… das muss man denen wirklich mal verklickern (via):
Autor: Benni Bärmann
Die doppelte Radikalität von Keimformen
Für mich liegt es auf der Hand: Der patriarchale Kapitalismus ist ein großer Scheiß und wir sollten ihn lieber heute als morgen loswerden. Um ihn loszuwerden braucht es Keimformen, die — obwohl systemtransformierend — selber auch im Kapitalismus funktional sind, also in der Lage sind ihn auszukooperieren. Wegen dieser simplen Einsicht bin ich hier — ganz unabhängig von Detailstreits.
Komischerweise ist das scheinbar alles andere als einleuchtend für fast alle anderen Menschen. Ich mach mir immer mal wieder Gedanken darum, wieso das so ist. Ein Grund liegt sicherlich darin, dass die Lebenssituation der meisten Menschen nicht danach ist, weil sie entweder zu sehr vom System profitieren oder zu sehr von ihm mißbraucht werden. Darüber schrieb ich schon mal.
Keimform.de wird professionalisiert
Wir haben seit einiger Zeit immer mehr Zugriffe auf diese Seite. Das freut uns natürlich einerseits aber andererseits bedeutet das auch mehr Arbeit. Die technische Betreuung wird aufwendiger und es tut sich einfach auch immer mehr in unserem Bereich, so daß wir selber oft garnicht mehr hinterher kommen.
Wir sind alle ziemlich eingebunden in familiären oder Arbeitskontexten, so dass wir das Blog schließen müssten, wenn es uns nicht gelingt zusätzliche Hilfe zu beschaffen. Appelle an weitere Mitschreiber sind in der Vergangenheit meistens ungehört verhallt. Deswegen haben wir beschlossen unsere Tätigkeit hier auf eine professionelle Basis zu stellen. Zu diesem Zweck werden wir in den nächsten Tagen eine Stelle für einen Online-Redakteur ausschreiben. Bewerbungen werden schon jetzt entgegen genommen. Natürlich können wir kein besonders hohes Gehalt bieten, aber wir hoffen durch Spenden soviel einnehmen zu können, dass man halbwegs davon vegitieren kann, wenn man vielleicht noch nebenher Taxi fährt oder so. Werbung oder gesponsorte Artikel bzw. Links sind bisher nicht geplant, aber für die Zukunft auch nicht ausgeschlossen. Also, wenn das was für euch wäre, meldet euch. Zum Anforderungsprofil gehört neben excellenten Schreiberqualitäten, Bescheidwissen über Keimformen aller Art und auch technisches Know-How, idealerweise mit Erfahrungen im Fundraising.
Natürlich werden wir auch weiterhin unabhängig darüber berichten was sich so tut im Markt der Möglichkeiten einer besseren Welt.
Wr hoffen, dass ihr uns auf diesem neuen Weg unterstützt. Natürlich ist uns diese Entscheidung nicht leicht gefallen, aber auch wir leben eben noch nicht im Neuen sondern meistens im ziemlich Alten.
Nieder mit IT!
Nach mehreren Tagen Quälerei mit Lizenz-Keys und Boot-Frechheiten, spricht mir das hier mal so richtig aus der Seele:
Thesen zum Informationskapitalismus (2)
„Wer den Kapitalismus nicht überwinden will hat ihn nicht verstanden.“ (Franz Schäfer)
Vor einiger Zeit habe ich ja hier mal meine Thesen zum Informationskapitalismus vorgestellt. Die Diskussion auf Open Theory verlief sehr rege, aber meiner Wahrnehmung nach zum großen Teil am Thema vorbei. Das liegt wohl vor allem daran, dass mir selbst garnicht so genau klar war, was eigentlich das Thema ist. Das will ich jetzt in diesem zweiten Teil der Thesen mal versuchen darzustellen. Diesmal zur Abwechslung mal nicht auf Open Theory sondern hier.
WoW als Testplattform für die Peer-Economy
Ich bin ja gerade mal wieder etwas in World of Warcraft abgetaucht und verfolge die Diskussion hier deshalb zur Zeit etwas passiv. Aber einen Vorschlag von dort hätte ich hier einzubringen:
World of Warcraft bietet ja einen spielinternen Marktplatz, die sogenannten Auktionshäuser. Dort können Spieler Gegenstände, die sie im Spiel finden oder selber herstellen, an andere Spieler verkaufen oder versteigern. Meine Idee wäre es jetzt eine Alternative zu diesen Auktionshäusern zu bieten, die auf den Prinzipien der Peer-Economy basiert. Man könnte in dieser vielleicht etwas schräg anmutenden Spiel-Ökonomie einiges ausprobieren ohne schon wirklich etwas kaputt machen zu können. Man kann das Benutzerinterface des Spiels programmieren, so dass man ein eigenes Programm („Addon“ im WoW-Jargon) dort einbinden könnte.
Howard Rheingold über Keimformen
Howard Rheingold, der alte High-Tech-Hippie, spricht bei TED über Spieltheorie, die Tragik der Allmende, neue Formen der Kooperation und wie daraus eine neue Ökonomie mit neuem Wohlstand jenseits von Markt und Staat entstehen kann. Ein sehr prägnanter, kurzer Vortrag, der viel auf den Punkt bringt auch wenn er mit komischen Biologismen durchsetzt ist:
Peer-Economy: Offene Fragen
Jetzt liegt ja Christians Vorschlag zur Peer-Economy schon eine ganze Weile vor. Ich schätze diesen Ansatz, weil er zumindestens in der Theorie den häufig gehörten Einwand gegen Keimformen, dass diese spätestens an der Grenze zur materiellen Ökonomie verlieren müssten, entkräftet. Darin hat er für mich eine ähnliche Rolle wie die Freie Software, die für mich vor allem ein Argument ist, dass globale Produktion in selbstorganisierter freier Kooperation auf hohem technischen Niveau möglich ist. Nun ist es leider so, dass praktische Argumente wesentlich besser funktionieren als theoretische. „Guckst Du hier“ überzeugt halt einfach mehr als „liest Du hier“.
Ich habe ja schon relativ früh meine Kritik, oder besser meinen Erweiterungsvorschlag zu seinem Konzept dargelegt. Meiner Meinung nach kann es keine dauerhaft funktionierende Peer-Economy geben ohne Grundauskommen. Dazu stehe ich auch weiterhin, auch wenn Christian dazu mal sagte, dass Grundauskommen sei eben genau das Ziel der Peer-Economy und könne deswegen nicht schon als Vorraussetzung gesetzt werden. Scheinbar beißt sich da eine Katze in den Schwanz.
Was soll schlecht sein am Matriarchat?
Diese Frage stellt Hannelore Vonier in ihrem interessanten Blog „Rette-sich-wer-kann“ (The blog formerly known as Matriarchatsblog). Ich hatte damals mit einem spontanen Ausruf reagiert:
„Fortschritt! Aufklärung! Wissenschaft! Technik!“
Das war nicht so wirklich nachvollziehbar. Deshalb jetzt hier die Langversion:
1968: Massenintelligenz, 2008: Intelligenz der Masse
In der Jungle-World gibt es zur Zeit eine interessante Disko-Reihe zum Thema „68“ anlässlich des 40jährigen Jubiläums dieses Jahres. Der aktuelle Beitrag stammt von Georg Fülberth, der in Anlehnung an wiki(Eric Hobsbawm) 1968 als Erwachen einer neuen sozialen Klasse, nämlich der Massenintelligenz beschreibt:
„Die Revolte von 1968 war das Betriebsgeräusch, das dadurch entstand, dass die neue Massenschicht sich auf ihren Platz im politischen und gesellschaftlichen System drängelte.“