Die Körberstiftung hat schon am 15. November letzten Jahres eine Veranstaltung über die Neue Schule Hamburg gemacht. Diese Schule ist eine der beiden ersten genehmigten Schulen in Deutschland, die sich am Konzept der Sudbury-Valley-School orientieren. Die Veranstaltung gibt es jetzt als Audio im Netz.
Autor: Benni Bärmann
Weltretter gesucht!
Es gibt ein neues Web-2.0-Portal zur Vernetzung von „gut gemeinten“ Projekten: weltretter.org. Ich habe davon erfahren auf den Perspektiventagen in Berlin. Eigentlich ist das sehr interessant und etwas, was manche von uns hier schon lange suchen, nämlich nach einem Portal zur Vernetzung von Projektgründern um Fähigkeiten und Bedürfnisse zusammenzubringen. Leider gibt es bisher ein paar Probleme:
- Die Software ist (bisher) nicht frei. Ob sie es wird, ist unklar.
- Die Abgrenzung zu reinen Business-Portalen ala Xing wurde nicht ganz klar. Es gibt zwar eine andere Zielsetzung aber die Abgrenzung zur kapitalistischen Ökonomie bleibt diffus. Irgendwie soll der kleine Bioladen um die Ecke schon dürfen, aber Basic nicht oder so.
- Es scheint ein mehr oder weniger kommerzielles Projekt zu sein. Momentan wird nach einer Finanzierung über „Business-Acounts“ gesucht.
In dem Workshop wurde vor allem letzteres sehr kontrovers diskutiert. Die Initiatorin zeigte dabei durchaus Einsicht, dass es auch andere Finanzierungswege geben könnte, will aber auf jeden Fall ihren Lebensunterhalt mit diesem Projekt bestreiten. Verständlich, wenn sie dafür ihren Job gekündigt hat. Ich wünsche ihr da ja durchaus viel Glück, bin aber skeptisch ob es sehr vielversprechend ist, ein solches Projekt mit einem so frappierenden Widerspruch zwischen Weltrettung und Geld-verdienen-müssen von Anfang an zu belasten. Wir sollten das auf jeden Fall weiter beobachten.
update: Ich hab mir nochmal die AGBs angeguckt und da steht dann sowas in §7:
1. Der Nutzer räumt der Betreiberin mit dem Einstellen von Inhalten ein unbeschränktes, unwiderrufliches und übertragbares Nutzungsrecht an dem jeweiligen Inhalt ein, welches die Betreiberin zu jeglicher Art der Verwertung, sowohl auf ihren Seiten als auch auf den Webseiten ihrer Kooperationspartner sowie zur sonstigen Vermarktung, berechtigt
2. Die Betreiberin hat damit das Nutzungsrecht an allen Inhalten. Eine Vervielfältigung oder Verwendung der Inhalte in anderen elektronischen oder gedruckten Publikationen ist ohne ausdrückliche schriftliche Einwilligung der Betreiberin nicht gestattet.
Also so gehts dann aber garnich 🙁
Thesen zum Informationskapitalismus
Ich arbeite gerade an einem längeren Text zum Informationskapitalismus. Auf Open Theory hab ich mal eine erste Version online gestellt, die sehr vorraussetzungsreich ist und wenig erklärt und zitiert. Es ist also eher eine Diskussionsgrundlage, bei der Kenntnis der Quellen vorausgesetzt wird. Das soll aber niemanden von der Diskussion ausschliessen. Wenn irgendetwas unklar ist, also bitte einfach nachfragen.
Facelifting
Wie der eine oder die andere vielleicht schon gemerkt hat, haben wir heute etwas an einem neuen Layout gewerkelt. Wir wollten vor allem endlich eine dritte Spalte haben, um dort mehr Zusatzinfos unterbringen zu können ohne dass man bis zum Erdmittelpunkt scrollen muss. Also: Wie gefällts? Das Bild bleibt so wohl nicht. Entweder kommt ein anderes hin (Vorschläge sind willkommen) oder wir machens sogar ganz weg.
Michael Heinrich ist ein Sozialdemokrat!
Das behauptet zumindestens Holger Wendt in einem lesenswerten Text, den ich in den Kommentaren eines Textes von Emanzipation oder Barbarei entdeckt habe. Bei mir hatte sich ja beim Lesen von „Die Wissenschaft vom Wert“ auch schon der Eindruck eingeprägt, es handele sich da mehr um eine gelungene Dekonstruktion der Kritik der politischen Ökonomie als um deren Darstellung – entgegen Heinrichs eigener Intention. Schon seit einiger Zeit findet ja auch im Laboratorium anhand von Stefans Konspekt von Heinrichs Einführungsbuch eine interessante Diskussion statt.
Meine Rückfrage an Wendt wäre ja vor allem ob es nicht gute Gründe geben könnte Traditionsmarxisten wie Lenin gegenüber misstrauisch zu sein. Man muß ja nicht gleich zum Sozialdemokrat werden. Wenn man etwas aus der Uralt-Diskussion zwischen reformerischen Sozialdemokraten und Revolutionären lernen könnte, dann doch vor allem, dass beide Ansätze gescheitert sind. Ich verstehe zumindestens meine Suche nach Keimformen vor allem auch als Versuch diesen unproduktiven Widerspruch in eine produktive Dialektik zu verwandeln.
Fab Labs
Hier noch einer dieser TED-Vorträge, das ist wirklich eine Fundgrube. Diesmal gehts um FAB-Labs. Eine geniale Erfindung des MIT. Fabbing als Soziales Projekt. Maschinen für 20000$ machen Produktion in Stückzahl 1 vor Ort möglich. Auch und gerade in der 3. Welt. Er sagt, wir befinden uns in der PDP-11-Ära der Personal Production. 8 Jährige in Ghana erfinden Dinge über die Leute im MIT ihre Dissertation schreiben, lauter solche Storys, sehr spannend.
Open Source Learning
Ein interessanter Vortrag zum Thema Open-Source-Learning und zum Projekt connexions.org, dass eine konfigurierbare Sammlung von Creative-Commons-Lizensierten Lehrbüchern ist.
Embedden hat leider nicht geklappt.
Die verblüffende Aktualität der Planwirtschaft
Gerade habe ich beim Sehen des The Story of Stuff (verkürzte Kritik, aber nett gemacht) zum wiederholten Male von dem Fakt gehört, dass inzwischen die Mehrzahl der 100 größten ökonomischen Entitäten nicht mehr Länder sind, sondern Konzerne. Mir wird dabei gerade klar, dass das auch bedeutet, dass die Planwirtschaft wieder im Kommen ist, bzw. nie wirklich verschwunden war. Sie wird halt jetzt nicht mehr in territorial begrenzten Ländern sondern in transnationalen Konzernen praktiziert. Tatsächlich wird der Kapitalismus in seiner ganzen expansiven Geschichte immer begleitet von solchen Phänomenen der „firm production“, wie es Christian in Anlehnung an Benkler in seinem Buch bezeichnet. Vom Merkantilismus über die British East India Company, die Kriegswirtschaft im ersten Weltkrieg bis hin zur United Fruit Company und eben den neuen transnationalen Konzernen finden sich immer solche Plan-Teile im angeblich auf der reinen Lehre des Marktes basierenden Kapitalismus. Kein Wunder, ist doch das Marktversagen notwendiger Teil des Marktes.
Für mich kann das nur heissen, dass offensichtlich Plan und Markt zwei Seiten der selben Wert-Medaillie sind und wir erst mit Abschaffung beider und Einführung der Peer-Ökonomie in immer mehr Bereichen weiterkommen zu einer menschlichen Wirtschaftsweise.
Umsonst – ein radikaler Preis
Wie ist eigentlich die Sicht der Vorkämpfer des Marktes auf das alles, was wir hier immer wieder durchkauen? Eine Antwort gibt Chris Anderson, Chefredakteur von Wired in seinem neuen Buch „Free – The past and future of a radikal price“. Auf einer Nokia-Konferenz hielt er einen Vortrag darüber, der auch im Netz steht(45min). Das Buch selbst ist wohl noch garnicht erhältlich, ich konnte es zumindestens nicht finden. Das ist ein sehr erhellendes Werk, weil es zum einen deutlich macht wie radikal die Umwälzungen sind, in denen wir uns mitten drin befinden und weil es zum anderen eines der seltenen Dokumente ist, dass jemand sich Gedanken darüber macht, wie unter den Bedingungen des Überfluss eigentlich Kapitalismus noch funktioniert. Seine Antwort: Jeder (!) Überfluss generiert neue Knappheiten. Jetzt wo Rechenzeit, Speicherplatz und Bandbreite in ihren Kosten gegen Null tendieren, werden diejenigen die Konkurrenz gewinnen, die die neuen Knappheiten zu monetarisieren wissen. Die neuen Knappheiten sind Aufmerksamkeit und Reputation. Da Aufmerksamkeit sich auch auf Reputation zurückführen lässt, ist also Reputation das neue knappe Gut auf das man sich stürzen soll.
Commons? Commonism!
Im sehr lesenswerten Commonsblog gibt es einen interessanten Grundsatzartikel von Silke Helfrich. Gesucht wird dort die Gemeinsamkeit ganz unterschiedlicher Prozesse von Freier Software über Artenvielfalt bis hin zur Klimadebatte im Begriff der Commons oder Allmende. Viele der Konflikte heutzutage lassen sich so verstehen als Konflikte um die institutionelle Ausgestaltung der Commons. Daran ist viel wahres und wir beackern das Thema ja auch oft. Dennoch habe ich wesentliche Kritik an diesem Vorgehen:
Obwohl der historische Begriff der Allmende nicht nur im Untertitel des Blogs prominent vertreten ist, mutet vieles seltsam unhistorisch an. Ist es nicht so, dass die Verwaltung der Commons genau deswegen zum Problem wird, weil wir in einer Gesellschaft leben, in der die Produktion unseres Lebens organisiert ist als die Produktion unabhängiger Eigentümer die sich erst über den Markt vermittelt? Wieso haben Allmenden früher lange funktioniert? Wieso waren sie lange so gut wie verschwunden kommen aber jetzt wieder ins Bewusstsein? Sind diese vielfältigen Probleme zu verstehen ohne diese Produktionsweise zu verstehen? Ich meine nein. Ich würde sogar noch weiter gehen: Wenn man diesen Aspekt aussen vor lässt sitzt man dem ganzen tief sitzenden Missverständnis in der Allmendedebatte auf. Diese wurde angestoßen durch einen biologistischen Artikel zum Thema „Tragik der Allmende“ von Garrett Hardin. Seiner Meinung nach ist es ein unausweichliches Schicksal der Allmende überausgebeutet zu werden, weil jeder einzelne Nutzer für sich immer so viel wie irgend möglich rausschlagen wird. Diese von Hardin biologistisch gesetzte Annahme ist richtig allerdings nur in eben der Gesellschaft, in der nicht die Bedürfnisse ausschlaggebend für die Entnahme sind, sondern in der Bedürfnisse als potentiell unendlich gesetzt und gemacht werden. Hardin hat Recht, aber nur im Kapitalismus. Nur der Kapitalismus ist die Universalisierung der Gier, die den Commons notwendig den Garaus machen muss. Wenn man über Commons redet, aber über den Kapitalismus schweigt, wird also immer eine gute Portion Hardin mitschwingen.
Wenn man nun aber nach einer Produktionsweise sucht, die den Commons angemessen wäre, stößt man schnell auf die Peer-Production. Diese wird üblicherweise beschrieben als auf die immaterielle Sphäre beschränkt. Sehr richtig beschreibt Silke Hefrich dagegen die vielfältigen Verschränkungen des Materiellen mit dem Immateriellen: