wälzer am Bildschirm lesen, ist eh keine Freude.

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Unvermittelt netzwerken

Die AG /unvermittelt der Neuen Geselllschaft für Bildende Kunst (NGBK) Berlin organisierte gestern am Freitag, 18.4.2008, eine Veranstaltung mit dem Titel »Von der Kunst Netzwerke für sich arbeiten zu lassen« (vgl. auch hier). Neben zwei weiteren Referentinnen, die über »Internationale Gärten« und »Ladyfest« berichteten, war auch ich eingeladen, um etwas zum Thema »Netzwerken« beizusteuern. Eine Vertreterin der Genossenschaft »Weiberwirtschaft« und drei Jungs des »Netzwerks Grundeinkommen« waren ebenfalls zu Gast. Apropos Jungs: Ohne die drei hätte die Männerquote wohl deutlich unter 20% gelegen — ist »Netzwerken« ein »Frauenthema«? Komisch…

Leben in zwei Welten

Leben in zwei Welten (Klicken zum Vergrößern)

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Commonismus kommt — als Slidecast

Hier nun wie versprochen der re:publica-Vortrag »Commonismus kommt. Zur politischen Ökonomie der Blogs« als Slidecast. Die Diskussion lief schon während des Vortrags. Die Beiträge aus dem Publikum habe ich ziemlich heftig verstärkt, so dass der Rauschlevel natürlich mit nach oben ging und die Akustik etwas »pendelt«. Nach dem Vortragsende gabs auch noch eine Diskussion, die allerdings nicht aufgezeichnet wurde. Und der Anfang (Begrüßung) fehlt auch. Sonst ist aber alles da (Dauer 01:08:03 Std.). Here we go:

re:publica08 — Vortrag über Commonismus

Eigentlich hatte ich geplant, meinen Vortrag auf der re:publica08 als Slidecast (Präsentation mit Ton) zu veröffentlichen. Aber leider habe ich die Aufnahme vor Ort versaut, weil ich vergaß, das Aufnahmegerät auf Kompression umzustellen. So lief der Speicher schnell voll, und die Hälfte fehlte 🙁

Ich hoffe nun, dass die re:publica-Organisatoren aus den Live-Streams der Veranstaltung auch noch Downloads erstellen werden. Hier zunächst mal die Präsentation als PDF und ODP.

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Information goods as genuine societal goods

[This is a translation of a German article by Stefan Meretz, also discussed on keimform.de (in german: 1|2|3|4). The article has been published in the magazines »Streifzüge« (issue 40/2007) and »Contraste« (issue 2/2007). Translation was done by Stefan Merten — many thanks!]

In issue 31 of the magazine krisis, Ernst Lohoff published a very interesting article. Title: »Der Wert des Wissens. Grundlagen einer politischen Ökonomie des Informationskapitalismus« (»The value of knowledge. Fundamentals of a political economy of the information capitalism«). It discusses the question whether digital information goods are commodities and whether they represent value substance (»Wertsubstanz«). Lohoff’s answer: They are neither commodities nor in an economical sense do they contain value. Here are the arguments in a short form.

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