Kategorie: Theorie

Das neue Open Source Jahrbuch ist da

Vor ein paar Tagen ist das neue Open Source Jahrbuch erschienen. Das Buch gibt es zum Komplett-Download als PDF; wer den Autor- bzw. Herausgeber/innen oder den eigenen Augen etwas gutes tun will, kann aber auch die gedruckte Version bestellen. Außerdem gibt es eine Übersichtsseite mit Titeln und Abstract der einzelnen Artikel, über die die Artikel jeweils auch separat downloadbar sind. Insgesamt sind es 49 Artikel — wow, eine Menge Stoff 🙂

Zu den Autoren gehört Richard Stallman, der — nach dem Titel zu urteilen –, allerdings nur mit seiner üblichen Litanei aufwartet: „Why ‚Open Source‘ Misses the Point of Free Software“ („Warum ‚Open Source‘ das Wesentliche von ‚Freier Software‘ verdeckt“). Schade, wär interessant gewesen, mal wieder was Neues vom ihm zu lesen…

Aus der keimförmigeren Ecke ist zumindest Franz Nahrada vertreten, mit einem Artikel über „Piazze telematiche, Video Bridges, Open Coops – der mühsame Weg zu den Globalen Dörfern“.

Hab mir das Buch jedenfalls mal runtergeladen und werd demnächst mal anfangen, zu schmökern 🙂

Erziehung und Lernen bei Frithjof Bergmann

Meine Einführung zu Frithjof Bergmanns Buch „Die Freiheit leben“ ist ja schon wieder eine Weile her. Jetzt habe ich endlich wieder etwas mehr Freizeit – eine gute Gelegenheit, noch darauf einzugehen, was Bergmann über Erziehung zu sagen hat. Über die Zusammenhang von Freiheit und Erziehung geht es in Kapital 6, mit mehr als hundert Seiten dem längsten des Buches.

Bergmann weist sowohl klassische „autoritäre“ als auch die seinerzeit (das Buch wurde ursprünglich 1977 veröffentlicht) modischen „anti-autoritären“ Erziehungsstile zurück. Wie alle Menschen brauchen Kinder Feedback, deshalb ist eine konsequent anti-autoritäre Erziehung als „Politik der Nichteinmischung“ nicht nur von den Eltern kaum durchzuhalten, sondern auch schlimm für das Kind, dem dieses Feedback verweigert wird. Schlimm ist es aber auch, das Kind zu verhätscheln oder zu „bemuttern“ – wenn dem Kind jeder Wunsch von den Lippen abgelesen wird, wird ihm die Chance genommen, sich seiner Wünsche selbst klar zu werden, sie zu artikulieren und sich um ihre Umsetzung zu bemühen.

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Was ist eigentlich eine „Keimform“?

Blumentöpfe in prekärer LageOk, das zu beantworten ist ja unter anderem gerade Sinn und Zweck dieses Blogs. Es wäre also sehr vermessen, wenn ich das jetzt mal eben hier und jetzt beantworten würde. Aber ich will mal einen eigentlich ziemlich simplen Gedankengang darlegen, wie ich mir das zur Zeit vorstelle. Und unter uns: Nach über 100 Beiträgen sollten wir langsam mal anfangen 😉 Widerspruch natürlich sehr willkommen.

Um sich klar zu machen, was eine Keimform ist, sollte man sich drei Dinge klar machen:

  1. Was ist ein Keim?
  2. Was ist eine Form?
  3. Was verbindet beide in dem Begriff Keimform?

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Neues Online-Magazin

Das (nicht mehr ganz so) neue online-Magazin superfluence.com könnte vielleicht für uns das eine oder andere Interessante beinhalten. Die erste Ausgabe geht um das Thema Multitude, die Lizenz ist creative commons, wobei das nicht genauer spezifiziert wird (oder ich habs blos nicht gefunden). Die Ausgabe enthält sowohl deutsch- als auch englischsprachige Artikel.
Vielleicht hier mal das Inhaltsverzeichnis:

Olivio Sarikas:
* DAS SUPERFLUENCE.COM PROJEKT
* ZUM POTENZIAL DER VIRTUELLEN MULTITUDE
* DIE KÖRPER DER MULTITUDE

Philipp Levar:
* DIE CLANS DER MULTITUDE:
ARCHAISCHE STRUKTUREN IN DER POSTMODERNE ODER DIE RÜCKKEHR IN DIE IMMANENZ

Christopher Alten:
* ZUR ANALYSE ZEITGENÖSSISCHER LEBENSFORMEN – PAOLO VIRNO UND JOHAN HUIZINGA – EIN SYNOPTISCHER VERSUCH

Mark Federman:
* THE CULTURAL PARADOX OF THE GLOBAL VILLAGE

Matteo Pasquinelli:
* RADICAL MACHINES AGAINST THE TECHNO-EMPIRE. FROM UTOPIA TO NETWORK

Sein und Haben — Thesen zur Warenkritik

Die Zukunftswerkstatt Jena hat eine Broschüre zur Kritik der Warengesellschaft online gebracht. Die Autorinnen und Autoren zeigen in einem methodisch und historisch sehr grundlegendem Aufriss, dass die Menschheit an eine Grenze der Reproduktion ihrer Gattung gelangt ist und sich bei einem „weiter so“ in ihrer Existenz selbst gefährdet. Als Ursache wird die Verselbstständigung der Warenproduktion gegenüber den Bedürfnissen der Menschen angesehen.

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Vergesst die Kopierbarkeit!

Sabine Nuss betont in ihrem Blog nochmal, warum ihr die in und um die Freie-Software-Szene üblichen Analysen zu kurz greifen:

Üblicherweise heißt es auf Seiten der Verfechter von Freier Software (wenn sie nicht eh schon kapitalismus-kritisch sind), dass diese spezielle Eigentumsform nur möglich ist, weil es sich um ein immaterielles und damit nicht-knappes Gut handelt. Das heißt ja im Umkehrschluss: In der materiellen Welt ist Privateigentum notwendig, weil hier die Güter knapp sind. Deshalb war es mir ja so wichtig, das herrschende Eigentumsverständnis zu untersuchen. Das ergab, dass sowohl die Kritiker des Geistigen Eigentums als auch die Befürworter auf Basis der gleichen theoretischen Vorannahmen argumentieren.

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RFC*: Universalgut

Ich schreibe gerade an einem Artikel für das nächste Krisis-Heft. In Diskussion mit der Redaktion bin ich auf ein terminologisches Problem gestoßen: Sind Universalgüter und Allgemeingüter das selbe? Im folgenden versuche ich den Begriff des Universalguts entsprechend eines Vorschlags von Ernst Lohoff zu fassen. Kritik und Hinweise willkommen!

*RFC: Request for comments

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Wissenschaft als Begreifen-wollen

In Sabine Nuss‘ Blog gibt es anlässlich eines Marx-Zitats einige Überlegungen zum Ziel und Anspruch von wissenschaftlicher Arbeit:

Zweifel und Zagheit, die beim Eingang in die Wissenschaft zu „ertöten“ sind, beziehen sich auf den Umgang mit den Ergebnissen der Analyse: sind sie Ergebnis ernsthafter Forschung, so müssen sie auch vertreten werden, egal wie viele Vorurteile der „öffentlichen Meinung“ oder der „herrschenden Klassen“ verletzt werden.

Vorurteile existieren aber auch bei der Linken, auch dort geht es nicht selten darum, sich liebgewonnene Beurteilungen der Verhältnisse durch eine Analyse bloß nicht kaputt machen zu lassen. Demgegenüber betont Marx an einer späteren Stelle des „Kapital“, dass es ihm gerade nicht um eine Kritik geht, „welche die Gegenwart zu be- und verurteilen, aber nicht zu begreifen weiß.“ (528, Fn. 324). Ohne ein „Begreifen“, das sich eben nicht vor seinen Resultaten fürchtet, egal wie sie ausfallen mögen, ist eine wirkliche Kritik schlechterdings nicht möglich!

Das ist es wohl, was die Wissenschaft und generell jede Suche nach Erkenntnis ausmacht: es geht darum, die Dinge möglichst gut verstehen zu wollen; sich darum zu bemühen, sie so zu begreifen, wie sie sind (nicht wie man sie gern hätte). Leider scheint das auch bei „Linken“ und „kritischen Geistern“ manchmal in Vergessenheit zu geraten…

Keimform mal anders

Telepolis bringt ein Interview mit Martin Sonneborn, Ex-Chefredakteur bei Titanic. Seine Sicht auf die Keimformfrage:

Die Titanic betreibt Medienkritik in der Form der Satire. Wie kamen Sie zu diesem Gewerbe?

Martin Sonneborn: Es gab kein Schlüsselerlebnis. Ich denke, das ist eine Charakterfrage. Man kann in fünferlei Weise mit diesem zunehmend irrer werdenden Gesellschaftssystem umgehen. Da ist der Weg in den bewaffneten Widerstand – heute eher antiquiert –, die Entwicklung zum Alkoholiker, die aktive Teilnahme am System oder die klassische Gesellschaftskritik. Und man kann versuchen, die Widersprüche in einem guten Witz aufzulösen, wofür ich mich entschieden habe.