Wie erreichen wir eine commons-orientierte Transformation?
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Ein Vorschlag von Michel Bauwens (Übersetzung Stefan Meretz)
Heute haben wir die paradoxe Situation, dass, je kommunistischer die von uns benutzten Lizenzen sind, umso kapitalistischer ist die Praxis. So werden die Linux-Commons zu Konzern-Commons, die IBM und Co bereichern… In gewisser Weise funktioniert es, und für die meisten Entwickler_innen Freier Software scheint das auch akzeptabel zu sein, aber es ist der einzige Weg.
Deswegen hier eine Alternative, mit der wir nicht mehr nur die Wahl der nicht-reziproken kommunistischen Lizenzen wie der GPL haben, sondern einen Mittelweg sozialistischer Lizenzen einführen, die auf Reziprozität (Gegenseitigkeit) basieren.
Das ist der Weg der Peer Production License (PPL). Sie sollte nicht mit der nichtkommerziellen Creative-Commons-Lizenz verwechselt werden, da sich die Logik unterscheidet. Es geht nicht darum, Einzelne zu schützen, die nur widerwillig teilen, sondern darum, eine gegenhegemoniale, auf Gegenseitigkeit basierende Ökonomie zu ermöglichen und zu stärken, die offene Commons für alle, die beitragen, mit einer Lizenzgebühr für jene profitorientierten Unternehmen kombiniert, die die Commons ohne Beitrag nutzen wollen. Die PPL wude ursprünglich durch den „Venture-Kommunisten“ Dmytri Kleiner entwickelt. Eine Diskussion darüber kann man in einem C-Realm Podcast nachlesen.
Die PPL wird experimentell durch Guerilla Translations! und vielleicht einigen anderen verwendet. Sie verbindet die Commons mit einer Entrepreneur-Koalition ethischer Marktteilnehmer (Genossenschaften und andere Modelle) und hält den Mehrwert vollständig innerhalb der Sphäre der Commoners/Genossenschaftler, anstatt ihn an mulitnationale Konzerne abfließen zu lassen.
Der Hauptwiderspruch der liberalen Lizenzen (obwohl sie die kommunistische Logik des jede/r nach seinen/ihren freien Beiträgen, alle nach ihren Bedürfnissen nutzen) ist, dass sie Freie Software mit der profitorientierten Dynamik verbinden, zum Beispiel, indem der einzige Weg den Lebensunterhalt zu verdienen im Verkauf der Arbeit zum Zwecke der Kapitalakkumulation besteht. Die PPL ändert das, in dem sie es den Commonern erlaubt, ihre eigenen Marktbeteiligungen zu gründen und den Mehrwert innerhalb der Commons-Sphäre zu halten. Dadurch wird es möglich, von einem Proto-Produktionsweise (Peer-Produktion) zu einer vollständig autonomen commons-orientierten Produktionsweise zu werden. Es erzeugt eine Gegen-Ökonomie, die die Grundlage für eine wieder hergestellte „Gegen-Hegemonie“ mit einer nutzenorierten Zirkulation des Werts sein kann und mit sozialen Pro-Commons Bewegungen verbunden ist, was zur Basis für eine politische und soziale Transformation der politischen Ökonomie werden kann.
Mehr noch, innerhalb der ethischen Ökonomie würde eine offene Buchführung und offene Wertschöpfungsketten eine andere Wertzirkulation erlauben, bei der die stigmergische gegenseitige Koordination, die schon in gewissem Ausmaß für die immaterielle Kooperation und Produktion funktioniert, sich in Richtung einer Koordination der stofflichen Produktion verschiebt und den Markt überschreitende Dynamiken der Verteilung im stofflichen Bereich erzeugt.
Schließlich kann damit die commons-basierte Risikokapitalbeschaffung gestärkt werden, um stoffliche Commons zu schaffen, wie von Dmytri Kleiner vorschlagen. Auf diese Weise wird der Maschinenpark aus der Sphäre der Kapitalakkumulation genommen.
In dem Maße wie dieser Prozess verstärkt wird und von ein Wachstum sozialer und politischer Macht begleitet ist, kann die Zirkulation von Kapital durch eine volle Zirkulation von Commons ersetzt werden. Die Transformation hat dann tatsächlich stattgefunden.
Versteh ich nicht. Hört sich alles schön an, aber wo ist nun genau der Unterschied zu CC-BY-SA, GPL und Co.?
schaue unter 4. Restrictions:4 c.
You may exercise the rights granted in Section 3 for commercial purposes only if
i. You are a workerowned business or workerowned collective; and
ii. all financial gain, surplus, profits and benefits produced by the business or collective are distributed among the workerowners
Interessant. Nur scheint mir der hier verwendete Kommunismusbegriff noch etwas angestaubt zu sein.
Es wird m.E. Zeit, über das Marxsche Postulat (Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnssen) hinaus zu denken und die Entwicklung / Verallgemeinerung der Fähigkeit zur (welt-) gemeinschaftliche Abstimmung der unterschiedlichen Bedürfnisse mit den zu ihrer Befiedigung nötigen Kosten ins Visir zu nehmen.
Was ist denn daran neu oder interessiert? Soweit ich sehe, handelt es sich einfach um Dmytri Kleiners uralten „Copyfarleft“-Ansatz, den du, Stefan, schon vor Jahren auseinander genommen hast.