Umsonst – ein radikaler Preis
Wie ist eigentlich die Sicht der Vorkämpfer des Marktes auf das alles, was wir hier immer wieder durchkauen? Eine Antwort gibt Chris Anderson, Chefredakteur von Wired in seinem neuen Buch „Free – The past and future of a radikal price“. Auf einer Nokia-Konferenz hielt er einen Vortrag darüber, der auch im Netz steht(45min). Das Buch selbst ist wohl noch garnicht erhältlich, ich konnte es zumindestens nicht finden. Das ist ein sehr erhellendes Werk, weil es zum einen deutlich macht wie radikal die Umwälzungen sind, in denen wir uns mitten drin befinden und weil es zum anderen eines der seltenen Dokumente ist, dass jemand sich Gedanken darüber macht, wie unter den Bedingungen des Überfluss eigentlich Kapitalismus noch funktioniert. Seine Antwort: Jeder (!) Überfluss generiert neue Knappheiten. Jetzt wo Rechenzeit, Speicherplatz und Bandbreite in ihren Kosten gegen Null tendieren, werden diejenigen die Konkurrenz gewinnen, die die neuen Knappheiten zu monetarisieren wissen. Die neuen Knappheiten sind Aufmerksamkeit und Reputation. Da Aufmerksamkeit sich auch auf Reputation zurückführen lässt, ist also Reputation das neue knappe Gut auf das man sich stürzen soll.
Tja, wer nur in Knappheit denken kann…
Das mit der Aufmerksamkeit als neuem knappem Gut ist ein alter Hut – 10 Jahre ist es her (1997), dass Michael Goldhaber mit seiner „Aufmerksamkeitsökonomie“ (Telepolis, First Monday) um Aufmerksamkeit warb. Und die Idee einer Reputations-basierten Wirtschaft liegt Cory Doctorows erstem Roman „Down and Out in the Magic Kingdom“ (der auf Deutsch seltsamerweise „Backup“ heißt) von 2003 zugrunde – der Roman ist frei und sehr unterhaltsam, das ökonomische Modell bleibt allerdings (wohl unvermeidlicherweise) sehr vage.