Kategorie: Freie Software

Peer-to-peer und das Subjekt

[Eine Übersetzung eines Ausschnitts des Artikels »Peer to peer Production in the Software and Hardware communities, and the Subject« von Phoebe Moore]

Abstract: »Wissenschaftler_innen der Medien-Ökologie — was Fuller als »Medien-Ökologie« (2005) bezeichnet hat — interessieren sich dafür, wie reale soziale Veränderungen  im Zeitalter der digitalen Medien möglich und warum sie in der Tat auch notwendig sind. Hinterfragt man die hierarchischen Strukturen in den Arrangements von Alltag und Produktion und die dominanten Formen der Interaktivität, die sich historisch uni-direktional und grundlegend beschränkt herausbildeten, so ist die Bewegung der Peer-to-Peer-Produktion ein Beispiel für die Art der Medien-Ökologie, die »tiefgreifende« soziale Änderungen verspricht — sowohl in mentaler wie in struktureller Hinsicht. Stellen die vernetzten Commons, die aus der Peer-to-Peer-Produktion im Bereich der Freien Software hervorgingen, sowie die Ökologie der produktiven und künstlerischen Zusammenarbeit darin, eine stabile Bedrohung für den Kapitalismus dar? Dieser Artikel befasst sich mit dieser Frage.«

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Argentina Copyleft

Argentina Copyleft!Die Böll-Stiftung hat wieder einen Copyleft-Coup gelandet: Pünktlich zur Frankfurter Buchmesse erscheint die deutsche Ausgabe von »Argentina Copyleft!«.

Argentinien ist eines der Länder mit den restriktivsten Urheberrecht-Gesetzen. International bekannt geworden ist der Fall des Philosophieprofessors Horacio Potel, der spanische Übersetzungen der Werke von Nietzsche, Heidegger und Derrida für seine Student_innen ins Netz stellte und daraufhin wegen Urheberrechtsverletzung (im Falle von Derrida) angeklagt wurde. Eine Welle der Solidarisierung bewirkte schließlich eine Einstellung des Verfahrens.

Am 4.10.2010 wurde das Buch in der Böll-Stiftung vorgestellt, es folgen Präsentationen auf der Buchmesse. Das Buch steht unter einer CC-Lizenz und kann bei der Stiftung bestellt oder via Web heruntergeladen werden. [via]

[Update] Ein Gespräch mit Horacio Potel hab ich aus dem Buch gezogen.

Linz as »Commons City«

[german version]

Recently, StefanMz was skeptical about the inflationary use of the word Commons, so here is a similarly ambiguous case, which to me nevertheless seems very interesting:

The Austrian city of Linz has launched an initiative to become the first »open commons region« in Europe. The initiative is designed to stimulate the use of open-access and electronic dissemination of data, software, teaching and learning materials and other so called »Open Commons« (common good) stored content. Linz had previously taken pioneering steps to bring the citizens to the Internet. In 2005 the hot spot initiative started, which has been built 118 hotspots for free access to the Internet. In addition, for each citizen, web space and a personal e-mail inbox is available on the servers of the city – as well as programs for non-commercial publication of content on the Internet.

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Linz als „Commons City“ ?

[english version]

War Stefan Mz unlängst skeptisch gegenüber der inflationären Verwendung des Wortes Commons, so ist hier ein ähnlich ambivalenter Fall, der mir aber doch sehr interessant scheint:

Die österreichische Stadt Linz hat eine Initiative gestartet, um die erste »Open-Commons-Region« in Europa zu werden. Die Initiative soll Impulse für die frei zugängliche Nutzung und elektronische Verbreitung von Daten, Software, Lehr- und Lernmaterialien und anderen als »Open Commons« (Gemeingut) bezeichneten, digital gespeicherten Inhalten geben. Linz hatte zuvor schon wegweisende Schritte unternommen, die Bürger ins Internet zu bringen: Seit 2005 läuft die Hotspot-Initiative, die in ganz Österreich bisher 118 Hotspots für den Gratis-Einstieg ins Internet aufgebaut hat. Außerdem stehen jedem Bürger Speicherplatz sowie ein persönliches E-Mail-Postfach auf den Servern der Stadt und Programme für die nichtkommerzielle Veröffentlichung von Inhalten im Internet zur Verfügung.“

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Wenn Peers produzieren: Von Freier Software zu Freier Hardware und darüber hinaus

Der folgende Artikel ist in der FIfF-Kommunikation 1/2010 erschienen. Er ist als Dokumentation zu der Arbeitsgruppe entstanden, die ich auf der FIfF-Jahrestagung 2009 gestaltet habe. Der Artikel wird unter den Bedingungen der Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen Deutschland-Lizenz (CC-BY-SA) 3.0 veröffentlicht.

Das Beispiel Linux

Das Linux-Maskottchen Tux1991 hatte der junge finnische Informatikstudent Linus Torvalds eine verblüffende Idee: er begann damit, auf seinem neuerworbenen PC ein Betriebssystem zu schreiben. Zunächst ging es ihm nur darum, einige fehlende Funktionen für seinen Rechner nachzurüsten, doch nach einigen Monaten Bastelei bemerkte er, dass er ein System entwickelt hatte, das auch für andere Leute nützlich werden könnte. Er kündigte seine Arbeit öffentlich im Internet an – „Ich arbeite an einem (freien) Betriebssystem (nur ein Hobby…)“ – und bat um Rückmeldungen, welche Eigenschaften sich die anderen von einem solchen System wünschten. Einige Wochen später stellte er die Software ins Internet, was es jedem ermöglichte, Torvalds’ Code herunterzuladen, zu verwenden und (bei entsprechenden Programmierkenntnissen) auch den eigenen Bedürfnissen anzupassen.

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»Lasst uns die Spielregeln ändern«

[Aus: »Oya – anders denken. anders leben«, Nr. 01/2010, PDF-Download, Lizenz]

Nachfolgend dokumentiert ist die etwas längere Abschrift des Gesprächs als die im Oya-Heft abgedruckte Version. Die komplette Fassung kann als Video ansehen und angehört werden.

Johannes Heimrath: Am liebsten würde ich unser Gespräch bei den großen globalen Gemeingütern wie Klima beginnen lassen – letztlich bei der Erde, die zweifelsfrei unser größtes Gemeingut ist –, und von dort in die Details gehen. Aber ich fürchte, da wir alle sehr persönlich mit dem Thema Gemeingüter verbunden sind, werden wir nicht so strukturiert vorgehen können.

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Copyleft — Wie sich die Welt an einem Freiheits-Virus infizierte

[Repost aus »Oya – anders denken. anders leben«, Nr. 01/2010, PDF-Download, Lizenz]

Von Lara Mallien

Wissen und das Licht haben viel ­gemeinsam: Wir sprechen von Erleuchtung, vom Geistesblitz, von erhellenden Einsichten. Das Licht wird nicht weniger, gleich, ob zehn oder tausend Menschen es zum Bräunen oder zum Gartenbau nutzen. Hier ­enden die Gemeinsamkeiten, denn das Wissen nimmt sogar zu, je mehr es geteilt wird, je mehr Wissende und Mitdenkende, Weiterdenkende es gibt. Wie die Freude ist auch das Wissen eines dieser geheimnisvollen Gemeingüter, die sich vermehren, wenn wir sie teilen.

Wissen und Erkenntnis teilen sich mit. Selbst wenn etwas unausgesprochen bleibt, liegt es auf seltsame Weise in der Luft. Auch bei großen ­Erfindungen ist das so: Die Glühbirne, die Nähmaschine, das Telefon – sie wurden von mehreren Menschen an mehreren Orten beinahe zeitgleich in die Welt gebracht. Streng genommen gehören noch viel mehr Menschen zu den Urhebern, denn jede Erfindung markiert nur die Spitze eines Eisbergs von Wissen, das unzählige Menschen in den Jahren zuvor zusammengetragen haben. Basiert nicht die Glühbirne auch auf dem alten Wissen der Glasbläser?

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Nur Denken oder Essen?

Leviathan (Klicken zum Vergrößern)

Zwei Menschen können wohl den selben Gedanken denken, aber nicht dasselbe Stück Brot essen

Dieses Zitat von Thomas Hobbes (aus: Leviathan – mit dem er den „Kampf aller gegen alle“ begründet, siehe auch das Bild rechts, zum Vergrößern klicken) wird einem immer wieder entgegen gehalten, wenn man von dem Modell der Freien Software als „Keimform“ einer nachkapitalisti­schen, nicht geldlogischen Gesellschaft spricht. Der kategoriale Unterschied zwischen virtuellen Gütern und körperlichen, sinnlich erfahrbaren wird zum Dauer-Gegenargument: Was in der Welt der Bits und Bytes möglich sei, verschließe sich in Welt der handfesten Güter von selbst und dauer­haft!

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