Schlagwort: piraten

Liquid Feedback und die Dialektik des Datenschutzes

Es ist ja sei den Bundestagswahlen etwas ruhig geworden um die Piraten. Sie kreisten sehr um sich selbst. Nun ist mal wieder etwas aus dem Bauch der Piratenpartei nach oben gespült worden, was eine größere (Netz-)öffentlichkeit interessiert obwohl auch das eigentlich eine rein interne Angelegenheit ist.

Ich habe ja schon von Anfang an gesagt, dass – bei aller Kritik die ich an den Piraten geäußert habe – einer ihrer interessantesten Aspekte ihre Experimente mit neuen Demokratieformen sind. Zu diesem Zweck benutzt zum Beispiel der Berliner Landesverband ein Tool namens „Liquid Feedback“ (eine Implementation der Ideen der „Liquid Democracy„). Die Bundespartei will das laut einem Parteitagsbeschluss auch einführen. Was ist das überhaupt? Im Kern geht es um eine Mischung aus direkter und repräsentativer Demokratie. Ich kann je nach Thema selber abstimmen oder meine Stimme für bestimmte Themenkomplexe delegieren. Die Leute an die ich die Stimmen delegiere, können diese dann selbst wieder delegieren. Ich kann jederzeit meine Delegation widerrufen (Das Parteigesetz lässt allerdings nicht zu, dass Beschlüsse damit gefasst werden, das System soll also vorerst nur empfehlenden Charakter haben).

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Oops: »Piracy has always been a source of progress«

Sometimes ministers are not under well control of the media industry. The portuguese Minister of Science and Technology, Mariano Gago, stated that »piracy« increases the value for the producers due to the distribution of their content and that this is not surprising, since piracy has always been a source of progress and globalization.

Bad boy: Pressure from the media industry lobby forced the minister to publicly retract his statement. [via]

Die Sicherheit der Musik im Netz wird auch am Hindukusch verteidigt

von Christian von Borries

aus: Copy.Right.Now! Plädoyer für ein zukunftstaugliches Urheberrecht, S. 98-102, Lizenz: CC BY NC ND.

Über China, McLuhan, Monaco Media Forum, Kalter Krieg, Sascha oder Dascha, Volkseigentum, Informations-Imperialismus, Aneignung und Schellackplatten.

Wie ich als klassischer Musiker zu einem Kämpfer für die komplette Abschaffung des Urheberrechts gekommen bin? Das frage ich mich auch manchmal. (mehr …)

AntenneTux: Piraten-Abgeordneter im Interview

AntenneTux -- Linux im RadioIn der neuen Sendung von »AntenneTux – Linux im Radio«, die heute abend bei »Radio Z« ausgestrahlt wird, hat Peter Bußfeld den Münsteraner Piraten-Stadtrat Marco Langenfeld interviewt. Oh, oh. Gut, stellen wir in Rechnung, dass Marco Langenfeld noch frisch dabei ist und auch das Interview war recht energisch, doch über Strecken wirken die Antworten peinlich: neue Bäder privat betreiben, Geld direkt an Musiker geben statt an die Verwertungsgesellschaften, inhaltliche Positionen in der Sozialpolitik — gibt’s nicht, Hartz-4 erhöhen oder senken — mal sehn, Frauenanteil bei den Piraten — keine Ahnung. Einfach mal selbst anhören.

Außerdem in der Sendung (Download hier): Entstehung der schwedischen Piraten-Partiet, Freie Software als Fernstudium und neuer Hackerspace im westfälischen Münster.

Piraten-Wirtschaft: Ideologiefreie Ideologie

Piraten-LogoNachdem ich so nett eingeladen worden bin, das Wirtschaftsprogramm der sächsischen Piraten zu kommentieren, will ich dem auch gerne nachkommen. Die Kritik, die folgt, sei als konstruktive Kritik verstanden — auch wenn sie recht deutlich ausfällt. Wir können alle nur von einander lernen 🙂

Zunächst mal meine dicke Anerkennung dafür, dass sich die sächsischen Piraten sich trauen — können sie doch ahnen, dass sie ein vermintes Feld betreten. Das Bemühen, auf keine Mine zu treten, ist dem Entwurf anzumerken. Dadurch entsteht bei mir aber auch der Eindruck, dass sie lieber am Feldrand stehen bleiben und über die vielen Minen schauen, als den Schritt aufs Feld zu wagen. Verständlich.
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Die Piratenpartei auf dem Weg vom Schwarm zum Mob

Zur Europawahl hatte ich noch zur Wahl der Piratenpartei aufgerufen. Dazu stehe ich auch weiterhin. Seitdem hat sich diese Partei aber stürmisch entwickelt und ich fürchte nicht zu ihrem Besten. Warum interessiere ich mich überhaupt so sehr für diese Partei, dass ich mir mehrfach die Mühe gemacht habe ihre Entwicklung kritisch zu begleiten? Eigentlich sind wir Keimformer ja ansonsten nicht gerade für unsere Begeisterung für Parteien bekannt. Auch ich halte Parteien im Grunde für eine veraltete Form repräsentative Öffentlichkeiten zu beeinflussen.

Dennoch: Wenn es überhaupt so etwas wie eine antipolitische Partei geben kann, dann haben die Piraten viele Eigenschaften, die sie in diesem Sinne interessant machen:

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Gender Trouble bei den Piraten

3667539020_fe08418fb2_mSchon länger gibt es eine schwelende Auseinandersetzung in und um die Piratenpartei. Sie wurde oft als Männerpartei bezeichnet und meist war das kritisch gemeint. Jetzt hat eine harmlose Nachfrage die Blogosphäre zum Kochen gebracht. Julia Seeliger (Grüne) wollte bloß wissen, wie hoch denn der Anteil der Frauen bei den Piraten sei. Das kann ihr nun aber leider niemand beantworten, weil dieses Datum bei den Piraten nicht erhoben wird. Nun könnte man das einfach mit Datensparsamkeit begründen, aber das hieße die ideologische Bombe zu unterschätzen, die in diesem an sich harmlosen Fakt lauert. An der daraus sich entwickelnden Auseinandersetzung kann man nämlich viel lernen. Sowohl über die Piraten als auch über den aktuellen Stand des Feminismus hierzulande. Die ganze Auseinandersetzung hat sehr viele Parallelen zu Fragestellungen um den niedrigen Frauenanteil in Freien Sofware Projekten, was ja hier auch schon öfter Thema war. Scheinbar regt das Thema Nerdkultur vs. Feminismus jetzt aber mehr auf, wo es in die politische Sphäre vordringt.

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14 Thesen zum Urheberrecht

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  1. Musiker, Texter, Filmschaffende und andere Kreative sind auf ihr Publikum angewiesen. Ohne ihr Publikum wären sie nichts. Unter kapitalistischen Bedingungen sind sie aber ebenso darauf angewiesen ihr Publikum selektiv auszuschließen, wenn sie von ihrem Schaffen leben wollen – was sie müssen, wenn sie sich ganz auf ihr Schaffen konzentrieren wollen. Dabei handelt es sich um eine grundsätzliche Selbstfeindschaft der professionellen Kreativen, die unter kapitalistischen Bedingungen nicht zu verhindern ist. Diese Selbstfeindschaft ist dem Leben im Kapitalismus generell eigen, doch ist sie selten so unmittelbar wirksam wie bei den professionell Kreativen.

  2. In der industriellen Periode war es die Aufgabe von Verwertungsgesellschaften und Verwertungsindustrien diese Selbstfeindschaft zu organisieren. Der massenhafte Verkauf von Tonträgern und ähnliches ermöglichte es den Kreativen mit der Masse zu kommunizieren und trotzdem zu selektieren. Durch diese Versöhnung der Selbstfeindschaft konnte der weiterbestehende Widerspruch zwischen dem notwendigen Wunsch der Kreativen nach Publikum und dem ebenso notwendigen Ausschluss von Teilen des Publikums verdeckt werden. (mehr …)

Piraten-Dilemma

CC-BySa: flickr.com/photos/biwook/145765624/

[Bild: Ioan Sameli, CC-BySa: flickr.com/photos/biwook/145765624/]

Die schwedische Piratenpartei wollte ursprünglich das Urheberrecht komplett abschaffen, jetzt — nach einigem Erfolg — soll das Urheberrecht bleiben, stattdessen aber auf fünf Jahre begrenzt werden. Dafür hat sie nun von Maximo Lider R.M. Stallman eine Schelte einstecken müssen, nicht, weil er das als Aufweichung der ursprünglichen Ziele sieht, sondern weil ihm das zu weit geht.

Wie das?

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Piratenkritik

Ich verfolge gerade den Bundesparteitag der Piratenpartei nebenher im Livestream. Ich hatte ja zur Europawahl zur Wahl der Piratenpartei aufgerufen. Selbst bin ich zwar wohlwollender Beobachter aber kein Mitglied, weil ich viel zu sehr Antipolitiker bin, um bei einer Partei mizumachen. Mir sind beim Livestreamgucken ein paar Sachen aufgefallen, die mich bezüglich der politischen Kultur in dieser Partei doch etwas iritiert zurück lassen:

  • Trotz aller vor sich her getragenen Distanz zum politischen Geschäft gibt es eine geradezu gespenstisch anmutende Begeisterung auch ja alles „richtig zu machen“. Schon immer tummeln sich in der Netzkultur auch die Grammatiktrolle und Regelfetischisten wie sonst nirgendwo (ausser vielleicht in Kleintierzüchtervereinen). Jetzt haben sie eine Partei zum Austoben. So wirkte das Ganze zeitweise mehr wie eine Parodie eines Parteitages oder wie eine Partie Nomic. Die Piraten sollten aufpassen, dass sie nicht von der Legalistenpartei unterwandert werden.

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