Tagung »Aufhebung des Kapitalismus«

Die Marxistische Abendschule Hamburg, Forum für Politik und Kultur, hat mich als Referent zur Tagung »Aufhebung des Kapitalismus — die Ökonomie einer Übergangsgesellschaft« eingeladen. Die Einladung geht zurück auf einen Vortrag zum Bilderverbot, den ich vor einem Jahr in der MASCH hielt. Die Tagung findet vom 15. bis 17. November 2013 in der Uni Hamburg, Hörsaal im ESA-Flügelbau, statt.

Hier der Einladungstext:

Anders als manch einer nach dem Untergang des „Realsozialismus“ erwartete, ist das Projekt einer Überwindung des Kapitalismus keineswegs von der politischen Bildfläche verschwunden. Der Sieg des Kapitalismus hat vielmehr zu schweren Krisen geführt, die erhebliches soziales Konfliktpotenzial in sich bergen. Angesichts dessen ist das Streben nach einer Gesellschaft, die nicht länger vom Prinzip der Profitmaximierung bestimmt ist, keine bloße Utopie und auch keine rein akademische Diskussion.

Es ist an der Zeit, die Möglichkeit eines Auswegs aus dem Kapitalismus hin zu einer solidarischen Ökonomie zu diskutieren. Hierzu soll diese Konferenz beitragen. Leitende Fragen sollen sein: Was führte bei den bisherigen sozialistischen Projekten dazu, dass diese Sozialismen den Rückhalt in der Bevölkerung verloren und schließlich zugrunde gingen? Welche Fehler sind also in Zukunft zu vermeiden? Wie wird der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus gestaltet sein, und welche der Sache nach notwendigen ökonomischen Probleme sind dabei zu überwinden? Schließlich: Welche politischen und ökonomischen Perspektiven bieten sich heute konkret zu einem Ausweg aus dem Kapitalismus?

Ich geb’s zu: Wohl fühle ich mich nicht mit dieser Einladung, denn das ganze Setting, der Einladungstext und die anderen Vorträge haben aus meiner Sicht wenig mit »Aufhebung« zu tun und wirken auf mich sehr altbacken. Wenn es im Einladungstext etwa heißt, die Sozialismen seien zugrunde gegangen, weil die Leute keine Lust mehr hatten (»Rückhalt in der Bevölkerung verloren«), dann ist das oberflächlich richtig, hat aber nichts mit Ursachenbestimmung zu tun. Folgerichtig fragt der Text nach Fehlern, die zu vermeiden seien (Mehr Demokratie? Bessere Propaganda? Mehr Kontrolle?), anstatt zu erkennen, dass der Sozialismus keine Fehler hatte, sondern der Fehler war. Das bedeutet, da gibt’s nichts zu verbessern, sondern Sozialismus ist kein emanzipatorischer Ansatz. Hart gesagt, aber so sehe ich das. Für den Kapitalismus gilt übrigens dito.

Aber darüber kann man ja diskutieren, sag ich mir mal und werde teilnehmen. Ich ziehe mich warm an. Titel meines Beitrages ist übrigens »Commonismus statt Sozialismus? Die widersprüchliche Herausbildung einer neuen Produktionsweise«.

[Update]

Der Einladungstext auf der Website zur Tagung wurde erneuert und gefällt mir schon wesentlich besser:

Die Tagung soll dazu beitragen, theoretische und praktizierbare Alternativen zur derzeitigen krisenhaften Entwicklung des Kapitalismus (kontrovers) zu diskutieren und Ansatzpunkte für eine gesellschaftliche Veränderung in Richtung einer nachkapitalistischen Ökonomie aufzuzeigen.

Dazu gibt es drei thematische Schwerpunkte mit unterschiedlichen politischen und wissenschaftlichen Herangehensweisen und zu verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen: Der erste Tagungsblock beschäftigt sich noch einmal mit den historischen Ursachen und den konzeptionellen Gründen für das Scheitern der bisherigen Sozialismus-Modelle. In einem zweiten Tagungsblock werden die theoretischen Grundlagen einer Übergangsgesellschaft und die möglichen Ausgangspunkte einer gesellschaftlichen Transformation diskutiert. Dabei werden die prinzipiellen Probleme und Herausforderungen einer Übergangsgesellschaft thematisiert. Welche Rolle wird etwa der Markt in einer postkapitalistischen Gesellschaft spielen können oder müssen? Darauf aufbauend werden im dritten Tagungsblock konkrete Anknüpfungspunkte und Schnittstellen für eine gesellschaftliche Transformation besprochen. Dies geschieht in verschiedener Hinsicht: Schwerpunkt der Diskussion sind die notwendigen, grundlegenden Veränderungen im Arbeits- und Wirtschaftsprozess, die Basis einer menschlicheren, nicht nur von Verwertungsinteressen geprägten Gesellschaftsform sein müssen. Darüber hinaus werden aber auch Möglichkeiten besprochen, die sich aus derzeitigen Entwicklungen ergeben und die gegenwärtig als Wege aus dem Kapitalismus diskutiert werden wie z.B. die Forderung nach einem bedingungslosen Grundeinkommen oder der „Commons“-Ansatz.

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