Michael Heinrich ist ein Sozialdemokrat!
Das behauptet zumindestens Holger Wendt in einem lesenswerten Text, den ich in den Kommentaren eines Textes von Emanzipation oder Barbarei entdeckt habe. Bei mir hatte sich ja beim Lesen von „Die Wissenschaft vom Wert“ auch schon der Eindruck eingeprägt, es handele sich da mehr um eine gelungene Dekonstruktion der Kritik der politischen Ökonomie als um deren Darstellung – entgegen Heinrichs eigener Intention. Schon seit einiger Zeit findet ja auch im Laboratorium anhand von Stefans Konspekt von Heinrichs Einführungsbuch eine interessante Diskussion statt.
Meine Rückfrage an Wendt wäre ja vor allem ob es nicht gute Gründe geben könnte Traditionsmarxisten wie Lenin gegenüber misstrauisch zu sein. Man muß ja nicht gleich zum Sozialdemokrat werden. Wenn man etwas aus der Uralt-Diskussion zwischen reformerischen Sozialdemokraten und Revolutionären lernen könnte, dann doch vor allem, dass beide Ansätze gescheitert sind. Ich verstehe zumindestens meine Suche nach Keimformen vor allem auch als Versuch diesen unproduktiven Widerspruch in eine produktive Dialektik zu verwandeln.
Interessanter Text, aber einiges, z.B. den “Sozialdemokrat”-Vorwurf, finde ich ziemlich grotesk. Heinrich behauptet ja keineswegs, dass der Staat “neutrales Terrain” wäre, das man für seine Kämpfe nutzen könnte, sondern erklärt den Staat als durch und durch kapitalistisches Konstrukt, das in dieser Form mit dem Kapitalismus entstanden ist und mit dem Ende des Kapitalismus wieder verschwinden dürfte. Was er zurückweist, ist die platte These, dass der Staat einfach das “Instrument der herrschenden Klassen” sei — ihn deshalb gleich zum “Sozialdemokraten” abzuqualifizieren ist schon ein etwas peinlicher Diskussionsstil.
Dagegen fand ich die Ausführungen zum Wert (s. 5f) gelungener. Ich glaube zwar nicht, dass Heinrich sich tatsächlich von der “Arbeitswerttheorie verabschieden” will (und er selbst dementiert das auch). Aber dass seine Ausführungen sich zumindest sehr leicht so interpretieren lassen ist schon ein berechtigter Vorwurf.
An den grundsätzlichen Vorwurf, dass es problematisch ist, sich das von Marx zu nehmen, was einem passt, und den Rest als “inkonsequent” oder “mangelhaft” zurückzuweisen, ist schon auch was dran. Aber andererseits ist das natürlich der Kern jeder wissenschaftlichen Entwicklung: Theorien zu nehmen, die einem fruchtbar erscheinen (so es welche gibt), und sie zu verbessern/weiterzuentwickeln. Und genau in dem Sinne finde ich Heinrich relevant: weniger als “das hätte Marx gesagt, wenn er konsequent gewesen wäre” (was tatsächlich eine sonderbare Argumentation ist), sondern als “so könnte eine auf Marx aufbauende Analyse des Kapitalismus aussehen, die dem Stand der Forschung entspricht”. (Mal abgesehen von dem im Laboratorium diskutierten Punkt, wie der Wert nun aufzufassen ist — in diesen Punkt bin ich mir auch nicht sicher, was Heinrichs Position nun eigentlich genau ist und was ich davon halte.)
Zur Frage, wofür eine solche Analyse, die ja selbst erstmal noch keinen Ausweg aus dem Kapitalismus aufzeigt, denn überhaupt gut sein soll, würde ich sagen, dass es ganz entscheidend ist, das, was man überwinden will, zu verstehen, um nicht beim Versuch des Überwindens wieder in dieselben Fallen zu laufen (wie es z.B. Dmytri Kleiner passiert). Mein Peerconomy-Modell ist so ein Versuch, nicht nur Oberflächenphänomene, sondern die Logik des Kapitalismus selbst zu überwinden. Ohne Heinrich (bzw. ohne Marx, aber Heinrich war für mein Verständnis der Marx’schen Analyse schon extrem hilfreich) hätte ich dieses Modell nicht entwickeln können.
Der Vorwurf von Wendt an Heinrich lautet ja, dass Heinrich gar keine Vorstellung von Entwicklung habe (Marx aber schon). Ich glaube auch nicht, dass es eine Theorie des sozusagen „reinen“ Kapitalismus geben kann. Es ist absolut entscheidend für ein Verständnis des Kapitalismus wie er entstanden ist und wohin er sich entwickeln kann (und wohin nicht). Man muss sicherlich nicht seinen Schwerpunkt auf die Frage der Keimformen legen, so wie wir das hier machen und kann trotzdem sinnvolle Erkenntnisse entwickeln, aber eine Theorie die diese Frage komplett ignoriert kann nicht stimmen, zumindestens dann nicht, wenn der Kapitalismus nicht schon das Ende der Geschichte ist (und davon gehen wir ja alle hier aus). Ein Verständnis des Kapitalismus kann nicht vollständig sein, wenn es nicht auch seine Abschaffung denken kann. Die Folge ist dann allerdings ein rein Kapitalismus-immanentes Denken (gerne auch in Negation genommen) und das hat zumindestens viel gemeinsam mit Sozialdemokratie.
ergänzung zum letzten Kommentar: Insofern würde ich Stefans Behauptung hier letztens, man muss Hegel kennen um Keimformtheorie machen zu können dahingehend erweitern, dass man irgendeine Entwicklungstheorie braucht – ohne dass das zwingend die von Hegel sein muss.
irgendwas in mir sträubt sich, marx so ein beschränkt vulgärmaterialistisches entwicklungsmodell zu unterstellen wie wendt (hat der eigentlich ein auch nur annäherndes verständnis von moderner evolutionstheorie?).
möglich, dass heinrich schumpeterianer ist, aber das bin ich so gesehen auch, von daher kann ich die lächerliche k-gruppen-kritik (ich denke nicht selber, ich folge dogmen) nicht nachvollziehen.
sorry, aber dieses alberne bashing von sog. postmodernen theorieansätzen kann ich nicht nachvollziehen – und heinrichs wertbegriff ist wenigstens plausibel und seit etablierung der landwirtschaft gültig (und nein, das kapitalistische verwertungsprinzip gilt nicht erst seit 150 jahren, möge auch die konkrete ausgestaltung variiert worden und effizienter geworden sein)
Dass sich ein Traditionsmarxist aufregt, mit negativem Impetus so genannt zu werden, ist nachvollziehbar. Heinrich behauptet allerdings gar nicht, dass es „den“ Traditionsmarxismus gegeben habe und das ist auch nicht seine „zentrale Kategorie“ wie Wendt meint. Auch ist es nicht richtig, Heinrich zu unterstellen, er lege seine „philosophischen Grundlagen des Denkens“ nicht offen und gebe sich als „ideologielos“ aus. Das ist nicht so. Heinrich legt die Grundlagen schon offen (weniger in der „Einführung…“) und begründet auch nachvollziehbar, warum er einen Traditionsmarxismus so nennt. Für eine bestimmte Theorielinie einen beschreibenden Terminus zu verwenden, ist völlig legitim. Das tut Wendt nämlich auch, wenn er die Kritische Theorie am Wirken sieht. Ideologie mit Weltanschauung oder mit die philosophischen-Grundlagen-offenlegen gleichzusetzen, ist jedoch einfach Unfug.
Der Wendt-Text ist dort unfruchtbar, wo er auch bloß behauptet und nicht argumentiert. Schlicht dem theoretischen Widersacher zu unterstellen, er verabschiede sich von Marx, ist dürftig und grenzt an Selbstimmunisierung. Mich hätte mehr interessiert, wie Wendt seine Behauptungen noch intensiver begründet. So bleibt es (vielleicht auch wg. der Begrenztheit des Textes) oft bei Anrissen.
Wo mir scheint, dass Wendt wirklich Finger in Wunden legt, sind diese Themen:
Es ist interessant, worüber ein Traditionsmarxist nicht schreibt. Das ist natürlich genau das, worin sich die „Neuen-MarxlektürlerInnen“ voll bestätigt sehen: Der Fetischismus. So fällt die Zurückweisung der zentralen Kritik der „neuen Marxlektüre“, dass der Traditionsmarxismus dazu tendiert, die „politische Ökonomie“ positiv zu lesen, dürftig aus, ja eigentlich gibt Wendt der Kritik neue Nahrung: „Kritik vom Standpunkt der politischen Ökonomie“ ist doch genau jene kritisierte bloß immanente Kritik; „Zentralisation des Kapitals“ als Sprengmeister des Kapitalismus ist das, was Lenin dann zum Schluss brachte, dass das zentralisierte Kapital dann nurmehr per Machteroberung in Arbeiterhände übernommen werden brauche — das hat sich doch nun wirklich als überholt herausgestellt, oder?
Also: Wendt benennt wunde Punkte, und Michael Heinrich täte gut daran, das ernst zu nehmen, er braucht sich ja nun wirklich nicht zu verstecken. Aber der Traditionsmarxismus ist nunmal theoretisch in einer Sackgasse, von dort aus gibt’s vielleicht noch gute Kritiken, aber nichts brauchbares die Verhältnisse Transzendierendes. Keimformdenken ist auch dort Fehlanzeige.
@Stefan: Hurra, wir sind mal einer Meinung 🙂
Wendt praktiziert genau das, was er Heinrich (zu Unrecht) vorwirft: Er arbeitet mit Unterstellungen (z.B. „Liberalismus“ in der Staatstheorie), ohne Belege zu nennen. Für Wendt ist es allerdings offenbar die größte Sünde, bei Marx richtige und falsche Positionen zu unterscheiden. Entweder alles oder nichts. Aber das sieht nur so aus, denn schließlich ist es die Partei(ung) gewesen, die dieser Wendt noch heute vertritt, die beanspruchte Marx‘ Kritik schlechthin zu repräsentieren und dabei die wichtigsten Einsichten von Marx nicht wahrgenommen hat. Man kann Heinrich ja Vieles vorwerfen, aber nicht, dass er Marx‘ Ökonomiekritik „dekonstruieren“ wolle, wenn das heißt, beliebige Zugriffe darauf zu tätigen. Er arbeitet vielmehr die systematische Logik der Ökonomiekritik bei Marx erst heraus und kann von daher zeigen, dass es Widersprüche und auch Rückfälle in längst überwunden Geglaubtes bei Marx selbst gibt. Aber ist das verwunderlich? Schließlich war Marx kein Übermensch. Und: Auch wenn Heinrich selbst teilweise kritikwürdige Thesen vertritt: Kann man denn so einen inquisitorischen Text wie den von diesem Wendt, der Heinrich mal so eben ‚Liberalismus und Fortschrittsfeindlichkeit‘ vorwirft, ernst nehmen? Ich dachte eigentlich, diese Säuberungshaltung unter Linken wäre obsolet
Und noch eine Frage an Stefan Mz: Warum kann Heinrich Kommunismus nicht denken und was verstehst Du unter Dialektik, wenn das dabei eine Rolle spielen soll?
@ benni: Die vermeintlich „interessante“ These Wendts, Heinrich habe keine „Entwicklungstheorie“, bzw. könne keine Aussagen über die Entstehung des Kapitals machen, beruht auf einem vollkommenen Missverständnis der logisch-begrifflichen Darstellungsweise von Marx. Man lese diesen Autor (ich meine Marx) einfach mal, statt ihn sich durch DKP-Autoren versauen zu lassen. Da liest man in den „Grundrissen“ was von der radikalen Differenz zwischen „Werden“ und „Dasein“ des Kapitals und dass es nicht nötig sei, das Werden zu kennen, um sein Dasein (seine Reproduktionslogik) zu verstehen. Ja sogar umgekehrt, man müsse erst wissen, was Kapital überhaupt sei, um seine historische Entstehung zu begreifen. Oh mann, LEST dochmal, was bei Marx oder Heinrich steht, bevor Ihr Euch an so einem drittklassigen Dilettanten wie Wendt abarbeitet, um Heinrich zu bashen. Und Hegel, wenn man diesen Dunkelmann schon erwähnen will (was meisten gar nichts zur Sache tut, außer dass man sich als besonders gelehrt darstellen kann), der hat das für den interessierenden Gegenstand ebenfalls klar gesehen: Rechtsphilosophie §3 und 32
@Karel#8:
Bei Heinrich ist der Kommunismus das abstrakt ganz andere, die willkürliche und bloß willentliche Abstoßung, aber nicht die Aufhebung des Kapitalismus (im dreifachen Sinne: Abschaffung, Bewahrung, Anhebung). Deswegen kann er immer nur solche Sätze formulieren: »… gibt es genug Gründe, den Kapitalismus abzuschaffen und zumindest zu versuchen, ihn durch einen ‚Verein freier Menschen‘ zu ersetzen« (Heinrichs Einführungsbuch, S. 230). Unter Dialektik verstehe ich, genau jene Aufhebung denken zu können — sehr kurz gesagt.
@Karel
Vielleich hat der „drittklassige Dilettant“ seinen Marx genauer gelesen als Du. In Marx Nachwort zur 2. Auflage (MEW 23/27) zitiert Marx einen seiner Rezensenten mit den Worten „Der wissenschaftliche Wert solcher Forschung liegt in der Aufklärung der besonderen Gesetze, welche Entstehung, Existenz, Entwicklung, Tod eines gegebenen gesellschaftlichen Organismus und seinen Ersatz durch einen anderen, höheren regeln. Und diesen Wert hat in der Tat das Buch von Marx.“ Marx kommentiert diese Aussage mit den Worten: „Indem der Herr Verfasser das, was er meine dialektische Methode nennt, so treffend, und, soweit meine persönliche Anwendung derselben in Betracht kommt, so wohlwollend schildert, was anders hat er geschildert als meine dialektische Methode?“
In dieselbe Richtung weisende Zitate lassen sich im Kapital (und übrigens auch in den Grundrissen) diverse finden. Etwa das komplette Kapitel 24.7.
Ob die von Reichelt und Backhaus in die Welt gesetzte These von der „logischen Methode“ bei Marx noch zu verteidigen ist, ist hochgradig umstritten – Backhaus selbst rudert mittlerweile schwer zurück. Andere Theoretiker, etwa Wolfgang Fritz Haug, widersprechen dieser Auffassung scharf. Du bringst keine Argumente, sondern qualifizierst einen Vertreter einer anderen Sichtweise, die sich sehr wohl auf reihenweise Zitate auch und gerade aus dem Marxschen Spätwerk stützen kann, als Idioten ab. Arm.
Hi Fritz
Inwiefern bzw. wo „rudert Backhaus schwer zurück“, was die Interpretation der Marxschen Methode der Entwicklung der Kategorien in der Kritik der PO als eine logische angeht?
LG, Andreas
@ Andreas
Da ich keine aktuelleren Schriften von Backhaus im Regal habe, kann ich leider nur seine „Dialektik der Wertform“ (ca ira 1997) zitieren, in der dieser Punkt breit abgehandelt wird:
„Eine schriftliche Fixierung dieser schon 1973 entwickelten und seitdem mehrfach vorgetragenen ‚logischen’ Interpretation der ‚Werttheorie’ als Kritik prämonetärer Werttheorien musste zunächst aus ganz äußerlichen Gründen unterbleiben. Als der Verfasser schließlich ihre schriftliche Ausarbeitung begann und aus diesem Anlaß die einschlägigen Texte von Marx und Engels noch einmal durchblätterte, wurde er nun aber auf einige Passagen aufmerksam, die sich weder der von ihm vertretenen ‚logischen’, freilich ebenso wenig einer historizistischen, ,logisch-historischen’, Interpretation einfügen ließen. Damit rückte plötzlich eben jene Problematik von ‚logischem’ und ‚historischem’ in den Vordergrund, von der der Verfasser eben noch geglaubt hatte, dass sie längst ihre ‚non-historizistische’, ‚logische’ Lösung gefunden habe.“ (S.131f.)
„Im Lichte der bis dahin ignorierten Textstellen erwies sich nun diese ,logisch’ konzipierte Interpretation als eine unvertretbare Vereinfachung der aus sachlichen und durchaus nicht aus bloß didaktischen Gründen unzulänglich gelösten Problematik der ‚Darstellung’. Der kritische und geldtheoretische Gehalt bildet eben nur die eine Komponente der Marxschen Werttheorie, so dass die problematische Eigentümlichkeit dieser Werttheorie erst dann erfasst wird, wenn man zugleich die entgegengesetzte Komponente im Auge behält, ihre ‚logisch-historische’ Intention. Erst die Erkenntnis gewisser Zweideutigkeiten vermittelt ein adäquates Bild der Marxschen Werttheorie.“ (S. 133f.)
„Daß mit der in Mode gekommenen ‚logischen’ Interpretation jedoch ein Bruch mit einer mehr als siebzigjährigen Wirkungsgeschichte und Lehrtradition der Arbeiterbewegung vollzogen worden ist und damit in gewisser Weise einige Argumente der älteren Marx-Kritik bestätigt worden sind, wird heute kaum noch wahrgenommen. Die Anhänger der ‚logischen’ Interpretation können sich allen Ernstes einbilden, sie hätten lediglich Marx und nichts als Marx gelesen und das Kapital bloß intensiver studiert und daher besser verstanden als die Angehörigen der vergangenen Generationen. Hundert Jahre lang wurde das Kapital falsch gelesen, es sei nun die Zeit gekommen, das Kapital sukzessive besser und endlich einmal richtig verstehen zu können. Hier ist denn auch der Punkt, wo die neue Orthodoxie in einen neuen, diesmal freilich bloß noch kuriosen Dogmatismus umgeschlagen ist.“ (S.162)
Natürlich hat sich Backhaus deswegen nicht zum Anhänger der ‚logisch-historischen’ Methode bekehrt. Aber der Fokus der Diskussion hat sich deutlich verschoben. Es geht nicht mehr einfach darum, dass die „Historizisten“ Marx „vollkommen missverstanden“, „nicht gelesen“ hätten, sondern darum, dass das Marxsche Werk selbst von fundamentalen inneren Widersprüchen durchzogen sei. Etwas zugespitzt formuliert: Kritik an Marx statt nur Kritik am Marxismus.
@Fritz
M.E. liegen die »fundamentalen inneren Widersprüchen« im Werk von Marx erkenntnistheoretisch schon bei Hegel begraben, den der Marx ja immer nur in seinem Werk »versteckt« hat. Dort finde ich (mit meinen rudimentären Kenntnissen) das Verhältnis von Logischem und Historischem nämlich genauso unklar. Vielleicht hab ich es aber einfach nur noch nicht kapiert. Mir scheint es auf der Hand zu liegen, dass es dieses Verhältnis realiter gibt, weswegen es also auch — unabhängig von Marx — bestimmbar sein muss. Nur von so einer grundsätzlichen Klärung des erkenntnistheoretischen Verhältnisses von Logischem und Historischem aus scheint mir überhaupt erst eine Einschätzung in dieser Hinsicht auch bei Marx überhaupt erst möglich. Was der Backhaus in den von dir angeführten Zitaten feststellt, spiegelt m.E. eine historische (!) Veränderung des Erkenntnis_interesses_ wider.
@ Stefan
Hegel mal beiseite – in der Sache stimme ich mit Dir überein. Wichtiger als die philologische Streitfrage, was Marx nun wirklich sagte, ist es, diese Gesellschaft zu verstehen. Wer den Kapitalismus als historischen Prozess begreifen will, der kommt um die Frage der Vermittlung von Begriff und Geschichte gar nicht herum. Wer ihn hingegen als sich stets mehr oder minder identisch selbstreproduzierende Struktur betrachten möchte (also letztlich statisch), dem mag der reine Begriff genügen.
Ich möchte Marx allerdings nicht vorschnell aufgeben. Ich meine, in seinen Schriften findet sich ein großer Fundus an Gedanken , die bei der Beantwortung der ersten Frage helfen können.