Gender Trouble bei den Piraten
Schon länger gibt es eine schwelende Auseinandersetzung in und um die Piratenpartei. Sie wurde oft als Männerpartei bezeichnet und meist war das kritisch gemeint. Jetzt hat eine harmlose Nachfrage die Blogosphäre zum Kochen gebracht. Julia Seeliger (Grüne) wollte bloß wissen, wie hoch denn der Anteil der Frauen bei den Piraten sei. Das kann ihr nun aber leider niemand beantworten, weil dieses Datum bei den Piraten nicht erhoben wird. Nun könnte man das einfach mit Datensparsamkeit begründen, aber das hieße die ideologische Bombe zu unterschätzen, die in diesem an sich harmlosen Fakt lauert. An der daraus sich entwickelnden Auseinandersetzung kann man nämlich viel lernen. Sowohl über die Piraten als auch über den aktuellen Stand des Feminismus hierzulande. Die ganze Auseinandersetzung hat sehr viele Parallelen zu Fragestellungen um den niedrigen Frauenanteil in Freien Sofware Projekten, was ja hier auch schon öfter Thema war. Scheinbar regt das Thema Nerdkultur vs. Feminismus jetzt aber mehr auf, wo es in die politische Sphäre vordringt.
Bei den Piraten scheint es zwei große Fraktionen zu geben. Beide geeint in der Abwehr von Aufforderungen von Außen mehr dafür zu tun, dass sich Frauen bei den Piraten wohl fühlen. Zum einen gibt es jede Menge waschechte Antifeministen, bis hin zu nur kaum verhohlenem Frauenhass. Die haben wohl offensichtlich den Ratgeber „Making Discrimination Easier“ gelesen und die eigentlich satirische Absicht dahinter ignoriert. Die interessantere Position ist eine postfeministische, die auch von selbstbewussten Frauen bei den Piraten vertreten wird. Ich zitiere Mela Eckenfels als Beispiel:
„Ich möchte selbstverständliche Gleichberechtigung statt Feminismus. Jeder weibliche Pirat denkt für sich selbst.
Wir müssen nicht gerettet werden.
Wir wollen nicht gerettet werden.Versteht das und versteht das wir ‚Frauenpolitik‘ für ein Instrument des letzten Jahrhunderts halten, das Ungleichheit zementiert statt sie zu beseitigen.“
Sie schildert selbst den biografischen Hintergrund von dem aus sie zu dieser Auffassung gekommen ist:
„Als Teenager hatte ich schwere Probleme mit meinem Frau-Sein. Aber nicht das Frau-Sein war das eigentliche Problem, sondern eine Frau in dieser Gesellschaft zu sein. Es wurden Ansprüche an mein Verhalten und Sein an mich herangetragen die ich weder erfüllen konnte, noch wollte. „Es ist gefährlich als Frau alleine im Dunkeln unterwegs zu sein…“ war nur eine dieser Einschränkungen die ich für mich nicht annehmen wollte.
Ich habe mich dadurch nicht behindern lassen. Ich habe die Angst vor der Schwäche als Frau mein Leben nicht bestimmen lassen. Ich habe meinen Freundes- und Bekanntenkreis so zusammengestellt das mein Frau-Sein keine Rolle spielte. Ich habe einen Beruf gewählt, der für Frauen doch ach so ungewöhnlich sein muß. Es machte keinen Unterschied. Ich bin eine Person und werde als solche angenommen. Mein Umfeld wertet meine Worte nicht nach der Frage ob sie von einer Frau oder einem Mann kommen.. Sie kommen von einer Person, die sie je nach Sinnhaftigkeit meiner Aussagen mehr oder weniger ernst nehmen.
Seitdem habe ich keine Probleme mehr mit meinem Geburtsgeschlecht.
Und nun kommt IHR und wollt mir erzählen das ich anders bin und das Anderssein vor mir herzutragen habe? Ist es zu gefährlich für mich in der dunklen Gleichberechtigung der Piratenpartei?“
Das ist eine wie ich finde völlig nachvollziehbare Einstellung. Wer einmal gelernt hat, nicht mehr Opfer zu sein, will sich diese Rolle auch nicht mehr aufdrängen lassen. Doch taugt es auch als politische Maxime? Was ist mit den Teenagern die heute in der Lage sind, in der Mela früher war? Was ist mit den Frauen, die nicht ihren Weg gegangen sind, weil sie vielleicht nicht die Kraft hatten sich über gesellschaftliche Konventionen hinweg zu setzen? Oder was ist mit den Frauen, die immer noch deutlich schlechter verdienen als ihre männlichen Kollegen? Was mit den immer noch zahlreichen Opfern männlicher Gewalt? Und schließlich: was ist mit den Frauen, die sich gerne für Bürgerrechte engagieren würden, die aber die piratige Nerdkultur in der es immer auch die Fraktion der oben geschilderten Sexisten gibt nicht ertragen? Ich glaube sofort, dass man damit kein Problem haben muss, aber ist das wirklich ein Argument? Reicht es nicht, wenn nur eine Frau aufsteht und sagt: „He, ich würde an sich gerne bei euch mitmachen aber der unterschwellige Sexismus hält mich davon ab.“? Was die Piraten antworten ist bloß: Jeder kann bei uns mitmachen, so lange er ein Mensch ist (Ich vermute mal, sie würden das sogar sofort ausweiten, wenn es auch nur leiseste Anzeichen extrahumaner Intelligenzen gäbe).
Das wiederum wirft eine andere Frage auf. Der Feminismus hat immer betont, dass die ganze westliche Geistesgeschichte mindestens seit der Aufklärung immer von „Mensch“ gesprochen hat, wenn sie „Mann“ meinte (Und Antirassisten haben das auf „weißer Mann“ erweitert (und die Schwulenbewegung auf „weißer heterosexueller Mann“ (und …))). In diese Falle tappen die Piraten hier. Sie erklären die Utopie der Aufklärung (in diesem Fall hier für die Frauen) für schon eingetreten. Alle Menschen sind gleich. Leider ist dem nicht so. Auch nicht bei den Piraten.
Die Piraten sollten mehr auf die Leute in ihren eigenen Reihen hören, die sich dieses Problems bewusst sind. Nur weil man selbst ein Problem nicht hat, sei es aufgrund von Privilegien oder auf Grund von einem langen Lernprozess, sollte man es nicht zu einem „Problem anderer Leute“ machen.
Ein anderes spannendes Thema wäre mal genauer zu gucken, wie denn die verschiedenen Strömungen des Feminismus in dieser Frage auftreten. Schließlich erinnert die Piratenposition „Das Netz macht uns gleich“ auch sehr an den Cyborg-Feminismus einer Donna Haraway. Machen differenzfeministische oder gleichstellungsfeministische Positionen hier einen Unterschied? Wenn ja, welchen?
Ein Kommentar zu den weiblichen „Piraten“, die in dieser Debatte quasi als Kronzeuginnen in die Bresche springen. Das Phänomen, das auch Frauen keine Ahnung von Genderfragen haben ist nicht neu. Es ging mir lange Zeit selbst so. Ehrlich: Mich hat dieses ganze Frauengequatsche angenervt, wie viele, die jetzt gereizt in Foren und Blogs auf das Thema Piraten und Feminismus reagieren. Diesen vielen sei gesagt:
Im Gegensatz zu Euch habe ich mich dann damit befasst. Ich habe erst den Sinn und die Legitimation des Feminismus begriffen, nachdem ich mich mit seiner Geschichte (zumindest) seit dem 19. Jahrhundert befasst habe. Das ist viel Arbeit. Ich kann nicht in jedem Forum einen Crashkurs zum Feminismus bieten und mich dort aufreiben und beschimpfen lassen. Ihr müsst da selbst durch.
Ich sage es Euch mit der ganzen Arroganz, mit der einige „Piraten“ in der Debatte auftreten, in der festen Annahme, sie hätten das Fachwissen, den feministischen Diskurs als abgehakt zu deklarieren. Befasst Euch damit, bevor Ihr Euch erdreistet Eure „Meinung“ in Blogs und Foren herauszukotzen.
Erst wenn man eine Utopie lebt, wird sie zur Wahrheit.
„Was ist mit den Frauen, die nicht ihren Weg gegangen sind, weil sie vielleicht nicht die Kraft hatten sich über gesellschaftliche Konventionen hinweg zu setzen?“
Was ist mit Männern, die nicht die „Kraft hatten“, ihren Weg zu gehen? Kann man „Kraft“ verordnen? Meint wirklich irgendjemand, dass es Frauen in dieser Gesellschaft schlechter geht?
„Oder was ist mit den Frauen, die immer noch deutlich schlechter verdienen als ihre männlichen Kollegen?“
Was ist damit, dass 80% der Obdachlosen oder 80% der Selbstmörder Männer sind? Warum verdienen Frauen im Schnitt schlechter, obwohl sie gesetzlich nur bevorzugt sind? (kein Zwangsdienst, bevorzugte Einstellung im ÖD bei gleicher Qualifikation, girls days, usw.) Vielleicht weil Frauen Geld und Status nicht annähernd so wichtig sind wie Männern? Weil es die Chancen beim anderen Geschlecht nicht erhöht? Weil sich Männer mit solchem krankhaftem Statusstreben auf der anderen Seite oft selbst kaputtmachen? (siehe Anteil der Obdachlosen und Selbstmörder) Weil Frauen sich nicht gleich als „Versager“ fühlen, wenn sie es nicht „nach oben“ schaffen und daher glücklicher sind?
„Was mit den immer noch zahlreichen Opfern männlich2er Gewalt?“
Die zum größten Teil selbst Männer sind!
„Und schließlich: was ist mit den Frauen, die sich gerne für Bürgerrechte engagieren würden, die aber die piratige Nerdkultur in der es immer auch die Fraktion der oben geschilderten Sexisten gibt nicht ertragen?“
Diese Unterstellung ist eine bodenlose Frechheit! Es gibt keinen Sexismus bei den Piraten, weibliche Piraten werden hofiert, über jede wird sich gefreut, sie werden als vollwertige Mitglieder respektiert. Und sie sind vor allem selbstbewusst. Warum sind selbst bei den Grünen, wo Frauen doch derart durech Quoten bevorzugt sind, wo „Frauen nach oben!“ Motto ist, mehr als 60% der Mitglieder Männer? Sind die Männer daran schuld, wenn Frauen im Schnitt weniger Interesse daran haben sich in der Politik zu engagieren? Es ist wirklich dieser alte Spruch, der sich hinter dieser angeblich so „progressiven“ Ideologie befindet: „Die Männer sind an allem schuld!“
„Reicht es nicht, wenn nur eine Frau aufsteht und sagt: “He, ich würde an sich gerne bei euch mitmachen aber der unterschwellige Sexismus hält mich davon ab.”?“
Wieder ohne Belege. Es gibt keinen Sexismus bei den Piraten. Wie soll der aussehen?
Ich hab noch nie von einer Frau bei den Piraten gehört, dass sie sich unwohl fühlt (und ja, es gibt viele Frauen bei uns, zumindest 10x soviele wie Rentner – sollen wir uns jetzt aquch rehctfertigen, warum wir Rentner „abschrecken“?).
Wie gesagt, Frauen werden (wie in allen Parteien) sogar besonders gern gesehen bei den Piraten, es gibt sogar Plakate „Wir brauchen Frauen“, Aufrufe „Bitte engagiert euch bei uns!““
„Was die Piraten antworten ist bloß: Jeder kann bei uns mitmachen, so lange er ein Mensch ist.“
Ist das etwa keine gute Einstellung? Was ist daran falsch?
„Der Feminismus hat immer betont, dass die ganze westliche Geistesgeschichte mindestens seit der Aufklärung immer von “Mensch” gesprochen hat, wenn sie “Mann” meinte (Und Antirassisten haben das auf “weißer Mann” erweitert (und die Schwulenbewegung auf “weißer heterosexueller Mann” (und …))). In diese Falle tappen die Piraten hier. Sie erklären die Utopie der Aufklärung (in diesem Fall hier für die Frauen) für schon eingetreten. Alle Menschen sind gleich. Leider ist dem nicht so. Auch nicht bei den Piraten.“
Du meintest obwohl was umgekehrt 😉 Nur mal nebenbei: was meinst du von was das Wort „Mensch“ kommt? Der Wortstamm ist nicht schwer zu erraten. Trotzdem fühlt sich jeder als Mensch, oder? „Alle Menschen sind gleich“ ist einfach falsch. Das ist Kommunismus pur, aber es stimmt nicht. Wir haben unterschiedliche Gene, Veranlagungen, ja und auch Mann und Frau sind sehr unterschiedlich (Gene, Hormone, Struktur des Gehirns). Und ich sage: zum Glück sind wir nicht alle gleich, das wäre extrem langweilig. Es ist menschenverachtend, zu meinen, wir wären als weiße, unbeschriebene Blätter geboren worden und die Unterschiede kämen alle von der „bösen Gesellschaft“, das macht den individuellen Menschen (und das Geschlecht ist ein wichtiger TEIL der Individualität – dass Männer und Frauen sehr unterschiedlich sind, läßt nicht den Umkehrschluß zu, dass „alle Männer gleich“ oder „alle Frauen gleich“ sind, ein bißchen weniger schwrz-weiß-denken bitte) zu einer Null, einem Nichts. Und es wiederspricht jeder Erfahrung UND der Naturwissenschaft. Und es wiederspricht Individualismus und Pluralismus.
Hier noch ein schöner Artikel zum selber nachdenken:
http://www.brandeins.de/archiv/magazin/wir-lieben-die-vielfalt/artikel/die-besserverdienerinnen.html
Lieber Benni, was du hier schreibst, ist ganz richtig analysiert, aber ich will gerade noch einen Schritt weitergehen. Meine Alternative ist nicht: „Ich verstehe ich mich als gleich und habe den Opferstatus überwunden“ versus „Ich sehe ein, dass es noch Diskriminierungen gibt“. Ich bin weder gleich, noch Opfer, sondern ich halte die sexuelle Differenz als Platzhalter oder Spiegel für unsere Fähigkeit (als Gesellschaft), überhaupt mit dem Anderen umzugehen oder damit auch nur zu rechnen, dass es sowas gibt. Und genau das gelingt mir leider nicht, zu vermitteln. In den Diskussionen wird mir ständig vorgehalten: Entweder du bist bereit, dich uns anzuschließen, oder es interessiert uns nicht, was du zu sagen hast. Gewissermaßen ist das Borg-Denkweise: „Sie werden assimiliert, Widerstand ist zwecklos.“ (Von daher fand ich ganz lustig, dass du das mit dem Außerirdische schriebst. Ja, wahrscheinlich würden wir die uns auch gleich als „Gleiche“ einverleben). In dieser Hinsicht sind die Piraten keineswegs ein Gegengewicht zum Mainstream unserer Gesellschaft, sondern seine Speerspitze, sie sprechen deutlich aus, was anderswo nur unterschwellig wabert.
Mir geht es jedenfalls gerade NICHT um ein Problem, das wir Frauen hätten (mit den Piraten oder mit sonstwas), sondern um die kulturelle Armut einer Gesellschaft, die das Andere, als echte Differenz und nicht als Variante des eigenen, gar nicht mehr denken kann, sondern der nur einfällt, die Anderen entweder zu beherrschen oder sich anzugleichen. Das betrifft keineswegs nur das Verhältnis von Frauen und Männern, sondern viele andere Themen. Ich mache aber die Erfahrung, dass im Feminismus (als politischer Bewegung, nicht als Ideologie) über diese Themen am ehesten überhaupt noch nachgedacht wird.
Ich finde die Diskussion sehr interessant.
Ja, die Piratenpartei hat derzeit keine Erhebung darüber, wie hoch ihr Frauenanteil ist.
Habt ihr, die ihr ausserhalb der Partei steht, euch mal Gedanken gemacht, um wie viele PErsonen die Piratenpartei allein in den letzten Monaten gestiegen ist und wie viel Arbeit da neben dem Wahlkampf erledigt werden muss?
Wie viel Arbeit da drin steckt, bekomme ich hautnah mit und bin als Piratin und Ehefrau eines Landesvorstandsmitglieds durchaus auch involviert. Ich für meinen Teil habe mich in der Piratenpartei bisher noch kein einziges mal diskriminiert gefühlt, weil ich eine Frau bin. Im Gegenteil habe ich eher den Eindruck, dass Frauen es zur Zeit leichter haben in der Piratenpartei etwas zu ‚erreichen‘ als so mancher Mann – es sei dahin gestellt, ob das nun positiv ist oder nicht. In Schleswig-Holstein jedenfalls ist als Spitzenkandidat zur Landtagswahl eine Frau auf der Liste. Zufall? Sicher nicht.
Wir mögen vielleicht nicht 50% Frauenanteil haben, aber ich möchte fast eine Wette eingehen ohne selbst konkrete Zahlen zu haben: vergleicht man bei der Piratenpartei die Anzahl der männlichen und weiblichen Mitglieder und setzt diese ins Verhältnis und vergleicht dann, wie viele Frauen im Verhältnis irgend welche Ämter besetzen – dann würde es mich nicht wundern, wenn als Ergebnis heraus kommt, dass die Frauen überproportional viele Ämter besetzen im Vergleich zu ihrer Anzahl in der Partei.
Statt einfach mal wilde Parolen auszuwerfen und Behauptungen aufzustellen – wie der, dass es stark antifeministische Männer in der Piratenpartei gibt, wäre doch eine sachliche Disskusion angebrachter. Was wollt ihr denn? Wollt ihr, die ‚Männerkultur‘ Piratenpartei dazu bringen sich mit dem Thema Feminismus auseinander zu setzen? Das funktioniert ganz sicher und besonders toll durch Angriffe und Unterstellungen. Die wird ‚die Piratenpartei‘ auch überhaupt nicht in eine Verteidigungshaltung gedrängt, die sie eigentlich nicht mal einnehmen will.
Sorry, dafür habe ich wenig Verständnis. Ja, die Piratenpartei wird sich über kurz oder lang auch mit diesem Thema auseinandersetzen müssen. Aber wir sind keine Wunderkinder und wir brauchen Zeit.
Sehr gute Beiträge! Ich habe mich leider noch nie näher mit dem Thema beschäftigt, werde das aber jetzt nachholen. Danke für die Denkanstöße und die wertvollen Kommentare.
@Katja Müller
In weiten Teilen würde ich Deinem Beitrag sogar zustimmen. Ich sehe dass Problem, dass die PP sich in eine Verteidigungshaltung gedrängt sieht. Ich verstehe voll und ganz, dass in diesem politischen Engagement jede Menge Arbeit steckt.
Nun gab es aber jede Menge derbe Angriffe in feministischen Blogs von tatsächlichen oder selbsternannten Piraten. Fragt sich also, wer wen angreift. Kritisches Nachfragen muss doch erlaubt sein.
Ich bin gespannt, wie sich die PP zum Genderthema positionieren wird, noch ist alles möglich. Gruß an Deinen Mann.
@Coduck Solche nachdenklichen Piraten sind mir schon weitaus sympathischer.
Diskriminierung beginnt da, wo man den Unterschied zum Thema macht.
@Ente81: „Das Phänomen, das auch Frauen keine Ahnung von Genderfragen haben ist nicht neu.“ Ich hoffe du unterstellst das nicht der persönlich benannten Frau. Dieses „wer nicht meiner Meinung ist hat sicher keine Ahnung“ das man da herauslesen kann wird an den Piraten kritisiert, du machst es dir damit aber zu eigen. Aus dem Grund empfehle ich auch dir mal meinen Artikel hier durchzulesen, der betrifft (anscheinend) nicht nur Piraten:
http://wiki.piratenpartei.de/Benutzer:Eckes/Unfehlbarkeit_der_Piraten
Bernd
(der sehr gerne unter dieser selbständigen oben zitierten Frau leidet 🙂
@Ente81: „Befasst Euch damit, bevor Ihr Euch erdreistet Eure „Meinung“ in Blogs und Foren herauszukotzen.“
Dieser Satz alleine ist fürchterlich disqualifizierend. Sorry.
Ohne die Stärkung der Rechte von Männern und Jungen kann es keine wirkliche Gleichberechtigung geben. Frauen werden in unserer Gesellschaft viel zu oft bevorzugt. Das muss sich ändern!!
1. Weit mehr Männer als Frauen erkranken oder sterben an den gesundheitlichen Folgen ihrer Berufstätigkeit: 24 von 25 „Todesberufen“ sind Männerjobs. (Quelle: Gisela Getty und Julia Winkelmann: Future Sex, Düsseldorf/München 1996, S. 121). Deutschland braucht gesetzliche Regelungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für Männer in risikoreichen Berufen.
2. Die Politik richtet ihr Augenmerk im Gesundheitswesen vor allem auf Frauengesundheit. Angesichts der um etwa sechs Jahre niedrigeren Lebenserwartung von Männern ist das eine nicht nachvollziehbare Entscheidung. Stattdessen ist zu fordern:
• Die Erstellung eines Männergesundheitsberichts und einer Männergesundheitsdatenbank analog zu den bereits bestehenden Einrichtungen dieser Art für Frauen.
• Die medizinische Forschung muss sich stärker um den Mann, seinen Körper und seine Gesundheit kümmern. Bisher lag der Fokus in vielen Bereichen auf der Frauengesundheit, während der Wissensstand der Medizin über den männlichen Körper einige Lücken aufweist. (Siegfried Meryn/Markus Metka/Georg Kindel: Der Mann 2000. Die Hormon-Revolution, Wien 1999, S. 24)
• Verstärkte Aufklärung über Männergesundheit und mehr Anreize für Männer, an Krebsvorsorgeuntersuchungen teilzunehmen.
• Eine zeitgemäße und angemessene Prostatakrebsvorsorge, u.a. durch Aufnahme der PSA-Wert-Bestimmung in die gesetzliche Prostatakrebs-Früherkennung.
• Bessere Aufklärung über Hodenkrebs: Viele Männer erkranken an Hodenkrebs in einem Alter, in dem die gesetzliche Krebsfrüherkennung noch nicht greift. Deshalb ist eine gesetzlich vorgeschriebene Information an alle junge Männer ab 18 Jahren notwendig, die über diese Gefahr und die Möglichkeit der Selbstdiagnose aufklärt.
• Depressionen müssen bei Männern stärker erforscht und besser behandelt werden. Diese Krankheit wird bei Männern häufig nicht als solche erkannt oder sie wird ignoriert (http://www.aerztewoche.at/viewArticleDetails.do?articleId=15), obwohl beispielsweise knapp dreimal so viele Männer wie Frauen Selbstmord begehen (http://www.welt.de).
3. Nicht nur bei Suiziden, sondern auch bei Obdachlosen (ca. 90 Prozent Männeranteil bei den völlig Wohnungslosen; http://www.wohnungsnotfallhilfe.nrw.de/de/das_thema/frauen.html) und Suchtkranken stellen Männer die Mehrzahl der Betroffenen. Trotzdem gibt es gezielte Hilfsangebote und Beratungsstellen von Bund, Ländern, Gemeinden, Kirchen und Wohlfahrtsverbänden in erster Linie für Frauen. Ähnliches gilt für Angebote wie Ernährungsberatung, Selbstbehauptungskurse und Migrantenförderung. Wichtig ist, dass auch für Männer in sozialen Notlagen verstärkt vergleichbare Hilfsangebote bereitgestellt werden, die auf ihre speziellen Probleme zugeschnitten sind.
4. Weit häufiger als Frauen werden Männer zum Opfer von Gewalttaten (im öffentlichen Raum stellen sie rund 2/3 aller Opfer; http://www.bka.de/pks/pks2006/p_2_1_5.pdf). Doch die meisten Maßnahmen der Vorbeugung, Beratung und Hilfe stehen in erster Line Frauen zur Verfügung. Beispiel: In §44 SGB IX wird ausschließlich weiblichen behinderten Gewaltopfern ein Selbstbehauptungskurs als gesetzliche Sozialleistung bezahlt, männlichen behinderten Gewaltopfern dagegen nicht. Gleichberechtigung bezüglich Hilfsangeboten für weibliche und männliche Gewaltopfer!
5. Das Bundes-Familienministerium hat inzwischen anerkannt, dass bei häuslicher Gewalt Frauen die Hälfte der Täter stellen (http://www.bmfsfj.de). Dennoch verbreiten Politik und Medien weiterhin die Legende von der Frau als Opfer des gewalttätigen Mannes. Männer werden als Opfer häuslicher Gewalt kaum zur Kenntnis genommen. Gewalt von Frauen ist ein gesellschaftliches Tabu; deswegen trauen sich nur wenige Männer, bei der Polizei Anzeige gegen ihre Partnerinnen zu erstatten. Oft wird ihnen auch nicht geglaubt, und es mangelt außerdem an geeigneten Hilfsangeboten für betroffene Männer. Häusliche Gewalt muss unabhängig vom Geschlecht bekämpft werden. Gewalt von Frauen in der Familie darf nicht länger ein Tabu sein.
6. Sexueller Missbrauch von Kindern durch ihre Mütter ist ebenfalls immer noch ein Tabuthema. Deshalb: verstärkte Aufklärung über diese Art Missbrauch und die Einrichtung und Unterstützung von Organisationen, die von Frauen missbrauchte Kinder betreuen.
7. Internationale Untersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass Frauen vor Gericht für das gleiche Delikt seltener verurteilt und milder bestraft werden als Männer (vgl. Martin van Creveld: Das bevorzugte Geschlecht, München 2003, S. 229ff.). Deshalb: Vorurteilsfreie Überprüfung der Verhältnisse in Deutschland und die Durchsetzung einer geschlechtsunabhängigen Rechtsprechung!
8. Falschbezichtigungen gegen Männer wegen Vergehen wie z.B. sexuellem Missbrauch, Vergewaltigung und häuslicher Gewalt können die Betroffenen extrem belasten, ja zugrunde richten (vgl. Arne Hoffmann: Sind Frauen bessere Menschen?, Berlin 2001, S. 347 ff.). Solche Falschbezichtigungen von Frauen müssen konsequent juristisch verfolgt und bestraft werden. Da im persönlichen Nahbereich häufig eine große Hemmschwelle für eine Strafanzeige gegen die Falschbezichtigerin besteht, müssen diese Straftaten von Amts wegen verfolgt werden!
9. Frauen dürfen zur Bundeswehr, Männer müssen dorthin. Das ist mit dem Gleichheitsgrundsatz der Verfassung nicht zu vereinbaren. Zur Herstellung wirklicher Gerechtigkeit muss die Wehrpflicht entweder abgeschafft werden oder für beide Geschlechter gelten.
10. Auch innerhalb der Armee ist eine Gleichberechtigung von Männern und Frauen nicht gewährleistet. So darf die sexuelle Würde der Soldatinnen nicht verletzt werden. Entsprechende Bestimmungen zum Schutz von Männern gibt es nicht. Auch bei anderen internen Vorschriften, der Ausbildung (Sportnormen) und den Auslandseinsätzen (häufig nur Innendienst), ist eine Bevorzugung von Soldatinnen festzustellen. Auch hier muss der Gesetzgeber für Gleichbehandlung sorgen. Keine Bevorzugung von Soldatinnen!
11. Wegen ihrer geringeren Lebenserwartung müssen Männer bei gleichen Auszahlungen monatlich weniger in die private Altersvorsorge investieren. Da das auf einer versicherungsmathematisch begründbaren Risikoabschätzung beruht, ist es auch nach dem Antidiskriminierungsgesetz erlaubt. Im Gegensatz dazu werden bei der privaten Riesterrente Unisextarife vorgeschrieben. Deshalb: Wiedereinführung der geschlechtsbezogenen Tarife! Männern kann nicht zugemutet werden, mit ihren Beiträgen den längeren Rentenbezug von Frauen zu subventionieren, die in keinerlei Beziehung zu ihnen stehen.
12. Die bei der Riesterförderung gezahlten Kinderzuschläge werden grundsätzlich der Mutter überschrieben. Der Vater kann die ihm zustehende Hälfte nur erhalten, wenn seine Frau schriftlich ihr Einverständnis erteilt – das sie einmal jährlich einseitig und ohne Angaben einer Begründung widerrufen kann. Zukünftig müssen die Kinderzuschläge automatisch hälftig auf beide Eltern aufgeteilt werden, und zwar unabhängig von der Art der gewählten Lebensform. Eine freiwillige Überschreibung der anteiligen Zuschläge von einem Partner auf den anderen ist dadurch unbenommen.
13. An den Unisextarifen der gesetzlichen Rentenversicherung ist auf Grund der langen Beitragszeiten nicht zu rütteln. Die kürzere Lebensdauer der Männer führt jedoch bei Jahrgängen ab 1970 zu einer negativen, also grundgesetzwidrigen Verzinsung.Das Renteneintrittsalter der Männer muss deshalb um die gegenüber Frauen geringere Lebenserwartung gesenkt werden. Dieser frühere Renteneintritt könnte in dem Maße abgeschmolzen werden, in dem sich die Lebenserwartung von Männern und Frauen angleicht.
14. Im Jahr 2006 lagen die absoluten Arbeitslosenzahlen in Deutschland bei den Männern im Jahresdurchschnitt um etwa 15,5% höher als bei den Frauen (http://www.sozialpolitik-aktuell.de/datensammlung/4/tab/tabIV22.pdf). Die Arbeitslosenquote betrug bei Männern und Frauen jeweils 12 Prozent (http://www.sozialpolitik-aktuell.de/datensammlung/4/tab/tabIV19.pdf). In der Altersgruppe bis 25 Jahren waren Männer im Jahr 2005 sogar um 40% häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als Frauen (http://www.dgb.de). Die Arbeitslosenquote in Deutschland ist von 1992 bis 2006 bei Männern um 103 Prozent, bei Frauen um 70 Prozent gestiegen (http://www.sozialpolitik-aktuell.de/datensammlung/4/tab/tabIV22.pdf). Deutschland braucht eine Arbeitsmarktpolitik, die sich an der Realität der Arbeitslosenzahlen orientiert!
15. Jungen weisen schlechtere Schulleistungen auf und stellen auf Haupt- und Sonderschulen die Mehrheit, auf Gymnasien die Minderheit der Schüler (http://www.bmfsfj.de). Als eine der Ursachen gilt der geringe Männeranteil bei erzieherischen und Lernberufen. Bekannt ist auch, dass Jungen sich im Bereich Motorik und Sprachkompetenz langsamer als Mädchen entwickeln, was ihre Chancen schon bei der Einschulung verschlechtert.
Jungen bekommen in der Schule jedoch auch dann schlechtere Noten als Mädchen, wenn sie den gleichen Wissensstand haben. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht des Bundesbildungsministeriums, für den verschiedene Studien ausgewertet wurden. (http://www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,524828,00.html).)
Wir brauchen eine verstärkte Männerförderung in den pädagogischen Berufen, damit Jungen in Kindergarten und Schule mehr männliche Bezugspersonen haben. Außerdem bedarf es einer deutlich stärkeren Berücksichtigung der Eigenarten von Jungen in Unterricht und Erziehung. Im Vorschul- und Grundschulbereich bedarf es der gezielten Jungenförderung in Sprachentwicklung und Motorik.
17. Jungen weisen laut PISA-Studie eklatante Defizite in der Lesekompetenz auf; weit höher als die Defizite der Mädchen in den Bereichen Mathematik und Naturwissenschaften (http://pisa.ipn.uni-kiel.de/Kurzfassung_PISA_2003.pdf). Trotzdem werden vor allem Initiativen in Richtung mädchenorientiertes Lernen für Mathematik/Naturwissenschaften gestartet (z.B. „SINUS“). Ein eigenes Kompetenzzentrum soll die Integration von Mädchen und Frauen in naturwissenschaftliche Bereiche forcieren. Etwas Ähnliches für die Probleme der Jungs gibt es nicht einmal ansatzweise, wäre aber überaus notwendig. Unser Land braucht eine gezielte jungenspezifische Förderung im Bereich Lesekompetenz. Gleichstellungsstellen und Jugendeinrichtungen müssen neben der Mädchenförderung auch zu einer gezielten Jungenförderung verpflichtet werden.
18. Auch die speziellen Probleme ausländischer Jungen werden von der Politik häufig ignoriert. So stellte das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend im Jahr 2004 eine Studie über die Situation der Migrationskinder in Deutschland vor, die sich ausschließlich mit der Situation der weiblichen Jugendlichen beschäftigte, ohne auf die männlichen Migrationskinder einzugehen (http://www.bmfsfj.de).
Beim Integrationsgipfel 2006 sowie im abschließenden nationalen Integrationsplan 2007 kam ebenfalls nur die Situation von Frauen und Mädchen zur Sprache. Migrantenjungen, also die größten Bildungsverlierer, wurden damit von der ersten Studie bis zum fertigen Integrationsplan gezielt und bewusst ausgegrenzt. Angesichts der Gefahren von Kriminalität, Drogen und Islamismus muss die Politik ihre Einseitigkeit in Bezug auf ausländische Jugendliche aufgeben!
19. Wenn über Zwangsheiraten und Ehrenmorde unter den in Deutschland lebenden Türken berichtet wird, ist fast immer nur von weiblichen Opfern die Rede. Dass auch türkische Männer gegen ihren Willen von ihren Familien verheiratet werden, findet so gut wie nie Erwähnung. Ebenso die Tatsache, dass ein Drittel der Opfer von Ehrenmorden in Deutschland Männer sind (http://www.igfm.de/?id=577, in der Türkei sogar zwei Drittel; http://www.dradio.de/nachrichten/200603031700/6). Hier ist eine objektivere Berichterstattung von Politik und Medien notwendig!
20. Während viele Initiativen gegen Beschneidungen und Genitalverstümmelungen bei Frauen kämpfen, werden männliche Opfer dieses brutalen Ritus außer acht gelassen. Tatsächlich findet die rituelle Beschneidung von Jungen überall dort statt, wo auch Mädchen beschnitten werden. In Ländern der Dritten Welt werden solche Verstümmelungen auch um nichts weniger brutal vorgenommen als bei Mädchen, und die entstandenen Schädigungen sind gleichermaßen ernstzunehmen. Die männlichen Opfer dieses brutalen und überflüssigen Brauchs sind nicht weniger wert als die weiblichen. Beschneidungen ohne gesundheitlichen Grund gehören abgeschafft!
21. Die Rechte der Väter sind ausgesprochen lückenhaft. Schon in Artikel 6, Abs. 4 Grundgesetz wird die Diskriminierung der Vater-Kind-Beziehung festgeschrieben: ausschließlich Mutter und Kind stehen unter besonderem Schutz des Staates, Vater und Kind nicht. Diese verfassungsmäßig festgeschriebene Benachteiligung führt zur Sorge- und Umgangsrechtsdiskriminierung von Vätern im Trennungs- bzw. Scheidungsfall. So müssen viele Väter für ihre Kinder zwar Unterhalt zahlen, die Mütter können aber praktisch ungestraft den Kontakt zwischen Vater und Kindern sabotieren. Müttern, die dem Vater hartnäckig und entgegen gerichtlich festgelegten Regelungen den Kontakt zum Kind verwehren, muss umgehend das Sorgerecht entzogen werden. Ziel sollte es sein, das Sorge- und Umgangsrecht grundsätzlich beiden Eltern zu erteilen, gleichgültig ob sie verheiratet, geschieden oder getrennt leben. Die gemeinsame Verantwortungsgemeinschaft für das gezeugte Leben darf nicht einseitig zerstört werden.
22. In diesem Zusammenhang ist auch der Paragraph 1626a aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch zu streichen. Er stellt eine Benachteiligung nichtehelicher Väter dar, indem er ihnen das Sorgerecht für ihre Kinder nur dann zugesteht, wenn die Mutter damit einverstanden ist. Auch gerichtlich können diese Männer eine Übertragung des Sorgerechts nicht durchsetzen. Insofern sind sie nur Väter von Mutters Gnaden und können bei Konflikten leicht ausgegrenzt werden. Unterhalt für das Kind zahlen müssen sie allerdings davon unabhängig und im vollen Umfang, was die Angelegenheit besonders grotesk macht. Deshalb: Mit Anerkennung der Vaterschaft soll das gemeinsame Sorgerecht gelten, solange keine Kindeswohlgefährdung nach § 1666a BGB vorliegt.
23. Bisher sollten, nach dem Willen des Bundes-Justizministeriums, Vaterschaftstests von der Zustimmung der potenziellen Täterin (Straftat gemäß § 169 StGB: Personenstandsfälschung sowie gemäß § 263 StGB: Betrug) abhängig gemacht werden. Nicht nur die Deckung von Straftaten dabei ist bedenklich. Bei 10 bis 15% Kuckuckskindern wächst auch die Gefahr von juristisch relevantem Inzest, da gerade dort, wo häufig Kuckuckskinder entstehen (Nachbarschaft, Bekanntschaft, Arbeitsumfeld), nicht selten die Kinder auch ihre Partner wählen. Es muss sich zeigen, ob die geplanten Neuregelungen wirklich eine rechtliche Besserstellung zweifelnder Väter bringen. Deshalb brauchen wir einen obligatorischen Abstammungstest nach der Geburt als Voraussetzung für die standesamtliche Eintragung.
24. Einer Studie des Bundesfrauenministeriums zufolge leiden auch Väter unter der Doppelbelastung von Beruf und Familie (vgl. http://www.wams.de/data/2006/03/05/855297.html). Diese Tatsache wird in der Öffentlichkeit bisher weitgehend ignoriert. Nicht zutreffend ist außerdem die häufig verbreitete Aussage, dass Männer sich zu wenig an der Hausarbeit beteiligen. Da Männer häufiger als Frauen berufstätig sind und auch längere Arbeitszeiten haben, ist es zunächst völlig natürlich, dass sie weniger Zeit für Hausarbeit aufwenden (können) als Frauen. Eine einfache Addition von Beruf und Hausarbeit (also Kochen, Bügeln, Putzen etc.) bei beiden Geschlechtern ist insofern irreführend, als viele überwiegend von Männern erledigte Tätigkeiten (Autowäsche, Reparaturen, Renovierungsarbeiten, Gartenpflege etc.) dabei außen vor bleiben (vgl. http://manndat.abplesk01.de/?id=46). Wer die Doppelbelastung von Frauen bekämpfen will, muss fairerweise dasselbe auch bei Männern tun.
25. Die Herabwürdigung von Männern in unseren Medien sollte ebenso geächtet werden wie die Herabwürdigung von Frauen. Es gibt keinen Grund, die Diffamierung von Männern als einen Akt politischer Befreiung zu preisen. Hier geht es selbstverständlich nicht um Zensur, sondern darum, dass gegen entsprechende Schlagworte („Männer sind Schweine“; „Nur ein toter Mann ist ein guter Mann“ und viele andere mehr) nachdrücklich Einspruch erhoben und eine Gegenposition eingenommen wird.
26. Im akademischen Bereich ist es dringend notwendig, die sogenannten Gender Studies nicht länger automatisch nur unter feministischer Perspektive durchzuführen. Vielmehr muss ein neutraler Blickwinkel eingenommen werden und Frauen- und Männerperspektiven sind gleichermaßen zu berücksichtigen.
27. Paragraf 8 des Bundesgleichstellungsgesetzes legt fest, dass Frauen im öffentlichen Dienst bevorzugt eingestellt und befördert werden dürfen, wenn sie in einzelnen Bereichen unterrepräsentiert sind. Eine entsprechende Quotenregelung für Männer gibt es nicht. Dieser Paragraf muss ersatzlos gestrichen oder es muss die analoge Ausweitung auf Männer in unterrepräsentierten Bereichen durchgesetzt werden. Chancengleichheit heißt gleiche Startbedingungen, nicht gleicher Zieleinlauf!
28. Die Gesetze schreiben die vorrangige Einstellung und Beförderung von Frauen selbst in Bereichen des öffentlichen Dienstes vor, in denen Frauen bereits massiv überrepräsentiert sind. Diese Regelung entbehrt mittlerweile jeglicher Grundlage. Deshalb: Ab einem Frauenanteil von 50% muss jegliche Frauenförderung eingestellt werden! Statt dessen sollte überall dort, wo Frauen überwiegen, eine gezielte Einstellung von Männern gefördert werden.
29. In der Bundesverwaltung und in verschiedenen Bundesländern haben Männer für die Tätigkeit der Gleichstellungsbeauftragten weder das aktive noch das passive Wahlrecht, obwohl diese Beauftragten eigentlich für beide Geschlechter zuständig sind. Volle Wiederherstellung deieses Wahlrechts für Männer! Schluss mit dem geschlechtsbedingten Betätigungsverbot!
30. Es gibt in der Bundesrepublik ein Bundesministerium und neun Länderministerien, in deren Bezeichnungen das Wort „Frauen“ vorkommt, aber kein einziges Ministerium, das in seinem Namen Männer aufführt oder sich dafür zuständig fühlt (http://manndat.abplesk01.de/?id=32). Auf kommunaler Ebene sind Gleichstellungsbeauftragte – bei denen es sich fast ausschließlich um Frauen handelt – zwar auf dem Papier für die Gleichstellung beider Geschlechter zuständig, kümmern sich jedoch faktisch nur um Frauenangelegenheiten. Die Politik des Gender Mainstreaming soll zwar die Lebenswirklichkeit von Frauen und Männern berücksichtigen, ist in der Praxis aber kaum mehr als die Fortführung der altbekannten Frauenpolitik. Geschlechterpolitik darf nicht länger nur als Frauenpolitik verstanden werden, sondern muss genauso die Situation und Probleme der Männer ins Blickfeld nehmen! Die Posten der Gleichstellungsbeauftragten müssen paritätisch besetzt oder ganz gestrichen werden.
@ente81 Auch ich habe bewusst abgewartet bis sich Piratinnen dazu geäuessert haben. Es stellt sich heraus, dass diese meine Sichtweise fast alle teilten, dass explizite Frauenpolitik mehr stigmatisiert als hilft. Das könnte aber auch daran liegen, dass es sich hier um überdurchschnittlich selbstbewusste unabhängige Frauen handelt. Das ist es auch was diese Debatte so heikel macht, jeder kann nur für sich selbst sprechen und nie für andere.
Gerade als „heterosexueller weisser Mann“ kann man bei jeder Position die über Nachenklichkeit hinaus geht eigentlich nur verlieren. Als Maschinenbaustudent ist mir diese Problematik natürlich nicht neu. In diesem aus dem Mikrokosmos lassen sich interessante soziale Phänomene beobachten (bei Gelegenheit beschreibe ich mal ein paar).
Wenn du mehr Studentinnen begrüssen würdest gilst du als notgeiler Nerd (besonders wenn du keine Freundin hast die dich von diesem Vorwurf freisprechen kann). Wenn du sagst dass sich das von selbst regeln muss als idealistisch und realitätsfremd…
Meine Überzeugung ist: Je weniger das Problem thematisiert wird, desto schneller kann es Überwunden werden da es in dieser Diskusion nur Verlierer geben kann. Ich halte es für den falschen Ansatz jede „Gruppe“ ausser heterosexueller weisser Männer explizit einzeln zu fördern. Stattdessen sollte man so viel wie möglich Gleichberechtigung leben und sie nur wenn es nötig ist thematisieren.
Herr Rusche und viele Piratinnen scheinen das ähnlich zu sehen was meine Meinung wohl ein Stück weit legitimiert 😉 Wäre das nicht so, könnte ich mich kaum so weit aus dem Fenster lehnen.
Unabhängig davon gibt es natürlich einzelne Problemfelder zu beackern. z.B. die Vereinbarkeit von Kind und Beruf, anzugleichende Verdienste, die wachsenden sozialen Unterschiede, die sich auch im Sexualverhalten äussern
Das sind aber keine reinen Frauenprobleme. Männer sind im Sorgerecht benachteiligt, die meisten Obdachlosen und Selbstmörder sind Männer, Jungen bleiben öfter sitzen, das Wehr- und Zivildienstsystem ist ein Witz…
Wenn du das aber auch nur ansatzweise ansprichst gibst du dich der Lächerlichkeit Preis.
Ich habe von Frauen darauf schon Sätze gehört wie „Wir waren tausende von Jahren benachteiligt, jetzt seid ihr dran“ (Du lebst aber keine tausende von Jahren also warst du auch nicht so lange benachteiligt) oder „Jungen sind im Bildungssystem benachteiligt, Mädchen verdienen dann trotz guter Bildung weniger, das gleicht sich aus“. Da bin ich mir manchmal nicht ganz sicher ob das jetzt ernst oder ironisch gemeint ist.
Mir fällt da gerade noch so ein tolles Simpsons Zitat zum Thema ein:
„It’s the differences of which there are none that make the sameness so exciting“ (Skinner)
Das beschreibt das Dilemma ziemlich passend wie ich finde. (Die Antwort auf diesen Satz war sowas wie „You are a worse version of Hitler“, sehr empfehlenswerte Folge)
Ich persönlich halte den ganzen Gender Wirbel innerhalb einer Partei die keinen Unterschied zwischen weibchen und männchen macht für vollkommen überspitzten Blödsinn. Innerhalb der Partei sehe ich keine Probleme damit. Die Tatsache, dass bisher mehr Männer an Bord sind jetzt als Anti Feminismus (so laß ich es in letzter Zeit an diversen Stellen) oder dergleichen einzustufen ist ob der Herkunft der Partei eine recht weit her geholte Formulierung.
Was die Positionierung der Partei betrifft, so sollten sich diejenigen die das Thema so brennend interessiert eine AG gründen, ein Programm ausarbeiten, die Punkte dann zur Diskussion stellen und fertig ist der Lack.
Die Tatsache, dass dieses eine Thema neben all den anderen Themen jetzt so eine aufwühlende Extrawurst bekommt führt die ganze Thematik in meinen Augen ad absurdum.
Die vielen polemisierenden Blogeinträge von Superfeministinnen und Feministen waren in meinen Augen eindeutig zu viel und führen statt zu einer sachlichen Herangehesweise jetzt zu dem wozu Extremismus jedweder Form nunmal führt: Ablehnung und Unverständniss bei vielen die nicht langsam und auf vernünftiger Grundlage an das Thema herangeführt wurden.
Bildlich gesprochen: In einen Raum zu springen und eine Gruppe Maximalpigmentierter Mitbürger (Schwarze) als Rassisten zu bezeichnen weil neben selbigen nur ein einziger weißer im Raum ist, scheint mir nun nicht unbedingt die sinnvollste Art zu sein eine Diskussion zu beginnen, zumal es einen Afrikaner von Natur aus wundern würde als Rassist bezeichnet zu werden… so zumindest geht es mir in dieser Debatte als Pirat und Person, die keine Frauen kennt die sich schlechter behandelt oder unterdrückt fühlen!.
So zumindest ist mein Eindruck von der Sache. Das Thema sollte sich in einer Arbeitsgemeinschaft wiederfinden, die konkret zuerst nach Problemen sucht und dann Lösungsstrategien erarbeitet als pauschal zu sagen: „Da gibts ein Problem und ich wittere Ungerechtigkeit“ …
Wie gesagt… In Blogs diskutieren und grade auf der Partei rumzuhacken die mit ihren recht jungen Mitgliedern da wohl die offenste Einstellung zu haben dürfte erscheint mir einfach unangebracht solange nur heiße Luft dabei rauskommt. Daher möchte ich zum wiederholten Male doch einfach dazu aufrufen sich im Piratenwiki die entsprechenden Diskussionsplattformen zu schaffen und das ganze in sinnvolle Bahnen zu lenken, anstatt in 1000 Blogs darüber zu philosophieren.
Probleme anzuprangern die 95% der Menschen nicht als solche empfinden ist sicherlich kein leichter Standpunkt, aber mit etwas mehr Feingefühl den Menschen gegenüber die es nicht verstehen, sind diese vielleicht auch etwas Diskussionsbereiter 🙂
MFG
Flo
AG_2X gibts schon (allerdings würde ich die AG Mitgliederinnen nicht als Feministinnen einstufen wollen).
Gruss
Bernd
@Bernd Nein, es war eindeutig nicht auf die im Text erwähnte Frau bezogen, sondern auf jede Menge Kommentare von weiblichen Piraten/Piratinnen, die ich an anderer Stelle gelesen habe.
@Huxi Klar, ich hoffe, ich konnte auch deutlich machen, warum ich das so hart gesagt habe. Und das ich hier den Tonfall zurückgebe, den einige Piraten an den Tag legen (weniger hier in den Kommentaren, aber an anderer Stelle).
@Ente81
Ich habe mich seit gestern durch viele Blogs und Kommentare zu diesem Thema durchgelesen und fast nur sachliche Beiträge ohne Beleidigungen oder Extrem-Positionen gelesen. Was meinst Du mit „den Tonfall, den einige Piraten an den Tag legen“? Warum stellst Du die Piraten mit solchen Aussagen unterschwellig schlecht dar?
Du bist wirklich witzig. Aber sag mir doch mal: Woher hast du dieses Schubladendenken? Für mich gibt es sehr wohl Männer und Frauen, nur mache ich nie einen unterschied wie ich wen von beiden aufgrund ihres Geschlechts bewerte oder behandele. Folglich existieren bei mir solche Gedanken auch nicht. Da du dir offenbar solche Gedanken darüber machst, scheinst du noch ein Problem mit dir und der Geschlechtertrennung zu haben.
Und wo bitte sehr gibt es Sexismus in der freien Software-Entwicklung? Von der Piratenpartei will ich nicht reden, denn da bin ich nicht. Was ist für dich vor allem Sexismus? Ich glaube da reagierst du ein klein wenig übersensibel.
Tu‘ uns allen einen Gefallen und spring bitte nicht du auch noch auf diesen Feministen-Zug auf, denn der ist schon längst abgefahren. Dieses ganze Thema ist im Grunde noch nicht mal einen Lacher wert. Gerade Beiträge wie dieser rufen doch noch mehr Kritiker und Schaulustige auf den Plan, bei denen dann – sei es aus Gründen der Komik oder dem Ärger wegen solcher unnötigen Provokation – Frauenhass tatsächlich praktiziert wird – und sei es auch nur um die Provokanten wiederum zu provozieren.
Mal ehrlich: Das ist doch unreif.
@Landpirat
Da haben wir wohl unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Welche Seiten hast Du gelesen und wie weit hast Du gelesen? Allerdings habe ich sehr bewusst von „tatsächlichen oder selbsternannten“ Piraten gesprochen und auf Verallgemeinerungen verzichtet. Wenn sich die Befürchtungen als unbegründet erweisen – um so besser! Ich bin wie gesagt, gespannt auf den Ausgang der Genderdiskussionen bei den Piraten.
Aber ich sehe eine Gefahr, dass die Maskulisten versuchen die PP als neue Plattform zu missbrauchen. Und da sind, soweit ich das sehe, ziemlich frauenfeindliche Personen am Werk. Dass man über Männerrechte genauso wie über Frauenrechte reden sollte – keine Frage. Aber über dieses Anliegen scheint sich eine nicht ungefährliche Bewegung zu formieren.
Die Maskulisten haben sich nach einer entsprechenden Verlinkung auch im Danilola-Blog „engagiert“ und angekündig die Piratenpartei gerne als neue Männerpartei zu wählen. Typischer Tonfall:
„Wovon träumst du nachts? Hier mögen wir uns vielleicht verziehen. Im Generellen sicher nicht. Ihr seid reif und wir haben die Schnauze voll.“
Und noch ein Zitat, weils so schön plastisch und ehrlich ist – von einem Maskulisten – hoffentlich keinem Piraten:
„Aber Kompliment an alle Maskus – weiter so!!!! Erstickt Feminismus im Keim!!!“
sexistischen und antisemitschen Kommentar gelöscht –benni
Schade, dabei wollte ich diesen Kommentar gerade als bislang bodenlos dümmsten Kommentar in der gesamten Diskussion küren 😉
@Ente81
Derzeit sehen viele die Gefahr, dass die PIRATEN für irgendetwas missbraucht werden, anstatt sich um unsere TRhemen zu kümmern, was ich schade finde. Bei derzeit etwa 500 neuen Mitgliedern pro Woche lässt sich sicher nicht jeder Extremist, welcher Art auch immer, herausfiltern. Um jedoch einen Nutzen aus ihrer Mitgliedschaft zu ziehen, müssen diese Leute aus dem Schatten treten, was bei unserer basisdemokratischen Struktur sehr schnell auffallen würde. Da mache ich mir deshalb keine großen Sorgen.
Ich habe in den letzten Monaten hier in S-H etwa 100 Piratinnen und Piraten (geht doch 😉 kennengelernt oder erlebt. Diesen Menschen geht es um die Piraten-Themen, deshalb nehmen sie den Stress und die Arbeit der Parteiarbeit und des Wahlkampfs auf sich. Es gibt in unserer Partei sicher wesentlich weniger „maskuline Tendenzen“ als auf die Menge aller Deutschen gerechnet. Erlebt habe ich sie noch nicht, obwohl ich da recht feine Fühler habe. Deshalb finde ich es schade, dass solche Vermutungen angestellt werden.
Der Frauenanteil ist bei den PIRATEN derzeit noch gering, das stimmt. Nun ist es aber so, dass die Piraten ursprünglich aus dem IT-Bereich kommen. Hier ist der Anteil der Frauen leider sehr klein. In den letzten drei Monaten stieg die Anzahl der Mitglieder stark an. Diese „Neu-Piraten“ kommen nicht mehr nur aus dem IT-Bereich, dem entsprechend steigt auch der Anteil weiblicher Mitglieder. In verlässlichen Zahlen lässt sich das noch nicht ausdrücken, da die Menge der Neuanmeldungen erst abgearbeitet werden muss – es ist Wahlkampf, alle haben viel zu tun. Was ich und andere jedoch bemerken, ist der steigende Anteil von weiblichen Stammtisch-Teilnehmern. Auf dem letzten Stammtisch hier in Lübeck lag er bei etwa 25 % – und keine dieser Frauen machte einen verschreckten Eindruck oder hielt sich in den Diskussionen zurück.
Die von dir aufgezeigten Beispiele sind für mich Trolls wie es sie in jedem Diskussionsbereich des Internets gibt – sie wollen Aufmerksamkeit für sich, empörten Widerspruch generieren oder auch das Thema anheizen. Wem letzteres wohl nützt?
@Bernd
Ich habe Deinen Beitrag gelesen und finde ihn sehr gut. Eine ungewohnte Rolle, wenn er gerade mir vorgehalten wird. Mein erster Kommentar war ziemlich untypisch für mich, ich liebe die differenzierte Diskussion.
Jetzt sollte ich das doch mal verlinken. Unter anderem auf diese Arroganz einer Piratin habe ich meinerseits mit Arroganz reagiert. Hier ist ja jemand sowas von sicher als Piratin den Feminismus längst überwunden zu haben:
http://fluchderrepublik.blogspot.com/2009/09/weiberey.html
Lustig, wie Benni schreibt:
und ein größerer Teil der Diskutierenden diese Aussage dann haarklein bestätigt! „Beleg qua Diskussion“ könnte man diesen Sachverhalt wohl nennen…
Allen, die’s interessiert, kann ich jedenfalls den von Benni verlinkten Text zu Differenzfeminismus (Antje Schrupp: „Sich von der Macht verabschieden„) empfehlen, den ich gerade mit großem Genuß gelesen habe.
Sorry Leute, das Thema ist einfach an den Haaren herbeigezogen. Damit meine ich nicht die aus berechtigte Forderung nach Gleichberechtigung der Frauen, sondern die Annahme, das die PIRATEN frauenunfreundlich oder gar frauenunfeindlich seien. Ich habe meinen Teil weiter oben und in anderen Blogs dazu gesagt und bin jetzt raus aus der Diskussion.
Ente schrieb:
Das Phänomen, das auch Frauen keine Ahnung von Genderfragen haben ist nicht neu.
Ich sage es Euch mit der ganzen Arroganz, mit der einige „Piraten“ in der Debatte auftreten, in der festen Annahme, sie hätten das Fachwissen, den feministischen Diskurs als abgehakt zu deklarieren. Befasst Euch damit, bevor Ihr Euch erdreistet Eure „Meinung“ in Blogs und Foren herauszukotze
Hui, das geheime Genderwissen, das Wendo-Wissen, die Wissens-Elite der Götzinnenanbet….Genderforschung. Ein Frevel, daß man diesen besseren MenschInnen (laut Eigenwerbung besonders geschult in sozialen/ökologischen Fragen) nicht den lila Teppich ausgerollt hat, damit sie in die PP einschweben. (Am Rande sei erwähnt: Bachblüten-Feministinnen behaupten ja, es gäbe kein Geschlecht, daher sollte es eigentlich Nüsse sein, wieviel Fr…lassen wir das. LOL)
Es ist schon erstaunlich, daß Vertreterinnen einer faschistischen auf Lügen basierenden Ideologie nachdem ihre Genderwahrheiten zig mal widerlegt wurden (Lohndiskriminierung, häuliche Gewalt, etc., Brenda-Suizid-„Pädagogik“) eine neue Plattform für ihre durchgeknallten Weltvorstellungen verlangen. Total schmerzbefreit, und DABEI: Die Piratenpartei hat sich nie zu den Themen wie z.B. Gender Mainstreaming also Frauenförderung geäußert. Die große Welle machte doch ein Foreneintrag, ob dahinter ein Pirat stand oder nicht, keiner weiß es. Reicht aber locker aus um bei den Fachfeministinnen und Frauenheulkundlerinnen ein kindisches: „Ich will auch, ich will haben“-Gefühl zu wecken. Diese präventive Rumjammer/quengelei hat sich ja bisher prima ausgezahlt.
Danke für den Beitrag, solche Angriffe meine ich. *Ironie on* Ich finde mich total wieder: Ich bin:
1. faschistisch
2. hänge einer Ideologie an, die
3. auf Lügen basiert.
*Ironie off*
Und nein, um Geheimwissen geht es nicht. Aber um einen großen Wissensschatz, in den ich wenigsten (im Gegensatz zu anderen) einen gewissen Einblick habe. Man muss nur irgendwo mal anfangen zu lesen.
@Ente81: „Man muss nur irgendwo mal anfangen zu lesen.“
Link?
Ach so, ich hatte vergessen zu erwähnen, das mein Vorredner allem Anschein nach kein Pirat war. Aber das dürfte inzwischen jedem hier klar sein. Das Problem ist aber,
1. dass extreme Meinungen dieser Art gestern in verschiedenen Blogs gefallen sind und so bei vielen, die sich womöglich das erste mal mit der PP beschäftigt haben, ein komischer Eindruck entstanden ist.
2. dass solche Leute nun deklarieren, die PP als einzig wahre Männerpartei wählen zu wollen. Da wäre natürlich eine deutliche Distanzierung in nächster Zeit beruhigend.
Link? Ohne Witz, ich schaue mich mal um, was für Ressourcen im Netz ein guter Einstieg wären. Mein eigener Einstieg war wie gesagt über die historische Frauenbewegung – und über Bücher. Und leider ist die Historikerschaft im Netz ja nicht sehr präsent. Nach wie vor ein Standardwerk etwa:
Ute, Gerhard: Unerhört. Die Geschichte der deutschen Frauenbewegung. Reinbeck 1990.
@Huxi @Forschungstorte
Ich habe mich im Internet umgesehen und es ist alles furchtbar spezialisiert, man findet keine kompakte Einführung (hier besteht Handlungsbedarf). Aber man kann einen guten Eindruck über die Bandbreite der Themen gewinnen, wenn man mal bei feministischen (vielleicht nicht gerade EMMA) oder Queerblogs reinschaut – da sind dann auch weitere verlinkt. Z.B.
http://diestandard.at/
http://www.bzw-weiterdenken.de/
http://genderblog.de/
Vielleicht wäre ein Einstieg auch über die Einträge „Gleichstellung“ oder „Frauenrechte“ bei Wikipedia möglich, habe jetzt aber nicht geschaut, wie gut die sind.
Hier listet Antje Schrupp in einem Lexikon die wichtigsten Begriffe der Frauenbewegung auf: http://www.antjeschrupp.de/kleines_lexikon.htm
Vielleicht kommt ja wirklich mal ein Feminismusguide für Piraten oder so was. Antje Schrupp hat ja durchaus Dialogbereitschaft signalisiert. Von einer so bekannten Persönlichkeit zu erwarten, dass sie gleich bei den Piraten mitmacht, ist wohl etwas zu viel verlangt. Und unbedingt ihre Kommentar Nr. 67 lesen:
http://antjeschrupp.com/2009/09/03/kann-eine-feministin-piraten-wahlen/#comment-294
Was mich betrifft, könnte ich mir vorstellen, dass ich mal eine Liste im Piratenwiki poste, welche Themen mir bei der Frauen- und Genderpolitik wichtig wären, und wer weiß, vielleicht mache ich mir auch mal selbst ein Bild auf irgendeinem Piratenstammtisch.
@Benni: Sorry für die vielen Kommentare – ein eigener Blog muss wohl her.
@ente81
hallo erstmal,
also auch wenn mein blog das nicht durchschimmern lässt, mit der geschichte des feminismus habe ich mich eingängig beschäftigt. das genderthema durchgeackert, auch an der uni, und bin nach langer überlegung zu dem schluß gekommen das das ganze in manchen gebieten zwar noch gültigkeit haben sollte, aber: es gibt mittlerweile lebensbereiche, dazu zählt die piratenpartei, da ist das geschlecht einfach egal. genau das ist so erfrischend. es kommt darauf an was man tut und wie gut man dies tut. diese lebensbereiche leben es den teilen der welt vor, in der es noch ungerechtigkeiten gibt. dort wird vorgeprescht wo hinterher alle nachlaufen.
nur meine sonntäglichen, verschlafenen 2 cents
@Ente81: entschuldige die Kleinschreibung deines Namens in meinem vorherigen Post.
Hallo Benni, haben Deinen Beitrag gerade nochmal gelesen. Teilweise lief die Diskussion an Deinem eigentlichen Thema vorbei, woran ich vielleicht mit Schuld bin. Du schreibst von den zwei Positionen in der Piratenpartei, der „postfeministischen“ und dass es “ jede Menge waschechte Antifeministen, bis hin zu nur kaum verhohlenem Frauenhass“ gäbe. Du diskutierst die erstere Position, die in der Tat die interessantere ist. Frage aber zu der zweiten: Wie kommst DU zu dieser Annahme, auf was für Quellen und/oder Erfahrungen berufst Du Dich?
@ente: Das würde ich so heute wohl nicht mehr schreiben. Mein Eindruck ist eher, dass sich da eine Rotte Maskulinisten die Piratenpartei zum Gutfinden ausgesucht hat. Wer von denen auch Mitglied ist, weiß ich nicht, aber es würde mich wundern, wenn es keiner ist. Es ist ja auch nicht so, dass von Piratenseite besonders viele Distanzierungsäußerungen dazu kämen…
Ich kenne die Piratenpartei auch nur von außen. Das ist natürlich ein Problem der neuen Netzpolitik, dass das dann schnell verschwimmt.
Meine Hoffnung ist, dass die Debatte als solches vielleicht dazu führt, dass die PostfeministInnen sich bewusst werden, mit wem sie sich da manchmal gemein machen – sicherlich auch oft ohne es zu wollen.
Maskulinismus ist eine gute Sache, weil sie einen gesellschaftlichen Missstand verdeutlicht. Genderfeminismus ist gefährliche Ideologie, wo es um die reine Macht geht. Sie hat sich in breite Teile unserer Institutionen gefressen. Es ist ja auch kein Zufall, dass eine Gedönsministerin wie von der Leyen in Netzregulierung einmischt. Das demonstriert, dass ihr Ministerium obsolet ist und abgeschafft gehört. Ihr Ministerium ist Ausdruck der 50er Jahre Variante der Genderideologie und historisch überholt.
Bei den Grünen hat man die 80er Jahre Variante. Gender ist dagegen ein 90er Jahre Virus der Art Scientology. Um sich von den Grünen abzusetzen, ist ein moderater Maskulinismus nur von Vorteil, den diese Partei ist ganz von der Gendersekte vergiftet worden unbekämpft Atomkraftwerke obwohl man da schon längst ausgestiegen ist. In einem Land, das von Frau Merkel und von der Leyen regiert wird, kann man nicht mehr die alten Weisen anstimmen. Hier geht es mehr darum die Diskriminierung von Gesetz wegen gegen Männer auszuräumen.
Na ja. Jetzt bei dem Ergebnis wird Deutschland in Zukunft ja von 2 Frauen regiert. Angie und Schwester Westerwelle. Also ganz viel Frauenpower!
@Piratenwähler: Schön, dass Du mit solchen homophoben Sprüchen meinen Artikel bestätigst.
Hallo Ente81,
du schreibst: „Ein Kommentar zu den weiblichen „Piraten“, die in dieser Debatte quasi als Kronzeuginnen in die Bresche springen. Das Phänomen, das auch Frauen keine Ahnung von Genderfragen haben ist nicht neu. Es ging mir lange Zeit selbst so. Ehrlich: Mich hat dieses ganze Frauengequatsche angenervt, wie viele, die jetzt gereizt in Foren und Blogs auf das Thema Piraten und Feminismus reagieren. Diesen vielen sei gesagt:
Im Gegensatz zu Euch habe ich mich dann damit befasst. Ich habe erst den Sinn und die Legitimation des Feminismus begriffen, nachdem ich mich mit seiner Geschichte (zumindest) seit dem 19. Jahrhundert befasst habe. Das ist viel Arbeit. Ich kann nicht in jedem Forum einen Crashkurs zum Feminismus bieten und mich dort aufreiben und beschimpfen lassen. Ihr müsst da selbst durch.“
Ich bin ebenfalls Piratin, jedoch habe ich sehr wohl einen Durchblick in Feminismusfragen. Ich kämpfe nämlich bereits seit mehr als 25 Jahren um Gleichberechtigung, in meinem Bücherschrank befinden sich zig Bücher zum Thema, ich kenne alle bekannten und weniger bekannten Autor/innen von damals bis heute. Und: ich kämpfe jetzt in der Piratenpartei für Gleichberechtigung. Nicht für Quoten, aber für ein Parteiprogramm, mit dem echte Gleichberechtigung realisiert werden kann. Natürlich ist es hart, gegen die radikalmaskulistische Flameschwemme anzugehen – aber akzeptieren werde ich das zumindest nicht. Radikale Positionen passen nicht zu einer Partei, die Basisdemokratie leben möchte. Radikale Positionen entsprechen selten der Mehrheitsmeinung. Ich hoffe und glaube noch daran, dass sich die Mehrheit hier in einem positiven Sinne durchsetzen wird. –Piratenweib
Erstmal bin ich entsetzt was für frauenfeindliche Kommentare hier auflaufen. Da habe ich als feministischer Typ ja schon meine Probleme weiterzulesen / mit zu diskutieren. Kann mir gut vorstellen, dass die vor allem dazu dienen Feminist_innen gleich aus der Diskussion rauszukicken. Wird spannend werden zu sehen, wie die Piraten damit umgehen. Ich find’s schon seltsam, dass die als Selbstbezeichnung für Pirat_innen aller Geschlechter auf einmal „Piraten“ verwenden.
Naja, wegen der Frage nach einleitenden Texten… Im deutschsprachigen netz kenn ich mich da nicht so aus. Auf englisch gibt’s ne ganze Reihe guter Resourcen von feministischen techis wie z.B. den linuxchix. In FAQ form z.B. hier:
http://finallyfeminism101.wordpress.com/the-faqs/faq-roundup/
http://geekfeminism.wikia.com/wiki/Geek_Feminism_Wiki
Vieles davon hat nen Techie fokus aber Konzepte wie male priviledge habe ich ansonsten im deutschsprachigen Raum noch nicht so klar formuliert gefunden.
Diese Emanzen gingen besser zu den Grünen. Die glauben diesen Gleichstellungsquatsch auch.
Damit die Sexisten bei den Piraten ihre Ruhe haben?
Echt spannend – das ein paar Monate später nochmals zu lesen. Werd ich noch mal ausführlicher tun und dann noch ein paar späte Antworten loswerden.
Interessant auch, dass mir @Piratenweib hier potentiell schon mal begegnet war 🙂 Jetzt wieder durch #SofL!
Bis bald, Heyfrau f/k/a Ente81
@Heyfrau Du bist die Ente81? Ist ja witzig. Wie klein die Welt ist. 🙂
Leider stelle ich fest, was das Thema dieser Diskussion angeht: Es hat sich in den vergangenen Monaten nichts geändert. Schade.
schade, ich hätte ja gern die piratenpartei wiedergewählt. aber wenn ich mir diese kommentare durchlese, habe ich fast durchgängig das gefühl, dass mich diese partei nicht gut vertritt.
@antianti #60: Da bietet es sich an, wenn du dir statt Pseudonymer Kommentare hier im aufgeheitzten Thread mal eher die offiziellen Beschlüsse des Bundesparteitags durchliest.
Wir haben in Chemnitz auch einige progressive Queer, Gender und Famillienpolitische Beschlüsse gefasst (GP008-GP012):
http://wiki.piratenpartei.de/Bundesparteitag_2010.2/Antragskommission/Ergebnis
Gruss
Bernd
@Bernd Ich folge Dir mal auf Twitter. War echt zu aufgeheizt hier. Gruß an Deine Frau!