Microsoft holt sich China (zurück)

Wenn man die falschen Handbücher liest...Microsoft ist in China kräftig auf die Nase gefallen. Das war Anfang der 90er, als die Firma dort ihre Software verkaufen wollte. Was überall funktionierte, sollte doch auch hier gehen. Doch die Software war schon da, und niemand wollte sie von Microsoft kaufen, wo es das Gleiche doch auf der Straße zu einem winzigen Bruchteil der von Microsoft verlangten Summe gab.

Microsoft lernte und besann sich auf die Anfangszeit als unbedeutende Firma. Zwei Erfolgsfaktoren wurden entscheidend. Erstens: Akzeptiere Raubkopien — für eine Weile. Zweitens: Gewinne die Regierung — auch wenn sie dir nicht passt. Hätte jemals jemand gedacht, dass BigBoss Gates folgenden Satz sagt:

»Es ist leichter für unsere Software mit Linux zu konkurrieren, wenn es Piraterie gibt, als wenn es sie nicht gäbe.« (src)

Dann wurde ein erfolgreicher chinesischer Manager, Tim Chen, mit guten Beziehungen zur Regierung eingekauft. Chen sorgte für einen Strategiewechsel:

»…wir begannen, die Wahrnehmung von Microsoft als Firma, die nur mit Antipiraterie kommt und Leute verklagt, zu ändern. Wir änderten das Firmen-Image. Wir sind die Firma, die eine langfristige Vision hat. Wenn die Strategien ausländischer Firmen mit der Entwicklungs-Agenda der Regierung übereinstimmt, dann wir die Regierung dich unterstützen, auch wenn sie dich nicht mögen.« (src)

Das funktioniert. Statt Microsoft übernimmt es nun die Regierung selbst, für die (nachträgliche) Lizensierung von Raubkopien in den Behörden zu sorgen — begleitet von erheblichen Preisnachlässen durch Microsoft. Neue Rechner von Lenovo werden nicht wie bisher „nackt“ (ohne Betriebssystem) ausgeliefert, sondern zunehmend mit dem von Microsoft. Der durchschnittliche Ertrag je PC liegt mit 7 USD in China im Vergleich zu 100 bis 200 USD in Erstweltländern vergleichsweise niedrig. Aber erstmal den Markt aufrollen und Linux rauskicken — und dann wird kassiert: Gates sieht in China zukünftig Microsofts größten Markt.

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