Schlagwort: kommunismus

Die Keimformtheorie ist tot! Es lebe die Keimformtheorie!

Elementarformen

Nachdem ich etwas holprig bestimmt habe, was Elementarformen sind und welche es bisher in der Menschheitsgeschichte gab und nachdem ich erste Eigenschaften bestimmt habe, die die Elementarform des Kommunismus haben muss, möchte ich jetzt das Thema noch weiter vertiefen und mich dabei auch etwas genauer mit dem Begriff der Keimform auseinandersetzen. Die Diskussion wurde in der Vergangenheit etwas erschwert dadurch, dass es hier in unseren Kreisen zwei Verwendungen des Begriffs gibt. Die erste, die im Untertitel unseres Blogs allgemein beschrieben wird als „Das Neue im Alten“ ist sehr unbestimmt und bezeichnet eigentlich mehr oder weniger alle Ansätze im Hier und Heute, in denen wir Potential sehen für eine Neue emanzipatorische Gesellschaft. Neben dieser Verwendung gibt es noch eine speziellere, wie sie vor allem von Stefan, Simon und anderen in der ungeliebten Nachfolge von Robert Kurz  verwendet wird. Sie meinen mit „Keimform“ die Vorläufer der Elementarform der Neuen Gesellschaft in der Alten. Ohne die erste allgemeinere Verwendung des Wortes ausschließen zu wollen, beziehe ich mich im Folgenden auf die zweite, engere Verwendung des Begriffes, weil nur in diesem Sinne von einer „Keimformtheorie“ gesprochen werden kann und weil ich denke, dass ich, nachdem ich etwas präziser verstanden habe als bisher, was die Elementarform einer Gesellschaft ausmacht, ich nun auch etwas präziser bestimmen kann, was die Keimform einer neuen Gesellschaft in diesem engeren Sinn auszeichnen müsste.

  1. Da die bestimmende Eigenschaft von Elementarformen ist, die Kohärenz einer Gesellschaft herzustellen, kann es nicht mehrere Elementarformen gleichzeitig geben, da eine Gesellschaft nicht auf mehrere Arten kohärent sein kann. Es kann nur eine Elementarform geben.
  2. Daraus folgt unmittelbar, dass es zu jeder Bewegung von einer Elementarform zu einer anderen auch nur eine Keimform (ge)geben (haben) kann. Es mag mehrere verschiedene Formen gegeben haben, die von der alten Elementarform abgewichen sind, aber nur eine davon konnte sich in einer Richtung zur neuen Elementarform entwickeln. Es kann aber durchaus unterschiedliche Keimformen geben, die sich in unterschiedliche Richtung in der Elementarform-Matrix entwickeln. Vom den agrargesellschaftlichen Imperien aus betrachtet sind also sowohl Warenproduktion als auch Care und Commons Keimformen.
  3. Wir haben gesehen, dass schon die Veränderung eines Parameters in der Matrix ein extrem seltenes und schwieriges Ereignis ist. Dass sich beide Parameter gleichzeitig ändern, können wir also als nahezu unmöglich ausschließen. Mit anderen Worten: Es gibt keine Keimformen, die zu einer diagonalen Bewegung in der Matrix führen. Das bedeutet also, der direkte Weg von einer imperial organisierten Gesellschaft zum Kommunismus ist ausgeschlossen. Ebenso ausgeschlossen ist aber auch der direkte Weg vom Kapitalismus zu einer auf Commons und Care und interpersonaler Vermittlung basierenden Gesellschaft. (mehr …)

Was sind und warum gibt es Elementarformen?

In der Diskussion über meine 42 Thesen ist mir klar geworden, dass die Bestimmung der Elementarform einer Gesellschaft für mich noch nicht klar genug war. Es wurde auch gefragt, wofür man so etwas überhaupt braucht. Ich versuche mich nun diesen Fragen zu nähern. Dabei muss ich ausholen um den philosophischen Hintergrund deutlich zu machen vor dem eine solche Elementarformtheorie überhaupt Sinn ergibt. Wenn man den nicht teilt, kann man vermutlich dann auch mit der daraus entstandenen Theorie nicht viel anfangen.

  1. Als erstes halte ich fest, dass der Ausgangspunkt von dem ich hier schreibe der einer materialistischen Weltsicht ist. Im gesellschaftstheoretischen Kontext bedeutet dass, dass ich es für möglich erachte, die wesentlichen Eigenschaften einer Gesellschaft aus ihren materiellen Existenzbedingungen abzuleiten.
  2. Das sind zuerst mal die stofflichen und energetischen Bedingungen (im Folgenden zusammenfassend stofflich genannt). Also solche Sachen wie unser Lebensraum Erde und sein Klima, stoffliche Eigenschaften der Dinge und des Menschen, die Naturgesetze oder die Position von Körpern im Raum. (mehr …)

42 Thesen zu Geschichte, Weltraum und Kommunismus

Elementarformen

  1. Seit der Kritischen Theorie und der Erfahrung des Faschismus gibt es eine Angst der Linken vor der Geschichtsphilosophie. Deswegen vorneweg: Geschichtsphilosophie ist unverzichtbar. Auch wenn man keine hat, hat man eine. Es ist wie mit jeder Theorie: Wenn man sie ignoriert, hat man die der anderen.  Im folgenden werde ich deshalb einige Thesen aufstellen, von denen die ein- oder andere durchaus steil ist. Gegen Ende werden es dann aber eher Fragen als Thesen.
  2. Gesellschaften entwickeln sich weiter. Dabei unterliegen sie einem Evolutionsprozess von Mutation und Selektion. Das macht den Vorgang nicht zu einem biologischen, aber dennoch hat in der gesamten Menschheitsgeschichte ein Prozess stattgefunden, der manche Gesellschaften anderen gegenüber bevorteilt hat. Es gab Situationen in denen Gesellschaften nicht mehr überlebt haben (was nicht gleichbedeutend sein muss mit dem Tod der Individuen) und sich deswegen ihre Prinzipien nicht halten konnten oder an den Rand gedrückt wurden. Um so einen Prozess über einen Zeitraum von Jahrtausenden wirksam zu machen reicht es auch völlig aus, dass er im statistischen Mittel wirkt. Es wird also auch immer Gegenbeispiele geben.
  3. Die Erfahrung des Faschismus und die Kritische Theorie haben uns aber dennoch gelehrt: Es gibt keine Automatismen, der Fortschritt ist nicht automatisch auf unserer Seite. Dennoch folgt daraus nicht, dass es keinen Fortschritt gibt oder dass wir nicht bestimmen könnten welche Art von Fortschritt auf unserer Seite ist. Tatsächlich ist das Bewusstsein darüber zentral für jeden Kommunismus. Es ist sehr wichtig, dass man das Kind des Kommunismus nicht mit dem Bad von Determinismus und Teleologie ausschüttet.
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Vers un communisme de la connaissance?

[Dans : EcoRev‘ — Revue Critique d’Ecologie Politique, Nr. 45, 2017, S. 130-138]

Derniers écrits d’André Gorz

Stefan Meretz *

Dans L’immatériel, André Gorz se demandait si on n’allait pas « vers une société de l’intelligence ». Dans la version en allemand remaniée de cet ouvrage, sortie un après, en 2004, l’auteur reformulait la question dans les termes d’« un communisme de la connaissance ». Entre-temps, il avait pris connaissance du mouvement du logiciel libre qui se développait en Allemagne sous la houlette de Stefan Meretz, avec qui il avait noué une dense correspondance intellectuelle, et d’autres théoriciens et praticiens comme Wolf Göhring et Stefan Merten. De la sorte, Gorz prolongeait ses réflexions sur le capitalisme cognitif en étudiant la possibilité de voir germer la production de richesses intrinsèques sans valeur marchande.

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Produktivkraft als Versprechen

Titelseite der PROKLA 185

Notwendiger Niedergang des Kapitalismus oder möglicher Kommunismus ohne viel Arbeit?

[Artikel aus der Ausgabe 185 der PROKLA, S. 621–638.]

Ein Abschnitt der von Karl Marx 1857/58 niedergeschriebenen sogenannten Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie ist als „Maschinenfragment“ in die spätere Debatte eingegangen (MEW 42: 590ff.). Marx überlegt hier, dass mit Voranschreiten der kapitalistischen Produktivkraftentwicklung materielle Produktionsmittel – Maschinen aller Art – und Wissen im Produktionsprozess zunehmend an Bedeutung gewinnen, während die lebendige Arbeit immer mehr zurückgedrängt wird. Im Maschinenfragment geht Marx davon aus, dass sich der Kapitalismus aufgrund seiner fortschreitenden Produktivkraftentwicklung selbst die Grundlage entzieht – die menschliche Arbeit. Während diese These in Marx’ eigener Zeit geradezu futuristisch erscheinen musste, spielt sie seit der vor knapp zehn Jahren begonnenen großen Krise eine beachtliche Rolle in der Debatte um die Frage, wie es um die Zukunftsfähigkeit des Kapitalismus bestellt ist. Marxistisch geprägte Autor_innen wie Mason (2016) sowie Lohoff und Trenkle (2012) berufen sich explizit auf Marx’ Prognose, während andere Theoretiker_innen wie Rifkin (2014) in ähnlicher Weise argumentieren, ohne sich dabei auf die Arbeitswerttheorie zu beziehen.

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Bedürfnisse

Die Frage danach, was eigentlich Bedürfnisse sind, hat sich als seltsamer Attraktor recht vieler Diskussionen erwiesen. Deswegen möchte ich der Sache hier mal etwas auf den Grund gehen. Es gibt dabei recht viele Definitionen, die alle ihre Vor- und Nachteile haben. Diejenige, die ich hier vorstelle, ist daran orientiert, ob sie hilfreich ist für die Fragen, die uns hier im Blog interessieren, letzten Endes also um die Frage zu beantworten, was das eigentlich ist, was alle kriegen sollen, wenn alle kriegen, was sie brauchen. Es geht also nicht darum ein für alle Mal festzuhalten, welcher Bedürfnisbegriff nun der einzig wahre und richtige ist, sondern darum einen Begriff zu finden, der für unsere Diskussionen auf der Suche nach Keimformen einer neuen Gesellschaft, in der gilt: jede*r nach ihren Bedürfnissen, jede*r nach ihren Fähigkeiten, funktional ist.

Wie so oft, ist es hilfreich für Definitionen mit Abgrenzungen zu beginnen. Was genau sind Bedürfnisse also nicht?

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Vorüberlegungen zu einer künftigen Ethik

Medaillon der britischen Abolitionismusbewegung (gemeinfrei, Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wedgwood_-_Anti-Slavery_Medallion_-_Walters_482597.jpg)Die Betrachtung dessen, was gesellschaftlich anders laufen könnte, ist ohne eine ethische Perspektive recht witzlos. Man kann sich dann zwar verschiedene „andere mögliche Welten“ ausmalen, aber ob diese „besser“ oder „schlechter“ wären, ist ohne Ethik nicht unterscheidbar. Aus materialistischer Sichtweise wird Ethik allerdings gern als nachgeordnet betrachtet, gemäß Karl Marx’ berühmtem Diktum:

Es ist nicht das Bewußtsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umgekehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewußtsein bestimmt. (MEW 13: 9)

Ist also unsere Ethik ein bloßes Produkt der Gesellschaft, in der wir leben, so dass wir einer künftigen andersgearteten Gesellschaft und deren Ethik nur mit Unverständnis begegnen können? (mehr …)

Anarchokommunistische Klassiker: Errico Malatesta (1)

Errico Malatesta (gemeinfrei, Quelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:ErricoMalatesta.gif) Ein Kommentar von Justin hat mich dazu gebracht, mich intensiver mit den Gesellschaftsvorstellungen des Anarchokommunismus zu beschäftigen. Das lohnt sich, da es in der Tat große Ähnlichkeiten zu unseren Keimform-Perspektiven gibt. Ich beginne mit Errico Malatesta, einem italienischen Anarchisten, der von den 1870er Jahren an fast 60 Jahre lang aktiv war.

Gegen politische und wirtschaftliche Unterdrückung

Malatesta (1891) zufolge gibt es zwei Arten von Unterdrückung, politische und wirtschaftliche. Politische Unterdrückung basiert auf Gewalt oder deren Androhung: wer nicht tut, was ich sage, oder wer gegen meine Gesetze verstößt, der oder dem drohen Verhaftung und Gefängnis (oder Schlimmeres).

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Fragen an meinen Freund, den Replikatorkommunisten

In den technikafinen Kreisen, in denen ich viel verkehre, gibt es viele Leute, die antikapitalistischen oder gar kommunistischen Ideen viel abgewinnen können – und sei es nur deswegen, weil sie sie aus ihren geliebten Science-Fiction-Serien kennen – die dann aber oft in etwa so argumentieren:

„Ja, wenn wir mal Replikatoren|3D-Drucker|KI|Nanoroboter|Weltraumaufzug|Kernfusion|<insert your favorite future technology here> haben, dann gibt es keine Knappheit mehr und dann ist der Kapitalismus obsolet aber bis dahin müssen wir wohl mit ihm leben.“

Ich möchte da jetzt gar nicht groß eine Debatte führen, das hab ich schon so oft getan und es scheint nicht allzuviel zu bewirken. Ich möchte nur meinen Freund, den Replikatorkommunisten (ja, es ist meistens ein Mann und das ist kein Zufall), einmal bitten, ernsthaft über folgende Fragen nachzudenken:

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Auf zum gemeinen Uneigentum?

Streifzüge Nr. 60/2014[Dieser Artikel erschien nicht in der Printausgabe. Alle »Keimformen«-Artikel in Streifzüge 60/2014]

Anmerkungen aus ökokommunistischer Sicht

Von Hans-Hermann Hirschelmann

Am Keimform-Blog (keimform.de) schätze ich neben Berichten und Reflektionen über Open Source oder Peer-to-Peer Projekten Zeichen ernsthaften Nachdenkens über Kommunismus. Ganz unutopistisch sind reale Bewegungen ins Visier genommen, die als Keimformen eines kommunistischen Füreinanders identifiziert werden. Allerdings eines mit „C“ geschriebenen Kommunismus, der vom Begriff der „Commons“ abgeleitet ist bzw. vom „Commoning“. Denn Commons oder Allmendegüter, so wird hier zurecht betont, sind keine Dinge, deren Natureigenschaft es ist, für alle da zu sein. Commons werden erst durch das Commoning Realität. Und die existiert insoweit die Verarbeitung, Verwendung, Pflege, Wiederherstellung usw. von Ressourcen eine tatsächlich gemeinsam zu verantwortende Angelegenheit aller ist.

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