Autor: Christian Siefkes

Peer-Produktion – der unerwartete Aufstieg einer commonsbasierten Produktionsweise

[This article is also available in English.]

Das Commons-Buch[Mein Beitrag zu dem neuen Commons-Buch (Commons – Für eine neue Politik jenseits von Markt und Staat, Hg. Silke Helfrich/Heinrich-Böll-Stiftung); Lizenz: CC BY-SA. Auch als PDF verfügbar.]

Das Linux-Prinzip

Im Jahr 1991 hatte der junge finnische Informatikstudent Linus Torvalds eine verblüffende Idee: Er begann auf seinem PC ein Betriebssystem zu schreiben. Zunächst ging es ihm nur darum, Dinge ausprobieren zu können, die mit den damals erhältlichen Betriebssystemen nicht möglich waren. Nach Monaten der Bastelei bemerkte Torvalds, dass er ein auch für andere nützliches System entwickelt hatte. Er kündigte seine Arbeit im Internet an und bat um Rückmeldung, welche Eigenschaften sich die anderen von einem solchen System wünschten. Wochen später stellte er die Software ins Internet. Jeder konnte seinen Code nun herunterladen, verwenden und (bei entsprechenden Programmierkenntnissen) den eigenen Bedürfnissen anpassen.

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Anarchie und Kritik

Mein, Dein, Unser?!Kommenden Sonntag bin ich beim Themenwochenende: Anarchie des Infoladen Zündschnur in Bregenz am Bodensee; Mitte Juli trage ich im Rahmen der Veranstaltungsreihe Mein, Dein, Unser?! des Kritischen Kollektivs in Mainz vor. Hier die (gekürzten) Ankündigungstexte der beiden Veranstaltungen.

Themenwochenende: Anarchie

2 & 3 Juni 2012, Jeweils ab 10:00 Vormittags

AJZ Between, Bahnhofstraße 47 (gegenüber Bahnhof), A-6900 Bregenz

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In what sense are markets “totalitarian”?

Peers support each other[Previous article in series: Why not just pay someone when needed?]

Michel Bauwens challenged my claim that markets are totalitarian:

well, this is absolutely factually and historically incorrect … even in tribal times, there have always been a multitude of exchange and reciprocity mechanisms, except for perhaps really small bands who had no contact with outsiders […]. market mechanisms were used with strangers and enemies in tribal societies …

Which however missed the point of my remark, since actually I had written:

Market production is totalitarian: if some goods (e.g. health care in your example) are only available on the market (by paying for them), then everybody must remain a market producer (engaging in some form of paid work or else living from the work of others), since otherwise how would they get the necessary money?

Clearly, reciprocity (possibly in the form of generalized reciprocity) exists in every society, as I pointed out before. (mehr …)

Why not just pay someone when needed?

Peers support each otherThis continues the discussion on required vs. facilitated reciprocity that took place on the jox mailing list. Michel Bauwens remained skeptical that stigmergic self-organization is the way to go; he inquired:

what makes you believe that faced with healthcare issues, I will find with certainty a right doctor and equipment willing to take care of me … since I’m facing this kind of issues right now as a peer producer without health insurance, I’d be more than happy to follow your instructions …

As I understand it, his reasoning goes like this: (mehr …)

Required or facilitated reciprocity?

Peers support each otherThe following post is based on two mails I wrote as part of a discussion on the jox mailing list (a relict of the short-lived [DE] CSPP journal) at the end of March. I try to explain why I have changed my position compared to the suggestions formulated in the book From Exchange to Contributions, but also why the change is not as radical as some people seem to think.

While in my book I describe what could be characterized as “open sharing communities requiring reciprocity” (you are required to contribute in order to benefit), my more recent work is about “open sharing communities facilitating reciprocity” – where contributing in some ways is easy and encouraged, but it is not required in order to benefit. When we look at existing successful peer communities, we see that they tend to follow the latter model, hence the change.

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Kapitalismuskritik in München

Logo des DGB BildungswerksEigentlich war das Seminar schon für letztes Jahr geplant, doch da musste es wegen schwerer Erkrankung meines Ko-Referenten kurzfristig abgesagt werden. In vier Wochen ist der Nachholtermin:

21. April 2012, 10 bis 18 Uhr
Tagesseminar „Kapitalismuskritik gut und schön – Aber was sind eure Alternativen?“
Tagesseminar des DGB Bildungswerk Bayern, mit Hermann Lueer und Christian Siefkes
im DGB-Haus München, Schwanthalerstraße 64

Hier der komplette Ankündigungstext: (mehr …)

COM’ON: Produktionsstrukturen transformieren

Einen der besten Aspekte des COM’ON—Workshop vom letzten Samstag fand ich die Art und Weise der Durchführung. Das übliche Vortrags- und Fragen+Antworten-Spiel im großen Kreis fehlte fast völlig, stattdessen gab es nach den vier kurzen (je 15 Minuten) Inputvorträgen zu Beginn nur Diskussion in wechselnden Kleingruppen von je etwa zehn bis fünfzehn Leuten. Nachmittags fand ein World-Café statt, wo an fünf Tischen parallel unterschiedliche Aspekte der Commons diskutiert wurden. Dieser Beitrag dokumentiert die Debatte an „meinem“ Tisch zum Thema: „Was passiert mit den bestehenden Produktionsstrukturen im Falle einer gesellschaftlichen Transformation?“

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Elevate-Diskussion: Von der Ich-AG zur Peer Production?

Vor einem Monat habe ich auf dem Grazer Elevate-Festival an einer Diskussionsrunde zum Thema Von der Ich-AG zur Peer Production? Arbeit und Produktion im 21. Jahrhundert teilgenommen. Inzwischen gibt es die Videoaufzeichnung der Veranstaltung im Netz, die auch live im österreichischen „Offenen Kanal“ Okto.tv ausgestrahlt wurde:

Um die Peer-Produktion geht es erst im zweiten Teil der Diskussion, ungefähr ab Minute 1:11 (beginnend mit einem längeren Input von mir). (mehr …)

Der Streit um die Netzneutralität und die Grundprinzipien des Internet

Das Argument, Nr. 294 (zum Vergrößern klicken)[Die folgende Rezension ist in der aktuellen Argument-Ausgabe 294 erschienen (Inhaltsverzeichnis). Auf Wunsch der Redaktion wurde sie gegenüber der ursprünglich eingereichten Fassung stark überarbeitet, weil meine Originalfassung als „zu technisch“ empfunden wurde – was aus meiner Sicht dem Text nicht unbedingt gut getan hat.]

van Schewick, Barbara, Internet Architecture and Innovation, MIT Press, Cambridge 2010 (574 S., geb., 34 €)

Eine Ursache für die erstaunliche Innovationskraft des Internets, diesem immer noch wachsenden Netzwerk (Mitte 2011 vernetzt es ca. 850 Mio Rechner), ist Verf. zufolge ein in den 1980er Jahren entstandenes Design-Prinzip seiner Architektur, das Ende-zu-Ende- Prinzip (kurz E2E-Prinzip). Es fordert die funktionale Trennung zwischen der Ebene der „end hosts“, den Rechnern der „Endnutzer“, welche Anwendungsprogramme nutzen, um sich übers Netz wechselseitig mit Informationen zu beliefern, und der Ebene jener Rechner, die das Netz bilden – „the core“ (59) –, dessen Programme möglichst generell, d.h. anwendungsunabhängig gestaltet werden. (mehr …)