Offene Lernplattformen sind nicht immer offen
In einer von ccLearn, einer Abteilung von Creative Commons (CC), durchgeführten Studie (vgl. auch die grafisch aufbereitete Zusammenfassung als PDF) wurden einige Hundert Bildungsprojekte und -organisationen untersucht, inwiefern die angebotenen Lern-Materialien frei nutzbar sind und unter einer entsprechenden Lizenz stehen. Das Ergebnis (siehe Abb. oben) ist ernüchternd.
Obwohl etliche Materialien als »offen« oder »frei« angepriesen werden und teilweise sogar das UNESCO-Label »OER« (Open Education Resource) tragen, unterliegen viele Inhalte in Wahrheit einem Copyright. Die nächste Abbildung zeigt die Lizenzverteilung für die Sites, die sich selbst als »open« bezeichnen:
Schaut man sich die Materialien genauer an, die unter einer Creative Commons (CC) Lizenz stehen, fällt auf, dass mehrheitlich die restriktiven Varianten verwendet werden, was die Kooperation untereinander erschwert (BY: Namensnennung, SA: Weitergabe unter gleichen Bedingungen, NC: keine kommerzielle Nutzung, ND: keine Bearbeitung):
Prüft man nun noch, welche der CC-Lizenzen untereinander kompatibel sind, um verschiedene Lern-Materialien miteinander zu kombinieren, verdüstert sich das Bild weiter (dargestellt ist die Anzahl der kompatiblen Lizenzen für die verschiedenen CC-Lizenztypen):
Was folgt daraus?
Mehr als 90% der untersuchten Projekte und Organisationen stammen von Universitäten, Nonprofit-Organisationen und NGOs. Von diesen könnte man erwarten, dass die erarbeiteten Materialien, die zumeist mit staatlicher Förderung erstellt wurden, frei zur Verfügung stehen (Nutzung und Bearbeitung). Die generelle Forderung muss also lauten: Produkte, die mit öffentlicher Förderung geschaffen wurden, müssen unter einer maximal offenen (kompatiblen) freien Lizenz stehen.
Die untersuchten Sites sind in einer offen einsehbaren Datenbank gespeichert. Die Daten können (nach Registrierung) editiert werden. Neue Projekte können hinzugefügt werden (der jetzige Datenbestand ist sehr US-lastig). Die bereits gelisteten Projekte und Organisationen sind eingeladen, ihre Daten ggf. anzupassen — wenn sie zum Beispiel ihre Lizenzen in Richtung freier Nutzung und Kooperation geändern haben. Öffentlicher Druck für mehr Freiheit der Lern-Materialien kann hier nichts schaden!
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